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Priesterweihe auch für Frauen?
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Priesterweihe auch für Frauen?

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Der bekannte Theologe Klaus Berger schaltet sich mit diesem Buch in die aktuelle Debatte um die Priesterweihe von Frauen in der katholischen Kirche ein. In seinem Buch diskutiert er das Für und Wider und plädiert dafür, das Priesteramt weiterhin von Männern ausüben zu lassen. Der Band versteht sich als kritischer Beitrag zu einer Diskussion, die nicht nur Theologen, sondern alle kirchlichen Ebenen, Verbände und interessierten Kreise seit langen Jahren beschäftigt und die überdies von großem Gewicht für die Ökumene ist. So führt die ökumenische Perspektive Klaus Berger am Ende auch zu der Frage, ob und in welchen Grenzen weibliche Amtsträgerinnen in einer vereinten Christenheit womöglich doch akzeptiert werden können.
LanguageDeutsch
PublisherAschendorff
Release dateJul 16, 2012
ISBN9783402196809
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    Priesterweihe auch für Frauen? - Klaus Berger

    Literatur

    1.  Zu Beginn

    1.1 Mein persönliches Interesse

    Es ist einfach das neugierige Interesse an Begründungen, das mich leitet. Es ist eine Frage, die mich seit Jahrzehnten beschäftigt. Wie kann es sein, daß orthodoxe und römisch-katholische Christen Frauen die Ordination verweigern? Und wie war es umgekehrt möglich, nach dem 2. Weltkrieg das Herkommen zu durchbrechen und Frauen zu ordinieren? Mich ärgert besonders, daß die Begründungen, die man für das eine oder für das andere geliefert hat, oft ein wenig positivistisch sind. Wer die Ordination ablehnt, verweist darauf, Jesus habe nur mit männlichen Jüngern den Neuen Bund geschlossen. Wer sie bejaht, verweist zumeist auf Gal 2,26f, wonach „in Christus die Differenzen nicht mehr gelten, auch nicht die zwischen Mann und Frau. Die Spärlichkeit der Begründungen steht in umgekehrtem Verhältnis zur Heftigkeit der Emotionen, mit denen gestritten wird. Oft habe ich persönlich die Erfahrung gemacht, daß vor Ort hier kein Zureden hilft und keine Rücksicht auf den gefährdeten Frieden genommen wird. Ich will hier nicht wiederholen, was es allein zwischen Protestanten und Orthodoxen hier für Streit gegeben hat. Und ich erinnere mich nur sehr ungern an hitzige Attacken – von Diskussion konnte man dann nicht mehr reden – gegen Positionen, die sich nicht für eine Frauenordination aussprachen. Schließlich: Das vorletzte Kapitel dieses Buches heißt: „Und andererseits …

    Ich war, das muß ich auch gestehen, über weite Strecken der Entstehung dieses Buches nicht so weit vorangeschritten, daß ich hätte sagen können, „was heraus kommt". Und meine Neugier auf plausible Antworten hält bis jetzt, in die Schlußphase der Entstehung des Buches, an. Schließlich hatte ich in meinem Buch Glaubensspaltung ist Gottesverat all meinen Mut zusammengenommen und als äußerste Möglichkeit eine Tolerierung der Frauenordination durch die römisch-katholische Kirche wenigstens zart angedeutet. Als ‚äußerste‘ Möglichkeit heißt: Wenn in allen anderen Dissenspunkten passable Wege gefunden sind, sich zu treffen. Sollte, wenn alles andere einmal geklärt ist, die Einheit der Christenheit eben daran scheitern? Denn dieser Punkt ist einer der härtesten Fälle. Ein Gespräch mit Kardinal Meisner im Jahre 2007 zu diesem Thema glich an Heftigkeit allen übrigen Gesprächen auf dem Weg. Ich erbat Bedenkzeit und habe sie mir genommen.

    In der Wallfahrtskirche Am Perlach in Augsburg gibt es ein Madonnenbild Maria Knotenlöserin. Da ich selbst im Lösen von Knoten nicht sehr geschickt bin, war diese Erinnerung ein gewisser Trost.

    So bleibt am Schluß die brennende Frage des Anfangs: Warum in aller Welt gibt es dieses Problem? Es ist doch noch keine 400 Jahre alt, sondern erst 60. Oder spiegeln sich in ihm alle anderen Probleme auf ihre Weise, noch einmal und hier besonders hart und schmerzlich?

    1.2 Religiöse Metaphern bilden einen Kosmos

    Die Frage nach der Rolle von Mann und Frau in der Liturgie (und daraus folgernd im kirchlichen Amt) ist nicht ein Problem von Anstand, Moral und Menschenrechten, auch nicht primär eine juristische Frage wie etwa die nach den kirchenjuristischen Folgen der Taufe. Folgende Bereiche fallen daher aus: Moral, Anstand, Menschenrechte, Kirchenrecht. Und durchgehend ist die hier erörterte Frage nicht die nach den Beziehungen zwischen Frau und Mann, sondern es handelt sich zumeist um einen besonderen Fall des Verhältnisses zwischen Gott und Mensch.

    Vielmehr geht es um den sensiblen Bereich der theologischen Metapher, die eine Rolle spielen in der Liturgie, im Kirchbau und in der Kunstgeschichte, in der Sprache der Mystik in der Sprache der systematischen Theologie, in der Symbolik.

    Warnen möchte ich davor, diese Gebiete insgesamt der luftigen Ästhetik oder der sprichwörtlichen Willkür von bildender Kunst zuzuordnen. Vielmehr steht hier der Weg der Verkündigung in der Öffentlichkeit zur Diskussion. Auch von der Kirche des Wortes gilt, daß sie in der Welt der Bilder lebt (HORST KASNER, † 2.9.11). Die Texte der Liturgie, die Bilder der Kunstgeschichte, die symbolischen Riten zeigen immer, daß es hier weniger um Einzelobjekte geht, sondern daß ein ganzer Kosmos von mehr oder weniger zusammen passenden Bildern und stabil kontinuierlichen Motiven besteht.

    Die Bestandteile dieses Kosmos sind oft zueinander gefügt worden. Das Element des königlichen Hofes (daher: basileomorphe Mystik, inklusive Engeldarstellungen) sind oft mit älteren kultischen Motiven vermischt, dazu mit solchen aus der Berufswelt des Hirten (poimenistische Mystik).

    Je stärker diese Bildtradition auch die (liturgischen) Gesten bestimmt, um so gewaltsamer erscheinen und um so schwererer wiegen Änderungsversuche bzw. Maßnahmen des Abschaffens. Sie sind stets einschneidend, da sie stets ‚religiöse Heimat‘ zerstören. Wenn Ästhetik hier nicht gleich Willkür und gefährliche Spielerei ist, besteht dann die Alternative als Problem von Leben und Tod, von Wahrheit oder abscheulicher Häresie? Kann oder sollte man für oder gegen Frauenordination sterben wollen? Wie ernst ist hier das ungeschriebene Gesetz der Liturgie zu nehmen? Oder kommt man erst dann auf den Trichter, wenn man in phänomenologischer Beschreibung Liturgie zu erfassen sucht, liebevoll und in geduldiger Beobachtung.¹

    Zu den gravierenden und eingefleischten Metapherntraditionen im Bereich der biblischen Religion und darüber hinaus gehört die Metaphorik der Männlichkeit Gottes inklusive ihrer liturgischen Auswirkungen. Darum geht es in dieser Studie. Und am Ende jedes Kapitels müssen wir uns fragen, was die betreffende Tradition wert ist, was es kosten könnte, sie abzuschaffen.

    Eine Suche nach theologischen Gründen dafür, daß Frauen von Katholiken und Orthodoxen die Ordination verweigert wird, führt auf zwei klar unterscheidbare Spuren. Beide sind durchaus gegensätzlich, die eine ist jesuanisch, die andere eher paulinisch. Jesus und Paulus haben, das zeigen diese beiden Linien, ein potentiell unterschiedliches Amtsverständnis, ohne daß freilich in der Praxis daraus Gegensätze würden. Denn auch bei Jesus bereits geht es um eine Theorie und Praxis der Leitungsvollmacht. Zwei Modelle sind zur Einordnung der Rolle der Frau in Liturgie und Amt der frühen Kirche grundsätzliche hilfreich.

    Das Modell Jesu: Vollmacht für den, der dient.

    Das paulinische Modell: Vollmacht in abgestufter Ebenbildlichkeit.

    2.  Das Modell Jesu

    2.1   Vollmacht hat, wer dient

    Jesus formuliert sein Verständnis von Leitungsfunktion in der Belehrung der Jünger in Mk 9,35 und Mk 10,43–45. Demnach qualifiziert allein das Dienen zum Anführen und Leiten. In der Bezeichnung Minister ist diese Auffassung bis heute erhalten, doch leider erkennbar oberflächlich. Zuhause ist dieser Ansatz im Umkreis dessen, was man theologisch Magnificat-Theologie nennt. Sie ist auch die Basis der Kreuzestheologie von 1 Kor 1. Denn Gott erwählt nur das Bescheidene, Niedrige, Unansehnliche, also diejenigen Menschen, die aus Liebe zum Realismus demütig sind. In Lk 1,46–55 findet diese Auffassung im Lobgesang Mariens ihren maßgeblichen Ausdruck.

    Jesus korrigiert an den genannten Stellen in Mk 9 und 10 das Verhalten seiner Jünger, das man in der Bibelauslegung Rangstreit nennt. Jesus trifft damit eine typisch männliche Verhaltensweise. Das wird auch an der Art der Darstellung durch die Evangelisten erkennbar. Aus dem Kontext von Mk 9 und 10 geht nämlich hervor, daß der Rangstreit unter den Jüngern genau das ist, was sie von Jesus auf seinem Weg zum Kreuz unterscheidet. Die Frauen in der Begleitung Jesu harren aus bis unter dem Kreuz (vgl. Mk 15), sie laufen auch nicht weg wie die opportunistischen männlichen Jünger, vor allem machen sie keine großspurigen Versprechungen wie Petrus. Wo sie versagen, geschieht es eher aus Angst (Mk 16,8). Üblicherweise harren sie lange aus und werden häufiger auch als Dienende und damit der Gemeinde als Vorbild vor Augen gestellt.

    Diakonie wird in der frühen Gemeinde in Jerusalem von den Sieben geübt. In den heidenchristlichen Gemeinden der Frühzeit ist dieses eine immer wieder notwendig werdende Funktion. Der Weg Jesu nach (Mt 23,1–12) führt – gewissermaßen als Schlußwort Jesu zu den Jüngerparänesen – zwangsläufig zu der aporetischen Frage der Moralisierung des Autoritätsverständnisses.

    Der Text aus Mt 23 ist eine Anweisung über den Umgang mit geistlicher Autorität unter den Jüngern Jesu. Die Titel, die hier zur Diskussion stehen, sind „Rabbi, „Vater und „Lehrer". Alle diese Titel werden für Jünger Jesu abgelehnt. Die Schlüsselregel steht in 23,11: „Der Größte unter euch soll euer Diener sein. Denn wer sich selbst erhöht, der wird erniedrigt; und wer sich selbst erniedrigt, der wird erhöht."

    Sätze wie Mt 23,11 (Wer sich selbst erniedrigt, wird erhöht) gehören direkt in das Zentrum der Menschensohn-Christologie. Das zeigt besonders Mk 10,43f: „Wer groß sein will unter euch, der sei euer Diener. Und wer unter euch der erste sein will, der sei aller Sklave. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, daß er sich dienen lasse …" Denn der Menschensohn ist auf jeden Fall am Ende der höchste Hoheitsträger und Gottes Regent in der Welt. Seine Existenz hat allerdings zwei Phasen, eine der Niedrigkeit, des Sklavendienstes, des Ausgeliefertseins und des Leidens, und eine der Herrlichkeit und des Stehens zur Rechten Gottes (Mk 10,43–45; Apg 7,56)

    Die Begründung geistlicher Autorität ‚im Sinne Jesu‘ geschieht daher in Nachahmung der Zwei-Phasen-Existenz des Menschensohnes. Nachahmung und Nachfolge sind hier eine Einheit. Damit stehen sich in der Schilderung von Mt 23 zwei Entwürfe gegenüber, wie theoretisch geistliche Autorität zu begründen wäre. Der erste Entwurf ist der bis heute gesellschaftlich akzeptierte, daß man Autoritäten mit ihrem erworbenen und / oder verliehenen Titel („Vater, „Lehrer etc.) anredet. Jesus lehnt dieses Konzept für seine Jünger rundweg ab. In 23,3b sagt er auch, warum: Diese Leute sagen, was sie nicht tun, und tun nicht, was sie anderen vorschreiben möchten. So wird nichts weiter als eine Schein-Autorität gehandelt. Für die Kirche war dieses Auseinanderfallen von titularer Autorität und moralischer Qualität zu Zeiten ein großes Problem, massiv im Donatistenstreit des 4. Jahrhunderts, dann in der Reformation und nicht zuletzt in der Gegenwart.

    Die Lösung des Donatistenstreits stellt allerdings einen dritten Weg dar zwischen moralischem Rigorismus und rein formaler Autorität, die innen hohl ist. Diese Lösung ist jedenfalls von der herrschenden Volksmeinung vergessen. Ich habe sie in der jüngeren Diskussion nicht gefunden. Diese Lösung heißt: sakramentale Begründung des kirchlichen Amtes. Das Problem der Donatisten war: Ist zum Beispiel die Taufe, die ein moralisch verkommener Priester spendet, überhaupt wirksam und verläßlich (gültig)? Modern formuliert: Kann ein Ehebrecher Postbote sein und insoweit Hoheitsfunktionen des Staates wahrnehmen? Und andererseits: Darf die Kirche nur moralisch rundum überwachten, insoweit zuverlässigen und ‚vollkommenen‘ Menschen Ämter anvertrauen? Antwort: Das geht nicht, weil die Kirche kein Gefängnis ist, auch kein ‚Pensionat‘ älterer Ordnung. Unter Rückgriff auf das Neue Testament (Amtseinsetzung durch Handauflegung und Mitteilung des Heiligen Geistes) kam man zu dem Schluß: Weder der Doktortitel (die Summe der Leistungen oder Ähnliches) noch die moralische Perfektion qualifizieren zum kirchlichen Amt und begründen die Gültigkeit seiner Maßnahmen, sondern es kann nur die sakramental vermittelte Amtsgnade selbst sein, die das bewirkt. Insofern ist es Gott selbst, der allein die Wirksamkeit der Gnade im Amt garantiert, die Verheißung seiner Begleitung, seine Gegenwart in dem Tun unter seinem Namen. Die kirchlichen Amtshandlungen geschehen damit im Rahmen dessen, was Paulus „Bund des heiligen Geistes" nennt (2 Kor 3,6). Jeder biblische Bund aber ist eine unkündbare Selbstfestlegung Gottes. Insofern ist es gerade beim Amt, wo die menschlichen Schwächen so offenkundig sind, von entscheidender Bedeutung, daß Gott hier die unverrückbare Zusage seines Wirkens und Beistands gegeben hat.

    Mit diesen Überlegungen ist hier freilich für unser Thema nicht direkt etwas gewonnen. Denn wenn die Lösung durch die sakramentale Weihe gilt – warum ist diese dann Frauen verschlossen?

    Antwort: Die sakramentale Weihe erübrigt den Weg der Niedrigkeit keineswegs, vielmehr wird sie ihn im besten Falle unterstützen. Sie beseitigt aber die Peinlichkeit, die entstehen kann, wenn ein Amt ein moralisches Show-down der Bewerber wird, wer denn die größte Demut habe.

    Man kann daher sagen: Was für kirchliche Autorität Jesus in Mt 23 im strikt christologischen Sinne entworfen hat (Verheißung des ersten Ranges für den, der jetzt allen als Sklave dient), wird zweifach aus der Sphäre menschlicher Fehlerhaftigkeit und Vergänglichkeit herausgehoben: einmal bei Jesus durch die Zusicherung der Geschicksgemeinschaft mit dem Menschensohn, zum anderen bei Paulus und Späteren durch die sakramental begründete Anteilhabe am Bund des Heiligen Geistes. Auf beide Weisen gelingt es, fehlbare Amtsträger unter göttliche Protektion zu stellen. Damit werden die Fehler der Menschen nicht ungeschehen gemacht, aber diese Fehler können nicht die Institution zerstören. Dabei verstehe ich unter Institution nicht den Apparat der katholischen Kirche, sondern die Zusicherung des Mitseins durch den Menschensohn (Geschicksgemeinschaft mit dem Menschensohn) und den Neuen Bund. Also Gottes eigene Ehe mit seinem Volk.

    Eine der Folgen der sakramentalen Begründung der Weihe war, daß die moralische Qualifikation an Ansehen verlor. Unter den Voraussetzungen zur Weihe spielt diese selbstverständlich weiterhin und zu allen Zeiten eine wichtige Rolle. Aber sie bekommt nicht den Charakter einer notwendigen Bedingung. Was gute und auch zweifelhafte Folgen hat. Und andererseits ersetzt die sakramentale Weihe die „Berufung durch den Heiligen Geist", wenn man das einmal in der Sprache von Apg 13,2 ausdrücken darf. Das aktuelle charismatische Geschehen spielt z.B. bei der Wahl des hl. Ambrosius zum Bischof noch eine große Rolle. Doch es verblaßt.

    Fazit: Jesu Amtsverständnis orientiert sich am Geschick des Menschensohnes selbst. Gerade als der Bevollmächtigte Gottes qualifiziert sich der Menschensohn durch Dienst in Demut und Niedrigkeit, johanneisch gesprochen: indem er den Jüngern die Füße wäscht. Dieses Kriterium war auf die Dauer nicht durchzuhalten, anders gesagt: Wo es praktiziert wird, handelt es sich um paradiesische Glücksfälle. Die Gemeinden verlangten offenbar für ihre Führungsaufgaben Kriterien, die über moralisch meßbares menschliches Verhalten hinausgingen. Bis zu einem gewissen Grad erfüllte die sakramentale Weihe diese Funktion. Das immense und in seiner Tragweite gar nicht abzuschätzende Wirken der Frauen im frühen Christentum entzog sich vielleicht auf Dauer der Bewertung oben / unten nach der Menschensohn- Theologie.

    2.2  Das Stärkere dient

    Für das kirchliche Wirken von Frauen ohne jede Ordination wirkt das Modell Jesu vor allem in den Ostkirchen, und zwar in den für das Selbstverständnis aller Ostkirchen maßgeblichen Apostolischen Konstitutionen. Die besondere Bedeutung dieser Texte vom Anfang des 3.–4. Jh. für unser Thema ist, daß die uns beschäftigende Frage hier bereits kritisch erörtert wird. Denn Jesu Worte in Mk 9 und 10 gelten kritisch für die männlichen Jünger, aber ohne Zweifel werden sie in der Rolle der Frauen für Leitung der Kirche praktisch berücksichtigt. Das ist bereits bei allen alten Ostkirchen der Fall. Folgende Einsichten gestatten diese Texte:

    a) Die Qualifikation der Frauen ist das Dienen.

    b) Das Dienen gilt besonders vom Dienst der Frauen an anderen Frauen.

    c) Dieser Dienst gilt besonders schwächeren (kränkelnden) Frauen.

    d) Damit wird die Faustregel erfüllt: „Das Stärkere dient dem Schwächeren. Daraus folgt: Der Dienst ist für viele Frauen die Gelegenheit, sich als Stärkere zu erweisen. „Maria Magdalena hat bei der Mitteilung heiliger Geheimnisse gelacht.

    Diese Auskunft gilt in den alten Ostkirchen für Jahrhunderte als ein Grund für den Ausschluß von Frauen von der Weihe. Das Weitere ist dann klar: Wer bei heiligen Gelegenheiten lacht, muß für den Rest des Gottesdienstes demütig (wir würden sagen: zur Buße ‚betroffen‘) zu Boden gucken und darf nicht in Orantenhaltung aufrecht stehen. Oder so: Wer lacht, spielt den Überlegenen, und eine Wiedergutmachug kann er / sie nur durch Dienen leisten, eben durch das willentliche Unterlegen-Sein.

    e) Der Protest der Jünger angesichts der eucharistischen Zumutung in Joh 6,60–61 ([Murren] „Wer kann dies hören?; das Wort ist „hart") wird in dieser Tradition auf Maria und Martha übertragen, und zwar so, daß Maria mit Maria Magdalena identifiziert wird und daß sie lacht, wie einst Sara über Gottes Wort gelacht hatte (Gen 1,12–15; von Abraham Gen 17,17). Maria und Martha sind bekannt aus Joh 11 und Lk 10,38f. Nach Lk 10,40 ist Martha mit Dienen beschäftigt. Hier dagegen lacht Maria Magdalena, und folgerichtig erweist sie ihre Stärke durch Dienen.

    Gelacht wie hier Maria Magdalena hatte auch Jesus, der als der wahre Gnostiker nach dem Judasevangelium über den Glauben der Jünger lacht. Maria Magdalena ist

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