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Die Einsamen: Novelle
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Die Einsamen: Novelle

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Neue Deutsche Rechtschreibung
Paul Johann Ludwig von Heyse (15.03.1830–02.04.1914) war ein deutscher Schriftsteller, Dramatiker und Übersetzer. Neben vielen Gedichten schuf er rund 180 Novellen, acht Romane und 68 Dramen. Heyse ist bekannt für die "Breite seiner Produktion". Der einflussreiche Münchner "Dichterfürst" unterhielt zahlreiche – nicht nur literarische – Freundschaften und war auch als Gastgeber über die Grenzen seiner Münchner Heimat hinaus berühmt.
1890 glaubte Theodor Fontane, dass Heyse seiner Ära den Namen "geben würde und ein Heysesches Zeitalter" dem Goethes folgen würde. Als erster deutscher Belletristikautor erhielt Heyse 1910 den Nobelpreis für Literatur.
Null Papier Verlag
LanguageDeutsch
Release dateMay 31, 2019
ISBN9783962811433
Die Einsamen: Novelle

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    Die Einsamen - Paul Heyse

    Paul Heyse

    Die Einsamen

    Novelle

    Paul Heyse

    Die Einsamen

    Novelle

    Veröffentlicht im Null Papier Verlag, 2019

    1. Auflage, ISBN 978-3-962811-43-3

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    Die Einsamen

    (1857)

    Meh­re­re Tage lang hat­ten hef­ti­ge Süd­stür­me das Meer er­schüt­tert, auf dem ho­hen Fel­se­nu­fer Sor­rents mit Früh­lings­un­ge­stüm den Saft in den Fei­gen­bäu­men auf­ge­rüt­telt und den Bo­den mit frucht­ba­ren Re­gen­schau­ern ge­pflügt. Man­che woll­ten ein gä­ren­des Mur­ren im In­nern des Ve­suv ver­nom­men ha­ben und weis­sag­ten einen na­hen Aus­bruch. Auch schie­nen öf­ters die Häu­ser bis in die Grund­fes­ten zu wan­ken, und nachts hör­te man ein dro­hen­des Klir­ren der Gerä­te, die im Schrank nahe bei­ein­an­der stan­den. Als aber am letz­ten April die Son­ne end­lich über den Aufruhr Herr wur­de, stan­den die klei­nen Städ­te auf der Ebe­ne von Sor­rent un­ver­sehrt zwi­schen ih­ren Wein- und Oran­gen­gär­ten, der Fel­sen­grund hat­te sich nicht auf­ge­tan, sie zu ver­schlin­gen, und dem to­sen­den Meer war das Ufer den­noch zu hoch ge­we­sen, um hin­auf­bran­dend al­les, was Men­schen seit Jahr­hun­der­ten ge­pflanzt, in die Tie­fe zu rei­ßen.

    Am Nach­mit­tage die­ses letz­ten April, der zu­gleich ein Sonn­tag war, ver­ließ ein deut­scher Poet – sein Name tut nichts zur Sa­che – das Haus, in dem er sehr wi­der sei­ne Nei­gung durch den Sturm war ge­fan­gen ge­hal­ten wor­den. Ta­ge­lang hat­te er vom Fens­ter aus über das Meer ge­st­arrt, den Man­tel um die Knie ge­schla­gen, denn der Stein­bo­den sei­nes Zim­mers hauch­te eine emp­find­li­che Käl­te aus, den Hut auf dem Kopf, ein Glas Wein nach dem an­de­ren hin­ab­schlür­fend, ohne ein Wär­me­ge­fühl in sich er­we­cken zu kön­nen. Der klei­ne Bü­cher­vor­rat, der ihn auf der Rei­se be­glei­te­te, war in Nea­pel zu­rück­ge­blie­ben, und im Hau­se sei­nes Wirts war au­ßer dem Ka­len­der und ei­nem Mess­buch kein ge­druck­tes Blatt auf­zu­trei­ben. Wie oft hat­te er sich ver­mes­sen, dass ihn in der Ein­sam­keit Lan­ge­wei­le nie an­wan­deln sol­le. Aber so viel und sehn­süch­tig er die Muse zur Ge­sell­schaft her­an­fleh­te, der Wind ver­schlang sei­nen Ruf, und die Käl­te ließ end­lich kei­nen an­de­ren Ge­dan­ken in ihm auf­kom­men als den Wunsch, die Son­ne wie­der­zu­se­hen.

    Sie war denn auch durch­ge­bro­chen, und er hat­te die Hälf­te die­ses ge­seg­ne­ten Ta­ges red­lich da­mit ver­bracht, auf dem Al­tan sit­zend sie sich auf die Haut schei­nen zu las­sen. Und als er vollends nach Ti­sche den Berg­weg hin­auf­stieg, wur­den alle er­starr­ten Ge­füh­le in ihm mit Macht wie­der le­ben­dig. So groß, so gol­den und ge­wal­tig hat­te er die sieg­rei­che Früh­lings­son­ne nie ge­se­hen, so er­fri­schend war ihm der Hauch des Mee­res nie ins Mark ge­drun­gen. Die­se Blät­ter da an den Fei­gen­bäu­men wa­ren in ei­ner Nacht fin­ger­lang her­vor­ge­schos­sen. Die Bü­sche dort hat die Son­ne ei­nes hal­b­en Ta­ges in wei­ße Blü­ten ge­bracht. Und wo nur der Wan­de­rer, vom Duft ge­lockt, den Bo­den nä­her un­ter­sucht, dun­keln ihm un­ab­seh­li­che Veil­chen­bee­te ent­ge­gen. Die Luft wim­melt von Schmet­ter­lin­gen, die nicht äl­ter sind als die­ser Tag; alle Pfa­de rings­um sind von

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