eBook105 Seiten3 Stunden
Denkmalpflege und Wiederaufbau im Nachkriegspolen: Die Beispiele Stettin und Lublin
Von Julia Roos
Bewertung: 0 von 5 Sternen
()
Über dieses E-Book
Durch die Ermordung der polnischen Juden durch die Nationalsozialisten, durch Flucht, Vertreibung und Umsiedlung der Deutschen und Ukrainer sowie durch den Verlust der sehr stark multinational geprägten Gebiete östlich der Curzon-Linie entstand in Folge des 2.Weltkriegs ein polnischer Staat, der zu 98% von Polen bewohnt war – von denen 97% dem katholischen Glauben angehörten. Doch das bauliche Erbe des einstigen Vielvölkerstaates blieb dem Nationalstaat Polen erhalten.
Beim Wiederaufbau nach dem 2.Weltkrieg stand weniger ein konservatorischer Ansatz, sondern eine Betonung der eigenen, rein polnischen Geschichte im Vordergrund. Das multikulturelle Erbe, das Zugang zu der vielschichtigen Vergangenheit des polnischen Staats ermöglicht hätte, wurde hierbei national überformt.
Wie man im Nachkriegspolen mit dem als deutsch wahrgenommenen Erbe umging, wird anhand der Stadt Stettin aufgezeigt: Während man in der Propaganda eine Abkehr von den Zeugnissen der „Jahrhunderte langen Fremdherrschaft“ sprach, griff man auf viele städtebauliche Konzepte der Vorkriegszeit zurück. Dagegen zeigt das Beispiel der Stadt Lublin, dass das als „pozydowski“ (nach den Juden) bezeichnete Erbe vollständig aus dem Stadtbild verdrängt wurde – ohne thematisiert zu werden. Das Gebiet der jüdischen Stadt wurde vollkommen ahistorisch überformt: Ein in den 1950er Jahren angelegter Schlossplatz mit einer „Pseudo-Renaissance“-Architektur gaukelt dem kunsthistorischen Laien eine Kontinuität der Stadtstruktur vor.
Dies erklärt auch, warum die Bemühungen im Zuge einer Wiederentdeckung des multikulturellen Erbes in den ehemals deutschen Gebiete viel weiter gediehen sind, als der Umgang mit der jüdischen Vergangenheit im Osten Polens.
Beim Wiederaufbau nach dem 2.Weltkrieg stand weniger ein konservatorischer Ansatz, sondern eine Betonung der eigenen, rein polnischen Geschichte im Vordergrund. Das multikulturelle Erbe, das Zugang zu der vielschichtigen Vergangenheit des polnischen Staats ermöglicht hätte, wurde hierbei national überformt.
Wie man im Nachkriegspolen mit dem als deutsch wahrgenommenen Erbe umging, wird anhand der Stadt Stettin aufgezeigt: Während man in der Propaganda eine Abkehr von den Zeugnissen der „Jahrhunderte langen Fremdherrschaft“ sprach, griff man auf viele städtebauliche Konzepte der Vorkriegszeit zurück. Dagegen zeigt das Beispiel der Stadt Lublin, dass das als „pozydowski“ (nach den Juden) bezeichnete Erbe vollständig aus dem Stadtbild verdrängt wurde – ohne thematisiert zu werden. Das Gebiet der jüdischen Stadt wurde vollkommen ahistorisch überformt: Ein in den 1950er Jahren angelegter Schlossplatz mit einer „Pseudo-Renaissance“-Architektur gaukelt dem kunsthistorischen Laien eine Kontinuität der Stadtstruktur vor.
Dies erklärt auch, warum die Bemühungen im Zuge einer Wiederentdeckung des multikulturellen Erbes in den ehemals deutschen Gebiete viel weiter gediehen sind, als der Umgang mit der jüdischen Vergangenheit im Osten Polens.
Ähnlich wie Denkmalpflege und Wiederaufbau im Nachkriegspolen
Ähnliche E-Books
Der jüdische Friedhof bei Binswangen / The Jewish Cemetery at Binswangen: Hintergründe, Fotos, Grabstein-Inschriften, Familiengeschichten / Background, Photos, Grave Marker Inscriptions, Family History Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Haus der drei Sterne: Die Geschichte des jüdischen Friedhofs von Pfersee, Kriegshaber und Steppach bei Augsburg, in Österreich, Bayern und Deutschland Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJüdisches Leben Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJude ist kein Schimpfwort: Zwischen Umarmung und Ablehnung – jüdisches Leben in Österreich Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenA Jud und keck a no Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenVerborgene Geheimnisse der Juden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJuden und Zigeuner im europäischen Geschichtstheater: »Jewish Spaces«/»Gypsy Spaces« - Kazimierz und Saintes-Maries-de-la-Mer in der neuen Folklore Europas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie wahre Geschichte der wahren Hebräer wurde noch nie veröffentlicht Bewertung: 4 von 5 Sternen4/5Danke, wir sind da! Bewertung: 5 von 5 Sternen5/5Ist das nicht Sara?: Eine Geschichte zum Judentum Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenEin kleines Ei ist auch ein Huhn: Von jüdischen Feiertagen und Kochtöpfen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDie Juden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen"Isac, Abram und Jacob die Juden...": Quellen zur Geschichte der Offenburger Juden im 17. Jahrhundert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDas Vordtriede-Quiz: 50 Fragen und Antworten zur emigrierten Freiburger Familie Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenNahida Lazarus-Remy und »Das jüdische Weib«: Eine projüdische Stimme im 19. Jahrhundert Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchönheit mit Schalom: Heilung jüdisch-deutscher Wunden Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenAltes Testament, jüdische Kultur und deutsches Judentum: Aufsätze zur jüdisch-christlich-islamischen Kultur Europas Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJudentum und Popkultur: Ein Essay Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJüdisches Leben in Ostpreußen.: Geschichte und Untergang einer großen Kultur Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenHebräische Gebete: Traditionelle hebräische Gebete mit Transkription in lateinische Schrift, Übersetzung und Erläuterungen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenTancred: Oder der neue Kreuzzug Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenSchutzjuden im ehemals woellwarthschen Essingen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenJüdisches Leben in Berlin: Der aktuelle Wandel in einer metropolitanen Diasporagemeinschaft Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenPaul Leo: Lutherischer Pastor mit jüdischen Wurzeln Bewertung: 0 von 5 Sternen0 BewertungenDer Reykafelsen Bewertung: 0 von 5 Sternen0 Bewertungen
Rezensionen für Denkmalpflege und Wiederaufbau im Nachkriegspolen
Bewertung: 0 von 5 Sternen
0 Bewertungen
0 Bewertungen0 Rezensionen
Buchvorschau
Denkmalpflege und Wiederaufbau im Nachkriegspolen - Julia Roos
Gefällt Ihnen die Vorschau?
Seite 1 von 1