Korruption und Sünde: Eine Einladung zur Aufrichtigkeit
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Book preview
Korruption und Sünde - Jorge Mario Bergoglio
Jorge Mario Bergoglio
Papst Franziskus
KORRUPTION
UND SÜNDE
Eine Einladung zur Aufrichtigkeit
Aus dem Spanischen von Ulrich Ruh
Mit einer Einführung von Michael Sievernich SJ
Impressum
Titel der Originalausgabe: Corupción y pecado
© 2005/2013 Editorial Claretiana, Buenos Aires, Argentinien
Für die deutschsprachige Ausgabe:
© 2014 Verlag Herder GmbH, Freiburg im Breisgau
Alle Rechte vorbehalten
www.herder.de
Umschlagkonzeption: Designbüro Gestaltungssaal
Umschlagfoto: © dpa/picture-alliance
E-Book-Konvertierung: le-tex publishing services GmbH, Leipzig
ISBN (E-Book): 978-3-451-80145-7
ISBN (Buch): 978-3-451-06684-9
Inhalt
Warum Korruption ethisch und spirituell verwerflich ist
Einführung von Michael Sievernich SJ
Was ist Korruption?
Bekämpfung der Korruption
Ethische Beurteilung
Theologische Perspektiven
Korruption als objektivierte Sünde
JORGE MARIO BERGOGLIO
PAPST FRANZISKUS
Korruption und Sünde
Vorwort
Korruption und Sünde
Einige Überlegungen zum Thema Korruption
Methode
Die Immanenz
Täuschung
Vergleichen
Vom Vergleichen zum Urteil
Und vom Urteil zur Unverfrorenheit
Triumphalismus
Ein Blick auf die Zeit Jesu
Resümee
Die Korruption bei Ordensangehörigen
Warum Korruption ethisch und spirituell verwerflich ist
Einführung von Michael Sievernich SJ
Als Papst Franziskus am 14. November 2013 dem italienischen Staatspräsidenten Giorgio Napolitano im römischen Quirinalspalast einen offiziellen Besuch abstattete, vernahm er eine diplomatische Ansprache des Präsidenten, die es an Deutlichkeit nicht fehlen ließ. Denn nach der Würdigung der Beziehungen zwischen der italienischen Republik und dem Heiligen Stuhl kam Napolitano auf die Gegenwartssituation zu sprechen und schnitt ein heikles Thema an. Die Politik stehe »vor der dramatischen Notwendigkeit (wir sehen das gut in Italien), Teilhabe, Konsens und Respekt wiederzugewinnen und sich von der Geißel der Korruption und der kleinlichen Partikularismen zu befreien.«¹
Die Geißel der Korruption bedrängt nicht nur Italien, sondern stellt bei allen kulturellen Unterschieden auch eine internationale Plage dar. Korruption als Missbrauch öffentlicher Macht und damit als Fehlverhalten zum Schaden des Gemeinwesens und zum privaten Vorteil scheint ein weltweites Phänomen zu sein. Sie ist nicht leicht zu identifizieren, da sie das Licht scheut, doch findet sie sich auf diese oder jene Weise in allen historischen Epochen, kulturellen Räumen und Gesellschaftsordnungen. In der öffentlichen Aufmerksamkeit stehen vor allem korruptive Verhaltensweisen im Zueinander von Politik und Wirtschaft im Vordergrund. Doch darüber hinaus sind auch andere Bereiche anfällig, seien es Kultur oder Kunst, Religionen oder Interessenverbände, Bildungsoder Gesundheitswesen, Medien oder Sport.
Jorge Mario Bergoglio, Papst Franziskus, der diese kleine Schrift als Erzbischof von Buenos Aires verfasst hat, kennt das Problem nicht nur aus der Literatur. Denn gerade Politik, Wirtschaft und Gesellschaft seines Heimatlandes Argentinien lieferten ihm reichlich Anschauung von den verderblichen Folgen für die »Patria«. Daher hat er immer wieder deutlich Stellung bezogen, so auch in dieser scharfsinnigen theologisch-spirituellen Analyse der Korruption. Im Vergleich mit der Sünde will er den innersten Kern des Problems herausarbeiten und plädiert in einer überraschenden Wendung: Sünder ja, Korrupte nein.
Was ist Korruption?
Umgangssprachlich wie etymologisch hat das Wort »Korruption« (wie die Ableitungen »korrupt« und »korrumpieren«) eine negative Bedeutung. Es leitet sich ab vom lateinischen Verb »cor-rumpere«, das bedeutet: zerbrechen, vernichten, zu Grunde richten, verderben, verschlechtern oder verfälschen; die Vorsilbe »con« (»mit«) deutet das Komplizenhafte an. Schon in der Antike wird es als Fachwort für »bestechen« (mit Geld, Gold oder Geschenken) verwendet. In der weiteren Sprachentwicklung kommen neue Bedeutungen hinzu; so bezeichnet es im Christentum die Vergänglichkeit des Irdischen und vor allem die von der Sünde verdorbene Natur des Menschen (natura corrupta).
Das klassische Verständnis, das zum Grundmuster werden sollte, stammt vom griechischen Philosophen Aristoteles († 322 v. Chr.), der in seiner politischen Philosophie den Menschen als ein »politisches Wesen« definiert, das im Stadtstaat (Polis) in Gemeinschaft zusammenlebt. Die Korruption bemisst sich für Aristoteles an der Abweichung von der idealen politischen Verfassung. Richtig und rechtmäßig sind diejenigen Verfassungen, die »den gemeinsamen Nutzen«