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Meine Wahrheit 9: 11 Private Bekenntnisse
Meine Wahrheit 9: 11 Private Bekenntnisse
Meine Wahrheit 9: 11 Private Bekenntnisse
Ebook165 pages2 hours

Meine Wahrheit 9: 11 Private Bekenntnisse

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About this ebook

Alle 14 Tage neu!

Hier sind die dramatischen Geschichten aus dem wahren Leben, authentisch und voller Emotionen!
Jede Menge ergreifende Schicksale und aufregende Bekenntnisse – aktuell, ehrlich und persönlich.
Jetzt wird endlich mal deutlich Klartext geredet!

Geschichte 1:

Mein Schicksal

Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort. Das war mein einziger Fehler gewesen, der mich brachial innerhalb eines Sekundenbruchteils aus meinem Leben riss.
Post für Frau Neubauer", trällerte mein Kollege Georg Calm. Er drückte mir einen Umschlag in die Hand.
"Ist das Baby da?" Ich ahnte die Ursache seines ungewohnten Gefühlsausbruchs.
"Jawoll", strahlte er. "Schwiegertochter ist wohlauf, die kleine Mia ist kerngesund und ein richtiger Wonneproppen."
"Okay!" Silvia linste vom Schreibtisch gegenüber über ihre Brillengläser hinweg und reichte Calm die Hand. "Dann gratulieren wir doch mal dem jungen Großvater."
Ich schloss mich an, und wir hörten uns noch vier Mal an, dass alles gut gegangen war. Danach verabschiedeten wir den sonst so ruhigen Kollegen herzlich, bevor er zurück in sein Büro ging
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateMar 28, 2017
ISBN9783740915926
Meine Wahrheit 9: 11 Private Bekenntnisse

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    Book preview

    Meine Wahrheit 9 - Martin Kelter Verlag

    Meine Wahrheit 9 – 50 Seiten Private Bekenntnisse

    Inhalt

    Geschichte 1

    Geschichte 2

    Geschichte 3

    Geschichte 4

    Geschichte 5

    Geschichte 6

    Geschichte 7

    Geschichte 8

    Geschichte 9

    Geschichte 10

    Geschichte 11

    Meine Wahrheit –9–

    50 Seiten Private Bekenntnisse

    Diverse Autoren

    Geschichte 1

    Mein Schicksal

    Roman von Iris N. (47)

    Ich war zur falschen Zeit am falschen Ort. Das war mein einziger Fehler gewesen, der mich brachial innerhalb eines Sekundenbruchteils aus meinem Leben riss.

    Post für Frau Neubauer«, trällerte mein Kollege Georg Calm. Er drückte mir einen Umschlag in die Hand.

    »Ist das Baby da?« Ich ahnte die Ursache seines ungewohnten Gefühlsausbruchs.

    »Jawoll«, strahlte er. »Schwiegertochter ist wohlauf, die kleine Mia ist kerngesund und ein richtiger Wonneproppen.«

    »Okay!« Silvia linste vom Schreibtisch gegenüber über ihre Brillengläser hinweg und reichte Calm die Hand. »Dann gratulieren wir doch mal dem jungen Großvater.«

    Ich schloss mich an, und wir hörten uns noch vier Mal an, dass alles gut gegangen war. Danach verabschiedeten wir den sonst so ruhigen Kollegen herzlich, bevor er zurück in sein Büro ging.

    »Mannomann! Das habe ich auch noch nicht erlebt. Das waren mindes-tens«, staunend überlegte sie kurz, »fünfunddreißig Sätze und zwei halbe. Dafür, dass er sonst pro Tag selten mehr als zehn spricht, ist das bemerkenswert, findest du nicht, Iris?«

    Ich lachte. »Er ist halt aufgeregt. Man wird ja auch nicht jeden Tag Opa. Und erst recht nicht so jung.«

    Nun grinste sie mich an. »Mit fünfzig jung? Na ja. Aber er mag dich.«

    »Ach, hör mal damit auf!« Ich setzte mich wieder an meinen Schreibtisch.

    »Ist doch wahr! Von den zehn Sätzen pro Tag spricht er mindestens die Hälfte mit dir«, erklärte sie ernst.

    »Du willst mir doch nicht erzählen, dass er noch stiller war, bevor ich hier angefangen habe?«

    »Vor vier Monaten?«, rekapitulierte sie. »Doch, war er. Vor allem hat er fast nie gelächelt, seit seine Frau vor drei Jahren gestorben ist. Jetzt lächelt er jeden Morgen, wenn er grüßt.«

    Ich betrachtete den Umschlag in meiner Hand.

    »Noch ein Verehrer?«, wollte Silvia wissen.

    »Nein«, antwortete ich, nachdem ich die Karte im Umschlag überflogen hatte. »Nur Herr Schmitz. Er bedankt sich noch einmal, dass ich die Reifen für ihn so schnell besorgt habe.«

    Silvia schüttelte den Kopf. »Ist das der Rentner, der fast ohne Profil ankam und nur die Reifen ausgewuchtet haben wollte?«

    »Genau der. Dass der das aber auch nicht gemerkt hat! Wenn ihn die Polizei angehalten hätte, hätte die ihm seinen alten Volvo gleich stillgelegt. Gut, dass die Kollegen in der Werkstatt auf Zack waren.«

    »Sag mal, hast du eigentlich Kinder?«, fragte sie jetzt.

    Mein Magen verkrampfte sich sofort. »Nein, das sollte wohl nicht sein«, antwortete ich so lapidar wir möglich.

    »Geschwister?«

    »Nein, auch nicht.« Ich bemühte mich wieder um einen neutralen Tonfall.

    *

    Unauffällig musste der Ton sein, so wie mein ganzes neues Leben unauffällig sein musste. Niemand durfte merken, wie sehr ich unter der Trennung von meinen letzten Verwandten litt. Meine Schwester Marlis und ihren vierjährigen Sohn Tim hatte ich seit meiner Aussage vor Gericht nicht mehr sehen dürfen.

    »Keine Kontaktaufnahme, zu niemandem«, hatte der Beamte mir eingeschärft. »Nur so können wir für Ihre Sicherheit garantieren.«

    Um meine Sicherheit hatte sich der gesamte Polizeiapparat wochen- und monatelang bemüht. Immer wieder hieß es von einer Minute auf die andere: »Frau Neubauer, wir verlassen sofort das Haus.«

    Innerhalb von Minuten war die provisorische Wohnstatt in den sicheren Unterkünften jedes Mal geräumt worden. Das Leben in dieser Zeit war ein Alptraum. Und das alles nur, weil ich zum falschen Zeitpunkt am falschen Ort gewesen war!

    In einer U-Bahn-Unterführung hatte ich einen nostalgisch anmutenden Passfotoautomaten entdeckt. Ich hatte an dem Tag gute Laune gehabt und mich einfach nur aus Spaß hinter den Vorhang gesetzt, um Quatschbilder zum Verschenken zu machen. Vor dem Automaten war es still, es waren kaum Leute unterwegs.

    Plötzlich hatte es wenige Meter neben mir einen kurzen Wortwechsel in einer fremden Sprache gegeben. Ein Mann klang flehend, der andere hatte kalt und knapp geantwortet. Dann hörte ich das dunkle Ploppen. Später erfuhr ich, dass es der erste Schuss aus einer schallgedämpften Pistole gewesen war. Jemand röchelte und fiel zu Boden, als ich gerade den Vorhang zur Seite schob, um nachzusehen, was los war.

    Dort hatte ich ihn gesehen, den Mörder. Plötzlich hatten sich rennende Schritte genähert. Der Mann mit der Pistole entdeckte mich, zielte und schoss. Im Krankenhaus erwachte ich Stunden später unter schwerster Bewachung. Ich war die Einzige, die den Täter identifizieren konnte.

    »Sie müssen keine Angst haben. Das Zeugenschutzprogramm sorgt für Ihre Sicherheit. Nach Ihrer Aussage bekommen Sie einen neuen Namen, eine neue Biografie, ein neues Leben.«

    »Und was passiert mit meinem alten Leben?«, hatte ich beunruhigt gefragt.

    »Wenn Sie überhaupt leben wollen, dann existiert Ihr altes Leben nicht mehr. Die werden Sie jagen, und die werden Sie irgendwann kriegen, wenn Sie bleiben, wo Sie sind. Deshalb werden wir kurz nach Ihrer Aussage einen tödlichen Unfall vortäuschen. Danach bringe ich Sie persönlich in Ihr neues Leben«, hatte er mir versichert.

    Mein neues Leben war über sechshundert Kilometer von meiner Heimatstadt entfernt. In dieser Stadt war alles fremd für mich. Ein Neuanfang mit sechsundvierzig Jahren war nicht so einfach.

    Meine Kollegen waren nett. Auch eine Nachbarin in meinem Alter, Martina Bast, hatte ich schnell kennen gelernt. Sie hatte sehr spät ein Kind bekommen, war alleinerziehend und handwerklich sehr begabt. Wir halfen uns gegenseitig, wenn wir konnten. Ich übernahm hier und da das Babysitting, wenn sie zu einem Elternabend musste. Dafür hatte sie mir geholfen, den abgebrochenen Fuß meines Sofas wieder instand zu setzen und die Lampen zu montieren. Aber all das konnte mir nicht ersetzen, was ich verloren hatte.

    *

    Dafür, dass du ein Einzelkind bist, bist du aber recht nett.« Silvia riss mich frech grinsend aus meinen traurigen Gedanken.

    »Vielen Dank«, sagte ich ironisch.

    »Nein, wirklich. Ich habe da kürzlich so einen Mann kennen gelernt, der war Einzelkind. Der war so etwas von egoistisch, das glaubst du gar nicht. Und das in absolut jeder Hinsicht, wenn du verstehst, was ich meine.«

    »Äh, danke. Ich habe verstanden. Ich glaube, so genau möchte ich es gar nicht wissen. Ich hoffe, Ihr habt wenigstens ein Kondom benutzt.«

    »Nicht eins, mehrere.« Das war wieder der üblich trockene Ton, mit dem sie über ihre Männerbekanntschaften sprach.

    Ich schüttelte den Kopf und machte mich wieder an die Arbeit.

    Doch Silvias Frage nach meinen Geschwistern ging mir den ganzen Tag nicht aus dem Kopf. Am frühen Abend lenkte ich meinen Wagen auf einen freien Parkplatz vor dem Haus. Martina lehnte sich gleich aus dem Fenster und winkte aufgeregt.

    »Kannst du gleich mit Rex Gassi gehen? Ich muss mit Paul zum Arzt. Er hat sich eine winzige Papierkugel ins Ohr gesteckt, und ich bekomme sie nicht raus.«

    Ich lachte. So etwas hätte Tim auch gemacht, als er noch drei Jahre alt war.

    »Natürlich. Dein Dackel und ich, wir kriegen das schon hin.« Natürlich würde ich ihr den Hund für den Abend abnehmen.

    Der Hund würde mich nicht stören bei dem, was ich zu tun hatte. Ich holte Rex ab, ging mit ihm Gassi und nahm ihn danach mit in meine Wohnung. Dort setzte ich mich wie jeden Abend vor den Schreibblock und berichtete von meinem Tag.

    Ja, ich schrieb auf, was in meinem neuen Leben geschah. Jeden Tag steckte ich einen dieser Briefe in einen Umschlag und schrieb darauf: für Marlis. Am Ende jeder Woche brachte ich die Briefe für meine Schwester nach Datum sortiert in ein Bankschließfach, das ich angemietet hatte. Beim Amtsgericht hatte ich ein Testament mit dem Hinweis auf dieses Schließfach hinterlegt. Wenn ich irgendwann tot wäre, würde sie die Briefe erhalten.

    »Warum so kompliziert?«, hatte der Mitarbeiter seinerzeit gefragt. »Die Briefe können Sie Ihrer Schwester doch irgendwann selbst geben. Sind Sie sicher, dass der Aufwand lohnt?«

    »Das hat seinen Grund«, hatte ich lediglich gesagt.

    Ich konnte ihm doch nicht erklären, dass meine Schwester und ihr kleiner Sohn weinend vor meinem Sarg gestanden hatten. Sie gingen davon aus, dass ich kurz nach meiner Aussage bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Wie hätte ich ihnen das erklären können, wenn ich nicht einmal mit dem winzigsten Fingerzeig mit ihnen Kontakt aufnehmen durfte, solange ich lebte?

    »Es tut mir so furchtbar leid, dass ich euch so wehtun musste«, hatte ich mich gleich in meinem ersten Brief entschuldigt. »Doch ich hatte keine Wahl. Niemand, absolut gar niemand darf wissen, wo ich lebe und arbeite.«

    Das tägliche Schreiben half mir eine Weile, mit dem Bruch in meinem Leben umzugehen. Doch je mehr ich in mein neues Leben eintauchte, desto klarer wurde mir, was ich verloren hatte.

    »Hoch soll sie leben…«, klang es manchmal fast wie lebendig in meinem Ohr nach, wenn ich an die Feiern unseres Tischtennisvereins dachte.

    Oder ich wachte nachts auf, weil ich geträumt hatte, das Telefon klingelte und ein Freund sei in der Leitung, um mich zu einer spontanen Feier einzuladen.

    Meine Schwester, der Verein, die vielen Freunde und Bekannten, das waren meine Fixpunkte im Leben gewesen. Meine festen Ankerpunkte, an denen ich in allen Lebenslagen anlehnen konnte. Nichts davon gab es mehr für mich. Niemand, mit dem ich feiern konnte. Niemand, der für mich da war, wenn ich eine Schulter zum Anlehnen brauchte. Und niemand, für den ich da sein konnte, wie ich es immer für meine Schwester gewesen war.

    Es gab Abende, an denen ich mich endlos einsam fühlte. Manchmal zweifelte ich sogar daran, ob die Entscheidung, am Zeugenschutzprogramm teilzunehmen, richtig war. Ich war in meinem Leben so fest verankert gewesen. Und nun hatte ich oft das Gefühl, ziellos in einem einsamen Boot auf einem See zu treiben und im Trüben zu fischen.

    Tischtennis durfte ich auf keinen Fall mehr spielen. Ich war zu gut und oft zu großen Wettkämpfen angemeldet gewesen. Zu groß war das Risiko, dass mich bei überregionalen Wettkämpfen jemand erkannte. Das durfte auf keinen Fall passieren.

    Meiner zweiten Leidenschaft, dem Tanzen, war ich mangels Partner schon seit zwanzig Jahren nicht mehr nachgegangen. In jungen Jahren war ich einmal verheiratet gewesen. Die Ehe war aber nach fünf Jahren an den ständigen Seitensprüngen und Lügen meines damaligen Mannes gescheitert. Den passenden Mann fürs Leben hatte ich danach nicht mehr gefunden. Vielleicht auch deshalb, weil ich keinem mehr vertraute.

    Kein Ankerpunkt mehr, der mir über einsame Stunden geholfen hätte.

    *

    Als wir endlich dran waren, ging es ganz schnell. Der Arzt hat das Kügelchen mit einer ganz dünnen Pinzette aus dem Ohr herausgefischt«, berichtete Martina am späten Abend, als sie den kleinen Paul endlich ins Bett gebracht hatte und Rex abholte. »Wie er bloß auf diese Idee gekommen ist!«

    Ich biss mir auf die Lippen. Wie gern hätte ich ihr jetzt erzählt,

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