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Alterität und Identität im Libanon: Eine Generation zwischen Bürgerkrieg und arabischem Frühling
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Im Jahr 2011 veränderte sich die Alltagswelt von Millionen von Menschen. Despoten wurden gestürzt, Regime in Frage gestellt und dem angestauten Unmut Luft gemacht. Das Land im Herzen des Nahen Ostens wird jedoch eher selten im Zusammenhang mit dem arabischen Frühling erwähnt: Der Libanon. Dennoch kam es auch in dem kleinen Staat an der Levante zu Demonstrationen und Auseinandersetzungen mit Sicherheitskräften. Die Aufstandsbewegung in der arabischen Welt, die nun ohne Rücksicht auf Konfession und Ethnizität ein übergreifendes Bewusstsein, ein „shared awarness“, heraufbeschworen hat, trifft auch auf den tief durch den 15-jährigen Bürgerkrieg gespaltenen Libanon.
Hier streiten sich seit Jahrhunderten und vermehrt seit Ausbruch des Bürgerkriegs Historiker, Politiker und Kleriker über die Existenz einer nationalen Identität und wie diese, wenn vorhanden, auszusehen habe. Die mehrdeutige Identität des Landes spaltete dessen Bevölkerung entlang lokaler, nationaler und ideologischer Linien. Entlang dieser entstand ein konfliktträchtiges Spannungsfeld kommunaler, staatlicher und nationaler Grenzen, welches die Frage nach der Identität sehr problematisch gestaltet.
Daher entstand im Libanon eine hohe Sensitivität gegenüber sozialer Kohärenz und nationaler Einheit. Im weitgefächerten Spektrum der libanesischen Gesellschaft ist religiöser Kommunalismus die vorherrschende Identität. Daher herrscht seit langem die Forderung nach einer Säkularisierung, um die trennende Kluft zu überwinden.
Trotz dieser heiklen Problematik in einem Land mit mehr als 18 verschiedenen Konfessionsgruppen kommt es auch hier zu Protesten, vornehmlich von Studenten und Intellektuellen.
Anhand von Interviews mit Beiruter Studenten, Fotomaterial, Teilnahme an sozialen Netzwerken und Feldnotizen soll dargestellt werden, wie sich die Umgebung der Studenten im Gegensatz zu der der Bürgerkriegsgeneration verändert. Der verdrängte Bürgerkrieg, welcher noch immer die Narrativen und das Verhältnis der Gruppen im Libanon bestimmt, und die zunehmende Angst vor der Zukunft und der Stagnation bilden den eigentlichen Bezugsrahmen jeglicher möglicher Identität. Dennoch erleben die Studenten zunehmend ein Loslösen aus dem seit 30 Jahren festgefahrenen Bezugsrahmen. Krieg und Besatzung ließen neue Kategorien von „Opfern“ und „Tätern“ entstehen. Gemischte Universitäten und das Internet boten neue Formen die alten Kommunikations- und Interaktionsmuster zu übertreten und der Universitätsbezirk Hamra, lässt ein über- bzw. unkonfessionelles Miteinander zu, welches noch vor wenigen Jahren höchst problematisch gewesen wäre. Daraus ergeben sich neue Formen der Identität/Alterität, welche an die Parole des arabischen Frühlings erinnern. Rund um den Libanon ruft man „Das Volk will den Fall des Systems!“. Auch Studenten im Libanon stimmen am 27. Januar, unbemerkt vom Rest der Welt, in den Kanon ein. Ein Ergebnis der Protestwelle oder der innerlibanesischen Veränderungen?
Hier streiten sich seit Jahrhunderten und vermehrt seit Ausbruch des Bürgerkriegs Historiker, Politiker und Kleriker über die Existenz einer nationalen Identität und wie diese, wenn vorhanden, auszusehen habe. Die mehrdeutige Identität des Landes spaltete dessen Bevölkerung entlang lokaler, nationaler und ideologischer Linien. Entlang dieser entstand ein konfliktträchtiges Spannungsfeld kommunaler, staatlicher und nationaler Grenzen, welches die Frage nach der Identität sehr problematisch gestaltet.
Daher entstand im Libanon eine hohe Sensitivität gegenüber sozialer Kohärenz und nationaler Einheit. Im weitgefächerten Spektrum der libanesischen Gesellschaft ist religiöser Kommunalismus die vorherrschende Identität. Daher herrscht seit langem die Forderung nach einer Säkularisierung, um die trennende Kluft zu überwinden.
Trotz dieser heiklen Problematik in einem Land mit mehr als 18 verschiedenen Konfessionsgruppen kommt es auch hier zu Protesten, vornehmlich von Studenten und Intellektuellen.
Anhand von Interviews mit Beiruter Studenten, Fotomaterial, Teilnahme an sozialen Netzwerken und Feldnotizen soll dargestellt werden, wie sich die Umgebung der Studenten im Gegensatz zu der der Bürgerkriegsgeneration verändert. Der verdrängte Bürgerkrieg, welcher noch immer die Narrativen und das Verhältnis der Gruppen im Libanon bestimmt, und die zunehmende Angst vor der Zukunft und der Stagnation bilden den eigentlichen Bezugsrahmen jeglicher möglicher Identität. Dennoch erleben die Studenten zunehmend ein Loslösen aus dem seit 30 Jahren festgefahrenen Bezugsrahmen. Krieg und Besatzung ließen neue Kategorien von „Opfern“ und „Tätern“ entstehen. Gemischte Universitäten und das Internet boten neue Formen die alten Kommunikations- und Interaktionsmuster zu übertreten und der Universitätsbezirk Hamra, lässt ein über- bzw. unkonfessionelles Miteinander zu, welches noch vor wenigen Jahren höchst problematisch gewesen wäre. Daraus ergeben sich neue Formen der Identität/Alterität, welche an die Parole des arabischen Frühlings erinnern. Rund um den Libanon ruft man „Das Volk will den Fall des Systems!“. Auch Studenten im Libanon stimmen am 27. Januar, unbemerkt vom Rest der Welt, in den Kanon ein. Ein Ergebnis der Protestwelle oder der innerlibanesischen Veränderungen?
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Alterität und Identität im Libanon - Sabine Monika Bauer
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