Der Hase und der Igel und andere Ostermärchen: Rätselhaftes Ostermärchen + Der Hase und der Igel + Als ich nach Emaus zog + Die Ostereier…
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Der Hase und der Igel und andere Ostermärchen - Peter Rosegger
Peter Rosegger, Ludwig Ganghofer, Christoph von Schmid, Christian Andersen, Joachim Ringelnatz & Gebrüder Grimm
Der Hase und der Igel und andere Ostermärchen
Rätselhaftes Ostermärchen + Der Hase und der Igel + Als ich nach Emaus zog + Die Ostereier…
Books
- Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -
musaicumbooks@okpublishing.info
2017 OK Publishing
ISBN 978-80-272-0346-8
Inhaltsverzeichnis
Als ich nach Emaus zog (Peter Rosegger)
Der Kamerad des Frühling (Ludwig Ganghofer )
Hans Donnerstag (Ludwig Ganghofer )
Die Ostereier (Christoph von Schmid)
Die Schnellläufer (Christian Andersen)
Rätselhaftes Ostermärchen (Joachim Ringelnatz)
Der Hase und der Igel (Gebrüder Grimm)
Als ich nach Emaus zog
(Peter Rosegger)
Inhaltsverzeichnis
Am Ostermontag, wenn der Gottesdienst vorüber ist und im Waldlande die Leute beim Mittagsmahle sitzen, kommt es vor, dass einer sagt: Heut ist Ostermontag, heut sollen wir nach Emaus gehen.
Und fast allemal entgegnet ein anderer: Nach Eb'naus (eben aus) gehen, das ist bei uns im Gebirg' eine Kunst.
Aber der strenge Hausvater verweist: Gescheiterweis' reden! Heilige Sach' ist kein Spaß!
Am Vormittag haben sie es bei der Predigt gehört, dass nach dem Tode Jesu die Jünger gar vereinsamt und betrübt umhergegangen seien, immer nur an den Herrn und Meister denkend, der ein paar Tage früher gekreuzigt und begraben worden war. Und als sie die Strafe entlang gingen, die nach Emaus führte, da begegnete ihnen der Gekreuzigte leibhaftig und grüßte sie: Der Friede sei mit euch!
, also dass sie wussten, er ist von den Toten auferstanden. - Dessen gedenkt man im Waldlande frommen Sinnes, und sei es nun auf der Bergstraße oder im Tale draußen, irgendwo steht doch ein Wirtshaus, und das ist das Emaus, nach welchem man an diesem Tage pilgert. - Jenem, der still beschaulich zwischen den grünenden Saaten dahin schreitet unter dem Gesange der Vögel, die auf den treibenden Zweigen sich schaukeln, und der in den milden Sonnenäther des Himmels aufschaut, Sehnsucht im Herzen, dem begegnet der Auferstandene mit dem Gruße: Friede sei mit dir!
- Jenen, die nach ernsten Berufsarbeiten zur feiertägigen Erholung in heiterer Geselligkeit dem Wirtshause zuwandeln, sei es Freund mit Freund, sei es Bursche mit Mädchen in ehrsamer Neigung, sei es der Geigenspieler und der Pfeifenbläser zur hellen Osterfreudigkeit, denen begegnet der Herr und grüßt sie: Der Friede sei mit euch!
- Dem aber, der mit frömmelnder Miene, Schlimmes sinnend, nach Emaus" schleicht, dem begegnet der Heiland nicht - doch möglicherweise etwas anderes.
Zurzeit, als ich ein Knabe von etwa zehn Jahren war, wollte mein Vater einmal in der Fasten einen eingewanderten vazierenden (herumlungernden) Tagwerker aufnehmen; es gab zur solcher Zeit eigentlich nicht mehr Arbeit in der Wirtschaft, als wir mit unserem Gesinde selbst verrichten konnten, doch mein Vater meinte: Arbeitet er schon nicht viel, so soll er uns wenigstens fasten helfen. Wo will er denn sonst hingehen jetzt? Hat auch schon einen grauen Bart.
Ist selber schuld,
antwortete die Mutter, warum balbiert er sich nicht. Der Tritzel gefällt mir nicht, sie sagen ja, er wäre schon einmal eingesperrt gewesen.
Musst nicht alles glauben, was sie sagen. Die Leut' tun alleweil gern andere noch schlechter machen, als sie selber sind.
Und der Tritzel gefällt mir nicht,
wiederholte die Mutter, er hat einen krummen Blick.
Einen krummen Blick hat er, weil er schielt,
sagte der Vater , und fürs Schielen kann der Mensch nicht.
Da hast freilich wieder recht,
darauf die Mutter, und wenn er jetzt im Märzen keinen anderen Platz findet und er auf der freien Weid' müsst' liegen, da mögen wir ihn doch lieber nehmen.
Also war es verabredet worden. Aber bei der Aufnahme konnte mein Vater nicht unterlassen, den Tagwerker zu fragen: Bist du nicht einmal in der Keichen (im Arrest) gesessen?
Ja, das ist gewiss,
antwortete der Tritzel.
Was hast denn angestellt?
Schon etwas der Müh' wert, das magst dir denken, Waldbauer. Mir ist nicht zu trauen, mir!
Darf man's wissen?
Warum denn nicht! Im Arzbachgraben bin ich ein armer Kleinhäusler gewesen.
Deswegen werden sie dich doch nicht gestraft haben!
rief mein Vater.
Armut ist halt ein Verbrechen,
versetzte der Tritzel sehr tiefsinnig. Und weil ich meine Steuer nicht hab' zahlen können, so sind die Pfänderleut' gekommen und haben mir meine Kuh wegtreiben wollen.
Die lass ich nicht! schrei ich, und hau dem Pfändersmann eine ins Gesicht. Alsdann haben sie anstatt der Kuh mich fortgetrieben und eingesperrt.
Dem Pfänder hast eine gegeben!
lachte mein Vater auf. Na, bleib halt da, Tritzel.
Der Alte zog - aber so, dass es mein Vater nicht merkte - das runzlige Gesicht schief, blinzelte mit den fahlen Wimpern und murmelte in seinen Bart: Ein Gusto, wie sich der anplauschen lasst! - Ja, freilich bleib' ich.
Und abgemacht war's.
Tat dann der alte Tagwerker Tritzel zuerst ein bissel Schnee schaufeln bei uns um den Hof herum, dann ein bissel Streu hacken, hernach ein bissel Dung führen mit der Schiebtruhe in den Garten hinaus. Dabei tat er mit uns fleißig die vierzigtägigen Fasten halten und ein sittsames Leben führen. Als die Ostern nahten, gab mein Vater zu verstehen, dass der Tritzel nun im Frühjahr wohl auch anderweitig einen Platz finden würde, und jetzt war es meiner Mutter, die sprach: Weil er uns hat fasten helfen, der Tritzel, so kann er uns auch essen helfen; wer weiß, wo er sonst sein Weihfleisch und die Osterkrapfen finden kunnt.
Also blieb der alte, graubärtige Bursch über das Osterfest in unserem Hause, aß sich gewissentlich satt und führte gern christliche Gespräche. So sagte er am Ostermontag beim Mittagsmahle: Heut sollen wir nach Emaus gehen. Gehst mit, Bübel?
Die Frage war an mich gerichtet. Ja, nach Emaus ginge ich mit!
Versteht sich!
begehrte die Mutter auf, Kinder ins Wirtshaus!
Waldbäuerin, versetzte der Tritzel ernsthaft,
vom Wirtshaus ist keine Red'. Bei mir schaut das Christentum anders aus. Der Gang nach Emaus ist ein heiliger Gang. Ein heiliger Gang, meine liebe Waldbäuerin! Wir gehen zu der Kreuzkapelle hinauf, dort werden wir den Heiland sicherer finden, als im Wirtshaus - will ich meinen.
`s selb wär eh wahr," gab mein Vater bei, und ich durfte mit dem Tritzel gehen.
Die Kreuzkapelle stand etwa eine Stunde von uns weiter oben im Gebirge, auf einem Waldanger. Wenn der Wetterwind ging im Sommer und dort das Glöckchen geläutet wurde, konnte man bei und im Hof den Klang hören. In der Fastenzeit war die Kapelle ein beliebter Wallfahrtsort, kamen an jedem Freitag aus nah und fern Andächtige herbei, zündeten vor dem lebensgroßen Kreuzbilde, das in der Kapelle über dem Altare stand, Lichter an, beteten, legten bescheidene Opfergaben hin und gingen erleichterten Herzens wieder nach Hause. Da in der Nähe dieses Andachtsortes keine Menschenwohnung war, so ging täglich von den Waldbauernhäusern ein altes Weiblein hinauf, um die Kapelle zu öffnen, zu schließen und das Glöcklein zu läuten.
Das war also unser Emaus, zu welchem der alte Tagwerker Tritzel und ich auszogen - ein heiliger Gang, wie der Alte unterwegs wiederholt versicherte.
Der Weg ging über