Kirchenflucht – Warum?: Die Kirchen im Dilemma zwischen Bibel und Aufklärung zwischen Glauben und Wissen zwischen Unvernunft und Vernunft
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Über dieses E-Book
Dem religiösen Glauben misst der Verfasser weit weniger Bedeutung bei als die Kirchen. Dem "Lasset uns glauben und beten" zieht er ein "Lasset uns fragen" vor, um in Frage zu stellen. Viele Sätze seiner Schrift enden mit einem Fragezeichen. Der Verfasser gibt aber auch Antworten, insbesondere auf die Frage "Kirchenflucht - Warum?" Auch die Kirchen haben in Glaubenssachen Verantwortung gegenüber den Gläubigen, auch sie dürfen nicht wider besseres Wissen im Sinne des achten Gebots‚ 'falsch Zeugnis reden' wider ihre Gläubigen als ihre Nächsten.
Der Verfasser wird Kritik jeder Art gern überdenken. Mit Dialogverweigerung und Totschweigen werden die Kirchen aus keinem Dilemma herauskommen.
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Buchvorschau
Kirchenflucht – Warum? - Klaus Johannes Tipke
Die Unglaubwürdigkeit des christlichen Glaubens
als Hauptgrund der Kirchenflucht
Aufklärende Untersuchung
durch einen Juristen
Für meine Urenkel
Ben und Elijah Harel
geboren in Tel Aviv
Frohe Botschaften des Verfassers
Wissenschaftliches Forschen zur Ermittlung der Wahrheit ist sicherer als „Glaubenswahrheit auf der Grundlage von „Glauberei
. Der Glaube ist kein ethischer Wert. Der Unglaube ist kein Unwert. Wissen muss dem Glauben vorgehen.
Toleranz den Toleranten, Intoleranz den Intoleranten.
Ein religiöses Jüngstes Gericht wird es nicht geben.
Die Bibelhölle existiert nicht. Sie wäre mit der Glaubensfreiheit nicht vereinbar.
Verhütungsmittel zu nehmen, ist keine Sünde.
Rechtschaffene tolerante Gläubige und rechtschaffene tolerante Nichtgläubige müssen gleich behandelt werden. Was tolerante Menschen glauben oder nicht glauben, muss unerheblich sein.
Der Verfasser ist emeritierter Rechtsprofessor der Universität zu Köln.
Er sieht Zuschriften, auch sehr kritischen, dankbar entgegen. Fehler, auf die Leser zutreffend hinweisen, werden baldmöglichst korrigiert werden.
Kontakt-Möglichkeit: E-Mail tipke.balke(et)gmx.de
Bekenntnis zur Glaubens- und Unglaubensfreiheit
Ich glaube nicht, was Christen glauben sollen, trete aber nachdrücklich dafür ein, dass Christen ihrem Glauben anhängen und ihn frei bekennen dürfen.
Ich erwarte nicht, dass Christen meinen Unglauben akzeptieren, erwarte aber, dass Christen nachdrücklich dafür eintreten, dass auch Ungläubige ihren Unglauben bekennen dürfen.
Im Interesse der Glaubens- und Unglaubensfreiheit sowie der Informationsfreiheit sollten Verleger neutral sowohl über den Glauben als auch über den Unglauben informieren.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
Erster Abschnitt: Grundlegung
Über den Verfasser, insbesondere über seine christliche Indoktrination in Kindheit und Jugend
Über die Kirchenflucht und ihre Gründe
2.1 Die Situation in Deutschland
2.2 Kirchenflucht in Zahlen in einigen Ländern
2.3 Gründe der Kirchenflucht
2.3 1 Meinungen über Kirchenfluchtgründe
2.3 2 Gründe junger Menschen, die den Gottesdienst nicht mehr besuchen:
Vom Verfasser angewandte Aufklärungsmethoden zur Ermittlung des Glaubensmankos und unvernünftiger Sündenregeln als Kirchenfluchtgründe
3.1 Über die Gottesbeweislage
3.2 Methoden, die Glaubwürdigkeit des christlichen Glaubens und ethischer Regeln zu testen
3.2 1 Infragestellen durch Fragen
3.2 2 Berücksichtigung von Indizien
3.2 3 Berufung auf Naturgesetze und Denkgesetze – Gott greift erfahrungsgemäß in diese Gesetze nicht ein
3.2 4 Berufung auf Erfahrungsgesetze – Gott tut nichts
3.2 5 Die Methode, biblische Sachverhalte in die Gegenwart zu verlegen, damit sie von Gegenwärtigen beurteilt werden können (Gegenwartstest)
3.2 6 Vergleich der biblischen Ethik mit der säkularen Ethik der Gegenwart
Zweiter Abschnitt: Die Kirchen im Dilemma zwischen Bibel und Aufklärung, zwischen Glauben und Wissen
Der Glaubenspluralismus; Glaubenszweifel
Kurzer Rückblick auf das militante intolerante Wirken des Christentums
Sieg der Aufklärung über die mächtige Kirche auf der Grundlage der Glaubensfreiheit – Abwertung des Glaubens – Aufklärung geht vor Kirchenglaube – Aufklärung als Entkirchlichungsgrund
Wodurch unterscheiden sich religiöser Glaube und Wissen?
Über die Bibel als Glaubensgrundlage der christlichen Kirchen unter dem Aspekt der Kirchenflucht
5.1 Über Bedeutung und Mängel der Bibel
5.2 Gründe gegen die Bibel als Gottes Wort
5.3 Ist die Bibel erneuerungsbedürftig, ist sie erneuerbar?
5.3 1 Hindernisse einer Erneuerung
5.3 2 Persiflage einer Bibel
5.4 Das umfängliche Glaubensinventar der christlichen Kirchen und sein zu Unrecht exzessiv hoher kirchlicher Stellenwert
5.4 1 An wen und (an) was sollen Christen glauben? – Im Glaubens-Irrgarten des Glaubensreichtums
5.4 2 Über den zu Unrecht exzessiven Stellenwert des christlichen Glaubens
5.4 3 Kritik der christlichen Glaubensnotwendigkeit
5.4 4 Über vorhandenes und nicht vorhandenes Glaubensbedürfnis
Exkurs: Religiös grundierter politischer Glaube, dargestellt am Beispiel des Nationalsozialismus
Dritter Abschnitt: Die Entstehung des Weltalls und der Menschheit als Gegenstand des Glaubens und des Wissens – Ein Beispiel für das Dilemma zwischen Glauben und Wissen
Der Glaube an die Schöpfungsgeschichte – er bröckelt in Europa
1.1 Die Erschaffung von „Himmel und Erde durch den Schöpfergott des Alten Testaments aus dem Nichts – das Bibelverständnis von „Himmel und Erde
1.2 Zur Erschaffung der Tiere
1.3 Die Erschaffung der ersten Menschen
1.4 Die Katastrophe des Sündenfalls
1.5 Wann hat Gott seine sechstägige Schöpfung vollzogen? − Weiß das jemand?
1.6 Warum hat der Schöpfergott Himmel und Erde mit Lebewesen geschaffen? – Weiß das jemand?
Über den Anfang des Weltalls und des Lebens aus der Sicht der Wissenschaften
2.1 Über die Entstehung des Weltalls und unseres Sonnensystems
2.2 Über die Entstehung des Lebens auf der Erde und die Evolution zum Menschen
Ist der Mensch ein erschaffenes oder ein durch Evolution entstandenes Wesen? Welche Folgen hat das? Die unglaubwürdige Schöpfungsgeschichte als Kirchenaustrittsgrund
Vierter Abschnitt: Der Glaube an Gott und seine Engel, an den Heiligen Geist und an Jesus Christus im Glaubwürdigkeitstest
Ist das, was man über Gott glauben soll, glaubwürdig?
1.1 Der Schöpfergott und der Christengott als kirchliche Phantasie und Vorstellung
1.1 1 Dem unbekannten Gott zugeordnete Eigenschaften
1.1 2 Das Erfahrungswissen lehrt: Gott verhält sich passiv, er kümmert sich um nichts
1.2 Prominente über Gott
1.3 Der instrumentalisierte, aber nicht notwendig existierende Gott
1.4 Der Glaube an Gottes Engel – ein Aberglaube?
1.5 Der Glaube an den sogenannten Heiligen Geist – ein Aberglaube, eine Absurdität?
Ist das, was über Jesus Christus geglaubt werden soll, glaubwürdig?
2.1 Ist es glaubwürdig, dass Jesus Christus Gottes Sohn und Sündenvergeber ist?
2.2 Ist es glaubwürdig, dass Jesus als Gottes Sohn in den Himmel aufgefahren ist?
Was Mitglieder der christlichen Kirchen wirklich glauben
Wie steht es um den Glauben des Klerus
Fünfter Abschnitt: Das Ende der Menschheit und des Weltalls aus der Sicht des Glaubens und des Wissens – Beeinflusst die Lehre vom Jüngsten Gericht die Entkirchlichung?
Alle Menschen müssen sterben
Der Glaube an das Jüngste Gericht – ein Angstmacher?
2.1 Biblische Grundlagen
2.2 Der Jurist stellt fest: Es gibt ungelöste Kompetenzfragen Jüngster Gerichte
2.3 Der Jurist fragt: Wann soll das Jüngste Gericht tagen?
2.4 Der Jurist fragt: Wo soll das Jüngste Gericht tagen?
2.5 Das Auferwecken der Menschheit von den Toten mit der Gottesposaune – aber reicht die Posaune?
2.6 Die Auferstehung des Fleisches
2.7 Der Jurist fragt: Wird es eine Prozessordnung geben?
2.8 Der Jurist fragt: Welche Rechtsgrundlagen werden dem Jüngsten Gericht als Maßstab dienen?
2.9 Der Glaube an das Jüngste Gericht als Aberglaube
Zum Ende der Erde und der Menschheit aus Sicht der Wissenschaft
Sechster Abschnitt: Himmel und Hölle als kirchliche Phantasie und Vorstellung – Beeinflussen sie die Entkirchlichung?
Allgemeine Gedanken über Himmel und Hölle
Der Schlaraffenland-Himmel ist passé
Der sich enthüllt habende Gott als Zentralfigur des Himmels
Der Ratzinger-Himmel „ohne Ort" als Phantasie und Vorstellung
Trotz Entwertung des Himmels noch Hoffnung auf das ewige Leben im Himmel?
War der Glaube an die alte Feuerhölle auch nur ein Aberglaube? Keine Angst, die Hölle gibt es nicht!
Kann der Teufel weiterexistieren, wenn die Feuerhölle ausgebrannt ist? Am abergläubischen Teufelsexorzismus scheint die katholische Kirche festhalten zu wollen.
Siebter Abschnitt: Kritik der christlichen Sündenlehre – Die unvernünftige christliche Sündenlehre als Kirchenaustrittsgrund
Der Heilsplan Gottes als heilsgeschichtliche Klitterung der Katholischen Kirche
Insbesondere: Über die Absurdität der Erbsünde
Über Sünderpflege und Sündenvergebung
3.1 Der Glaube ist als Sündenmaßstab untauglich
3.2 Was sollen wir tun? Die Zehn Gebote und die Bergpredigt allein tun es als Antwort nicht
3.3 Wie hält die Katholische Kirche es mit der Ethik der Menschenrechte?
Schlussabschnitt: Zukunftsaussichten der Kirchen
Kirche, was nun? Kirche, was tun?
1.1 Die Kirchen könnten sich annähern
1.2 Könnte die Kirche Bestandsschutz durch die Heilige Dreifaltigkeit erbitten und erlangen?
1.3 Die letzte Hoffnung der Kirche
1.4 Wie hilfreich ist der Katechismus als Stütze der Glaubens- und Sündenlehre?
1.5 Ist die Vermittlung des Glaubens durch die Sprache der Kirche zum Weglaufen?
1.6 Die Verursacher der Kirchenflucht ausmachen und kennenlernen
1.7 Die Berufung auf populäre Glaubenszeugen – das Totschweigen berühmter Atheisten
1.8 In Deutschland missionieren?
Die Kirchen haben starke Stützen und werden in absehbarer Zeit nicht untergehen
2.1 Das ungelöste Glauben-Wissen-Dilemma als Ausgangsbasis für die Zukunftsaussichten
2.2 Der Staat als Stütze
2.3 Parteien, Politiker und Verleger als Stützen
Gedanken über die Zukunft der christlichen Kirchen
3.1 Es werden sich vermutlich zwei Blöcke bilden
3.2 Über Glaubensschwindel und Glaubens-Placebo
3.3 Wohin verschwinden die Kirchenflüchtlinge? Über die Lage der weltlichen (säkularen) Humanisten
Blick nach vorn: Christen und Nichtgläubige müssen keine Feinde sein. Ein Brückenschlag zwischen Christen (kirchlichen Humanisten) und weltlichen Humanisten sollte möglich sein
Zusammenfassung
Abkürzungen
Vorwort
1. Schon seit meiner Jugend habe ich mich auch mit religionskritischer Literatur befasst. Nach 2010 habe ich die Lektüre intensiviert. Noch vor Weihnachten 2015 konnte ich mit der Niederschrift dieses Buches beginnen. Auch als 2016 der Heilige Abend gefeiert wurde, ließ ich mich nicht davon abhalten, die Niederschrift fortzusetzen. Dabei wurde ich inspiriert durch die Kirchenglocken, die mehrfach zu Gottesdienst-Schichten einluden.
Die meisten Menschen, die am Heiligen Abend in die Kirchen strömen, haben während des ganzen Jahres keine Kirche betreten. Man fragt sich: Warum tun sie das? Die zur dritten Schicht eilen, haben ihre Weihnachtsgans vielleicht schon verzehrt. Möglicherweise wollen sie für wenige Stunden die Vernunft ausschalten und etwas für das Gefühl oder für das Gemüt tun, sich wegtragen lassen durch Feierlichkeit, durch Orgel und Kirchenchor, durch die Weihnachtsgeschichte, nach der das kleine Jesuskind in einem Stall in Bethlehem geboren worden sein soll. Mit so viel frommer Feierlichkeit können die Ungläubigen und Gottlosen nicht konkurrieren.
Der gestresste Pastor oder Priester könnte an diesem Abend in die Kirche hineinrufen: „Woher kommt ihr, ihr Verirrten? Wo ward ihr während des ganzen Jahres? Die Glocken haben nach euch gerufen, aber ihr habt nicht auf sie gehört. Glaubt bitte nicht, dass ihr bereits wegen eines einzigen Gottesdienstbesuches am Heiligen Abend in den Himmel kommt. Aber so etwas sagt kein Pastor, kein Priester. Die Stimmung soll nicht verdorben werden. Man will doch zusammen singen: „Vom Himmel hoch da komm‘ ich her, ich bring euch gute neue Mär
, „Oh du fröhliche, oh du selige, gnadenbringende Weihnachtszeit, und schließlich auch noch „Stille Nacht, heilige Nacht
. Mehr Rührseligkeit geht nicht. Vor einigen Jahrzehnten habe ich an einer Weihnachtsfeier in der Universität Berkeley/Kalifornien teilgenommen. Zum Finale sang ein Universitätschor in deutscher Sprache „Stille Nacht, heilige Nacht". Und ich muss gestehen, dass ich selbst fast zu Tränen gerührt war.
Aber wieder an der frischen Luft und bei Verstand fragen sich dann viele Gottesdienstbesucher: „Warum ließ Gott seinen Sohn ohne jede Herrlichkeit in einem Stall mit Heu und Stroh zur Welt kommen?" Am Weihnachtsgottesdienst, so denke ich, nehmen auch solche Besucher teil, die aus der Kirche längst ausgetreten sind und keine Kirchensteuer zahlen. Es mögen sogar solche unter ihnen sein, die wissen, dass Jesus gar nicht in Bethlehem, sondern in Nazareth geboren wurde, dass es Apostel waren, die aus religiöser Opportunität den Geburtsort von Nazareth nach Bethlehem verlegt haben, dass es in Nazareth auch keinen Engel gab, der die gute neue Mär von der Geburt Jesu verkündete, dass die gute neue Mär tatsächlich ein Märchen war.
Die vollen Kirchen am Heiligen Abend geben ein ganz falsches Bild von der Situation der christlichen Kirchen ab. Die einschlägigen Zahlen über Kindtaufen und die Kirchenaustritte liefern den Kirchenoberen ein ganz anderes Bild, ein Bild, das man sich vor 100 Jahren noch überhaupt nicht hätte vorstellen können. Wenn die Kirchen ihre Situation verbessern wollen, müssen sie zunächst die Ursachen ihrer Misere kennen. Das immer noch hohe Kirchensteueraufkommen, das die Folge einer sehr guten wirtschaftlichen Konjunktur ist, fördert einstweilen die Verdrängung. Dass viele Mitglieder ihre Kirchen wegen der Kirchensteuer verlassen, ist nur ein äußerlicher Grund. In Wahrheit ist das, was die Kirche bietet, ihnen die Kirchensteuer nicht wert. Wer aus der katholischen Kirche austritt, weil er sich an der katholischen Sexualmoral stört, zeigt auch, dass ihm der geschützte Geschlechtsverkehr mehr wert ist als die katholische Lehre. Nimmt man noch die stark geschrumpfte Zahl der Gottesdienstbesucher hinzu, so erlaubt das wohl die widerlegbare Annahme, dass etwas faul ist mit der auf die Bibel gegründeten Glaubens- und Sittenlehre der christlichen Kirchen. Meinen nicht viele auch, mit der Bibel sei etwas faul am Beginn des 21. Jahrhunderts? Der Verfasser will darüber kein Vorurteil pflegen. Aber die Vermutung, dass die Kirchen sich im Dilemma zwischen Bibel und Aufklärung, zwischen Glauben und Wissen befinden, darf man wohl auch eingangs schon äußern.
Viele Menschen möchten wissen, woher die Welt und die Menschen kommen, wofür die Menschen leben und wohin sie gehen? Diese Fragen beantwortete in Europa über Jahrhunderte fast allein die Kirche – bis ihr durch die Aufklärung ein Wettbewerber erwuchs.
Der Aufklärung geht es um die Vermehrung von Wissen und die Durchleuchtung des Glaubensobskurantismus.
Der Verfasser ist weder Theologe oder Geistlicher noch Naturwissenschaftler. Er ist Rechtswissenschaftler, war zuvor zehn Jahre Richter. Als Richter musste er Urteile liefern. Aber bevor er sie lieferte, hat er zum Zwecke der Sachaufklärung gefragt, gefragt und gefragt. Die Vorliebe für das Fragen, um infrage zu stellen, führt dazu, dass mehr als 200 Sätze dieser Schrift mit einem Fragezeichen enden. Durch Fragen und andere Methoden soll herausgefunden werden, warum so viele Menschen die Kirche verlassen. Jeder ist eingeladen, diese Fragen nach seiner Fasson zu beantworten. Auf der Grundlage (rechts-) wissenschaftlichen Denkens mische ich mich in die christliche Glaubens- und Sittenlehre ein und frage mich, warum so viele Kirchenbesucher sich am Heiligen Abend sagen: „Die Botschaft hör ich wohl, allein mir fehlt der Glaube".
Da es nicht möglich ist, aufzuklären, welche Motive die einzelnen Menschen zur Entkirchlichung bewogen haben, habe ich alle möglichen Gründe untersucht. Man kann auch sagen, ich habe die Kirchenflucht auf ihre Rechtfertigung, auf Rechtfertigungsgründe untersucht. Was dazu erörtert worden ist, kann auch für eine Bibel des weltlichen Humanismus, d. h. für eine Bibel der Aufklärung verwendet werden.
Richter – das möchte ich versuchen zu zeigen – haben in mancherlei Hinsicht doch einige Vorteile bei der möglichst objektiven Suche nach der Antwort auf die Warum-Frage. Richter müssen sich um Unparteilichkeit bemühen. Sie müssen zur Vermeidung von Befangenheitsrügen lernen, Vorurteile und Wunschdenken zu vermeiden und beide Parteien anzuhören. Die „christliche Partei" habe ich durch die Katechismen angehört.
Kirchenvertreter mögen mir vorhalten, ich habe nicht die richtigen Fragen gestellt oder die Fragen falsch formuliert. Aber ich weiß wohl um die Bedeutung der richtigen Fragestellung. Der Einwand der falschen Fragestellung wird auch im kirchlichen Bereich nur zu gern benutzt, um sich vor der Antwort zu drücken. Der Verfasser wird nicht nur Fragen stellen, sondern sich auch selbst um Antworten bemühen. Mit sehr ausführlicher Begründung hat der Verfasser die Frage verneint, ob ein Jüngstes Gericht zu erwarten sei, ebenso die Frage, ob es die Hölle gibt.
Um Antworten zu finden, wird der Verfasser den Glaubensinhalt der christlichen Kirchen, die den Glauben für notwendig halten, infrage stellen, indem er die Wichtigkeit des religiösen Glaubens in der christlichen Lehre vergleicht mit der Irrelevanz des Glaubens in der säkularen Ethik, wie sie konkretisiert wird in den Grundrechten der Verfassung, in den Menschenrechten und in der Ethik, die den Strafgesetzen zugrunde liegt. Er wird die Ethik der christlichen Sündenlehre mit der säkularen Ethik vergleichen und fragen, ob ein Verhalten, das niemanden schädigt, sündhaftes Verhalten sein kann? Und er wird biblische Sachverhalte in die Gegenwart transferieren und festzustellen versuchen, wie die Gegenwärtigen solche Sachverhalte heute beurteilen.
Könnte es sein, dass die einschlägigen vergleichbaren Vorschriften der säkularen Verfassungen und Gesetze der christlichen Glaubens- und Sittenlehre erheblich überlegen sind?
Da der Verfasser zu Ironie und Satire neigt, hat er dieses Stilmittel auch in dieser Schrift des Öfteren angewendet. Er hat sich aber bemüht, die „Glauberei" nicht lächerlich zu machen, obwohl gewisse Glaubenserfindungen von Menschen vor der Vernunft durchaus lächerlich erscheinen können. Ich habe nicht Gott gelästert und Gläubige ironisiert, sondern weltliche und kirchliche Potentaten kritisiert, die den Namen Gottes missbrauchen. Auch auf Heiligkeit kann Satire nur begrenzt Rücksicht nehmen. Ja, ein Zuviel an Heiligkeit – wie die Selbstheiligung der Katholischen Kirche – fordert zur Satire geradezu heraus.
Zurzeit leben in Deutschland etwa 34 Prozent Konfessionslose. In den Niederlanden und Großbritannien sind es gar mehr als 50 Prozent. Auch in Deutschland werden sich in absehbarer Zeit Gläubige und Nichtgläubige wahrscheinlich die Waage halten. Das wird durchaus akzeptabel sein, wenn Gläubige und Nichtgläubige sich tolerieren und respektieren. Wenn sie gelernt haben, dass das, was man glaubt oder nicht glaubt, viel unwichtiger ist, als viele Menschen heute noch annehmen. Ob das Christentum etwa die Hälfte der Bevölkerung halten kann, ist durchaus ungewiss. Es wird nicht genügen, dass die christlichen Kirchen auf die dogmatische Glaubens- und Sittenlehre der Katechismen verweisen, auf Dogmen, die unaufgebbar und unverrückbar seien. Auch die Kirchen werden argumentieren müssen, den Nichtgläubigen mit Gegenargumenten begegnen müssen. Es wird nicht mehr genügen, auf Apostel und Kirchenväter als Glaubenszeugen zu verweisen. Sie sind als Beweismittel ungeeignet. Das wird auf die Frage zulaufen: Ist der Glaube überhaupt geeignet, die Wahrheit zu finden?
Allerdings können die Vereinigungen der Nichtgläubigen auch nicht zufrieden sein: Nur ein Bruchteil der Kirchenflüchtlinge findet sich bei den organisierten Nichtgläubigen ein. Unser Staat, unsere Politiker, unsere renommierten Verleger sind nicht religions- und weltanschauungsneutral. Sie stehen durchweg auf der Sei