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Mordskarriere: Krimi-Kurzgeschichten
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Mordskarriere: Krimi-Kurzgeschichten
Ebook145 pages1 hour

Mordskarriere: Krimi-Kurzgeschichten

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Mord auf den Punkt gebracht – Kriminelle Bosheiten aus dem Big Business.

Wie enden Milliardenbetrüger? Wie wird man Oligarchenwitwe mit Erbberechtigung? Über wie viele Leichen darf ein Top-Manager gehen? Was passiert, wenn der Promotionsberater plötzlich auspackt? An welchen Schuhen erkennt man einen Profikiller? Und warum will die Mafia plötzlich unter den Rettungsschirm?

Die Kurzkrimis in Mordskarriere blicken hinter die spiegelnden Fassaden der Macht(spielchen) und nehmen alle Facetten der Wirtschaftskriminalität aufs Korn – vom dreisten Betrug über Erpressung bis hin zum kaltblütigen Mord unter Managerkollegen. Vom skrupellosen Aufsteiger mit Mordskarriere über den zwielichtigen "Knast-Manager" bis hin zum frustrierten TV-Inspektor mit Rachefantasien. Hintergründig, satirisch, aber stets gut kriminell und immer mit einem leichten Augenzwinkern sowie einer überraschenden Pointe.

Mord auf den Punkt gebracht - Kriminelle Bosheiten aus dem Big Business.

Für alle, die genau wissen, wie mörderisch ihr Beruf sein kann und die, die einen Blick hinter die Kulissen des Big Business werfen wollen.
Für alle, die schon immer ahnten, dass Erfolg manchmal "Opfer" fordert, und natürlich für alle Krimifans.
LanguageDeutsch
Release dateJul 1, 2013
ISBN9783956010095
Mordskarriere: Krimi-Kurzgeschichten

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    Mordskarriere - Karsten Eichner

    Eilige

    Zum (letzten) Geleit

    Wie weit darf man für die Karriere gehen? Ab wann wird der Einsatz von Ellenbogen für die Umstehenden lebensgefährlich? Ist das bittere Ende des einen vielleicht gar eine süße Verlockung für einen anderen? Aber heiligt im Wirtschaftsleben der Zweck wirklich alle Mittel – auch einen Mord?

    Der vorliegende Band mit Krimi-Kurzgeschichten aus dem Wirtschaftsleben greift diese Fragen auf. Da wird fröhlich gemordet, gelogen, betrogen und intrigiert. Allianzen werden erzwungen und gewaltsam wieder beendet. Aus toten Geschäftspartnern wird noch Profit geschlagen. Mittelständler schanzen sich gegenseitig über Jahre die Aufträge zu, bis irgendwann einer aus der Reihe tanzt. Milliardenschwere Oligarchen räumen so lange ihre Gegner aus dem Weg, bis sie selbst zum Opfer ihrer wortwörtlich letzten Ehefrau werden. Und während sich mittlerweile selbst die Mafia einen Platz unter dem Europäischen Rettungsschirm ergaunert, genießen die Protagonisten der weltweiten Finanzkrise ihr selbst gewähltes Exil unter südlicher Sonne – zumindest solange sie es noch können…

    Zugegeben: Statt nur zugespitzt wurde hier mitunter auch bewusst überspitzt. Die Satire wird zum Glück nur ganz selten von der Realität übertroffen – zumindest wissen wir es meist nicht besser. So hat man im wirklichen Leben noch von keinem gefallenen Manager gehört, der sich aus dem Knast heraus eine neue kriminelle Existenz aufbaut, oder von einem Pressesprecher, der um der Karriere willen ganze Magazinberichte fälscht. Alle etwaigen Ähnlichkeiten mit lebenden oder toten Personen sind daher rein zufällig.

    Immerhin: Zumindest in einem Berufsstand lohnt sich das Verbrechen noch – nämlich bei den Krimi-Autoren. So entstanden Teile von „Mordskarriere während eines Aufenthaltsstipendiums im Künstlerhaus Chretzeturm in Stein am Rhein (Schweiz), die Schlussredaktion erfolgte dank des Krimi-Stipendiums „Tatort Töwerland auf der Insel Juist. Mein Dank geht an Marion Preuss und Dr. Michel Guisolan vom Chretzeturm-Kuratorium und an Thomas Koch von der Töwerland-Jury, außerdem an Boris Freymann vom Hotel Atlantic Juist und Uda Haars vom Haus Petra. Und last but not least an Danja Hetjens von Frankfurter Allgemeine Buch, die ihr Verlagsprogramm um diesen Krimiband bereichert hat.

    Ich wünsche allen Leserinnen und Lesern eine kurzweilige und mordsmäßig spannende Lektüre – verbunden mit der frommen Hoffnung, dass sie nicht allzu viele Inspirationen für den eigenen Arbeitsalltag mitnehmen.

    Wiesbaden, im April 2013 Karsten Eichner

    Mordskarriere

    Zufrieden nahm Kroll das erste Mal auf dem ledernen Chefsessel Platz. Zärtlich streichelten seine kräftigen Finger die weichen Armlehnen aus echtem Connolly-Leder, auf denen noch vor wenigen Tagen die Hände seines Vorgängers geruht hatten. Wie schnell es manchmal zu Ende geht, sinnierte Kroll. Denn Dr. Kruppe, der bisherige Vorstandsvorsitzende, war urplötzlich verstorben – ein Schock für das Unternehmen und für die ganze Branche. Eine Woche war das erst her. Gegen Mittag hatte er über Müdigkeit geklagt. Auch ein starker Kaffee, den die stets tüchtige Frau Singer ihm flugs gebracht hatte, half da nicht mehr viel. Als er sie dann gegen Nachmittag bat, ihm einen Arzt zu rufen, war es wohl schon zu spät. Denn als die Notärzte kurz darauf eintrafen, konnten sie nur noch den Tod feststellen. Herzversagen, ein ganz klassischer Fall: gestresster Topmanager mit 18-Stunden-Tag, ungesunder Lebensweise und angeschlagener Konstitution. Keine Anzeichen von Fremdeinwirkung feststellbar, hatte der Arzt noch in den Totenschein geschrieben.

    Gut so, dachte Kroll, der es besser wusste, dies aber aus gutem Grund für sich behielt. Stattdessen kreisten seine Gedanken wieder um sein Lieblingsthema – dass er es nun endlich geschafft hatte. Jetzt war er der Boss. Chef von mehreren tausend Leuten, einem Weltkonzern mit Filialen auf allen Erdteilen. Ein Reich, in dem die Sonne nie unterging, und das mehr Umsatz im Jahr machte als so mancher Drittwelt-Staat.

    Kroll sonnte sich in dem Gedanken an seine Macht– eine Vorstellung, die ihn beinahe trunken machte. Wer sollte ihm jetzt noch das Wasser reichen können? Wirklich niemand. Nicht einmal der schmierige, durchtriebene Spielmann. Überhaupt, den er würde er bei nächster Gelegenheit aus dem Vorstand befördern. Und zwar haushoch. Oder sollte er ihm vielleicht doch einfach etwas in den Kaffee geben? Ein paar der teuflischen Wundertropfen aus Südamerika, die noch nie ihren Dienst versagt hatten? Nein, viel zu gefährlich. Am Ende würde er dabei ertappt, und alles käme heraus. Dann hätte sich das ganze riskante Spiel nicht gelohnt. Nein, Spielmann würde er auf die klassische Art abservieren – und nicht über die Klinge springen lassen wie all die anderen vor ihm.

    Kroll dachte zurück an die Anfänge seiner Karriere, kurz nach dem BWL-Studium. Wie er als junger Trainee um ein Projekt kämpfte – und zunächst verloren hatte. Wie ein schnöseliger Unternehmensberater mit Hornbrille und Doktortitel locker an ihm vorbeigezogen war und die Projektleitung bekam. Von einem Projekt, das doch eigentlich ihm, Kroll, zustand. Und hätte er diesem Schnösel nicht rechtzeitig heimlich die Bananenschale vor die eleganten Pferdelederschuhe geworfen und ihn damit acht Wochen ins Krankenhaus gebracht, hätte der das Projekt auch tatsächlich zum erfolgreichen Abschluss gebracht. So war stattdessen er – Kroll – eingesprungen und hatte die Lorbeeren eingeheimst. Und war wenig später offiziell zum Projektleiter aufgestiegen.

    Solcherart hatte Kroll den ersten Schritt auf der Karriereleiter bewältigt. Aber der Ehrgeiz nagte an ihm. Er wollte mehr. Deals machen. Fusionen einfädeln. Aufsteigen. Groß rauskommen. Und dabei alle abservieren, die ihm im Wege standen. Hatte ihm die indianische Wahrsagerin in Lima, die er auf einer seiner nun recht häufigen Geschäftsreisen heimlich besucht hatte, nicht Großes prophezeit? Dass er es ganz an die Spitze schaffen würde. Dass er alle Widerstände beiseite räumen würde. Dass er mit Ehren überhäuft würde. Aber dass er sich auch unzählige Feinde machen würde…

    Egal! Viel Feind, viel Ehr, hatte sich Kroll noch gedacht, als er auf dem Rückweg zum Hotel beinahe auf seinen Kollegen und internen Konkurrenten Spielmann geprallt wäre. Ausgerechnet Spielmann, der verschlagene Intrigant. Verschämt hatte Kroll damals eine halbwegs glaubwürdige Ausrede gestammelt, und dabei ängstlich nach dem kleinen Fläschchen in seiner Hosentasche getastet, das ihm die alte Indianerin noch mitgegeben hatte: Ein geheimes und praktisch nicht nachzuweisendes Mittel, gewonnen aus einer weithin unbekannten Andenpflanze – garantiert zuverlässig, wenn es darum ging, lästige Leute aus dem Weg zu räumen.

    Eine Möglichkeit ergab sich schon wenig später, als die Kügler KG übernommen werden sollte. Kroll hatte die Verhandlungen eingefädelt und war sich mit dem Juniorchef eigentlich schon einig. Aber der Senior sperrte sich hartnäckig. Wollte allenfalls eine Fusion unter Gleichen. Hatte es offenbar nicht eilig mit dem Verkaufen. Bei einem Sushi-Abendessen hatte Kroll deswegen beschlossen, dem Glück ein wenig nachzuhelfen. Zwei Tage später war der Senior tot – offenbar waren die harten Verhandlungen zu viel für seinen asketischen Körper gewesen, um mit dem scheinbar nicht mehr ganz frischen Fisch fertig zu werden. Und die trauernde Familie war nun vollends überzeugt, dass die Geschäfte unter dem Dach von Krolls Firma besser aufgehoben waren. Auch für Kroll hatte der Deal angenehme Folgen – er stieg zum Abteilungsleiter Mergers & Acquisitions auf.

    Eine Zeitlang freute er sich. Er genoss den schicken Dienstwagen, den Platz in der Firmen-Tiefgarage, das eigene Eckbüro mit Designersofa und Klimaanlage. Doch schon bald nagte es wieder an ihm. War nicht Bereichsleiter Reineke ein schikanöses Ekel? Einer, der ihm den raschen Erfolg nicht gönnte. Der ihn am Weiterkommen hinderte. Und der jung genug war, um noch lange Krolls Karriere zu blockieren. Kroll beschloss, dies bei nächster Gelegenheit zu ändern…

    Die ergab sich im Verlauf einer feuchtfröhlichen Firmenfeier. Reineke war für seine Trinkfestigkeit ebenso bekannt wie für seine direkten Methoden bei der Eroberung des weiblichen Geschlechts. Und auch diesmal führte er am Tisch lautstark das Wort, machte Witze auf Kosten anderer, schäkerte mit der Praktikantin und trank: Sekt, Wein, zu späterer Stunde auch ein Bier nach dem anderen und zwischendurch immer mal wieder einen Tequila. Als er weit nach Mitternacht kurz in Richtung Toilette verschwand, wunderte dies niemanden. Und als wenig später der unscheinbare Müller aus der Lohnstelle leichenblass an den Tisch wankte und verkündete, Reineke liege leblos neben dem Waschbecken, dachten alle außer Kroll an einen geschmacklosen Scherz des biederen Buchhalters. Aber es war kein Scherz. Reineke war tot, mausetot. Zwei Promille stellten die Ärzte hinterher fest. Eigentlich keine tödliche Dosis, aber angesichts seines unsoliden Lebenswandels offenbar fatal.

    Reinekes Position wurde rasch wieder besetzt – mit Kroll. Ganz so reibungslos ging es freilich nicht, denn auch Spielmann konnte sich berechtigte Hoffnungen auf den Posten machen. Doch zum Glück hatte Kroll diskret vorgesorgt – mit einer wie zufällig locker gewordenen Schraubverbindung am Lenker von Spielmanns Rennrad, mit dem der Fitnessfanatiker jeden Morgen demonstrativ aus dem Umland in die Firma radelte. Eine Gehirnerschütterung und mehrere komplizierte Knochenbrüche zogen Spielmann für Monate aus dem Verkehr und brachten ihm hinterher sogar noch einen Rüffel vom Vorstandschef ein: Er solle sich doch künftig einen weniger gefährlichen Sport aussuchen. Golf zum Beispiel.

    Als Bereichsleiter genoss Kroll zum ersten Mal so etwas wie den Rausch der Macht. Macht über Dutzende Untergebene. Und den Einfluss, seinen Weg an die Spitze des Unternehmens konsequent weiter zu gehen. Wenn da nur nicht der Bereichsvorstand gewesen wäre. Lurzmann, die Graue Eminenz der Firma. Verschlagen, machtbewusst und immer dazu bereit, Leute wegzubeißen, die ihm gefährlich werden konnten. So wie Kroll…

    Bequem in seinen Ledersessel gelehnt, dachte Kroll zufrieden daran, wie er auch dieses Problem elegant gelöst hatte. Es war auf einer gemeinsamen Dienstreise nach Südostasien gewesen. Tropische Temperaturen, der Ausflug mit Geschäftsfreunden in den Dschungel, schwierige Gespräche mit taiwanesischen Lieferanten, und dann der seit Jahren bekannte Bluthochdruck des stets cholerischen Lurzmann… Die einheimischen Polizisten hatten jedenfalls keine unangenehmen Fragen gestellt, als man den Vorstand

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