Raum 13 Ich wäre im Meere geblieben
By Jürgen Timm
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Vielleicht regnet es dort bereits. Dort, In der Sommersavanne, während der Regenzeit, lässt es sich gut leben!
Warum? Darum! Es gibt reichlich Nahrung! Deshalb.
Es gibt reichlich Wasser, es gibt grünes Weideland, und es gibt reichlich Beute: Mäuse und Ratten, Kaninchen und Frösche, Föten und Frühgeburten aller möglichen Tiere, Kaninchen, Gazellen, und Nachgeburten, und vieles mehr.
Warum? Gott hat die Tiere so gemacht! Die Gesetze des Seins verlangten es von ihm!
Warum? Du fragst, warum? Du fragst, warum das Sein so ist, wie es ist? Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur, dass, wäre es anders, es Eremias und Babuun nicht gäbe. Ich weiß nur, dass, wäre es anders, es die Savanne nicht gäbe, mit all den Tieren darin, nicht gäbe.
Ich weiß nur, dass, wäre es anders, es dieses Universum nicht gäbe.
Wohl wahr, Eremias Kühlewind.
Immer wanderten und wandern die Tiere in der Hoffnung, in der Erwartung, in der Gewissheit, dass sich dort besser leben ließe.
Sie werden es auch fürderhin tun.
Allerdings, Hoffnungen und Erwartungen sind, wie ein jedermann weiß, sehr trügerische Elemente.
Und die Gewissheit?
Und die Gewissheit? Ich sage es dir: Die Gewissheit ist die tückischste, und die gemeinste aller trügerischen Elemente.
Und dann der Weg, der lange Weg, die lange Reise.
Voller Gefahren ist der Weg, und voller Entbehrungen ist die lange Reise.
Und ein Zurück?
Ein Zurück kann es, wie ein jedermann weiß, niemals geben. Einmal auf den Weg gebracht, sich einmal auf den Weg gemacht, gibt es kein Zurück.
Für nichts und niemanden gibt es ein Zurück!
Jürgen Timm
Ich gehöre in den Jahrgang 39. Ich habe lange in Schwarzafrika gelebt und gearbeitet, mehrere Jahre davon in der Kalahari. Ich hatte dort, in der Savanne, in der Wildnis, in der Einsamkeit, viel Zeit, über das Leben nachzudenken. Stimmt nicht. Ich hatte keine Zeit, ich habe mir die Zeit genommen, genaugenommen gestohlen. Gott sei es geklagt. Und nun sitze ich hier, in Lüneburg, und weiß immer noch nicht, was es mit dem Leben und dem Sterben auf sich habe, und ob es nicht doch eine Form der Unsterblichkeit geben könnte.
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Raum 13 Ich wäre im Meere geblieben - Jürgen Timm
Titelbild:
Paul Klee (1879-1940): Fish Magic (1925).-
Hochgeladen via Wikimedia.Commons
Kontakt:
juergen.timm39@yahoo.de
Lüneburg, Anfang September, 2017
Verzeichnis der Bilder
Vorspann V13.1
Raum 13.1 All die Sonnen, es gibt sie wirklich
Bild 1 Weil es dort bald regnen wird
Bild 2 Vergessen ist wichtig
Bild 3 Das Haus einer Schnecke
Bild 4 Einmalig oder beliebig oft
Bild 5 Ein Zurück gibt es nicht mehr
Bild 6 Das Streben nach Wahrheit
Bild 7 Ich kenn den Alten
Bild 8 All die Sonnen… es gibt sie wirklich
Raum 13.2 Und wer bin ich?
Bild 1 Das Morgenlicht
Bild 2 Dornen statt Blumen
Bild 3 Das Werk von Sonne und Zeit
Bild 4 Den großen Strom hinunter
Bild 5 Von Sehern und Wahrsagern
Bild 6 Die Jewehs werden alles wissen
Bild 7 Das Tier in einem Käfig
Bild 8 Ohne Mäuse keine Unsterblichkeit
Bild 9 So eine Art Gevatter Hans
Bild 10 Vorstellbar, nicht vorstellbar
Bild 11 Und wer bin ich?
Bild 12 Aus dem Meere der Urenergie
Bild 13 Abendlicht
Raum 13.3 Stimmen der Nacht
Bild 1 Zwischen Sonnenuntergang und Nacht
Bild 2 Die Seelen der Toten
Bild 3 Traumbehangen, traumbefangen
Bild 4 Hyänen umkreisen das Lager
Bild 5 Im halben Lichte des Mondes
Bild 6 Reflexionen im Lichte des Mondes.
Raum 13.4 Dahinter nichts als der Tod
Bild 1 Ruhelose Seelen
Bild 2 Der alte Löwe
Bild 3 Der erste vom Stamme der Menschen
Bild 4 Es bleibt immer derselbe Tod
Bild 5 Eremias zu den Sternen reist
Bild 6 Vom Feuer starb der Flammenkranz
Bild 7 Dahinter nichts als der Tod?
Bild 8 So möchte ich zu liegen kommen
Bild 9 Gott hat die Tiere so gemacht
Nachspann 13.1 Die Summe und das Einzelne
Bild 1 Die Summe und das Einzelne
Bild 2 Näherungen, Grenzen und Übergangsbereiche
Bild 3 Ein Steinchen fliegt in den Himmel
Nachspann 13.2 Der Sinn hinter allem
Bild 1 Von allen Trieben befreit
Bild 2 Der Sinn hinter allem
Hinweise und Ergänzungen
Biographisches
Bilder einer langen Reise – Worum es geht
Literatur – Zuordnung
Warengruppen und Schlagwörter
Stand der Arbeiten
Vorspann V13.1
Ewiges Leben oder Totenschrein
Abend für Abend sang Eremias sein Abendlied.
Warum?
Um die Seele ruhig zu halten… und um das Denken hinauszuzögern… und um das schwere Träumen hinauszuzögern.
War leise Gesinge… waren Singsang-Lieder, leise Lieder…Lieder von Weite und vom Himmelsschein… und was es wohl dahinter gäbe…
ewiges Leben oder Totenschrein?
Noch leuchten die Himmel
Eremias' mit brüchiger Stimme vorgetragenes Abendsingsangliedlein:
Abendwolken, hohe Wolken, weite Formen, Klammern, Kreise, Wirbel, Messer, Dolche, Schwerter…
ziehen Trauer, Flor und Blumen auf dein Grab.
Schwarze Wolken lichtumsäumt… schwarze Wolken, blutdurchschäumt…
Schatten erobern den Grund
Die Sonne sinkt, die Nacht betritt den Himmelsraum.
Die Savanne verliert ihr Gesicht. Dornenbüsche werden zu Schemen.
Schatten erobern den Grund.
Leichte Abendwinde, kaum dass es Berührungen sind. Würziges von fremden Kräutern, Düfte, flüchtige Aromen vermischt mit Atem und Erinnerung.
Noch leuchten die Himmel
Scherenschnitte. Verblassendes Licht, verblassendes Orange, Glasmalerei.
Lichtgehusche auf Glas und aus Tusche. Ultramarin flutet den Himmelsraum.
Ultramarin ist die Farbe der Erinnerung
Babuuns seltsame Frage:
Ultramarin? Dasjenige der Ozeane?
Eremias' seltsame Antwort:
Es sind Erinnerungen, Babuun. Ultramarin ist die Farbe der Erinnerung.
Raum 13.1 All die Sonnen, es gibt sie wirklich
Bild 1 Weil es dort bald regnen wird
Eremias und Babuun kehrten in die Savanne zurück!
Warum? Darum!
Dort wird es bald regnen! Deshalb! Vielleicht regnet es dort bereits. Dort, in der Sommersavanne, in der Regenzeit, lässt es sich gut leben!
Warum?
Es gibt reichlich Nahrung! Deshalb. Es gibt reichlich Wasser, deshalb… und grünes Weideland, für die Beutetiere, deshalb.
Gott hat die Tiere so gemacht
Eremias und Babuun kehrten in die Savanne zurück. Warum, du fragst, warum? Ich sage es dir: Immer wandern die Tiere dorthin, wo es sich leben lässt… wo es Beute gibt…
wo es sich möglichst gut leben lässt!
Gott hat die Tiere so gemacht! Die Gesetze des Seins verlangten es von ihm!