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Ruhrindustrie: Kulturelles Welterbe, globale Spieler und heimliche Gewinner
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eBook275 Seiten1 Stunde

Ruhrindustrie: Kulturelles Welterbe, globale Spieler und heimliche Gewinner

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Über dieses E-Book

Das Ruhrgebiet ist ein Standort der Superlative - aus historischer wie aus moderner Sicht. Das erste Industriedenkmal in Nordrhein-Westfalen, der führende Stahlproduzent der Republik, das einzige Weichenwerk der Deutschen Bahn, die einst größte und modernste Kokerei Europas, die umfangreichste Ausstellung zeitgenössischen Designs international und der Hersteller der schnellsten Sportwagen weltweit - sie alle haben eines gemeinsam: Sie prägen das Revier und gewähren in diesem Buch einen seltenen Blick hinter einzigartige Industriekulissen.

• Mit über 40 zusätzlichen Freizeittipps im Anhang!
SpracheDeutsch
HerausgeberGMEINER
Erscheinungsdatum8. März 2017
ISBN9783839252444
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    Buchvorschau

    Ruhrindustrie - Sonja Begett

    LP_Ruhrindustrie_cover-image.png

    Lieblingsplätze

    zum Entdecken

    Ruhrindustrie

    Kulturelles Welterbe, globale Spieler und heimliche Gewinner

    Sonja Begett

    Impressum

    Besuchen Sie uns im Internet:

    www.gmeiner-verlag.de

    © 2017 – Gmeiner-Verlag GmbH

    Im Ehnried 5, 88605 Meßkirch

    Telefon 0 75 75/20 95-0

    info@gmeiner-verlag.de

    Alle Rechte vorbehalten

    1. Auflage 2017

    Lektorat/Bildredaktion: Ricarda Dück

    Satz/E-Book: Mirjam Hecht

    Bildbearbeitung/Umschlaggestaltung: Benjamin Arnold

    unter Verwendung eines Fotos der thyssenkrupp Steel Europe AG

    Kartendesign: Mirjam Hecht; © The World of Maps (123vectormaps.com)

    ISBN 978-3-8392-5244-4

    Inhalt

    Impressum

    Karte

    Willkommen im Ruhrgebiet

    Blicke hinter Industriekulissen!

    1  Das erleuchtete Tor zum Ruhrgebiet

    Halde Rheinpreußen mit dem Kunstwerk »Geleucht« bei Moers

    2  Über Unter-Tage im Forschungsmuseum

    »Deutsches Bergbau-Museum« in Bochum

    3  Ein Ort der Geschichte und Geschichten

    »Zeche Zollern« in Dortmund

    4  Kleiner Luxus der Bergmänner

    Arbeitersiedlung »Kolonie Landwehr« in Dortmund

    5  Aufbruch in ein neues Land

    »Zeche Neuland« in Essen

    6  Nostalgie auf der Spur

    »Manufactum Warenhaus« auf Zeche Waltrop

    7  Energiezentrale für neues Design

    »Red Dot Design Museum« in Essen

    8  Grüne Seite der Industrie

    »Kokerei Hansa« in Dortmund

    9  Glühendes Eisen

    Hochofen 8 von »thyssenkrupp« in Duisburg

    10  Fort Knox und der Speicher der Republik

    Aluminiumhersteller »Trimet Aluminium SE« in Essen

    11  Geschichte erlebbar erhalten

    Architekturbüro Heinrich Böll in Essen

    12  Mit Leichtigkeit stahlhart

    »thyssenkrupp«-Anwendungstechnik in Duisburg

    13  Weichenstellungen für die Republik

    Werk für Oberbaustoffe der »Deutschen Bahn« in Witten

    14  Mit Volldampf zurück und voraus

    Mit der »RuhrtalBahn« von Bochum bis Hagen

    15  Gut verdrahtet stets auf Draht

    »WDI Westfälische Drahtindustrie« in Hamm

    16  Seit Generationen fest verankert

    Familienunternehmen »Anker Schroeder ASDO« in Dortmund

    17  Schleuser ebnen den Weg nach Norden

    Schleusenpark Waltrop

    18  Von Demagogen und Katzen

    »Demag«-Krantechnik der Firma »Terex Corporation« in Wetter

    19  Von Winterweiß bis Rheinorange

    Die Ruhr beim Wasserkraftwerk Horster Mühle

    20  Der Vogel ist wieder auferstanden

    Phoenix-See mit der Kulturinsel in Dortmund

    21  Vom Glanz alter Zeit zur Drehbuchkulisse

    »Altes Hafenamt« in Dortmund

    22  Vom Industriehafen zum Szene-Viertel

    Innenhafen Duisburg

    23  Ein Park verbindet Generationen

    Chemiepark Marl

    24  Verbindungen auf verschiedenen Ebenen

    »Bayer«-Werk für Wirkstoffproduktion in Bergkamen

    25  Wasser bergauf und bergab

    »RWE«-Pumpspeicherkraftwerk in Herdecke

    26  Wasser zum Wallen bewegen

    Spezialpumpenhersteller »WILO SE« in Dortmund

    27  Rohstoffe für das Ruhrgebiet

    »BP«-Raffinerie in Gelsenkirchen

    28  Prickelndes Gebräu für die Seele

    »König-Brauerei« in Duisburg

    29  Die Brotdynastie beim großen Friedrich

    Großbäckerei »Brinker« in Herne

    30  Die kleinsten Hochhäuser des Reviers

    Mikrochiphersteller »Elmos Semiconductor« in Dortmund

    31  Sicheren Durchblick gewinnen

    Glashersteller »Pilkington Deutschland« in Gelsenkirchen

    32  Film ab!

    Werk 4 des Automobilzulieferers »Hella« in Hamm

    33  Das Ruhrgebiet auf der Überholspur

    Fahrzeughersteller »9FF engineering« in Dortmund

    Freizeitadressen im Ruhrgebiet

    Bildverzeichnis

    Karte

    99103.jpg

    Willkommen im Ruhrgebiet

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    Willkommen im Ruhrgebiet

    Blicke hinter Industriekulissen!

    Alljährlich locken Kulturveranstaltungen wie die Extraschicht oder die Museumsnacht Einheimische und Touristen zu Hochöfen und Kokereien, in Brauereimuseen und auf Halden. Auf den ersten Blick wirkt es, als hinge diese Kulturbegeisterung dem früheren harmonischen Dreiklang aus Kohle, Stahl und Bier nach. Doch im Ruhrgebiet bilden Historie und Moderne zwei Seiten einer Medaille: Einerseits ist die Region emotional tief in ihrer jahrhundertealten Industriegeschichte verankert, andererseits hat die wirtschaftliche Entwicklung der letzten Jahrzehnte ein ganz neues Selbstverständnis des Reviers hervorgebracht. Keine dieser beiden Seiten ist die schlechtere – es kommt nur auf den Blickwinkel an. Ein Rat sei Besuchern und Interessierten daher gegeben: Augen auf im Ruhrgebiet – es gibt viel zu entdecken!

    Neue Einblicke in historische Arbeitswelten eröffnen die Industriemuseen, die unersetzliche Zeugnisse der Geschichte und somit die Wurzeln des Ruhrgebiets bewahren. Die Industriekultur und Kultur im Industrieambiente tragen zum einen entscheidend dazu bei, das kulturelle Welterbe des Reviers zu erhalten. Zum anderen haben moderne Dienstleister alte Zechen erobert und verkaufen Traditionswaren oder fördern junge Gründer anstelle von Kohle. Zahlreiche globale Spieler und heimliche Gewinner des Reviers öffnen jederzeit auf Anfrage, im Rahmen der jährlichen Langen Nacht der Industrie oder alle zwei Jahre in der Nacht der Technik ihre Türen und lassen Liebhaber technischer Raffinessen hinter die Werkstore blicken. Etliche Wirtschaftsunternehmen bereichern die Industrie des Reviers mit einer erstaunlichen Bandbreite und verschiedensten Facetten. In einem Wechselspiel profitieren sie von der Vielfalt der Region und umgekehrt. Besucher, die zum ersten Mal ins Ruhrgebiet kommen, sind überrascht, wie eng industrielle Prägung und ländlich grünes Idyll zusammengehören, wie nah funktionale technische Anlagen und verspielte Flüsse und Seen, Wälder und Wiesen beieinander liegen. Möge daher folgender Vergleich erlaubt sein: Die Ruhrindustrie im Ganzen erscheint wie ein Baum, dessen Wurzeln bis tief in die vorindustrielle Zeit reichen, in der erste Kohle aufgelesen wurde. Sie ragen bis zur Industrialisierung und weit ins 20. Jahrhundert. In dieser Zeit bildete sich ein fester Stamm, der im Laufe der Jahre jedoch nicht alle Äste mit gleich viel Energie am Leben erhalten konnte. Mit neuer Kraft haben es die heutigen Zweige der Industrie hingegen geschafft, bis in die Baumkrone vorzustoßen und mit jungen, frischen Trieben eine neue Aufbruchsstimmung erwachsen zu lassen.

    Alteingesessene und Zugereiste haben im Revier ihre besonderen Lieblingsplätze gefunden. Sie alle gestalten ihre Heimat mit und sprühen vor Elan wie Roheisen beim Abstich oder glühen für ihre Sache wie rot gleißendes Aluminium. Mein Dank gilt allen Ansprech- und besonders meinen Interviewpartnern – außergewöhnlichen Menschen, die bereit waren, einzigartige Blicke hinter Industriekulissen zu gewähren, um für eine manchmal unterschätzte Region zu werben. Ihre Erfahrungen sind sehr individuell, doch vereint sie ein Ziel: zu zeigen, wie es hier heute wirklich ist. Entdecken Sie Orte der Industrie im Ruhrgebiet, die für faszinierende Entwicklungen und Rekorde der Superlative in der Region stehen!

    Sonja Begett

    Wiege des Ruhrgebiets

    0_1_Kapiteltrenner_1_a.JPG

    1  Das erleuchtete Tor zum Ruhrgebiet

    Halde Rheinpreußen mit dem Kunstwerk »Geleucht« bei Moers

    01_Geleucht_01a.JPG

    Landmarke und Kunstwerk Geleucht ///

    auf der Halde Rheinpreußen ///

    an der Gutenbergstraße ///

    47443 Moers /// www.das-geleucht.de ///

    Die steile Halde ist erklommen, der Wanderer wieder zu Atem gekommen. Vor ihm erstreckt sich ein weiter Blick in die Ferne. Der erste erstaunte Ausruf, der Besuchern der Halde Rheinpreußen am Stadtrand von Moers über die Lippen kommt, lautet: »Ist das grün!« Karl Brand schmunzelt, denn er weiß: »Das Image ist noch lange nicht so grün, wie das Ruhrgebiet tatsächlich ist.« Ihm ist wichtig, diese Botschaft zu vermitteln: »Das Ruhrgebiet war immer grün. Dann kam die Industrie. Nun ist der Ruß weg. Das Grün ist geblieben.«

    Der ausgebildete Niederrhein-Guide betreut das Geleucht. Der Name stammt aus dem Bergbau und bezeichnet die Lampen, die Bergmänner unter Tage bei sich tragen. Oben auf der Halde Rheinpreußen steht er für ein Kunstwerk, das zugleich die Funktion einer Landmarke übernimmt. Letztere dienen der Orientierung in einer Region, und so ragt das Geleucht weithin sichtbar auf dem Plateau empor. Für Karl Brand stellt die Halde Rheinpreußen keinen beliebigen Standort dar. »Das ist meine Halde«, verdeutlicht der Guide, der sich mit viel Herzblut ehrenamtlich für die Halde des Regionalverbandes Ruhr engagiert. Wer sich ihre Geschichte und die des Bergbaus von ihm erklären lässt, taucht tief ein in die Erdgeschichte der Region.

    Der vom Naturschutzbund zum Natur- und Landschaftsführer ausgebildete Rentner weiß viel über das Ruhrgebiet zu berichten. Der Fund eines Stückes Schiefergestein bewog ihn vor einigen Jahren, sich eingehend mit der Halde Rheinpreußen zu befassen. Möglicherweise stammt das Gestein aus der Karbonzeit vor etwa 290 bis 350 Millionen Jahren. Darin sind Spuren von Pflanzenresten zu erkennen. In vorgeschichtlicher Zeit eroberte das Meer immer wieder weite Teile des Ruhrgebiets. In einem steten Kampf zwischen Wasser und Flora schloss das Gestein am Grund des Meeres schnell und unter hohem Druck Pflanzenreste ein. Genauso funktioniert der Prozess der Inkohlung. Dieser lässt sich noch heute an den 130 Kohleschichten des Reviers ablesen, von denen manche nur wenige Zentimeter umfassen, andere hingegen von der Kriechhöhe eines Bergmannes bis zu Zimmerdeckenhöhe reichen.

    »Mit dem Industriezeitalter kamen die Zechen ins Ruhrgebiet«, erzählt Karl Brand. 1851 ließ der Unternehmer Franz Haniel (1779 – 1868) linksrheinisch die ersten Bohrungen vornehmen. Daraus entstanden die Schächte I und II der Zeche Rheinpreußen in Duisburg-Homberg, die später dem Verband Rheinland angehörten und schließlich von der Ruhrkohle AG übernommen wurden. Kennzeichen aller Zechen sind mindestens zwei Schächte: einer, durch den die verbrauchte Luft abgesogen, und ein weiterer, durch den frische Luft in die Flöze geleitet wird, denn unter Tage sammeln sich verschiedene gefährliche Gase, unter anderem entzündliche wie das Methangas.

    Karl Brand veranschaulicht Gästen die alten Bergbaugeschichten mit einer Originalgrubenlampe, die Vorbild für das heutige Kunstwerk auf der Halde war: der Davy-Lampe. Dieser weiterentwickelte Typ früherer Ausführungen geht auf den Engländer Humphry Davy (1778 – 1829) zurück. Hauptmerkmal der Grubenlampe, in der die Benzindämpfe ähnlich wie bei einem Feuerzeug durch den Funken eines Feuersteins entflammt werden, ist ein sehr feinmaschiger Drahtkorb (140 Maschen pro Quadratzentimeter). Dieser kühlte einst die ausströmenden Verbrennungsgase in den unterirdischen Gängen ab, damit Verpuffungen in der Lampe nicht zugleich die brennbaren Gase im Schacht entzündeten. An der Höhe der blauen Flamme, der Aureole, war zu erkennen, ob sich ein kritischer Methangehalt in den Bergstollen angesammelt hatte. Vor jeder Schicht prüfte der Wettersteiger die Flammenhöhe in den Flözen. Später wurde der Drahtkorb der Davy-Lampe durch ein Glas mit Prozentmarkierungen ersetzt. Ragte die Flamme bis zur Markierung von anderthalb Prozent Methangehalt, wurde der Schacht zur Sicherheit mit frischer Luft bewettert. Jede Lampe war mit der Personalnummer des Bergmanns versehen, um im Unglücksfall zu ermitteln, wer sich unter Tage befand.

    Solch einer Grubenlampe ist das begehbare Kunstwerk Geleucht von Otto Piene auf der Halde Rheinpreußen nachempfunden. Die unverkennbar geschwungene Form des Lampenhakens umfasst eine Höhe von fünf Metern. Bei der Originalgrubenleuchte war dieser Haken wichtig, da der Bergmann ihn in eine Steinspalte oder einen Pfosten schlagen konnte, um die Hände für die Arbeit frei zu haben. Der Künstler Piene hat beim Geleucht nicht bloß den Maßstab der Davy-Lampe vergrößert, sondern zudem den oberen Teil gestreckt, der mit Lamellen den früheren Drahtkäfig nachahmt. In dieser Gestaltung unterscheidet sich das Kunstwerk von der alten Grubenlampe mit ihrem feinmaschigen Drahtkorb, der im Laufe der Schicht verrußte. Die rot lackierte Stahlkonstruktion ragt insgesamt etwa 30 Meter in den Himmel. Mit dem leuchtenden Farbton wollte Otto Piene, ein Künstler des Lichts und des Feuers, die Glut des flüssigen Stahls beim Abstich in den Hüttenwerken symbolisieren, der früher bei Nacht den Himmel in purpurnen Glanz tauchte. Für Piene zeigte sich darin die Energie des Ruhrgebiets. Die Farbgebung des Stahlgerüsts und die der 35 Leuchtmasten, die nach Einbruch der Dunkelheit die 8.000 Quadratmeter der Halde in strahlendes Rot tauchen, sind genau aufeinander abgestimmt.

    01_Geleucht_2a.JPG
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