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"...und darin fliegt eine Schwalbe": Meine Lieblingsgedichte
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Ebook316 pages1 hour

"...und darin fliegt eine Schwalbe": Meine Lieblingsgedichte

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About this ebook

Seit der Gründung des Wieser Verlages vor nunmehr 27 Jahren begleitet mich die Poesie in den Gedichten von Slavko Mihalic, Hans Raimund, Milan Jesih, Ali Podrimja, Gellu Naum, Emil Szyttia, Lajos Kassák, Robert Reiter, Ivo Svetina, Aleš Debeljak, Milan Dekleva, Maruša Krese, Herta Kräftner, Robert Altmann, H. C. Artmann, Dezso Tandori …

Viele wurden erstmals veröffentlicht, übersetzt oder dem Vergessen entrissen. Einige davon habe ich mir zum Geschenk gemacht, in der vorliegenden Sammlung zum Nachlesen, Wiederlesen oder Neulesen zusammengetragen, und lege sie nun auch der geschätzten Leserschaft ans Herz.
LanguageDeutsch
PublisherWieser Verlag
Release dateSep 1, 2017
ISBN9783990470909
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    "...und darin fliegt eine Schwalbe" - Wieser Verlag

    Quellenverzeichnis

    FATOS ARAPI

    Sultan Murad und der Albaner

    Sultan Murad steht vor dem gebundenen Sklaven.

    Vom Pferd herab mustert er ihn mit den Augen:

    gealtert, Wunden, Ketten …

    »Skipetar«, fragt er ihn, »warum kämpfst du,

    wenn du auch anders leben könntest?«

    »Weil, Großmächtiger Sultan«, erwidert der Sklave,

    »jeder Mensch in der Brust ein Stück Himmel hat

    und darin fliegt eine Schwalbe.«

    Aus dem Albanischen von Hans-Joachim Lanksch

    H. C. ARTMANN

    letzte schwalbe

    letzte schwalbe

    dunkle kleine

    herzentsprungene

    bring du meine grüße hinab

    in das gilbe bergland

    bring sie kärnten

    wo noch die rote beere

    im späten herbstlicht steht

    wolken

    wie schwarze bündel geschnürt

    sind es

    die mit dem schnee verbündet

    kalte wunder an mir und den bäumen tun

    mein sinnen wäre dem deinen gleich

    trüge auch ich flügel

    statt meine schuhe

    ja

    und die schnelle deiner augen

    ein gefieder

    dein korngroßes mutiges herz

    und die freundschaft des windes

    oder leichte des löwenzahns

    in der du dich forthebst

    letzte schwalbe

    nachzüglerin

    liebste aller spätbotinnen

    ich bitte dich

    nimm du meine traurigen grüße

    in die wärme deines schnabels

    bring sie durch regen und nebel

    und tau durch den beißenden neumond

    bis hin an den strauch

    mit den roten beeren

    MARTIN CAMAJ

    Schwalbe

    Schwarze Flügel

    inmitten von Schneeflocken

    in den Alpen

    die Schwalbe

    auf verspätetem Zug

    gen Süden.

    Mit Flügeln wie Laub

    des Spätherbstes kämpft sie

    gegen wirbelnde Winde an

    dem höchsten Paß entgegen.

    Jeder hat zwei Wege vor sich

    und einen nur die Schwalbe:

    weiß werden.

    Aus dem Albanischen von Hans-Joachim Lanksch

    KITO LORENC

    Nalětnja krajina

    Wulke módre worjoły słonca přzemja w runinje,

    so poklaknu wjerški štomow, zešwikane z wětrom křidłow,

    mjeztym korjenje delka, so třasuce hišće

    pod železnym přimkom pazorow horka w hałzach,

    hłubšo so rozlehnu do pódy, kotrejž swój třepot

    posrědkuja, ha

    so z črjódami krioty,

    nastróžane, kaž kołwrótne hrjebaja horje,

    dyrkotace

    opłe somo

    ane kožuchi, a nasypaja

    swoje hruzli

    kate hrodźišća na bitwišću

    łukow a polow, z chwatkom pódla

    ma

    atej zelenje placnu swoje tu

    ne

    omo.

    Zatrubja błyskate fanfary njebja,

    zaprasknu zelenoćorne standarty zemje.

    A njesłyšna, njesłyšana bitwa zo zahaji.

    Frühlingslandschaft

    Die großen blauen Sonnenadler bäumen auf in der Ebene,

    hinknien die Wipfel, gepeitscht im Flügelwind,

    während die Wurzeln unten, erschauernd noch

    unterm stählernen Zugriff der Klauen oben im Geäst,

    sich tiefer verkrallen ins Erdreich, dem sie ihr

    Zittern mitteilen, davon die Heerhaufen der Maulwürfe

    aufgeschreckt, wie irrsinnig losbuddeln hochwärts,

    zuckende warme samtweiche Pelze, und aufwerfen

    ihre Schützenstellungen im Schlachtgelände

    der Felder und Wiesen, hastig neben

    dem saftigen Grün aufpflanzen ihr fettiges Schwarz.

    Losschmettem die blitzenden Himmelsfanfaren,

    losknattem tapfer die grün und schwarzen Standarten der Erde.

    Und der unerhörte, unhörbare Kampf beginnt.

    KNUTS SKUJENIEKS

    Uzrakstīts augustā

    … Kad bezdelīgas ir nobriedušas,

    Kad zvaigznes ir nogatavojušās –

    Un tas ir augustā –

    Un cilvēkam palēnām

    Deniṇni izkalst balti,

    Papīra lapa sāk dzestri blāzmot,

    Un katram vārdam ir zemes garša.

    Tā top augusts.

    Geschrieben im August

    … Wenn die Schwalben und Sterne

    Reif sind –

    Und das ist im August –

    Und die Schläfen allmählich

    Bleichen und dorren,

    Beginnt das Papierblatt sich abendkühl zu färben,

    Und jedes Wort schmeckt nach Erde.

    So kommt der August zustande.

    Aus dem Lettischen von Valdis Bisenieks.

    RUDOLF JUROLEK

    Život je možný

    Ked’ jediným výsledkom

    je prejdená cesta,

    únava v nohách,

    vietor, ten nepokoj krajiny,

    obloha nad tým: ešte jeden svet.

    Život je možný.

    Das Leben ist möglich

    Wenn alles, was herauskommt,

    der durchschrittene Weg ist,

    die Müdigkeit in den Beinen,

    der Wind, diese Unruh der Landschaft,

    der Himmel darüber: noch eine Welt.

    Das Leben ist möglich.

    Aus dem Slowakischen von Christa Rothmeier

    HERTHA KRÄFTNER

    Abend

    Ich möchte mit der Abendröte gehn,

    tief mit dem Rot nach ferne.

    Ich möchte in dem Abendrot vergehn,

    und möchte in den Winden wehn,

    die ohne Ziele rauschend gehn

    und steigen in die kühlen Sterne.

    INGRAM HARTINGER

    Hohe Buchstabensee

    Es bleibt dir, wohin du auch gehst: Nimm das Schiff.

    Nimm das frühe Schiff. Wenn du das getan hast, fall

    nicht zurück. Hau ab und denk selber nach. Träum

    dich frei von Nachtfährnissen. Sieh alles selber. Nichts

    ist genauso wie ein anderes Nichts. Dann anderes Land

    in Sicht. Immer anders. Dort neue Klänge. Zu sagen

    dies. Lebensvoll. Auf die eine oder andere Weise. Los.

    Weg. Weg von der Ästhetik der Angst. Los, geh schon.

    Du brauchst nichts, um ein Gedicht zu machen. Am

    wenigsten die Angst. Das frühe Schiff. Nimm es.

    SREČKO KOSOVEL

    Potovanje

    In tu in tam. Le bežno potovanje.

    Drevo in stolp. In hiša. Gora. Hrib.

    Kot žalost mrzla. Kakor tihe sanje.

    Odhajaš. Truden in težak utrip.

    Postaja. Restavracija. In listje

    se siplje raz kostanje preko miz.

    In tista dama. Tiha je in sama.

    Pogled. Rjavo listje. Bežen vtis.

    Tujina: kot jesen in kot neznanka

    vsa bežna mrzla. Tu pri nas topló.

    Leteče listje. Proti Karavankam.

    Tunel: v poltemi sije nje oko.

    Reise

    Und hier und dort. Nur eine flüchtige Reise.

    Baum und Turm. Und Haus. Berg. Hügel.

    Wie kalte Schwermut. Wie stille Träume.

    Du fährst fort. Müder und schwerer Puls.

    Bahnstation. Restaurant. Und das Laub

    rieselt durch Kastanienäste über Tische.

    Und diese Dame. Sie ist still und allein.

    Blick. Braunes Laub. Flüchtiger Eindruck.

    Fremde: wie der Herbst und wie die Unbekannte

    ganz flüchtig, kalt. Hier bei uns Wärme.

    Fliegendes Laub. Gegen die Karawanken.

    Tunnel: im Halbdunkel leuchtet ihr Auge.

    Aus dem Slowenischen von Ludwig Hartinger

    EDVARD KOCBEK

    Die Lipizzaner

    Das Journal berichtet:

    Die Lipizzaner

    haben bei einem historischen Film mitgewirkt.

    Das Radio erklärt:

    Ein Millionär hat Lipizzaner gekauft,

    die edlen Tiere waren

    während des ganzen Fluges über den Atlantik ruhig.

    Und das Lehrbuch lehrt:

    die Lipizzaner sind dankbare Reitpferde,

    sie stammen vom Karst, sind von geschmeidigem Huf,

    schmuckem Trab, feurigem Naturell

    und hartnäckiger Treue.

    Und doch füge ich für dich hinzu, mein Sohn,

    daß es unmöglich ist, diese unruhigen Tiere

    in eindeutige Schablonen zu stecken:

    gut ist es, wenn der Tag leuchtet,

    die Lipizzaner sind schwarze Fohlen,

    und gut ist es, wenn die Nacht herrscht,

    die Lipizzaner sind weiße Stuten,

    am besten aber ist es,

    wenn der Tag aus der Nacht kommt,

    denn die Lipizzaner sind weißschwarze Possenreißer,

    Hofnarren Ihrer Hoheit,

    der slowenischen Geschichte.

    Andere haben heilige

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