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Aufzeichnungen aus Amerika
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eBook387 Seiten5 Stunden

Aufzeichnungen aus Amerika

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Über dieses E-Book

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Aus dem Buch:

"Übrigens glaube ich aufrichtig, daß die öffentlichen Einrichtungen und Wohltätigkeitsanstalten dieser Hauptstadt von Massachusetts der Vollkommenheit so nahe kommen, wie die weiseste Überlegung, Wohlwollen und Menschlichkeit sie nur immer bringen können. Nie hat mich der Anblick eines stillen Glückes, bei aller Entbehrung und Entblößung, mehr erfreut als bei meinem Besuch dieser Anstalten."

Charles Dickens (1812-1870) war ein englischer Schriftsteller. Zu seinen bekanntesten Werken gehören außerdem Oliver Twist, Eine Geschichte aus zwei Städten sowie Eine Weihnachtsgeschichte.
SpracheDeutsch
HerausgeberMusaicum Books
Erscheinungsdatum6. Dez. 2017
ISBN9788027234233
Aufzeichnungen aus Amerika
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Autor

Charles Dickens

An international celebrity during his lifetime, Charles Dickens (1812­–1870) is widely regarded as the greatest novelist of the Victorian era. His classic works include A Christmas Carol, Oliver Twist, David Copperfield, Great Expectations, and A Tale of Two Cities, one of the bestselling novels of all time. When Dickens was twelve years old, his father was sent to debtors’ prison, and the boy was forced to work in a boot-blacking factory to support his family. The experience greatly shaped both his fiction and his tireless advocacy for children’s rights and social reform.

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    Buchvorschau

    Aufzeichnungen aus Amerika - Charles Dickens

    Charles Dickens

    Aufzeichnungen aus Amerika

    Musaicum_Logo

    Books

    - Innovative digitale Lösungen & Optimale Formatierung -

    musaicumbooks@okpublishing.info

    2017 OK Publishing

    ISBN 978-80-272-3423-3

    Inhaltsverzeichnis

    1. Kapitel

    2. Kapitel

    3. Kapitel

    4. Kapitel

    5. Kapitel

    6. Kapitel

    7. Kapitel

    8. Kapitel

    9. Kapitel

    10. Kapitel

    11. Kapitel

    12. Kapitel

    13. Kapitel

    14. Kapitel

    15. Kapitel

    16. Kapitel

    17. Kapitel

    18. Kapitel

    Ich widme dieses Buch

    meinen Freunden in Amerika,

    die nach einem Empfang, dessen ich

    mich stets mit Stolz und Dankbarkeit

    erinnern werde, meinem Urteil

    seine Freiheit ließen;

    und die, weil sie ihr Vaterland lieben,

    die Wahrheit, wenn sie wohlmeinend und

    nicht verletzend gesagt wird,

    vertragen können.

    1. Kapitel

    Die Abreise

    Inhaltsverzeichnis

    Nie vergesse ich das einviertel ernste und dreiviertel komische Erstaunen, mit dem ich am Morgen des dritten Januar achtzehnhundertzweiundvierzig den Kopf durch die Türe eines »Staatszimmers« an Bord der »Britannia« steckte, eines Dampfpaketbootes von zwölfhundert Registertonnen, das Ihrer Majestät Post beförderte und nach Halifax und Boston bestimmt war.

    Daß dieses Prunk- und Staatsgemach ausdrücklich für »Charles Dickens, Esquire, nebst Gemahlin« gemietet worden, wurde in diesem Augenblick selbst meinem verblüfften Verstande hinlänglich klar durch ein gar kleines Zettelchen, welches auf einem gar flachen Polsterchen über einer gar dünnen Matratze steckte, die gleich einem Wundpflaster über ein höchst unnahbares Kojengesims gelegt war. Also dies sollte das Staatsgemach sein, über welches Charles Dickens, Esquire, und dessen Frau Gemahlin wenigstens vier Monate lang vorher miteinander Tag und Nacht verhandelt hatten: dies konnte wirklich jenes kleine, trauliche Zimmer sein, von dem Charles Dickens, da der prophetische Geist über ihn kam, stets vorausgesagt hatte, es werde wenigstens ein kleines Sofa enthalten, und von dem Frau Dickens zwar bescheidene, aber doch so großartige Begriffe hatte, daß sie anfangs meinte, es würden sich nicht mehr als zwei sehr große Mantelsäcke in einer versteckten Ecke unterbringen lassen (Mantelsäcke, die sich jetzt ebenso leicht durch die Tür zwängen ließen wie ein Kamel durch ein Nadelöhr oder eine Giraffe in einen Blumentopf): und dieses völlig unerträgliche, ganz trostlose, unselige Loch sollte die entfernteste Ähnlichkeit, Verwandtschaft oder Verbindung mit jenen zierlichen, sauberen, ja sogar prächtigen kleinen Gemächern haben, die eine Meisterhand auf den gleißenden lithographierten Plan hingezaubert hatte, der in dem Kontor des Schiffsagenten in der Londoner City hing? Kurz, dieses Staatsgemach sollte nicht bloß eine hübsche Erdichtung, ein launiger Scherz des Kapitäns sein, erfunden, um die Freude an dem wirklichen, sogleich mit eleganten Flügeltüren aufgehenden Staatsgemach desto mehr zu erhöhen? Es wollte mir nicht in den Kopf, und doch war es so, es war die lautere, nackte Wahrheit. Und ich setzte mich nieder auf eine Art von roßhaarenem Polstersitz – es waren zwei solche Sitze vorhanden – und sah, mit völlig nichtssagender Miene, wie ich selbst fühlte, einige Freunde an, die mit uns an Bord gekommen waren und ihre Gesichter auf jede mögliche Weise zusammenfalteten, um sie durch die kleine, schmale Türe zu bringen.

    Wir hatten, ehe wir herunterkamen, einen ziemlich heftigen Schock empfunden, der uns, wären wir nicht die sanguinischsten Menschen von der Welt, auf das Schlimmste hätte gefaßt machen können. Der bereits erwähnte phantasiereiche Künstler hat in demselben großen Werk einen Saal mit einer beinahe endlosen Fernsicht abgebildet, der, wie Mr. Robins sagen würde, mit mehr als orientalischer Bilderpracht möbliert und mit außerordentlich fröhlichen und lebhaften Gruppen von Herren und Damen (ganz bequem) angefüllt erschien. Ehe wir nun in die Eingeweide des Schiffes hinunterstiegen, waren wir vom Deck aus in ein langes, schmales Zimmer gelangt, das beinahe einem gigantischen, mit Seitenfenstern versehenen Leichenwagen glich; am oberen Ende befand sich ein melancholischer Ofen, an dem sich drei oder vier frierende Stewards die Hände wärmten, während auf beiden Seiten, der ganzen fürchterlichen Länge nach, eine lange, lange Tafel stand, und darüber, an die niedrige Decke befestigt, ein raufenartiger Sims hing, vollgestopft mit Trinkgläsern und Öl- und Essigständern, welche durch die Sorgsamkeit, mit der sie festgehalten waren, schauerlich genug auf stürmische Wogen und grimmiges Seewetter deuteten. Damals hatte ich die ideale Abbildung dieses Zimmers, welche mir seitdem so viel Vergnügen gemacht hat, noch nicht zu sehen bekommen, allein ich bemerkte, daß einer von meinen Freunden, der uns bei den Vorbereitungen zur Reise geholfen hatte, beim Eintreten ganz blaß wurde, sich zu einem andern Freunde hinter ihm zurückzog, diesem unwillkürlich mit dem Kopf an die Stirn schlug und »Unmöglich! Es kann nicht sein!« oder etwas Ähnliches zwischen den Zähnen brummte. Er erholte sich indessen mit einiger Anstrengung wieder, hustete erst ein- oder zweimal und rief mit einem geisterhaften Lächeln, das mir noch immer vor Augen schwebt, indem er zugleich alle vier Wände ansah: »Ha! das Frühstückszimmer, Steward – he?« Wir sahen alle die Antwort voraus: wir sahen sein schmerzliches Seelenleiden. Er hatte oft von dem »Salon« gesprochen, hatte sich ganz in das gemalte Zimmer hineingelebt und uns zu Hause zu verstehen gegeben, daß man, um sich einen richtigen Begriff davon zu machen, die Größe und Möblierung eines gewöhnlichen Salons mit sieben multiplizieren müsse – und da werde man seine Erwartungen in der Wirklichkeit noch weit übertroffen finden. Als nun der Steward die Wahrheit gestand, die nackte, lautere, schonungslose Wahrheit: »Ja, dies ist der Salon, Sir«, da taumelte er, im buchstäblichen Sinn des Wortes, wie von einem Schlag des Schicksals getroffen, zurück.

    Bei Menschen, die so bald voneinander gehen und ihren sonst täglichen Verkehr durch die furchtbare Kluft von vielen tausend Meilen stürmischen Raumes unterbrechen sollten und die deshalb nicht einmal durch den vorübergehenden Schatten einer augenblicklichen Enttäuschung oder Unbehaglichkeit die kurze Frist, die ihnen noch zu glücklichem Beisammensein blieb, trüben wollten – bei Menschen in solcher Lage war der Übergang von der ersten Überraschung zu einem herzlichen Gelächter höchst natürlich; und ich meinesteils kann versichern, daß ich, noch auf dem roßhaarenen Polster sitzend, dermaßen zu lachen anfing, daß es im ganzen Schiff widerhallte. So kamen wir in weniger als zwei Minuten alle zur Überzeugung, daß dieses Staatszimmer das angenehmste, niedlichste und kostbarste Ding von der Welt sei und daß es ein höchst beklagenswerter, trauriger Stand der Dinge sein würde, wenn es nur um einen Zoll größer wäre. Nun stellten wir Experimente an – machten die Türe beinahe ganz zu und wanden uns wie die Schlangen aus und ein; und indem wir den kleinen Waschplatz als Stehraum rechneten, überzeugten wir uns, daß vier Personen auf einmal in dem Zimmer Platz hätten; dann ersuchten wir einer den andern zu bemerken, wie hübsch luftig es sei (natürlich auf dem Deck) und wie schön es sei, daß man die Stückpforte den ganzen Tag offenlassen könne (wenn es nämlich das Wetter erlaubte), und wie sich ein großes Bullauge über dem Spiegel befinde, vor dem man sich mit der größten Bequemlichkeit und Wonne werde rasieren können (falls nämlich das Schiff nicht zu sehr stampfte); und so kamen wir endlich zu der einstimmigen Überzeugung, daß das Zimmer eigentlich sehr geräumig sei; obwohl ich glaube, daß, die zwei Kojen übereinander abgerechnet – nächst Särgen die kleinsten Schlafbehälter, die es gibt –, die ganze Stube nicht größer war als eines jener Mietkabrioletts, bei denen die einzige Türe sich hinten befindet und die ihre lebendige Ladung wie einen Sack mit Kohlen auf das Straßenpflaster ausschütten.

    Nachdem wir diesen Punkt zur allgemeinen Zufriedenheit sämtlicher Anwesenden, der Beteiligten wie Unbeteiligten, erledigt hatten, setzten wir uns in der Damenkajüte rund um das Kaminfeuer – nur um zu sehen, wie es sich machen würde. Es war etwas dunkel, allerdings; aber einer meinte: »Auf See wird es natürlich hell sein«, eine Voraussetzung, der wir alle beistimmten, mit dem allgemeinen Echo: »Natürlich, natürlich«; obgleich es uns schwergefallen wäre zu sagen, warum. Ich erinnere mich auch, als wir einen andern tröstenden Umstand entdeckt und besprochen hatten – daß nämlich diese Damenkajüte an unser Staatszimmer stieß und daß wir daher zu jeder Tages- und Jahreszeit dort würden sitzen können –, wie wir in ein momentanes Stillschweigen versanken, den Kopf in die Hand gestützt und ins Feuer starrend, und wie einer von uns mit der feierlichen Miene eines Philosophen, der eben eine große Wahrheit entdeckt hat, ausrief: »Wie herrlich wird hier unten ein Glas Glühwein schmecken!« Und uns allen leuchtete die Wahrheit dieser Worte plötzlich so überraschend ein, als müßte in dergleichen Kajüten an und für sich schon etwas besonders Würziges und Duftiges sein, was jenes Getränk wesentlich verbessere und versüße, so daß man es an keinem andern Orte der Welt in solcher Vollkommenheit bekommen könne.

    Auch eine Aufwärterin war da, die mit emsiger Geschäftigkeit saubere, weiße Servietten und Tischtücher geradezu aus den Eingeweiden der Sofas und aus unvermuteten Schubfächern hervorzog, die so künstlich angebracht waren, daß man Kopfweh bekam, wenn man sah, wie sie eins nach dem andern öffnete. Ja, es war wirklich beunruhigend, ihr Treiben zu beobachten und zu bemerken, wie jede Ecke, jeder Winkel, jedes Möbel außer seiner ursprünglichen und angeblichen Bestimmung noch eine andere hatte, ein Versteck war, dessen scheinbarer Zweck sein geringster und am wenigsten brauchbarer war.

    Gott lohne es jener Aufwärterin! Wie zärtlich trügerisch war ihre Ausmalung einer Januarreise! Gott lohn ihr die deutliche Erinnerung an ihre vorjährige Überfahrt, wo, wie sie sagte, niemand unwohl ward und alles tanzte vom Morgen bis zum Abend und die ganze Reise eine Spazierfahrt von zwölf Tagen, ein wahrer Spaß, eine Lust und Wonne war! Der Himmel segne sie für ihr heiteres Gesicht und ihren freundlichen schottischen Dialekt, der so viel altheimatliche Klänge für meine liebe Gefährtin hatte; für ihre Prophezeiung günstiger Winde und schönen Wetters (was alles nicht eintraf, sonst hätte ich sie ja nicht halb so lieb); für die zehntausend kleinen Züge echt weiblichen Taktes, mit denen sie, ohne weitläufige methodische Ausarbeitung und künstliche Beredsamkeit, so deutlich bewies, daß alle jungen Mütter auf der einen Seite des Ozeans ihren kleinen Kindern, die sie auf der andern zurückgelassen, ganz nahe und bei der Hand wären und daß, was den Uneingeweihten als eine ernste und bedenkliche Reise erscheine, für die, welche im Geheimnis wären, eine bloße Lustbarkeit zum Singen und Jubeln sei! Leicht sei ihr das Herz und heiter blinkend ihre hell lachenden Augen noch jahrelang!

    Das Staatszimmer war sehr schnell gewachsen; aber jetzt hatte es sich gar zu einem großartigen Saal ausgedehnt und prahlte gleichsam mit einem prachtvollen Bogenfenster, mit der Aussicht auf die See. Wir kehrten daher in der fröhlichsten Laune auf das Deck zurück. Da war alles in so geräuschvoller Tätigkeit und Reisefertigkeit begriffen, daß einem das Blut an diesem klaren, frostigen Morgen vor unwillkürlicher Freude rascher durch die Adern wirbelte. Denn alle die stattlichen Schiffe ritten langsam auf und nieder, und die kleinen Boote plätscherten mit Gelärm in den Wellen; einzelne Gruppen standen auf der Werft und blickten mit einer Art von »schaurigem Entzücken« auf den weitberühmten schnellen amerikanischen Dampfer; einige Seeleute »nahmen die Milch«, das heißt die Kuh an Bord; andere füllten die Eiskeller bis an den Schlund mit frischem Vorrat, mit frischem Fleisch und Gemüse, weißen Ferkeln, Kalbsköpfen zu zwanzigen, Rind-, Kalb-, Schweinefleisch und einer unverhältnismäßigen Menge Geflügel; wieder andere wickelten Taue ein und machten sich mit aufgedrehtem Tauwerk zu schaffen; noch andere ließen schweres Gepäck in den Schiffsraum hinab; und der Kopf des Proviantmeisters war kaum zu sehen, wie er mit außerordentlich verdutztem Gesicht aus einem ungeheuern Stoß von Passagierbagage hervorguckte; niemand schien an etwas anderes zu denken als an die Vorbereitungen zu dieser gewaltigen Seefahrt. Dabei die kalte, hellstrahlende Sonne, die stärkende Luft, die kräuselnden Wasser und die dünne weiße Eiskruste auf den Decks, die mit scharfem, munterem Klang unter dem leichtesten Fußtritt knisterte – es war unwiderstehlich. Und als wir, ans Ufer zurückgekehrt, uns umblickten und vom Mastbaum den Namen des Schiffes auf lustigen Wimpeln herabwinken sahen und daneben flatternd das schöne amerikanische Banner mit seinen Sternen und Streifen, da schrumpften die langen dreitausend und mehr Meilen und die ganzen sechs Monde Abwesenheit so zu nichts zusammen, als ob das Schiff fort- und wieder zurückgefahren und es wieder heller Frühling wäre in den Coburg-Docks zu Liverpool.

    Ich habe mich bei meinen ärztlichen Bekannten nicht einmal erkundigt, ob Schildkrötensuppe und kalter