Mutterglück: Sophienlust 234 – Familienroman
By Marisa Frank
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Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.
Der jungen Frau rannen Tränen über die Wangen. Vergebens versuchte sie, sie zurückzuhalten. Die Straße verschwamm vor ihrem Blick.
Jetzt lenkte Nicola Hauff ihren Wagen an den Straßenrand und hielt an. Ihr Kopf sank auf das Lenkrad. Heftig begann sie zu schluchzen.
Das Weinen tat Nicola gut. Nachdem sie sich ausgiebig die Nase geputzt hatte, fühlte sie etwas von ihrer alten Energie zurückkehren. Nein, sie würde nicht klein beigeben. Es war ihr Kind, und niemand hatte das Recht, es ihr wegzunehmen.
Nicola drehte sich zu ihrem Kind um. Friedlich schlief die kleine Anke auf dem Rücksitz, wo Nicola ihr mit Decken und Kissen ein Bettchen gemacht hatte.
Sachte strich die Mutter ihr die blonden Härchen aus der Stirn. Was für ein Glück, dass Anke noch so klein ist und von den ewigen Auseinandersetzungen nichts mitbekommt, dachte Nicola. Zärtlichkeit überflutete sie, die ihrer beinahe zweijährigen Tochter galt. Plötzlich schämte sie sich ihrer Tränen. Schnell schob sie sich den Innenspiegel ihres Autos zurecht und versuchte die verräterischen Spuren zu verwischen.
Nicola Hauff war eine hübsche junge Frau, die man fast noch für ein Mädchen halten konnte. Im Gegensatz zu ihrer kleinen Tochter hatte sie fast blauschwarzes Haar, das sie hochgesteckt trug. Ein wunderschöner Kontrast waren dazu ihre blauen Augen. Sie konnten strahlen wie die Sterne am Himmel, aber seit einem halben Jahr hatte der Schmerz sie verdunkelt.
Ein Lastwagen fuhr vorbei. Der Fahrer bemerkte die hübsche junge Frau am Straßenrand und drückte auf die Hupe.
Nicola zuckte zusammen. Sie war mit den Gedanken in der Vergangenheit gewesen, aber nun
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Sophienlust (ab 351)
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Book preview
Mutterglück - Marisa Frank
Sophienlust –234–
Mutterglück
Nicola muss dafür kämpfen!
Marisa Frank
Der jungen Frau rannen Tränen über die Wangen. Vergebens versuchte sie, sie zurückzuhalten. Die Straße verschwamm vor ihrem Blick.
Jetzt lenkte Nicola Hauff ihren Wagen an den Straßenrand und hielt an. Ihr Kopf sank auf das Lenkrad. Heftig begann sie zu schluchzen.
Das Weinen tat Nicola gut. Nachdem sie sich ausgiebig die Nase geputzt hatte, fühlte sie etwas von ihrer alten Energie zurückkehren. Nein, sie würde nicht klein beigeben. Es war ihr Kind, und niemand hatte das Recht, es ihr wegzunehmen.
Nicola drehte sich zu ihrem Kind um. Friedlich schlief die kleine Anke auf dem Rücksitz, wo Nicola ihr mit Decken und Kissen ein Bettchen gemacht hatte.
Sachte strich die Mutter ihr die blonden Härchen aus der Stirn. Was für ein Glück, dass Anke noch so klein ist und von den ewigen Auseinandersetzungen nichts mitbekommt, dachte Nicola. Zärtlichkeit überflutete sie, die ihrer beinahe zweijährigen Tochter galt. Plötzlich schämte sie sich ihrer Tränen. Schnell schob sie sich den Innenspiegel ihres Autos zurecht und versuchte die verräterischen Spuren zu verwischen.
Nicola Hauff war eine hübsche junge Frau, die man fast noch für ein Mädchen halten konnte. Im Gegensatz zu ihrer kleinen Tochter hatte sie fast blauschwarzes Haar, das sie hochgesteckt trug. Ein wunderschöner Kontrast waren dazu ihre blauen Augen. Sie konnten strahlen wie die Sterne am Himmel, aber seit einem halben Jahr hatte der Schmerz sie verdunkelt.
Ein Lastwagen fuhr vorbei. Der Fahrer bemerkte die hübsche junge Frau am Straßenrand und drückte auf die Hupe.
Nicola zuckte zusammen. Sie war mit den Gedanken in der Vergangenheit gewesen, aber nun war sie in die Gegenwart zurückgekehrt. Wo befand sie sich eigentlich? Sie war einfach drauflos gefahren, hatte weder auf die Landstraße noch auf die Ortsschilder geachtet.
Nicola holte die Landkarte hervor und versuchte ihren Weg zu konstruieren. Wenn sie sich nicht irrte, musste sie in der Nähe der Kreisstadt Maibach sein.
Beim Weiterfahren achtete Nicola mehr auf ihre Umgebung. Die hügelige, waldreiche Landschaft, durch die sie fuhr, bestätigte ihr, dass ihre Vermutungen richtig waren. Gleich darauf erreichte sie die Ortstafel des idyllischen Ortes Wildmoos. Sie nahm den Fuß vom Gaspedal, denn nun war es Zeit zu überlegen, was sie tun wollte. Ihre Abreise in den frühen Morgenstunden war ziemlich überstürzt vor sich gegangen. Wahrscheinlich hatte ihre Schwiegermutter inzwischen schon Himmel und Hölle in Bewegung gesetzt, um herauszufinden, wohin sie gefahren war. Dabei hatte sie noch immer kein festes Ziel. Ihr einziges Bestreben war, Anke in Sicherheit zu bringen.
Hinter ihr begann das Kind zu weinen. Da in Nicolas Gesichtskreis gerade der Gasthof »Zum grünen Krug« auftauchte, fuhr sie das Auto auf dessen Parkplatz. Nun hatte sie nur noch Augen für ihr Kind.
»Liebling, nicht weinen. Mami ist ja hier.« Nicola wandte sich zu der kleinen Anke um. Das Mündchen, gerade noch weinerlich verzogen, glättete sich, die Händchen streckten sich der Mutter entgegen.
Sofort nahm Nicola ihre Tochter auf die Arme. »Hast du gut geschlafen?« Sie ließ die Kleine auf ihren Knien reiten.
Anke lachte nun über das ganze Gesicht. Übermütig versuchte sie ihrer Mutter ins Haar zu greifen. Nicola hielt die Händchen fest, und dann lachten Mutter und Tochter zusammen. Schließlich gelang es Anke doch, ihre Ärmchen um Nicolas Hals zu schlingen. »Ane Mami lieb«, versicherte sie treuherzig.
Viel konnte die Kleine, da sie das zweite Lebensjahr noch nicht ganz vollendet hatte, noch nicht sprechen, aber die junge Frau freute sich über jedes Wort. »Mami hat Anke auch sehr lieb«, sagte sie und drückte das kleine Köpfchen an sich. Sofort spürte sie Ankes feuchten Schmatz auf ihrer Wange.
Jetzt war Nicola glücklich. Sie bereute nicht, ihr Hotel Hals über Kopf verlassen zu haben. Wichtig war nur, dass sie Anke in Sicherheit brachte. Sie hielt ihre Tochter etwas von sich ab und fragte: »Was machen wir nun, Anke?«
»Ane hm!«, rief die Kleine und legte ihre Hände auf den Bauch.
»Natürlich, du hast Hunger. Dass ich daran nicht gedacht habe. Anke bekommt gleich etwas zu essen.« Nicola sah zu dem Gasthof hinüber, der einladend aussah.
Die Kleine zupfte ihre Mutter am Blusenärmel. »Ane au …« Wieder fuhren ihre Hände zum Bauch.
»Trinken!« Nicola lachte. »Natürlich bekommst du auch etwas zu trinken.« Sie setzte das Kind auf den Nebensitz, dann holte sie von hinten die Schuhe.
»Komm, wir wollen die Schuhe anziehen, Anke wird laufen.«
»Aufen, aufen«, wiederholte Anke und schlug begeistert die Hände zusammen. Gleich wollte sie vom Sitz gleiten, aber Nicola hielt sie fest.
»Halt, zuerst die Schuhe.« Da Anke begeistert zappelte, hatte Nicola große Mühe, der Kleinen die Schuhe überzustreifen. Endlich gelang es. »So, dann wollen wir mal.« Mit Anke auf dem Arm stieg Nicola aus dem Auto und schloss es ab.
»Aufen«, forderte Anke energisch.
»Gut, aber an der Hand.« Nicola stellte ihre Tochter auf die eigenen Beine. Obwohl Anke heftig an ihrer Hand zerrte und loszukommen versuchte, hielt sie die Kleine fest. So sicher stand Anke noch nicht auf ihren Beinen. Sie konnte sich zwar allein fortbewegen und tat dies auch sehr gern, aber sie verlor dabei noch oft das Gleichgewicht.
Anke seufzte herzerweichend, sodass Nicola sich das Lachen verbeißen musste. Schließlich gab die Kleine nach und trippelte neben der Mutter über den Parkplatz.
Die Stufen, die zum Eingang des Gasthofes führten, waren für Anke zu hoch. Da nahm Nicola sie wieder auf die Arme, was sofort ein heftiges Protestgeschrei auslöste.
»Aber, aber! Wenn Anke nicht brav ist, kann sie mit der Mami nicht ins Gasthaus gehen.«
Anke, im Grunde ein sehr liebes und braves Kind, verstummte. Sie legte ihr Köpfchen an die Wange der Mutter und sagte leise: »Ane brav.«
»So ist es recht.« Nicola küsste ihre Tochter auf die Stirn. Dann betrat sie mit ihr die Gaststube.
Es war noch nicht Mittagszeit, und außer zwei Vertretern war niemand anwesend. Nicola setzte sich mit dem Kind auf die Eckbank. Anke war jedoch schon wieder unternehmungslustig. Sobald die Mutter sie neben sich gesetzt hatte, rutschte sie von der Bank. Sekundenlang hielt sie sich zögernd am Tischbein fest. Dann marschierte sie los, die Hände balancierend emporgestreckt. Aber das ging ihr zu langsam. Deshalb ließ sie sich blitzschnell auf die Knie nieder und robbte nun jauchzend über den Fußboden.
»Aber Anke«, rief Nicola entsetzt. »Du machst dich ja ganz schmutzig.«
In diesem Moment betrat die Wirtin die Gaststube. »Ja, wen haben wir denn da?«, meinte sie lachend und hob das Kind auf.
»Oma, Oma!«, rief Anke und fuhr der Frau ins Gesicht.
»Entschuldigen Sie bitte«, sagte Nicola und nahm Anke der Frau ab.
»Oma, Oma!«, brüllte die Kleine los und streckte begehrend ihre Händchen aus.
»Aber das ist doch nicht deine Oma«, sagte Nicola etwas ungehalten.
»Ein entzückendes Kind«, meinte die Wirtin. »Darf ich es nehmen?«
»Ane brav«, verkündete die Kleine sofort, als die gutmütig aussehende Frau sie auf dem Arm hielt.
»Wie heißt du?«
»Ane, Ane, Ane!« Anke patschte dabei im Rhythmus in die Hände.
»Sie heißt Anke«, sagte Nicola stolz. »Wir sind heute schon sehr früh aufgestanden. Könnten wir etwas zu essen haben?«
»Das Mittagessen ist leider noch nicht fertig. Aber wie wär’s mit Milch und Rührei? Isst du das, mein Schatz?« Die Wirtin lächelte dem Kind zu.
»Hm!«, machte Anke begeistert.
»Gut«, entschied Nicola. »Und mir bringen Sie bitte einen Kaffee und Schinken mit Ei.« Sie bemerkte erst jetzt, dass auch sie Hunger hatte. Sie selbst war an diesem Morgen viel zu aufgeregt gewesen, um einen Bissen hinunterzubringen.
Es dauerte nicht lange, und die Wirtin brachte das Gewünschte. »So, mein Kleines, und was machen wir mit dir?«, sagte sie freundlich zu Anke. »Vor allem wird Oma dir ein Tuch bringen. Das werden wir dir umbinden, damit du dich nicht bekleckerst.« Sie eilte wieder in die Küche und kam nach wenigen Sekunden mit einem Geschirrtuch zurück.
»Das ist groß genug«, stellte sie zufrieden fest, nachdem sie es Anke um den Hals gebunden hatte.
Die Kleine schien damit nicht einverstanden zu sein. Sie zerrte an dem Tuch und forderte energisch: »Ab, ab!«
»Nein«, die Wirtin schüttelte ihr bereits leicht ergrautes Haar. »Jetzt gibt es gleich etwas Gutes zu essen. Komm, darf die Oma dich füttern?« Bittend sah sie Nicola an. »Meine Enkelkinder kommen so selten zu Besuch.«
Nicola nickte ihr zu. »Aber dann muss Anke brav sein und alles aufessen.«
Anke schien verstanden zu haben. Sie hörte auf, an dem Tuch zu zerren. Anstandslos ließ sie sich von der Wirtin auf den Schoß nehmen und sperrte gehorsam ihren Mund auf.
»Ham, hm.« Nach jedem Bissen gab Anke diese Äußerung von sich. Sie schien wirklich großen Hunger zu haben und schluckte so schnell, dass die Wirtin mit dem Füttern kaum nachkam.
»Sehr brav«, lobte die Wirtin. »Und nun werden wir die Milch kosten.« Sie legte den Löffel weg und griff nach dem