Carl Friedrich Ferdinand Böhme Tagebuch 2te Periode (I): vom 21.06.1812 bis mit 09.11.1812
()
About this ebook
Related to Carl Friedrich Ferdinand Böhme Tagebuch 2te Periode (I)
Titles in the series (53)
Das sächsische Artilleriekorps: Das Feldartilleriekorps und das Artilleriefuhrwesen 1806 - 1809 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie königlich sächsische Intendanz (I): Das Feld-Lazarett-Wesen 1810 - 1813 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Berichte der sächsischen Truppen aus dem Feldzug 1806 (III): Brigade Dyherrn Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Berichte der sächsischen Truppen aus dem Feldzug 1806 (IV): Brigade Cerrini Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Berichte der sächsischen Truppen aus dem Feldzug 1806 (II): Brigade Burgsdorff Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie königlich sächsische Kavallerie (I): Die Standarten 1807/11 - 1815 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie kurfürstlich und königlich sächsische Infanterie (I): Die Linien-Regimenter und die Grenadier-Bataillone 1805 - 1810 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAugust Friedrich Wilhelm von Leysser: Die Erinnerungen des Kommandeurs der Garde du Corps 1812 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFriedrich Gottlieb Probsthayn: Das Tagebuch vom 14.05.1813 bis 29.09.1814 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas sächsische Artillerie-Korps: Die Geschichte der reitenden Artillerie 1802 - 1809 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKatechismus für Soldaten: Anleitung zu Unterhaltungsstunden Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas sächsische Artilleriekorps: Die Regimentsartillerie 1806 - 1815 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsReglement: für die Lanziers des Regiments Prinz Clemens chevaux-legers Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTagebücher aus dem Feldzug 1809 (I): Infanterie-Brigade von Lecoq Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsFriedrich Vollborn - Erlebtes (I+II): vom 16.04.1808 bis mit 27.03.1813 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie sächsischen Chevauxlegers-Regimenter (I): Schriftstücke zum Feldzug von 1812 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Tagebücher von: Johann Carl von Dallwitz (1812 – 1815) und Adolf George von Göphardt (1813) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZur Geschichte der Sächsischen Leib-Grenadier-Garde (I): 14.08.1813 - 14.11.1813 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSammlung von Instruktionen der königlich sächsischen Armee: 1810 - 1815 (Teil IV) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsCarl Friedrich Ferdinand Böhme Tagebuch 2te Periode (I): vom 21.06.1812 bis mit 09.11.1812 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsCarl Friedrich Ferdinand Böhme Tagebuch 2te Periode (II): vom 10.11.1812 bis mit 11.05.1813 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsZur Geschichte der Sächsischen Leib-Grenadier-Garde (II): 14.11.1813 - 21.08.1815 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsInstruktion und Arzneiverzeichnis: für die Kompanie-Feldschere Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie kurfürstlich und königlich sächsische Kavallerie (I): Das Husaren-Regiment 1805 - 1809 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTagebücher aus dem Feldzug 1809 (IV): Generalmajor von Zeschau 15.04. bis mit 25.10.1809 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSammlung von Instruktionen der königlich sächsischen Armee: 1810 - 1815 (Teil V) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Berichte der sächsischen Truppen aus dem Feldzug 1806 (VI): Ergänzungen zu den Heften I, II und IV Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie königlich sächsische Kavallerie (II): Die Chevauxlegers-Regimenter 1810 - 1815 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsTagebücher aus dem Feldzug 1809 (III): Avantgarden-Brigade von Gutschmidt und Carl August Schneider Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Related ebooks
Maximilian von Schreibershofen: Erinnerungen 1805 - 1815 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAusflug an den Niederrhein und nach Belgien im Jahr 1828 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLeipzig - wie ich es sah Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsPan Tadeusz Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMenschen und Städte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSeufzer aus Österreich und seinen Provinzen Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Familie des Wurdalaken: Eine alte Vampirgeschichte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsVon Lüneburg bis Langensalza im Krieg 1866: Erinnerungen eines hannoverschen Infanteristen - Ein Augenzeugenbericht - Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsMein Kampf Rating: 3 out of 5 stars3/5Förster Flecks Kriegsfahrt und Gefangenschaft in Rußland 1812-1814 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Teufel - Erster Band Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKeraban der Starrkopf: Abenteuerroman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsReisebriefe vom Kriegsschauplatz Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSebastopol (Historischer Roman): Politischer Roman aus dem 19 Jahrhundert Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSeufzer aus Österreich und seinen Provinzen: Politische Kritik am Metternich-Regime Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Teufel Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKeraban der Starrkopf Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsEin Werdender - Erster Band Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Werke von Lew Tolstoi (Illustrierte) Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKampagne in Frankreich Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsKönig Knoblauch: Ein Leben im elften Jahrhundert Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsRauch: Roman Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLichtenstein - Die Sage Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Rose von Disentis Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsYussuf Khans Heirat Rating: 0 out of 5 stars0 ratings1812 - Mit Napoleon in Rußland: Kriegserinnerungen des württembergischen Militärarztes Heinrich von Roos Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Wars & Military For You
1914 - 2014 - Die unheimliche Aktualität des Ersten Weltkriegs: Ein SPIEGEL E-Book Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsJeder stirbt für sich allein Rating: 4 out of 5 stars4/5Zwei Millionen ham'ma erledigt: Odilo Globocnik - Hitlers Manager des Todes Rating: 4 out of 5 stars4/5Der 2. Weltkrieg - Wendepunkt der deutschen Geschichte: Ein SPIEGEL E-Book Rating: 0 out of 5 stars0 ratings1000 Tage im KZ: Ein Erlebnisbericht aus den Konzentrationslagern Dachau, Mauthausen und Gusen Rating: 4 out of 5 stars4/5Der Henker: Leben und Taten des SS-Hauptsturmführers Amon Leopold Göth Rating: 3 out of 5 stars3/5November 1918 – Der verpasste Frühling des 20. Jahrhunderts Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Mutter: Roman. nexx classics – WELTLITERATUR NEU INSPIRIERT Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Überfall - Hitlers Krieg gegen die Sowjetunion: Ein SPIEGEL E-Book Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsIns warme Licht der Freiheit: Eine junge Frau in den Wirren des Kriegsendes Rating: 4 out of 5 stars4/5Hitlers Inselwahn. Die britischen Kanalinseln unter deutscher Besetzung 1940-1945 Rating: 0 out of 5 stars0 ratings99 Fragen zur österreichischen Geschichte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsAlptraum: Kriegserinnerungen - Aufzeichnungen eines einfachen Soldaten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDas erste Opfer des Krieges ist die Wahrheit: Wie die USA den Zweiten Weltkrieg planten Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDAS FEUER: Tagebuch einer Korporalschaft Rating: 4 out of 5 stars4/5Der Zweite Weltkrieg: 100 Bilder - 100 Fakten: Wissen auf einen Blick Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Peloponnesische Krieg (Buch 1-8): Der größte Kampf um die Hegemonie im antiken Griechenland Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsUnterirdisches Österreich: Vergessene Stollen - Geheime Projekte Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsNeue Panzer für die Ostfront Bildband Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDer Erste Weltkrieg: Debatten und Materialien. Die besten Beiträge aus F.A.Z. und Sonntagszeitung Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie deutsche Beteiligung am Dritten Kreuzzug - Ein Einblick: Eine Proseminar-Hausarbeit Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsSozialreform oder Revolution?: Die Krise, Die Sozialreform, Zollpolitik und Militarismus, Die Gewerkschaften, Das Lohngesetz… Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsLetzte Begegnungen unter dem Galgen: Ein amerikanischer Militärseelsorger erlebt die Nürnberger Prozesse Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsInside KSK: Ein Ex-Kommandosoldat über das verborgene Innenleben der Eliteeinheit und ihre Skandale Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsGefangen im russischen Winter: Unternehmen Barbarossa in Dokumenten und Zeitzeugenberichten 1941/42 Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsDie Schwaben: Ein neuer Blick auf die Frühgeschichte unseres Kontintents Rating: 0 out of 5 stars0 ratingsWallenstein (Trilogie): Wallenstein - Der Oberbefehlshaber der kaiserlichen Armee (Dramen-Trilogie) Rating: 0 out of 5 stars0 ratings
Reviews for Carl Friedrich Ferdinand Böhme Tagebuch 2te Periode (I)
0 ratings0 reviews
Book preview
Carl Friedrich Ferdinand Böhme Tagebuch 2te Periode (I) - Books on Demand
Beiträge zur sächsischen Militärgeschichte zwischen 1793 und 1815
Heft 45
Abb. 01 – Deckblatt
Vorwort
Der Originaltitel der Aufzeichnungen lautet:
Die Beschreibung meiner Tage seit den unruhigen und traurigen Zeiten vom Jahr 1811 bis 1818 – Zweide Periode gehalten von Carl Friedrich Ferdinand Böhme.
Böhme (15.07.1782 – 18.04.1827) wurde zu Annaberg als Sohn eines pensionierten Hauptmanns geboren. Mit 14 trat er als Gemeiner in das Regiment Prinz Maximilian ein, in welchem auch sein Vater 42 Jahre gedient hatte. Als Fähndrich (Patent vom 19.08.1805) wohnte er 1806 den Gefechten bei Saalfeld und Jena bei. Als Sous-Leutnant (Patent vom 06.04.1808) machte er 1809 den Feldzug gegen Österreich mit und wurde in der Schlacht bei Wagram durch beide Beine geschossen. Bereits von den französischen Wundärzten aufgegeben, rettete ihn ein sächsischer Arzt. Für Wagram erhielt er den Militär St.-Heinrichs-Orden (beliehen am 04.08.1809). Mit dem Grenadier-Bataillon Spiegel zog er 1812 in den russischen Feldzug¹.
Am 06.06.1813 zum Premier-Leutnant befördert, geriet er am 28.08.1813 bei Luckau in preußische Gefangenschaft. Böhme kehrte nach der Leipziger Schlacht nach Sachsen zurück und diente im 2ten Linien-Regiment / 2te Kompanie. Mit seiner Einheit stand er bis 1818 bei der Okkupations-Armee. Im Jahre 1821 erhielt die nachgesuchte Entlassung mit Hauptmanns-Charakter.
Böhme hat seine Erinnerungen in 9 Oktavbänden (incl. eines Bandes mit Aktenstücken, Tagesbefehlen, Zeitungsausschnitten zu den Vorfällen von 1815) für die Jahre 1811 – 1818 festgehalten.
Der im nachfolgenden wiedergegebene Band seines Tagebuches aus dem Feldzug von 1812 befindet sich heute in Privatbesitz. Wo sich die anderen Bände befinden, ist nicht bekannt. Darüber hinaus muss er noch ein Tagebuch zum Feldzug von 1809 geführt haben, dessen Verbleib aber bereits 1827 nicht bekannt war.
Der Text selbst ist so originalgetreu wie möglich wiedergegeben, jedoch der heutigen Rechtschreibung angepasst. Verwendete Namen, Begriffe und Ortsbezeichnungen werden, insofern zweifelsfrei identifizierbar, zum besseren Verständnis in der exakten Begrifflichkeit wiedergeben. Sonst wurde die Schreibweise des Tagebuches beibehalten.
Bedanken möchte ich mich unbekannterweise beim heutigen Besitzer des Werkes, der die Veröffentlichung erst ermöglicht hat.
Natürlich möchte ich mich auch bei Ihnen, verehrter Leser, dafür bedanken, dass Sie sich zum Kauf dieses Buches entschlossen haben. Insofern Sie Anregungen und Kritiken haben oder mir einfach nur mitteilen wollen, ob Ihnen das Buch gefallen hat, so können Sie mich via email unter sachsen-titze@t-online.de erreichen.
Ihr
Jörg Titze
¹ Für nähere Informationen zum sächsischen Korps im russischen Feldzug möchte ich auf mein Werk „1812 – Die Sachsen in Russland" (No. 19 dieser Serie) verweisen.
Die
Beschreibung meiner Tage
seit
den unruhigen und traurigen
Zeiten vom Jahr
1811 bis 1818
Zweite
Periode
gehalten
von
Carl Friedrich Ferdinand Böhme
Legende zur Abbildung auf den Seiten → und →
Schlacht bei Podowna am 12ten August 1812
Anm. des Hrsg.: Die Stellung EE befindet sich im Längsknick der Karte und ist daher nur andeutungsweise rechts neben dem Weg nach Kobryn zu sehen.
Podawna = Podobna
Auf! Auf!
Der Sturm bricht los!
Die Kriegs-Fackel leuchtet!
Der Kampf muss nun beginnen;
Lasset uns siegen,
Gehet zu sterben,
Nur dieses sei unser Ziel.
1 Bemerkung
Endlich sollten wir nun dem entgegen gehen, was uns schon seit Jahresfrist vor Augen gestanden, und weswegen in dieser Zeit auch schon so manche Veranstaltung mit so mancher Geld-Aufwand geleistet worden war.
Die Armee war vollzählig, gut verpflegt, an Märsche schon gewöhnt, und kurz in so einem herrlichen und vortrefflichen Zustand, als man solche gewiss selten so finden wird; - wahrscheinlich werden sie länger nun nicht mehr so bleiben; - dies war jetzt das Wort eines Jeden, und leider musste das Ende dieser Periode solches schon be- 2 stätigen; ein früheres Vermuten von einer gänzlichen Auflösung dieser Legionen würde gewiss einen Jeden des Wahnsinns beschuldigt haben. –
So weit gehen Möglichkeiten! – so ist Gottes Schickung!
3 Den 21ten Juni 1812
Die Notwendigkeit, für das Bataillon abermals Geld zu erheben, gebot mir, diesen Mittag ein Reise nach Warschau anzutreten, welches ich in Begleitung unseres Marketenders, welcher diesen Weg wegen des Einkaufs mehrerer Genüsse schon mehrere Male gemacht hatte, und solchen also genau wusste, vollzog; ich hatte mir ein recht flinkes Fuhrwerk aus meinen Vorspann-Bauern, welche im Lager behalten und nicht entlassen wurden, herausgesucht, womit ich nun mit Bequemlichkeit und auch mit Geschwindigkeit meinen Weg fortsetzen konnte.
4 Wir fuhren mehrere Stunden in den Wald, kamen dann auf einen ohngefähr eine halbe Stunde freien Platz, wo wir einige ganz zerstörte Häuser nebst einem großen und gewiss ehemals schönen Posthaus und einen Judenkrug fanden, welches noch alles die besonderen Merkmale der rücksichtslosesten Aufführung und Plünderung der daselbst gestandenen westphälischen Truppen deutlich bewies; den Namen des Orts konnte ich für diese Zeit nicht erfahren, da Niemand zugegen war; man fand mehrere angelegte Biwaks, von Reisig erbaut und daneben leere und zum Teil zerstörte Häuser; es waren keine Truppen 5 mehr zugegen, die wohl in voller Masse hier gestanden haben mochten und vorwärts gegangen waren; es war dieser Ort ein Grenzort gegen das russische Polen. Bald führte uns der Weg wieder in den Wald, in welchem wir wiederum mehrere Stunden fuhren; als wir wieder ins Freie kamen, sahen wir die noch einige Stunden entfernt liegende Residenzstadt Warschau, wenigstens in ihrer Kontur und Mengen von Türmen, ausgebreitet vor uns liegen.
Kaum ist es wohl zu glauben, dass man in der Nähe der größten, schönsten und prachtvollsten Stadt einer Monarchie nicht mehr Kultur, nicht mehr Wohlhabenheit verspüren soll- 6 te? Zwar soll es jenseits der Weichsel, wo die Gegend noch etwas angenehmer wie hier ist, nicht so ganz den Mangel aller deutschen Annehmlichkeiten enthalten. Wir fuhren demnach bis fast in das diesseits liegende Städtgen Praga, wobei wir vorher einige alte Feld-Verschanzungen, Überbleibsel von den früheren polnischen Revolutions-Kriegen, passieren mussten; soweit waren wir schon in den Umgebungen von Warschau gekommen, ohne vorher etwas anderes als einige alte, halb zerfallene, kleine, die Unreinlichkeit ausdrückende, und in diesem Lande gewöhnliche Dörfer, mit einigen Edelhöfen, zu finden; war früher keine Be- 7 wunderung für Schönheit in mir geregt worden, so wurde es eben so wenig in Praga, indem ich in ihr weiter nichts als eine gewöhnliche Judenstadt fand. Als wir die Verschanzungen des Brückenkopfes der vor uns liegenden Weichselbrücke, passiert hatten, sahen wir einen großen Teil der Stadt in amphitheatralischer Lage vor uns, und ob sich dieses gleich in der Entfernung und durch die Menge großer Gebäude, welche rechts und links des Ufers in bedeutender Entfernung fort gingen, recht gut ausnahm, so wollte in der Nähe die so auffallende Verschiedenheit das Auge doch nicht so recht erfreuen; große und antike Gebäude zieren zwar öfters auch eine Stadt und impo- 8 nieren sogar, allein wenn man zugleich neben ihnen wieder niedrige, schlechte und schmutzige Hütten sieht, wie dieses hier größtenteils der Fall ist, so vergisst man öfters das Schöne durch die danebenstehende Beleidigung desselben, wenigstens bei mir war das der Fall, dass mir die gewiss auch hier zu erwartende Bewunderung unterdrückt wurde.
Nachdem man die über die Weichsel angelegte Schiffbrücke passiert hat, geht man etwas steil durch eine Straße, welche in die Krakauer Vorstadt führt, die, sowie die so genannte neue Welt recht schön, und von allen Straßen, davon 300 sind, am besten gebaut ist, denn außerdem 9 findet man wie schon bemerkt, so eine Mannigfaltigkeit der Bauart, die den Augen eine Beleidigung verschaffen muss. Warschau, außer Praga, zählt 76.000 Einwohner unter welchen 20.000 Juden sein sollen, man denke sich diese Lebhaftigkeit auf den Straßen, und dieses mannigfaltige Gewühl, das Begegnen der Armut mit der Pracht, der höchsten Reinlichkeit mit der Schweinerei! – Dieser Ort ist übrigens noch von einer bedeutenden Menge von Fremden fast stets, aber vorzüglich in den Wintermonaten von denen weit und breit daher reisenden Magnaten, Starosten u.s.w. angehäuft, welche wenigstens immer den Fasching hier erwarten, daselbst in größ- 10 ter Pracht leben, bis diese vielleicht längst hierauf gesparte Summe beendigt, und sie nun auf ihren stillen Landsitz zurück kehrend, den Sommer oder längere Zeit wieder in größter Einfachheit leben. Daher findet man in Warschau auch den größten Luxus, wie man sich ihm nur denken kann, Bälle, Konzerte, Komödien, und eine Menge anderer Belustigungen, wechseln sich, besonders im Winter ununterbrochen ab; will man fahren, so findet man auf mehreren Punkten der Stadt Lohnkutscher, wo man für 1 Stunde 1 höchstens 2 Gulden polnisch bezahlt /: 1 polnischer Gulden hält 4 Groschen :/ und dieser fährt nun wohin man will, nämlich doch für diese Preis in