Sagen und Legenden aus Potsdam: Stadtsagen Potsdam
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Buchvorschau
Sagen und Legenden aus Potsdam - Christine Giersberg
Potsdam
Unter den Eichen
Um die Zeit, als der mächtige Wilzenkönig Dragowit von seiner Burg Brennabor - der späteren Brandenburg - über das Havelland herrschte, war der Potsdamer Werder noch dicht von uraltem Eichenwald bedeckt. Durch diesen Wald aber zog sich vom Heiligen See bis zum heutigen Lustgarten und von Glienicke bis hin zur Stadt Werder ein tiefer, undurchdringlicher Bruch. Wenn dieser im Frühling von den Wassern der Havel geflutet wurde, teilte sich die große Insel jedes Jahr für einige Monate in drei langgestreckte kleinere.
Die nördlichste von ihnen, zwischen Eiche, Bornim und dem Pfingstberg war am dichtesten besiedelt. Auf der südlichen hingegen fand sich nur eine Handvoll ärmlicher Hütten, die sich eng ans Ufer der Ostspitze schmiegte, ziemlich genau gegenüber der Stelle, wo die Nuthe in die Havel mündet. Ihre Bewohner waren allesamt Fischer. Weit und breit befuhren sie die verzweigten Arme der Havel, um ihnen die damals noch reichlichen Vorkommen an Lachsen, Stören und Welsen abzujagen. Vor den düsteren Sümpfen und Wäldern aber, die ihre Heimstatt im Norden umschlossen, grausten sie sich und betraten sie so gut wie nie.
Stieg man in einen der Fischerkähne und ruderte den Fluss etwa drei Stunden stromab, dann gelangte man zum Flecken Jelito, dem heutigen Geltow. Dort, wo jetzt die Kirche von Alt-Geltow steht, hatte sich dazumal der Krul – der Unterkönig der Heveller - eine feste Burg gebaut, von der aus er in den weitläufigen Wäldern um den Schwielowsee auf die Jagd zu gehen pflegte. Es war eine wuchtige aber schlichte Unterkunft. Aus einem hohen, doppelten Erdwall ragte ein turmähnliches Gebilde, das aus groben Feldsteinen und dicken Baumstämmen unförmig zusammengesetzt war.
Nur eine einziehbare Brücke führte über den Graben zwischen den beiden Wällen, und außer einer kleinen, festen Tür besaß der Turm keine Öffnungen, die man vom Boden aus hätte erreichen können. Erst in erheblicher Höhe schnitten sich schmale Scharten ins Mauerwerk, durch die etwas Licht und Luft in die mit Geweihen und Waffen verzierten Räume drang. Und noch höher hinauf fand der Rauch der ständig brennenden Steinöfen seinen Weg durch einige rußschwarze Löcher.
Genau wie die Burg war auch ihr Besitzer, der Krul, roh und ungeschlacht. Überall fürchtete man seine Grausamkeit, besonders seit der Oberkriwe – der oberste Priester der Heveller – des Kruls einzigen Sohn in eine Schlacht gegen die Deutschen gezwungen hatte und der Junge dort gefallen war. Zum neuen Erbfolger hatte der Krul widerwillig seinen Neffen Chocus bestimmt, einen lebenslustigen jungen Mann, ungefähr im selben Alter, wie der Verstorbene. Doch, obgleich der alte Krul streng darauf achtete, dass Chocus dieselbe Ehre zuteil wurde, wie vorher seinem Sohn, blieb sein Herz dem Jüngling fremd. Bei Festmahlen oder Opferritualen sah man Chocus zuweilen an seiner Seite, ansonsten gingen sie getrennte Wege. Je älter der Krul wurde und je weißer sein Haar, desto bitterer fraß sich der Verlust in seine Seele. Immer häufiger zog er sich in seine Burg zurück.
Selbst die langen Winterabende verbrachte er allein in seiner Halle vor dem Feuer. Nur selten ließ er nach Chocus schicken, nach jemand anderem nie. Auch zur Jagd ritt er nicht mehr aus, und bald sprach sich herum, dass der alte Krul, seiner Lebensfreude beraubt, nur noch auf den Tod warte. Chocus hingegen genoss seine Jugend in vollen Zügen. Die Mädchen machten ihm schöne Augen und schmückten sich, wenn er im Dorf war, in der geheimen Hoffnung, ihm aufzufallen. Der junge Thronfolger belohnte ihre Mühen mit freundlichem Lächeln, wählte aber keine von ihnen zu seiner Gefährtin. Seine Lust galt der Jagd. Ure, Hirsche, Wölfe und Bären, selbst der gelbschnäblige scheue Wildschwan, nichts war vor ihm sicher, und stets kehrte er von seinen Streifzügen mit reicher Beute beladen zurück.
Eines Tages geschah es, dass er sich nach einer erfolgreichen Wolfsjagd, von seinem Knecht in Templin mit dem Kahn abholen ließ, um nach dem heimischen Jelito überzusetzen. Es herrschte ein kräftiger Westwind, und die Wellen schlugen hoch, so dass sie nur mit Mühe voran kamen. Als sie fast den Wentorf erreicht hatten, verlor der Knecht zu allem Übel auch noch das Ruder, so dass sie gezwungen waren, mit ihren Spießen vorwärts zu staken.
Der Sturm warf sie aber immer wieder zurück, schon wurde es dunkel, und nachdem sie lange wie ein Spielball auf dem Wasser herumgeworfen worden waren, trieben sie endlich an einer kleinen Insel fest. „Es hat keinen Sinn, weiter zu fahren., sagte der Knecht. „Im Dunkel werden wir in die Irre geraten oder untergehen.
Chocus gab ihm Recht und gebot an Land zu gehen. Zusammen zogen sie den Kahn ans Ufer der Insel, suchten im Schilf eine halbwegs windgeschützte Stelle und schliefen ein.
Am anderen Morgen erwachte Chocus von einem lieblichen Gesang. Als er ihm nachging, entdeckte er unweit ihres Nachquartiers, in einer kleinen Bucht, einen Kahn. Darin saß eine junge Fischerin, die eben dabei war, die Netze auszulegen. Wie vom Blitz getroffen blieb Chocus stehen. Das Mädchen war so schön, dass er augenblicklich alles um sich herum vergaß. Ihr Haar ruhte in schweren Flechten auf den Schultern, auf ihren Wangen lag ein Abglanz der frühen Morgensonne und die Anmut ihrer Bewegungen ging mit dem hellen Lied einher, mit dem sie sie begleitete. Unfähig den Blick von ihr abzuwenden, stand Chocus ganz still und lauschte.
Nach einer Weile entrang sich seiner Brust ein leises Seufzen. Die Fischerin unterbrach ihren Gesang und wandte sich um. Als sie den reich gekleideten jungen Mann hinter sich im Schilf stehen sah, erschrak sie heftig und stieß vom Ufer ab. Endlich kam Chocus zu sich. Er folgte ihr ins Wasser, griff unter sanften Worten