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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 348: Goldrausch
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 348: Goldrausch
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 348: Goldrausch
Ebook110 pages1 hour

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 348: Goldrausch

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Philip Hasard Killigrew hielt seine doppelläufige Pistole in der Hand und richtete sie auf die Gestalt, die sich gerade über eine der geöffneten Schatzkisten beugte. "Die Suche ist beendet, Arvidson!" sagte er mit fester Stimme. "Vielen Dank, daß du die Kisten bereits ausgegraben hast!" Niemand, auch Hasard nicht, hatte mit dem gerechnet, was jetzt geschah. Arvidson fuhr blitzschnell herum und warf sich, einen fast tierischen Schrei ausstoßend, dem Seewolf entgegen. Die Tatsache, das jemand die Grotte betreten hatte und ihm die heißbegehrten Schätze wegnehmen wollte, hatten ihn wie ein Pulverfaß explodieren lassen. Der muskolöse Körper des Piraten flog wie ein Geschoß auf Hasard zu...
LanguageDeutsch
PublisherPabel eBooks
Release dateOct 3, 2017
ISBN9783954397457
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 348: Goldrausch

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    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 348 - Frank Moorfield

    10

    1.

    Langsam begann sich die zerlumpte Gestalt zu bewegen. Ein schwaches Zittern lief durch den hageren Körper, dann schlug der Mann verwirrt die Augen auf.

    Aus seiner Kehle drang ein qualvolles Stöhnen, seine aufgesprungenen, blutigen Lippen verzogen sich in jähem Schmerz. Unter seiner Schädeldecke klopfte und hämmerte es, zeitweise schienen sich tausend glühende Nadeln durch seine Kopfhaut zu bohren. Die zerschundenen Gliedmaßen brannten wie Feuer, die Knochen schmerzten. Pas hagere, etwas hohlwangige Gesicht des Mannes war angeschwollen und blutverschmiert. Das dunkelbraune Haar hing ihm wirr in die Stirn. Er bot in der Tat einen erbarmungswürdigen Anblick.

    Als seine Gedanken allmählich in die Wirklichkeit zurückfanden, starrte er mit weit aufgerissenen Augen in den düsteren Raum.

    „Hölle und Verdammnis! Seine Stimme klang heiser. Über sein Gesicht huschte ein Ausdruck des Erschreckens – jenes nackten Grauens, das alle diejenigen mit scharfen Krallen packt, die sich der Ausweglosigkeit ihrer Lage bewußt werden. „Diese Teufel! Diese verfluchten, erbarmungslosen Teufel! stieß er hervor. Sein entsetzter Blick flog über die nähere Umgebung, doch er konnte kaum etwas erkennen.

    Er erinnerte sich jedoch daran, daß man ihn in das Kabelgatt der Karavelle gesperrt hatte, in jenen Stauraum tief unter Deck, in dem das nichtbenutzte Tauwerk untergebracht war. Man hatte ihn gefesselt und zusätzlich an zwei verrostete Eisenhaken gebunden, die aus den Planken ragten. Zuvor aber hatte man ihn mißhandelt und brutal zusammengeschlagen.

    Auch der heftige Sturm, der über dem Golf von Mexiko getobt hatte, drang in sein Bewußtsein zurück. Einer der Decksleute war über Bord gegangen, dann hatte der Kapitän plötzlich alle verfügbaren Männer an die Pumpen gejagt.

    Mit lautem Gebrüll hatten die Kerle damit begonnen, das eindringende Wasser aus den unteren Schiffsräumen zu lenzen, doch eine Pumpe nach der anderen war ausgefallen.

    Als er mit lauten Rufen danach verlangt hatte, von seinen Fesseln befreit zu werden, war einer der Piraten in das Kabelgatt gestürmt und hatte ihm wutschnaubend einen harten Gegenstand auf den Kopf geschmettert – als sei er für das Toben der Naturgewalten verantwortlich. Von da an hatte sein Bewußtsein ausgesetzt. Seine Gefühle, sein Denkvermögen und damit all seine Ängste waren in dem endlosen schwarzen Loch der Besinnungslosigkeit verschwunden.

    Jetzt, als er wieder bei Bewußtsein war, lauschte der hagere Mann angestrengt in die Dunkelheit. Was war mit dem Zweimaster geschehen? Warum herrschte plötzlich eine so merkwürdige und gespenstische Stille an Bord? Kein Brüllen, kein Fluchen und keine Kommandos waren zu hören. Auch nicht mehr das dumpfe Geräusch nackter Fußsohlen auf den Decksplanken.

    Wo waren die Kerle?

    So sehr er sich auch anstrengte, es war kein menschlicher Laut zu hören. Dafür aber drang ein leises Plätschern, Gurgeln und Rauschen an seine Ohren. Wasser! Jäh schoß ihm dieser Gedanke durch den Kopf. Natürlich, deshalb hatten sich die Piraten ja fast die Seelen aus dem Leib gelenzt. Und verdammt – auch die Kälte, die seit seinem Aufwachen an ihm hochkroch, war auf das steigende Wasser zurückzuführen. Seine Beine waren bereits naß bis zu den Knien.

    Jetzt wurde er von Panik gepackt.

    „Hilfe! schrie er. „So helft mir doch und laßt mich nicht wie einen Hund ersaufen!

    Reflexartig versuchte er, sich aufzurichten, aber das gelang ihm nicht. Weiter als eine Handbreit konnte er den Kopf nicht anheben, denn die Taue, die an den Eisenhaken befestigt waren, rissen ihn erbarmungslos zurück. So sehr er sich auch auf den Planken wand – er hatte keine Chance. Die straff sitzenden Fesseln schnitten ihm nur tiefer und schmerzhafter ins Fleisch.

    Von Todesangst getrieben, schrie der Mann abermals um Hilfe. Aber ohne Erfolg. War die Karavelle tatsächlich von Mann und Maus verlassen worden? Er konnte und wollte es nicht glauben. Der Sturm war bereits abgeflaut, das war den Bewegungen des Schiffskörpers deutlich anzumerken. Dennoch war die Karavelle am Sinken, daran gab es keinen Zweifel. Das Wasser, das bereits seine Beine umspülte, würde unaufhaltsam steigen, bis er elend ertrinken würde. Verzweifelt zerrte er an seinen Fesseln, die Angst jagte ihm eiskalte Schauer über den Rücken.

    Wieder fing er an zu schreien. Bittend, flehend, tobend und fluchend. Aber niemand gab ihm eine Antwort, nicht einmal der Wind, der während des Sturms heulend und jaulend durch das Rigg gefegt war.

    „Ich habe euch doch alles gesagt! rief er mit sich überschlagender Stimme. „Alles, was ihr wissen wolltet! So schneidet mir doch wenigstens die Fesseln durch!

    Tödliche Stille.

    Irgendwann – jegliches Zeitgefühl hatte er längst verloren – begriff er schließlich, daß sich außer ihm niemand mehr an Bord der Karavelle befand. Obwohl er das bereits geahnt hatte, traf ihn diese Erkenntnis wie ein Hammerschlag, und er fühlte sich plötzlich als der einsamste und bedauernswerteste Mensch auf der Welt – hilflos, verlassen und ohne Hoffnung. Auch wenn er sich die Kehle heiser schrie und sich verzweifelt auf den Planken hin und her wälzte – wenn nicht ein Wunder geschah, gab es keine Rettung für ihn.

    Plötzlich erinnerte er sich an die Gebete, die er einst in seiner Kindheit gelernt hatte. O ja, sein Vater und seine Mutter waren fromme und rechtschaffene Leute gewesen, und sie hatten streng darauf geachtet, daß er sich möglichst viele christliche Tugenden aneignete. Was lag da näher, als sich in seiner hoffnungslosen Situation jener unsichtbaren Macht hoch oben im Himmel zuzuwenden?

    „Hab Erbarmen mit mir, o Gott!" flehte er. Doch das Wasser stieg weiter – unaufhaltsam, gnadenlos und todbringend …

    2.

    Die Galeone der Seewölfe befand sich an diesem Septembertag des Jahres 1593 bereits um viele Meilen südlich der Mündung des Mississippi. Das Ziel, das Philip Hasard Killigrew und seine Mannen zu erreichen gedachten, war die Schlangen-Insel in der Karibik.

    An Bord der „Isabella" verlief alles nach der gewohnten Routine. Ein Großteil der Mannschaft ging seiner Arbeit nach, während diejenigen, die Freiwache hatten, entweder ihre Kojen abhorchten oder aber beisammenhockten, um über Gott und die Welt zu debattieren.

    Old Donegal Daniel O’Flynn hatte seinen mitteilsamen Tag. Er lehnte am Schanzkleid der Back und spann wieder einmal tüchtig Seemannsgarn. Daß Geister und Dämonen, Wassermänner und Windsbräute dabei die Hauptrolle spielten, verstand sich von selbst. An Zuhörern fehlte es nicht, zumal Philip und Hasard, die Zwillingssöhne des Seewolfs, sowie Paddy Rogers hingerissen seinen Erzählungen lauschten.

    „Nun ja, sagte Old Donegal und sein verwittertes Gesicht wirkte äußerst konzentriert. „Mit den Luft- und Wassergeistern war das schon immer etwas schwierig. Solange beide Arten ihren Aufgaben treu bleiben, läuft alles wie geschmiert. Sobald sie aber aneinandergeraten, potzblitz, da gibt es gewaltigen Stunk. Meist ziehen dann die schlimmsten Stürme herauf.

    Philip junior hing wie gebannt an den Lippen des grauhaarigen Alten.

    „War das auch bei dem Sturm der Fall, den wir zuletzt abgewettert haben?"

    „Natürlich, erklärte Old O’Flynn ohne Umschweife. „Wenn sich die Luft- und Wassergeister nicht ständig in den Haaren liegen würden, gäbe es gar keine Stürme. Jeder Sturm ist ja nichts anderes als eine handfeste Auseinandersetzung zwischen Wind und Wasser. Bei dem Wetter, das hinter uns liegt, kann der Streit allerdings nicht sehr groß gewesen sein. Das liegt wahrscheinlich daran, daß nicht gerade die stärksten Geister mitgemischt haben. Ich tippe eher auf einige mickrige Untergeister, die noch nicht so viel Wirbel veranstalten können.

    Paddy Rogers, der im Denken nicht besonders schnell war, rieb sich nachdenklich die prächtige Knollennase.

    „Wer hat denn den Kampf gewonnen? Die Luft- oder die Wassergeister?"

    Damit war Old Donegal trotz seines genialen Wissens fast überfragt.

    „Ähm", äußerte er sich, „so genau kann man das nie

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