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Zur letzten Zeit: Gedichte
Zur letzten Zeit: Gedichte
Zur letzten Zeit: Gedichte
Ebook167 pages56 minutes

Zur letzten Zeit: Gedichte

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About this ebook

Das Alter hat viele Facetten: Mal ist es Ergebnis eines lebenslangen Reife- und Erkenntnisprozesses, mal kommt es bedrohend daher, mal bietet es Rück- und Überblick, mal mündet es in Milde und Toleranz oder impliziert Verlust beziehungsweise Gewinn …
Fritz Kuckes thematisiert in seiner reichen Auswahl an Gedichten mal augenzwinkernd, mal kritisch, mal heiter oder melancholisch jene späte Lebensphase des Menschen: den allgegenwärtigen Konflikt zwischen Alt und Jung, die wachsende Differenz zwischen der Erinnerung der Älteren und der schnelllebigen Realität, die realistische Auseinandersetzung mit Krankheit, Vergänglichkeit und Tod, aber auch mit Jugend, Tier und Natur. Über allem schwebt die Lust am Leben!
LanguageDeutsch
Release dateFeb 2, 2016
ISBN9783837218527
Zur letzten Zeit: Gedichte
Author

Fritz Kuckes

Dr. med. Fritz Kuckes, Staatsexamen 1960 in Heidelberg, nach achtjähriger Kliniktätigkeit ab 1968 zunächst in der Pfalz, dann im Hochschwarzwald bis 1999 als Facharzt für Allgemeinmedizin mit landärztlicher Praxis niedergelassen.

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    Zur letzten Zeit - Fritz Kuckes

    Tag!

    VORWORT

    Auf meine Frage an einen Bekannten, ob er auch Gedichte lese, gab er mir zur Antwort, dies nur im äußersten Notfall zu tun.

    Ich drückte ihm das vorliegende Büchlein mit der Bemerkung in die Hand, dass er damit für eine solche Situation gerüstet sei.

    Er steckte es in seine Jackentasche, ohne einen Blick darauf zu werfen.

    Als er meiner Enttäuschung gewahr wurde, tröstete er

    mich mit der Zusicherung, er fände an seinen Bücherwänden ohne Zweifel noch ein verstecktes Plätzchen.

    WEG OHNE UMKEHR

    Ein junger Mensch steht fest im Leben,

    sucht nach Vollkommenheit zu streben.

    Durch Kraft und Vorwärtsdrang gestählt,

    doch auch von Zweifeln oft gequält.

    Erleidet Schiffbruch immer mal,

    schwankt zwischen Hochgefühl und Qual;

    beseelt von tausend Emotionen,

    die aufgewühlt im Herzen wohnen.

    Die Ziele himmelhoch gesteckt,

    zu Sternen steil emporgereckt;

    auf Abenteuer steht die Lust,

    doch Hand in Hand sind Wunsch und Frust.

    Nach Anerkennung auf der Jagd,

    ist er vom Ehrgeiz hart gepackt;

    Mal ist die Welt vom Glück verbrämt,

    mal von der Trauer fast gelähmt.

    Der junge Mensch wird auch mal alt –

    die Glut der Jugend ist dann kalt.

    Beweglichkeit und Kräfte schwinden,

    der Geist kann Neues kaum noch binden.

    Affekte ziehen sich zurück;

    doch gibt es noch das kleine Glück!

    Resignation bestimmt den Schritt,

    nimmt Toleranz und Nachsicht mit.

    Im Kreise sich gemächlich drehen

    auf eig‘nem Vorteil nicht bestehen;

    Gelassenheit, dazu Verzicht,

    entzünden unverhofft ein Licht …

    DER FLOHMARKT

    Wenn ich auf dem Flohmarkt bin,

    hat das Leben für mich Sinn!

    Wüsste nicht, was schöner wäre,

    als die Flohmarktatmosphäre –

    All die Leute, all die Sachen,

    die mich froh und glücklich machen!

    Meinen letzten Pfennig Rente

    gebe ich für dies‘ Ambiente.

    Wie im Rausche gehe ich

    sinnend dann von Tisch zu Tisch,

    suche, wühle, feilsche, kaufe

    frohgemut im Tageslaufe:

    Puppen, Mäntel, Uhren, Kleider,

    Kännchen, Bücher und so weiter;

    auch mal einen ganzen Stuhl

    halt‘ ich für besonders cool;

    Täschchen, Mäppchen, dies und das,

    Höschen, Hemdchen und BHs …

    All das, was des Mannes Herz

    bringt zum Klopfen himmelwärts,

    pack‘ ich zu besond‘rem Zwecke

    dann alsbald in Reisesäcke.

    Auf geht‘s schnell zum nächsten Zug

    und dann fort zum Weiterflug

    auf die Insel voller Wonne …

    Heiße Rhythmen, Wärme, Sonne;

    Kinderlachen, braune Frauen,

    jung und feurig anzuschauen!

    Helle Strände, blaues Meer,

    Kuba – nichts lieb‘ ich so sehr!

    Und auf meine alten Tage

    nach des Lebens Zorn und Plage,

    sitz‘ ich hier mit weitem Herzen,

    hör‘ die Jungen dankbar scherzen:

    „Opa, bist du wieder da,

    schenkst uns Hot Pants und BH –

    ach, wir mögen dich ganz toll,

    dich und deinen Koffer voll!"

    Tanzend schwingen sie die Knie

    und ich fühl‘ mich jung wie sie.

    Jeder leuchtend dunkle Blick

    bringt mir früh‘re Kraft zurück.

    Heiße Rhythmen, Meeresrauschen –

    ihnen könnt‘ ich ewig lauschen;

    losgelöst in Harmonie

    sing‘ ich ihre Melodie.

    Und ich will an Kubas Stränden

    auch mein Dasein einst vollenden,

    warten, bis im Abendlicht

    sich die letzte Brandung bricht. –

    Dieser Tod, so heiß begehrt:

    Leider bleibt er nun verwehrt.

    Kraft fehlt jetzt zu solchen Flügen,

    darum muss mir‘s hier genügen.

    JUGENDWAHN

    Ein Greis, so um die achtzig Jahr,

    gebeugt, mit schütt‘rem weißen Haar,

    an sich gesund, im Kopf noch klar,

    vergleicht, wie es mal früher war.

    So oft er grübelnd daran denkt,

    kommt er zum Schluss: Nichts wird geschenkt.

    Da hilft kein Beten und kein Fluchen –

    doch mit Programm könnt‘ man‘s versuchen!

    Fortan steht er um fünfe auf

    und macht als Erstes Dauerlauf;

    nach einer Stunde hartem Trimmen

    geht er im fernen Freibad schwimmen.

    Mit Rad und Handtuch kommt er an

    und zieht zwei Stunden seine Bahn.

    Dann fährt er müd‘ und japsend heim,

    isst Müsli erst, dann Haferschleim,

    trinkt eine Kanne Rotbuschtee

    und legt sich kurz auf‘s Kanapee.

    Doch lange Ruhe gibt es nicht;

    Gelenkigkeit und Gleichgewicht

    gehören auch zur Trainingspflicht!

    Die Kraft muss auch gefördert sein:

    Sich beugen nur auf einem Bein,

    dann Liegestützen immer mehr -

    das alles hilft und stählt ihn sehr.

    Tief atmen, lockern, spannen, dehnen,

    die Glieder, Rücken, Muskeln, Sehnen.

    Dies alles muss man stets bedenken,

    vom Puls bis hin zu den Gelenken.

    Gleich nach drei Stunden wilder Mühe

    vertilgt er gierig Würfelbrühe.

    Drei Liter gießt er in den Magen –

    und stirbt drauf fast an Herzversagen ...

    Es rast der Puls, er bebt und flimmert;

    der alte Mann, er stöhnt und wimmert.

    Ein Schmerz fährt ihm durch Brust und Flanken,

    es schwinden Sinne und Gedanken.

    In einem Bett kommt er zu sich

    auf weißem Laken säuberlich.

    Zwei Schläuche hängen ihm am Arm,

    ein Thermometer steckt im Darm.

    Auf seiner glatt rasierten Brust

    verteilt sich bunter Kabelwust.

    Drei Klemmen zwicken ihn am Ohr,

    in seinem Penis drückt ein Rohr.

    Es piepst und blinkt im Intervall

    im ganzen Zimmer überall.

    Ein Doktor tritt in seinen Raum

    mit ernster Miene, lächelt kaum.

    „Sie sind ein Rätsel", hebt er an,

    „erzählen

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