Der kleine Fürst 132 – Adelsroman: Das verhängnisvolle Foto
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"Der kleine Fürst" ist vom heutigen Romanmarkt nicht mehr wegzudenken.
Der Brief eines Anwalts trifft auf Sternberg ein: Etwas Ungeheuerliches wird darin behauptet: Der verstorbene Fürst Leopold habe aus einer außerehelichen Beziehung einen Sohn gehabt. Die Aufregung im Schloss ist groß. Christian, der kleine Fürst, ist außer sich vor Kummer. Der Charakter seines Vaters wird auf einmal entscheidend in Frage gestellt. Den kleinen Fürst beschleicht ein schlimmer Verdacht. Dieses einschneidende Ereignis wird uns alle längere Zeit beschäftigen. Die Affäre von Fürst Leopold erschüttert Schloss Sternberg in seinen Grundfesten. Wie wird der kleine Fürst daraus hervorgehen?
»Wollen Sie jetzt doch Anzeige erstatten?«, fragte Kriminalrat Volkmar Overbeck.
Die Frage war an Baronin Sofia und Baron Friedrich von Kant gerichtet, die beide mit der Antwort zögerten. Sie saßen in der Bibliothek von Schloss Sternberg vor dem Kamin, in dem ein lebhaftes Feuer brannte, denn es war ein ungewöhnlich kalter und stürmischer Herbsttag, der bereits den nahenden Winter ankündigte. Sofia und Friedrich hatten den Kriminalrat um seinen Besuch gebeten, nachdem sie von ihren Anwälten über neue Entdeckungen im Zusammenhang mit ›der Affäre‹ informiert worden waren. Ihre Kinder und ihr Neffe Christian von Sternberg waren schon in der Schule, so konnten sie ungestört mit dem Polizeibeamten sprechen.
Die sogenannte Affäre bezog sich auf Christians Vater, den vor einem knappen Jahr bei einem Hubschrauberabsturz tödlich verunglückten Fürsten Leopold von Sternberg. Angeblich hatte er in den ersten Jahren seiner Ehe mit Sofias Schwester Elisabeth eine Beziehung zu einer Frau namens Corinna Roeder unterhalten, aus der ein heute siebzehnjähriger Sohn hervorgegangen war. Mit dieser Mitteilung hatte sich Corinna Roeder vor wenigen
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Der kleine Fürst 132 – Adelsroman - Viola Maybach
Der kleine Fürst
– 132 –
Das verhängnisvolle Foto
Ein Hobbyfotograf verliebt sich in sein Motiv
Viola Maybach
Der Brief eines Anwalts trifft auf Sternberg ein: Etwas Ungeheuerliches wird darin behauptet: Der verstorbene Fürst Leopold habe aus einer außerehelichen Beziehung einen Sohn gehabt. Die Aufregung im Schloss ist groß. Christian, der kleine Fürst, ist außer sich vor Kummer. Der Charakter seines Vaters wird auf einmal entscheidend in Frage gestellt. Den kleinen Fürst beschleicht ein schlimmer Verdacht. Dieses einschneidende Ereignis wird uns alle längere Zeit beschäftigen. Die Affäre von Fürst Leopold erschüttert Schloss Sternberg in seinen Grundfesten. Wie wird der kleine Fürst daraus hervorgehen?
»Wollen Sie jetzt doch Anzeige erstatten?«, fragte Kriminalrat Volkmar Overbeck.
Die Frage war an Baronin Sofia und Baron Friedrich von Kant gerichtet, die beide mit der Antwort zögerten. Sie saßen in der Bibliothek von Schloss Sternberg vor dem Kamin, in dem ein lebhaftes Feuer brannte, denn es war ein ungewöhnlich kalter und stürmischer Herbsttag, der bereits den nahenden Winter ankündigte. Sofia und Friedrich hatten den Kriminalrat um seinen Besuch gebeten, nachdem sie von ihren Anwälten über neue Entdeckungen im Zusammenhang mit ›der Affäre‹ informiert worden waren. Ihre Kinder und ihr Neffe Christian von Sternberg waren schon in der Schule, so konnten sie ungestört mit dem Polizeibeamten sprechen.
Die sogenannte Affäre bezog sich auf Christians Vater, den vor einem knappen Jahr bei einem Hubschrauberabsturz tödlich verunglückten Fürsten Leopold von Sternberg. Angeblich hatte er in den ersten Jahren seiner Ehe mit Sofias Schwester Elisabeth eine Beziehung zu einer Frau namens Corinna Roeder unterhalten, aus der ein heute siebzehnjähriger Sohn hervorgegangen war. Mit dieser Mitteilung hatte sich Corinna Roeder vor wenigen Wochen an die Familie des verstorbenen Fürsten gewandt und um Unterstützung für ihren Sohn gebeten, der hochbegabt sei und besondere Förderung seiner vielfältigen Talente brauche.
Auf noch ungeklärten Wegen war die Sache publik geworden, mittlerweile hatte Corinna Roeder dem angesehenen Journalisten Ferdinand von Stade ein viel beachtetes Interview gegeben, und die Gunst der Öffentlichkeit, zunächst eher auf Seiten der Sternberger, wandte sich allmählich Corinna Roeder zu.
Der fünfzehnjährige Prinz Christian von Sternberg war Vollwaise, denn nicht nur sein Vater war jenem Hubschrauberunglück zum Opfer gefallen, sondern auch seine Mutter. Er lebte nach wie vor auf Schloss Sternberg, war allerdings vom Ost- in den Westflügel gezogen, wo die Familie seiner Tante Sofia schon seit vielen Jahren wohnte. Er war jetzt gewissermaßen Sofias und Friedrichs drittes Kind, neben ihrer dreizehnjährigen Tochter Anna und deren drei Jahre älterem Bruder Konrad.
Sofia und Friedrich hatten bisher keine Anzeige erstattet, denn als Erpressungsversuch konnte Corinna Roeders Brief nicht gelten, sie stellte ja ihre Forderungen als legitim dar. Auch Interviews gaben sie nicht, das hielten sie nicht für ratsam. Sie überließen die Auseinandersetzung ihren Anwälten, doch zunehmend verlagerte sie sich jetzt in die Öffentlichkeit, ohne dass eine Lösung in Sicht gewesen wäre. Die Sternberger hatten Beweise für Corinna Roeders Behauptungen verlangt und daraufhin Fotos von ihr und dem Fürsten, sowie einen Brief, den er ihr angeblich geschrieben hatte, erhalten. Die Echtheit dieser Dokumente war jedoch nicht zweifelsfrei erwiesen.
Der Kriminalrat wiederholte seine Frage. »Wollen Sie jetzt doch Anzeige erstatten? Wenn ja, darf ich fragen, was Sie dazu bewogen hat?«
Baronin Sofia und Baron Friedrich kannten Volkmar Overbeck seit Langem. Sie hatten schon öfter miteinander zu tun gehabt und sich, wenn möglich, geholfen. Im Laufe der Jahre hatten sie gelernt, einander zu vertrauen.
»Sie wissen, dass unsere Anwälte mit einer jungen Computerspezialistin zusammenarbeiten, die auch eine Ausbildung als Ermittlerin hat«, sagte der Baron schließlich. »Cosima von Orth.«
»Das haben Sie neulich erwähnt, ja.«
»Sie hat ziemlich schnell eine Spur gefunden, die uns zuerst auf ein schnelles Ende hoffen ließ, dann aber irgendwie zu versickern drohte. Ich lasse die Einzelheiten an dieser Stelle mal weg, Herr Overbeck. Jedenfalls hat Frau von Orth festgestellt, dass sich Frau Roeder offenbar regelmäßig mit einem Mann trifft, der angeblich als Buchdrucker arbeitet, in seiner versteckt gelegenen Werkstatt aber einen Raum voller Elektronik hat. Sie hat ein paar seiner Dateien kopiert.«
Die Augenbrauen des Kriminalrats wanderten in die Höhe, er sagte jedoch nichts.
»Sie ist zweimal in der Werkstatt gewesen«, fuhr der Baron fort. »Beim ersten Mal hat sie sehr professionell bearbeitete Fotos gefunden – Fotomontagen, um genau zu sein. Frau Roeder hat als Beweise für ihre Beziehung zu Leopold ja einige Fotos vorgelegt, deren Überprüfung leider kein eindeutiges Ergebnis erbracht hat. Beim zweiten Mal hat sie auf einer Festplatte einen mit der Hand geschriebenen Brief von Leo gefunden, die Kopie eines Originalbriefs an einen Verwandten. Auch einen Brief hatte uns Frau Roeder ja vorgelegt als Beweis. Wir wissen erst seit heute Morgen von diesem Fund, und nun überlegen wir uns natürlich, ob wir jetzt doch eine Anzeige wegen Betrug, Verleumdung, Vortäuschung falscher Tatsachen oder was auch immer in Erwägung ziehen sollten. Unsere Anwälte waren bis eben hier, sie sind sich noch nicht ganz schlüssig, was sie für das beste weitere Vorgehen halten. Aber wir haben natürlich ein Interesse daran, der jetzigen Situation so schnell wie möglich ein Ende zu bereiten.«
»Frau von Orth hat sich die Daten ja vermutlich illegal beschafft«, murmelte der Kriminalrat. »Ich werde vergessen, dass Sie mir das erzählt haben. Sie sollten dafür sorgen, dass Ihre Anwälte einen anonymen Brief mit den Daten bekommen. Einen Brief ohne Fingerabdrücke.«
»Oh!«, sagte der Baron verblüfft.
Sofia lächelte, sie hatte den Hinweis schneller verstanden als ihr Mann. »Vielen Dank, Herr Kriminalrat.«
»Ich habe nichts gesagt.« Volkmar Overbeck straffte sich. »Wollen Sie einen Rat von mir?«
»Wenn Sie uns einen geben können?«
»Das ist sehr schwer angesichts der Faktenlage.«
»Aber wir müssen endlich etwas tun!«, sagte Baronin Sofia unglücklich. »Sie hätten sehen sollen, wie Christian bei der Aussicht aufgeblüht ist, die Ehre seines Vaters bald wiederhergestellt zu sehen. Für ihn ist der jetzige Zustand unerträglich. Zuerst verliert er seine Eltern, und nun muss er hilflos zusehen, wie der Ruf seines Vaters mit Füßen getreten wird.« Ihre Stimme wurde so leise, dass der letzte Satz kaum zu verstehen war: »Es ist für uns alle unerträglich.«
»Eine Anzeige ist ein Risiko, schätze ich«, sagte Volkmar Overbeck nach einer Weile. »Sie haben keine Beweise, Sie haben Spuren. Ist es übrigens sicher, dass Frau Roeder sich mit dem Mann trifft, der diese Werkstatt mit der vielen Elektronik hat?«
»Einen Beweis dafür gibt es nicht«, musste der Baron zugeben. »Frau Roeder sucht ein Fitness-Studio auf, gibt dort ihre Karte ab und verschwindet spurlos. Frau von Orth ist ihr gefolgt und hat festgestellt, dass sie über eine Hintertür verschwindet, die direkt zu dieser Werkstatt führt – und nur dorthin.«
»Mhm. Aber das hat außer der Ermittlerin natürlich niemand gesehen.«
»So ist es.«
»Dann würde also Aussage gegen Aussage stehen.« Der Kriminalrat beugte sich vor. »Ich will Sie nur warnen, Sie beide: Solange Sie keine hieb- und stichfesten Beweise haben, gehen Sie