Das Schöne in mir: Mit Glaube zum Erfolg
By Lena Bröder and Simon Biallowons
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About this ebook
In ihrer Autobiografie spricht sie über ihren langen Weg zum Erfolg und wie sie dabei zu sich selbst gefunden hat. Sie erzählt, weshalb der Glaube ihr Fundament ist und wie er ihr geholfen hat, nie aufzugeben und auch nach Enttäuschungen weiterzumachen. Und sie verrät, wieso Glaube glücklich macht, was für sie echte Schönheit ist und wie Misswahlen und Gott zusammenpassen. Ein überraschendes Buch gegen alle Klischees mit einer frischen und inspirierenden Perspektive. So schön kann Glauben sein!
Im Juni hat Miss Germany Lena Bröder Papst Franziskus in Rom besucht - als erste Miss Germany. Bei dem Treffen auf dem Petersplatz übergab sie Papst Franziskus ihr neues Buch "Das Schöne in mir" und lud ihn zu einem Besuch bei ihren Schülern in Deutschland ein.
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Book preview
Das Schöne in mir - Lena Bröder
Für meine Oma Eva – die mir gezeigt hat,
was bedingungslose Liebe bedeutet.
© Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau 2016
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Umschlaggestaltung: Verlag Herder
Umschlagmotiv:© Filipe Ribeiro, Mannheim
E-Book-Konvertierung: post scriptum, Emmendingen / Hüfingen
ISBN (E-Book) 978-3-451-81031-2
ISBN (Buch) 978-3-451-37615-3
Inhalt
1.
Das Ding ist gelaufen
2.
Erste Schritte
3.
Blond, blöd und im Bikini?
4.
Religionslehrerin – und warum?
5.
Fünf vor zwölf
6.
Aus der Traum?
7.
Glaube, Glamour und Glück
8.
Schmerz lass nach
9.
Die Miss
10.
Mein warmer Poncho
11.
Hilf dir selbst,
dann hilft dir Gott
12.
Mein Leben als Miss Germany
Danksagung
Zur Autorin
1.
Das Ding ist gelaufen
Hier stehen wir nun. Wir, die schönsten Mädchen Deutschlands. Die acht Finalistinnen bei der Wahl zur Miss Germany 2016, acht aus mehr als fünftausend. Alle in einer Reihe auf der Bühne, ich ganz vorne. Jede von uns trägt das gleiche weiße Kleid mit schlichter Stickerei und die gleichen einfachen weißen Pumps. Zeigt Profil, hat den Kopf leicht nach links gedreht und lächelt. Drei Stunden lang tragen wir unser Lächeln im Gesicht. Drei Stunden, so lange läuft die Endwahl zur Miss Germany im Europa-Park in Rust bei Freiburg bereits und jetzt, kurz vor viertel nach elf nachts, warten wir auf die Entscheidung. Wir – und unsere Freunde, Verwandten und mehr als tausend andere Menschen im Saal vor uns. Sie haben uns angefeuert und beklatscht, haben zur Musik gewippt und gesungen, haben den Tag und den Abend in etwas verwandelt, was ich nie vergessen werde. Und was andererseits in diesem Augenblick wie hinter einem Schleier liegt, hinter einem Schleier aus Scheinwerfer- und Blitzlicht, aus Bässen und Anfeuerungsrufen.
Meine Gedanken wollen kurz wegfliegen, über die Köpfe der Leute vor mir, durch die Stimme Roland Macks, Veranstalter und Chef des Europa-Parks, einfach weg zu den zurückliegenden Tagen, Monaten, ja Jahren, die in diesem einen Moment zusammenfallen. Sechs Jahre, um genau zu sein. Sechs Jahre seit meiner ersten Misswahl. Die Gedanken schweifen ab, als ein pochender Schmerz in meiner rechten Leistengegend mich auf den Boden, auf die Bühne der Tatsachen zurückholt. Seit Wochen ist dieser Schmerz mein ständiger Begleiter und in den letzten Tagen war er besonders anhänglich. Kein Catwalk und keine Choreographie ohne dieses heftige Stechen und Ziehen. Ich habe heute keine Schmerzmittel genommen, nicht an diesem, an meinem Tag. Bislang hatte ich auch nichts gespürt, das Adrenalin hat wohl mein Schmerzempfinden überwogen. Doch in diesem Augenblick scheint selbst das Adrenalin überwältigt oder vielleicht auch einfach nur aufgebraucht und müde, so müde wie mein ganzer Körper. Der Schmerz pocht auf. Innerlich stöhne ich auf, äußerlich strahle ich weiter. Ich verlagere mein Gewicht um wenige Zentimeter, mein Lächeln um keinen Millimeter. Durchhalten. Einfach nur noch ein paar Minuten durchhalten. Wie die sechs Jahre zuvor schon.
Ich spüre kleine Schweißperlen an meinem Nacken, glitzernder und feiner als jeder Diamant, den ich oder die anderen dreiundzwanzig Missen an diesem Abend getragen haben. Sie bilden sich direkt am Ansatz meines dunkelbraunen Haares, das ich zu einem Zopf hochgesteckt trage. Ein kleines Kunstwerk und zugleich eine kleine Mutprobe, denn die sieben Mädchen neben mir tragen ihr Haar alle lang und offen – nicht der einzige Unterschied zwischen uns. Früher war die Mehrheit der Teilnehmerinnen Studentinnen oder Auszubildende. In diesem Jahr haben viele von uns einen Job, doch keine hat einen Job wie ich: Lehrerin. Für katholische Religion. Das gab es noch nie bei der Miss Germany-Wahl. Und nicht nur das unterscheidet mich von meinen Mitbewerberinnen. Die meisten von ihnen sind jünger als ich und keine hat diesen langen Weg hinter sich. Den Weg von insgesamt sechs Jahren und mehr als dreißig Misswahlen, von Titeln und Tränen, von Erfolgen und Enttäuschungen, Hochs und Tiefs und von einem immer stärker werdenden Wunsch, wenigstens einmal auf dieser Bühne hier zu stehen. Und die meisten denken wohl in diesem Moment nur: »Hoffentlich gewinne ich.« Ich denke: »Das Ding ist gelaufen.«
Das Ding ist gelaufen. Wortwörtlich. Sechsmal insgesamt. Hoch auf die Bühne, runter von der Bühne. Raus aus dem Abendkleid, rein in den Badeanzug, wieder zurück ins Abendkleid. Sechsmal haben wir uns umgezogen seit dem Opening um acht Uhr am Abend, sechsmal wilde Hektik hinter der Bühne. Danach Brust raus, das Kinn auch und immer das Kreuz durchstrecken. Jeder Schritt eine Entscheidung, bloß nicht Hinfallen. Drehen, aber anmutig, dabei lächeln, aber nicht gekünstelt. Dazwischen, es muss irgendwann kurz vor zehn gewesen sein, das Aufstellen in vier Gruppen und die Auswahl von jeweils zwei Mädchen zur finalen Achtergruppe. Den Top Eight. Und eine von diesen Top Eight bin ich. Ich, Lena Bröder, geboren in Göttingen, aufgewachsen in einem kleinen Kaff im Harz, wohnend in einem noch kleineren Kaff bei Münster. Amtierende Miss Westdeutschland und eine der letzten acht Mädchen, von denen gleich eine zur schönsten Frau Deutschlands gewählt werden wird. Die sich damit den Traum ihres Lebens erfüllt und ein Jahr lang einen Traum leben wird. Einen Traum, für den manche einiges, die meisten viel und ich fast alles getan habe. Das Ding ist gelaufen.
2.
Erste Schritte
Gott, wie habe ich es gehasst. Ja, das mag ja toll sein, solche langen Beine. Aber was hilft es, wenn man nichts zum Anziehen findet. Wenn alles irgendwie zu kurz ist und seltsam aussieht. Ich war insgesamt nicht unzufrieden mit meinem Aussehen. Meistens mochte ich mich sogar und das ist für Mädels im Teenageralter ja eher ungewöhnlich. Nein, ich war eigentlich ganz zufrieden mit mir, mit einer Ausnahme: Dieses ständige Gefrickel mit zu kurzen Hosen, das ging mir als Dreizehnjährige und auch später noch ziemlich auf die Nerven. Ich war dünn, richtig dünn und schlaksig und nicht viel kleiner als heute, also einsvierundsiebzig. Mein Outfit drückte gut aus, wie man sich als Dreizehn- oder Vierzehnjährige fühlt: aus der Kinderkleidung längst rausgewachsen, aber in die Erwachsenenmode noch nicht reingewachsen.
Wenn ich heute meine Nichte sehe, auch dreizehn, dann sehe ich dabei sofort mich als Teenagerin. Wobei es heute viel einfacher ist, etwas Passendes zum Anziehen zu finden. Bei uns damals, wir lebten auf dem Land und meine Eltern achteten sehr darauf, wofür wir Geld ausgaben. Es fehlte uns zwar an nichts, aber wir sollten vernünftige und sinnvolle Sachen kaufen. Dazu kam, dass ich eher der Hosentyp war. Klar, ab und zu trug ich auch einmal ein Kleid oder einen Rock. Meistens aber war es einfach eine Hose und ein T-Shirt. Ach, und ganz typisch für mich: eine Radler. Genau, eine Radlerhose und drüber ein T-Shirt: Das ist für mich Kindheit, so fühlte die sich an und sah sie aus. Radler und T-Shirt.
Die Hose war natürlich überhaupt nicht modisch oder schick. War mir aber total egal. Denn ich war sowieso genervt vom Thema Klamotten, es macht keinen Spaß, wenn einem nichts wirklich passt. Ich hatte Besseres zu tun, als ständig aufzupassen, dass nichts verrutscht. Kleidung musste für mich an den meisten Stunden des Tages vor allem eines sein: praktisch. Okay, bequem durfte sie schon auch sein. Aber vor allem praktisch und robust, schließlich war ich ständig draußen. Denn für mich gab es damals nur eines: Pferde.
Meine ältere Schwester, insgesamt sind wir vier Mädchen daheim, war acht oder neun, als sie mit einer Freundin auf die Idee kam, einmal beim Pferdestall bei uns um die Ecke zu fragen, ob die beiden helfen könnten. Beim Ausmisten, Füttern, Streicheln, solche Sachen halt. Irgendwann hat meine Schwester natürlich nicht mehr nur Ausmisten wollen, sondern auch Ausreiten und damit ging’s los. Denn jetzt wollte ich auch wissen, was sie da die ganze Zeit macht. Sie hat mich mitgenommen und ich saß im Stall und habe mir alles angeguckt. Reiten durfte ich noch nicht mit meinen fünf Jahren. Aber ich habe offensichtlich genau beobachtet. Denn als ich zwei Jahre später endlich aufs Pferd durfte, wusste ich schon ziemlich genau, was ich machen musste. In meiner ersten Reitstunde bin ich sogar galoppiert! Das macht man normalerweise nie. Danach war ich Feuer und Flamme. Es hat mich nicht einmal gestört, dass meine Schwester irgendwann aufgehört hat. Ich war und bin eine echte Pferdenärrin. Jeden Tag war ich damals auf der Wiese oder im Stall, Pferde waren für mich alles. Man sagt das ja gerne mal so: dieses oder jenes war »alles« und manchmal sogar das »Ein und Alles«. Bei mir stimmt das wirklich. Es ist noch gar nicht so lange her, da hat mir eine alte Freundin ein Poesiealbum gezeigt. Diese kleinen, bunten Büchlein, voll mit zittrigen Zeichnungen, krakligen Glückwünschen und zuckersüßen Sprüchlein. Und Stickern natürlich. Bei meinem Eintrag steht viel Mädchenkram und beim Berufswunsch: Reitlehrerin.
Es ging bei mir nicht von morgens bis abends um Pferde. Aber auch nur deshalb, weil ich in die Schule gehen musste. Sonst wäre ich wahrscheinlich gleich nach dem Aufstehen rüber zur Koppel und es wäre wirklich vom Aufstehen bis zum Zubettgehen um meine Lieblinge