Johann Balthas Bäuerle Schultheiß von 1834 bis 1892 im ehemals woellwarthschen Essingen Der Wegbereiter für die heutige Realgenossenschaft
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2018 feiert die Realgenossenschaft Essingen ihr 150-jähriges Jubiläum. Dies war der Anlass, nach vielen Jahren der Recherche diese Schrift über den Schultheißen Johann Balthas Bäuerle, ohne dessen Wirken die Realgenossenschaft zumindest in der heutigen Form nicht entstanden wäre, abzuschließen.
In dieser Biografie wird dem Leser neben dem Kampf des Schultheißen Bäuerle um die Selbstständigkeit der Realgenossen auch über die sehr interessante Geschichte des Ortes sowie über die Lebensbedingungen der damaligen Einwohnerschaft während der Ära Bäuerle berichtet.
Heinz H. Bohn
1943 in Aalen geboren lebt Heinz Bohn seit seiner Heirat 1966 in Essingen. Er befasst sich seit Jahrzehnten mit der Ortsgeschichte von Essingen, welche ab dem 15. Jahrhundert von der jüngeren Linie der Freiherren von Woellwarth geprägt wurde. In der Reihe >im ehemals woellwarthschen Essingen< erfolgten dazu zahlreiche Veröffentlichungen. 2015 wurde Heinz Bohn für sein heimatgeschichtliches, historisches und heimatkundliches Wirken in und für die Gemeinde Essingen die Bürgermedaille in Gold verliehen.
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Johann Balthas Bäuerle Schultheiß von 1834 bis 1892 im ehemals woellwarthschen Essingen Der Wegbereiter für die heutige Realgenossenschaft - Heinz H. Bohn
Essingen, von Lauterburg aus gesehen
Zeichnung: Julius Steinkopf, 1838 Staatsgalerie Stuttgart GVL-34,221b
Essingen 1877
Inhaltsverzeichnis
Grußwort
Vorbemerkung
Johann Balthas Bäuerle - Familiendaten
Die Essinger Grundherrschaft von Woellwarth
1834 wird Johann Balthas Bäuerle Schultheiß von Essingen
Schultheiß Bäuerle und seine Doppelrolle
Lokale Zeitgenossen des Schultheißen Bäuerle
Die Patronatsherrschaft von Woellwarth
Die woellwarthschen Rentbeamten
Die Pfarrer
Die Schulmeister
Notizen der Pfarrer über den prozessfreudigen Schultheißen Bäuerle in den Pfarrberichten
Der lange Weg der Realgenossen zur Selbstständigkeit - Das Lebenswerk des Schultheißen Bäuerle
Beweismittel im langjährigen Prozessverfahren
1512 Vierleut oder Viermann werden von der gemeinsamen Grundherrschaft eingesetzt
1568 Vertrag zwischen Woellwarth, den Vierleuten und ganzer Gemeinde Essingen zu Holz, Grund und Boden, Trieb, Trab und Weidgang
1734 Bürgerannahme und Bürgerrecht am Beispiel des Färbers Michael Lang
1749 werden in einer Holzverordnung erneut 197 Bürgerrechtsinhaber genannt.
1759 Steuer- und Güterbeschreibung
1788 Grasversteigerung auf den Weiherwiesen
1822 droht Gefahr für die Realrechtsgenossen durch den aufkommenden Liberalismus
1825 und 1833 erwirbt die Realgemeinde das Sommerschafweidrecht der Gutsherrschaften Neubronn und Degenfeld
1825 Gartenrecht (Bürgerrecht) zur Förderung der Pflanzung von Obstbäumen
1830 wird Essingen erneut als bürgerliche Gesellschaft erwähnt
1834 Kampf des Schultheißen Bäuerle um die Selbstständigkeit der Realrechtsbesitzer - Trennung des Genossenvermögens von der politischen Gemeinde
Trennung, Verteilung und Verkauf von Allmenden – einige Beispiele
1856 wird das der 197- teiligen Gemeinschaft gehörende Weiherhaus zum Abbruch verkauft
1840 wird ein Straßenbau durch die Heide bei Bartholomä abgelehnt
1853 wird die Klage der Gemeinde gegen die Abtrennung des Genossenvermögens vom königlichen Gerichtshof Ellwangen abgewiesen.
1868 ist Schultheiß Bäuerle am Ziel: Realgenossen wird geteilter und ungeteilter Besitz zuerkannt
1869 Realgenossenschaft erhält Gesellschaftergesetz - Schultheiß Bäuerle wird Vorstand
1877 Winterschafweide - Ablösung an die Realgenossenschaft
Die weitere Entwicklung der Realgenossenschaft nach der Ära Bäuerle
1906 Oberlandesgerichtsrat Landauer errichtet 1. Satzung für die Realgenossenschaft
1908 erhält Realgenossenschaft die Rechtsfähigkeit
1910 erhält von Landauer für seine Verdienste um die Realgenossenschaft die Ehrenbürgerschaft von Essingen
Aktivitäten des Schultheißen Bäuerle für die politische Gemeinde Essingen
1834 ungenehmigter Baubeginn des Hofes auf dem Falkenberg durch widerrechtliche Zusage von Schultheiß Bäuerle
1835 Schultheiß Bäuerle und die Cholera
1838 weitere Klagen gegen Schultheiß Bäuerle vor dem Oberamtsgericht Aalen
1838 erfolgt die Erweiterung des Friedhofes auf dem Berg
1838 Prozess gegen Schultheiß Bäuerle wegen Beleidigung der Gutsherrschaft
1839 droht Bäuerle den Nachtwächtern mit Entlassung
1840 setzt sich Bäuerle für die Ausdehnung des Handelsbezirks des Gärtners Ulrich ein
1840 Klage des Rentamtes Essingen gegen Schultheiß Bäuerle wegen Schneeräumung der Wege nach Hohenroden, Lauterburg und Lautern
1841/42 bringt Schultheiß Bäuerle das alte Amtshaus in seinen Besitz
1842 kommt der Sofienhof in den Besitz des Schultheißen Bäuerle
Bäuerle Vorsitzender des Waisengerichts
1844 bis 1848 wird Bäuerle Abgeordneter der Württembergischen Landesstände (Zweite Kammer) für den Oberamtsbezirk Aalen
1844 Heftiger Streit der Wahlmänner wegen der Kandidatur von Bäuerle
1848 Bäuerle verzichtet nach Ablauf der Wahlperiode auf eine erneute Kandidatur
1846 Prozess gegen Bäuerle wegen Kauf des Fall-Lehensgutes Kühgasse Nr. 90
1848 wird Bäuerle als Kandidat zum Aalener Stadtschultheißen vorgeschlagen
1848 erster Feldzug der Essinger im Freiheitskrieg - der Kampf ums Hohenroder Fass
1848 ersteigert Schultheiß Bäuerle das Löwenwirtshaus und verkauft es 1851 nach Abriss und Neubau
1851 hat Essingen 2058 Einwohner
1859 Remswasser als Medizin - Knabenschulmeister Rau verlässt Essingen wegen Schultheiß Bäuerle
1861 wird Essingen an das Eisenbahnnetz angeschlossen
1862 erfolgt die Errichtung einer Postspedition (Postamt) im Bahnhof Essingen
1863 kauft Schultheiß Bäurle das Haus Nr. 130 für die Gemeinde und richtet Lehrerwohnungen ein
1864 Neubau des Schulhauses nach zahlreichen Prozessen zwischen Bäuerle und der Patronatsherrschaft
1864 baut Bäuerle die neue Straße vom Ort übers Blümle zum Bahnhof
1865 scheint die Kampfeslust des Schultheißen Bäuerle gegen die Gutsherrschaft gebrochen zu sein – Wandlung vom Saulus zum Paulus?
1869 bis 1872 Bau der neuen Straße von Essingen nach Lauterburg durch Anregung von Schultheiß Bäuerle
Schultheiß Bäuerle gerät in wirtschaftliche Schieflage
1875 wird die Essinger Feuerwehr unter Schultheiß Bäuerle neu aufgestellt
1876 wird Bäuerle erster Essinger Standesbeamter
1877 baut Bäuerle eine neue Quellwasserleitung von den Buchen zu den oberen Ortsteilen
1880 Übergang der Armenstiftungen in die Orts-Armenbehörde
Die Ära des Johann Balthas Bäuerle geht zu Ende
1892 wird sein Sohn Carl Bäuerle Nachfolger im Schultheißenamt
Quellenverzeichnis
Grußwort von Heinz Kolb, Realgenossenschaft
In diesem Jahr feiert die Realgenossenschaft Essingen ihr 150-jähriges Jubiläum.
Eigentlich gibt es die Realgemeinde Essingen schon viel länger, aber es sollen in diesem Jahr die bis heute bestehende Satzung und die seltene Waldbesitzart gefeiert werden, welche aus dem Jahr 1868 hervorgehen.
Aus diesem Grund hat uns der Essinger Heinz Bohn seine Niederschrift über das Zustandekommen dieser Satzung zur Verfügung gestellt. Maßgebend für diese Satzung war der damalige Vorstand der Realgenossenschaft Schultheiß Johann Balthas Bäuerle, dessen Wirken während dieser Zeit in den Vordergrund gestellt wird.
Interessant ist, mit welcher Hartnäckigkeit und Ausdauer Schultheiß Bäuerle die Belange der Realgenossenschaft gerichtlich und außergerichtlich durchzusetzen wusste. Oft nahm er sich dazu aus heutiger Sicht auch grenzwertige Mittel zur Hilfe, um seine Ziele umzusetzen. Ohne Scheu vor den drohenden Konsequenzen zog er gegen die damaligen woellwarthschen Rentamtmänner vor Gericht oder gab den Patronatspfarrern während seines sonntäglichen Kirchgangs zu verstehen, dass er in der kommenden Woche bei Ihnen mit einem Anliegen erscheinen werde.
Das wohl alles krönende Lebenswerk des Schultheißen Johann Balthas Bäuerle war sein Kampf um die Selbstständigkeit der 197 Realrechtsbesitzer sowie die Trennung und Sicherstellung des Genossenvermögens von der politischen Gemeinde. Vor 150 Jahren führte sein langwieriger Streit von 1840 bis 1868 zur Gründung der bis heute bestehenden Realgenossenschaft Essingen.
Welche nachhaltigen Änderungen neben der Gründung der Realgenossenschaft in der Zeit des Wirkens von Balthasar Bäuerle in Essingen eintraten, können Sie ebenfalls in diesem Werk nachlesen. Diese Jubiläumsausgabe soll nicht nur unserer jetzigen Generation viel Wissenswertes vermitteln, sondern auch ein Nachschlagewerk für unsere Nachkommen sein.
An dieser Stelle bedanke ich mich auch bei Herrn Erwin Bantel für seinen Bericht im Essinger Ortsbuch aus dem Jahr 2008 „Die Realgenossenschaft - heute noch so aktuell wie vor 100 Jahren."
Mit dem vorliegenden geschichtlichen Grundlagenwerk von Heinz Bohn über die Gründung der Realgenossenschaft wünsche ich Ihnen, liebe Leserinnen und Leser aus Essingen und überall auf der Welt, viel Freude, vor allem Erkenntnisse zur Geschichte der Gründung der Realgenossenschaft und hoffe auf die weitere Verbundenheit mit Ihrer Realgenossenschaft Essingen.
Essingen im Jubiläumsjahr 2018
Heinz Kolb
1. Vorstand Realgenossenschaft Essingen
Vorbemerkung
Bisher ist über das Leben von Johann Balthas Bäuerle, der fast sechs Jahrzehnte lang das Schultheißenamt im ehemals woellwarthschen Essingen ausübte, kaum etwas bekannt; genannt wird er meist nur im Zusammenhang mit der Realgenossenschaft Essingen.
Das 150-jährige Jubiläum der Realgenossenschaft Essingen war für mich Anlass, nach vielen Jahren der Recherche diese Schrift über den Schultheißen Johann Balthas Bäuerle abzuschließen, ohne dessen Wirken die Realgenossenschaft Essingen zumindest in der heutigen Form nicht entstanden wäre.
In dieser Biografie wird dem Leser auch über die sehr interessante Geschichte des Ortes sowie über die Lebensbedingungen der damaligen Einwohnerschaft während der Ära Bäuerle berichtet.
Heinz Bohn
Johann Balthas Bäuerle - Familiendaten
Johann Balthas Bäuerle wird am 19. April 1812 in Essingen geboren.
Sein Vater Gottfried Bäuerle (*23.02.1765†15.09.1821) ist Bürger und Färber in Essingen, seine Mutter Susanne geborene Leßle (*02.01.1772 †15.12.1858) stammt aus Lauterburg und ist die Tochter des dortigen Holzwarts Johann Georg Leßle und dessen Ehefrau Maria Barbara geborene Barth aus Neubronn.
Johann Balthas Bäuerle hat drei Geschwister:
Schwester Susanna Dorothea (*09.10.1803),
Bruder Balthas Leonhard (*11.06.1809)¹,
Bruder Friedrich (*11.09.1816).
Wohnhaft ist die Familie im Kazenbach Nummer 113. Die Straßenbezeichnung „Kazenbach heißt später „Am Brückle
, heute ist es die Brunnenstraße. Das zweistöckige Wohnhaus war mit dem ebenfalls zweistöckigen Gebäude Nummer