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So bleibt die Liebe jung
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So bleibt die Liebe jung
Ebook175 pages3 hours

So bleibt die Liebe jung

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About this ebook

Keiner in Deutschland hat den Umgang mit Sexualität mehr geprägt als Oswalt Kolle.
Er scheut vor keinem Tabu zurück, auch nicht vor Sexualität im reiferen Alter.

Lust an der Liebe und Zärtlichkeit sind kein Privileg der Jugend. Menschliche Wärme ist bis ins hohe Alter notwendig. Seinem unermüdlichen Einsatz ist es zu verdanken, dass seit einigen Jahren endlich auch öffentlich über Sexualität im Alter diskutiert wird.

"So bleibt die Liebe jung" ist ein offenes Buch, das mit großem Einfühlungsvermögen Menschen ab 49 Jahren wichtige Ratschläge gibt.
LanguageDeutsch
PublisherVirulent
Release dateFeb 18, 2013
ISBN9783864740732
So bleibt die Liebe jung

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    Book preview

    So bleibt die Liebe jung - Oswalt Kolle

    Letzt

    Virulent ist ein Imprint

    www.facebook.de/virulenz

    ABW Wissenschaftsverlag GmbH

    Kurfürstendamm 57

    10707 Berlin

    Deutschland

    www.abw-verlag.de

    © E-Book: 2012 ABW Wissenschaftsverlag GmbH

    Bibliografische Information der Deutschen Bibliothek

    Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im Internet über http://d-nb.de abrufbar.

    Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt. Die dadurch begründeten Rechte, insbesondere die der Übersetzung, des Nachdrucks, des Vortrags, der Entnahme von Abbildungen und Tabellen, der Funksendung, der Mikroverfilmung oder der Vervielfältigung auf anderen Wegen und der Speicherung in Datenverarbeitungsanlagen, bleiben, auch bei nur auszugsweiser Verwertung, vorbehalten. Eine Vervielfältigung dieses Werkes oder von Teilen dieses Werkes ist auch im Einzelfall nur in den Grenzen der gesetzlichen Bestimmungen des Urheberrechtsgesetzes der Bundesrepublik Deutschland vom 9. September 1965 in der jeweils geltenden Fassung zulässig. Sie ist grundsätzlich vergütungspflichtig. Zuwiderhandlungen unterliegen den Strafbestimmungen des Urheberrechtsgesetzes.

    Die Wiedergabe von Gebrauchsnamen, Handelsnamen, Warenbezeichnungen usw. in diesem Werk berechtigt auch ohne besondere Kennzeichnung nicht zu der Annahme, dass solche Namen im Sinne der Warenzeichen- und Markenschutz-Gesetzgebung als frei zu betrachten wären und daher von jedermann benutzt werden dürften.

    ISBN 978-3-86474-073-2

    Produced in Germany

    E-Book-Produktion: ABW Wissenschaftsverlag mit bookformer, Berlin

    Umschlaggestaltung: brandnewdesign, Hamburg

    E-Book-Korrektorat: Alexandra Kellner, Berlin

    Titelabbildung: istockphoto (Polen Docks©diamirstudio)

    P120042

    Für meine José,

    die mir neuen Lebensmut gegeben hat

    Danke

    TIEF IN DER KRISE – RAUS AUS DEM LOCH

    In Krisen gerät man leider öfter im Leben. Die schwerste ereilt einen wohl, wenn man einen geliebten Menschen verliert. Vor allem, wenn man so lange mit seinem Partner zusammen war wie ich. Krisen muss man bewältigen, um daraus erstarkt hervorzukommen, sagt man. Aber wie machen?

    Nach dem nicht unerwarteten Tod meiner Frau stürzte ich schwer in die Depression, ob ich wollte oder nicht. Meine Kinder kümmerten sich rührend um mich und versuchten, so oft sie konnten, mich abzulenken. Aber sie hatten auch einen Beruf und litten natürlich am Verlust der Mutter. Alle fragten oder sprachen über meine Frau. Wenn man dann allein ist, kommt immer wieder diese grenzenlose Melancholie auf. Ich durchsuchte das ganze Haus nach Schnaps, Whisky, Grappa und anderem Alkohol und schüttete ihn in den Ausguss. Jetzt nur nicht anfangen zu saufen. Eine Flasche Wein behielt ich, das war alles. Nachts schlief ich schlecht, manchmal fuhr ich aus dem Schlaf hoch und hoffte: Alles nur ein Alptraum! Morgens wachte ich auf, und da lag niemand neben mir. Wäre ich allein in Amsterdam gewesen, hätte ich mich am Deckenbalken erhängt. Diese große Einsamkeit und Leere, die ich in mir fühlte. Ich ging durch unser schönes Viertel nahe des Apollolaan, holte mir Zeitungen und Zigaretten, trank einen Kaffee in einem Bistro und trottete zurück in die einsame Wohnung. Was hatte meine verstorbene Frau noch zu mir gesagt? „Ich gebe dir drei Monate Zeit zum Trauern, aber dann arbeitest du wieder! Wenn du nicht arbeitest, fühle dich, wo auch immer du bist, in den Hintern getreten! Du kannst nicht allein leben, also such dir so schnell wie möglich eine neue Frau! Nicht zu jung, nicht zu alt. Zu heiraten brauchst du ja nicht!" Aber eine neue Frau?

    Ich war zweiundsiebzig und fühlte mich wie neunzig. Ich las meine E-Mails, es kamen Aufträge für Vorträge und Fernsehen, ich stellte mich, war diszipliniert, arbeitete streng nach Dienstplan und war dadurch viel auf Reisen. Aber kaum war ich zu Hause, kam sie wieder, diese Traurigkeit! Aber der erste Teil des Auftrages meiner Frau war wohl erfüllt, wenn das auch viel länger dauerte, als sie dachte. Aber eine neue Frau? Wie schon gesagt, ich fand mich nicht mehr attraktiv. Ich dachte, da passiert wohl nichts mehr, vielleicht noch mal in Weinstimmung, á la carte, wie man so sagt. Oder manche sagen auch Quickie. Vielleicht passiert in Alkoholstimmung so etwas, das alles rosiger erscheinen lässt, aber was ist am Morgen danach? So ging es fast zwei Jahre! Eine nicht enden wollende Zeit, bis man sich selbst gepackt hat! Ich ging jeden Abend zum gleichen Italiener um die Ecke, hatte dort meinen Tisch, aß dort meist eine halbe Portion Spaghetti, trank mein Viertel Wein. Eines Abends sah ich dort eine hübsche blonde Frau alleine am Tisch sitzen, die ich erst dank meiner nicht mehr so guten Augenstärke und des Tischabstandes für eine mir bekannte niederländische Fernsehmoderatorin hielt. Ich nickte ihr freundlich zu. Sie nickte zurück und schenkte mir ein bezauberndes Lächeln, sagte aber nichts. Ich war verwundert, denn wenn sie diejenige gewesen wäre, für die ich sie hielt, hätte sie mich doch an ihren Tisch gebeten, zumal sie ja alleine war. Am nächsten Abend, auf dem Weg ins Bistro, fragte ich mich, ob diese schöne Frau mit dem bezaubernden Lächeln wieder da sein würde. Sie saß da. Ich nickte, sie lächelte. So ging das viele Tage.

    José, so heißt die Dame, dachte auf dem Weg in dieses Lokal: ‚Vielleicht ist heute dieser traurige Vogel wieder da, eigentlich ein ganz sympathischer Kerl.‘ Das erzählte sie mir später. Ich hätte aufstehen und mich vorstellen können, das hatte ich aber noch nie gekonnt, schon gar nicht in meinem damaligen seelischen Zustand. So war sie es, die die Initiative ergriff. Sie kam an meinen Tisch und bat um Feuer, um sich eine Zigarette anzuzünden. Sie hätte auch dem Kellner winken oder eines der drei Feuerzeuge in ihrer Handtasche benutzen können. Als sie fertig geraucht hatte, trat sie an die Theke und wollte bezahlen. Da nahm ich endlich all meinen Mut zusammen: „Verzeihen Sie. Ich finde, wir sollten niemals mehr alleine an getrennten Tischen essen. Was halten Sie von dieser Idee?"

    „Die finde ich wirklich gut!", sagte sie und strahlte mich an. An der Bar standen wir dann anderthalb Stunden, tranken Rotwein, Grappa, qualmten und redeten.

    José Del Ferro, Niederländerin, war seit zwölf Jahren Witwe. Und fast so lange brauchte sie auch, um über den Verlust hinwegzukommen. Sie lebte seither, nicht weit von mir entfernt, allein. Ihr Mann war der weltbekannte amerikanische Operntenor Leonard Del Ferro, der an der Met, an der Scala, der Wiener Staatsoper und anderen berühmten Opernhäusern gesungen hat. Später zog er sich zurück und entwickelte die Del-Ferro-Methode gegen das Stottern. Er starb an einem Herzinfarkt.

    Mit einem Schlag hatte mein Leben eine neue Wende genommen, und ich verliebte mich wie ein Teenager.

    49+ WAS? NA DANN!

    Ab neunundvierzig wird man nervös. Gleich fünfzig – sind die besten Jahre vorbei? Was kommt noch? Quoten in den Medien gelten nur in der Altersgruppe bis neunundvierzig als erfolgreich. Gehört man nun zum alten Eisen? Das deprimiert. Eigentlich hat man doch noch viel Saft, erlebte Erfahrungen mühsam verarbeitet und fühlt sich endlich weise. Nur noch ein paar Jahre bis zur Rente. Sich jetzt auf diese und den Tod vorbereiten? Was die Medien auch verbreiten, wir bleiben stark, wenn wir uns selbst helfen!

    Zu meinem fünfzigsten Geburtstag schickte mir ein Leser ein dickes Buch mit dem Titel ‚Sex mit fünfzig‘. Es enthielt rund zweihundert leere weiße Seiten. Das sollte witzig sein, aber ich konnte nicht darüber lachen. Es ist diese Art ranziger Sexualhumor, die mir nicht liegt. Dennoch steckt mehr hinter diesem Buch, das man in jedem Schreibwarenladen kaufen kann. Vielleicht können Menschen darüber lachen, deren Sexualität nach dem fünfzigsten Lebensjahr noch gut funktioniert, die ihre Sexualität noch ausleben können – aber auf all die Menschen, die aus irgendeinem Grund, wie Krankheit und Einsamkeit, das schönste aller Spiele nicht mehr spielen können, muss so ein Buch wie ein diskriminierender Witz über Behinderte wirken. Damals wie heute habe ich sehr viel mit solchen Frauen und Männern zu tun: Auf meinem Schreibtisch häufen sich die Briefe älterer Menschen, die sich gerne lustvoll lieben wollen, aber nicht immer oder gar nicht mehr so können, wie sie wollen. Oft sind es nur kleine Störungen des Lustempfindens oder der Potenz, manchmal stecken aber auch grundsätzliche Missverständnisse über Sexualität und Verlustängste dahinter, weil man dem Partner nicht mehr das geben kann, was man gerne möchte. Oft beginnen die Briefe mit einem Satz wie diesem: „Sie werden sich sicher wundern, dass ein älteres Paar wie wir sich noch mit solchen Problemen herumschlägt ..." Nein, ich habe mich in all diesen Jahren nie darüber gewundert, dass auch ältere Menschen sexuelle Bedürfnisse haben. Gewundert habe ich mich nur darüber, wie wenig die Öffentlichkeit bereit war, dieses Problem überhaupt zu sehen.

    Ich erinnere mich deshalb voller Zorn an eine ZDF-Serie über Sexualität, in der mein Freund, der Sexualtherapeut Dr. Klaus Pacharzina, in der ersten Folge die zärtliche, liebevolle Sexualität zwischen alten Menschen zeigte: Die Serie wurde sofort abgesetzt, weil die Reaktionen der Zuschauer angeblich zu negativ waren. Tatsächlich hatte diese erste Folge rund vier Millionen Zuschauer, von denen kaum mehr als dreihundert böse Briefe schrieben. Da musste also mehr dahinterstecken. Dieses Buch will auch darüber berichten, woher das Tabu Alterssexualität stammt. Viel wichtiger aber scheint es mir zu sein, allen älteren Menschen Mut zur Sexualität zu machen, sie dabei zu unterstützen, ihre Scham abzubauen, und ihnen Rat zu geben, wenn sie in der Krise stecken. Zugleich soll damit allen jungen Menschen gesagt werden: „Habt keine Angst vor diesem Aspekt des Alters, auch ihr könnt noch lange genießen! Aber gönnt es jetzt ebenso den Alten, die euch den Weg zur sexuellen Freiheit geöffnet haben ..."

    Mein besonderer Dank gilt der Ärztin Dr. Sabine zur Nieden, die mich aus ihrer Praxiserfahrung heraus immer wieder ermuntert hat, dieses wichtige Thema anzupacken. Ich freue mich, dass Sabine zur Nieden mit ihren lebendigen, einfühlsamen Beiträgen in diesem Buch direkte Hilfe leisten kann für alle Menschen.

    FRAUEN ZWISCHEN LUST UND TABU

    Zehn Jahre lang hat Barbara nach dem Tod ihres Mannes allein gelebt. Dieser Mann war die einzige große Liebe ihres Lebens. Sie hat drei Kinder mit ihm. In diesen zehn Jahren hat Barbara die Tatsache verdrängt, dass sie auch eine Frau mit eigenen Wünschen und Begehren ist: Sie war nur noch aufopfernde Mutter und Großmutter. Wirklich schwer ist ihr dieses Alleinsein auch nicht geworden, da sie sich einfach nicht vorstellen konnte, nach der großen Liebe überhaupt noch mit einem anderen Mann intim werden zu können. „Wir waren so aufeinander eingespielt, sagt sie selbst. Außerdem hatte sie das Gefühl, in ihrem Alter für einen Mann nicht mehr begehrenswert zu sein: „Wer will denn noch so ein altes Mädchen mit Falten?

    Und dann geschah etwas, das Barbara erst einmal total aus der Bahn warf und ihr Leben veränderte: Ihre beiden Söhne und ihre Tochter schenkten ihr zum Geburtstag eine vierzehntägige Reise nach Spanien. Schon am ersten Urlaubstag auf Mallorca näherte sich ihr auf einer Terrasse ein charmanter, liebenswürdiger älterer Herr, Albert. Voller Misstrauen hörte sich Barbara seine Komplimente über ihr Aussehen an. Was wollte der Mann, hielt er sie vielleicht für eine reiche Witwe? Anders konnte sie sich nach all den Jahren ohne Beziehung zu Männern seinen Flirt nicht erklären. Aber nach ein paar Tagen war sie überzeugt, dass dieser Mann sie einfach gut fand, gern mit ihr zusammen war, ihre Art zu sprechen mochte. Er gefiel ihr, aber mehr auch nicht. Keine Rede von Verliebtheit oder gar Liebe. „Ich war nicht allein, das gefiel mir."

    Das Letzte, an das Barbara in diesen Tagen dachte, war Sexualität. Für sie ist, wie für so viele Frauen dieser Generation, Sexualität unlösbar mit Liebe verbunden. Ohne Liebe mit großem L geht gar nichts – dachte sie damals. Doch dann geschah das für Barbara Unfassbare. Am vierten Tag lud Albert sie zu einem romantischen Diner bei Kerzenschein in einem Hafenrestaurant ein. Die ‚Zarzuela‘ wurde mit viel rotem Rioja heruntergespült. „Fisch muss schwimmen ... Ein bisschen angeheitert und beschwingt ging Barbara mit Albert unter dem Sternenhimmel am Strand spazieren. Als Albert den Arm um Barbara legte, schmiegte sie sich an ihn. Bei seinem ersten Kuss wurde sie ganz weich in seinen Armen. „Und dann zitterte ich wie ein ganz junges Mädchen ... Wie in Trance ging sie mit ihm auf sein Hotelzimmer. Plötzlich waren all die Ängste weg, die sie jahrelang beim geringsten Gedanken an Sex hatte: ‚Ich bin alt, ich bin nicht mehr anziehend, ich muss mich meines verblühten Körpers schämen, ich werde mich ungeschickt anstellen, ich weiß gar nicht mehr, wie das geht ...‘ Der Mann entpuppte sich als ein geschickter, geduldiger und außerordentlich zärtlicher Liebhaber. Mit seiner Zunge brachte er Barbara zum ersten Mal zum Orgasmus. Das hatte sie in ihrer Ehe nie erlebt – einen solch heftigen Orgasmus jedenfalls noch nicht. Sie fürchtete, ohnmächtig zu werden, so

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