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Das TAO TE KING und der Weg zu wahrhafter Freiheit
Das TAO TE KING und der Weg zu wahrhafter Freiheit
Das TAO TE KING und der Weg zu wahrhafter Freiheit
Ebook292 pages5 hours

Das TAO TE KING und der Weg zu wahrhafter Freiheit

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About this ebook

Das 'Tao Te King' von Laotse ist das am häufigsten in westliche Sprachen übersetzte Weisheitsbuch der chinesischen Tradition. Oft sind diese Übersetzungen geprägt von moralischen und gar politischen Vorstellungen. Doch das 'Tao Te King' beinhaltet keine spekulative Philosophie, sondern dessen 81 Verse sind Unterweisungen für die Verwirklichung des wahren Menschen, die hin zur Befreiung aus den menschlichen Unfreiheiten führt. Heinz Klein übersetzte das 'Tao Te King' neu aus dem chinesischen Urtext und erläutert zusammen mit Aude Klein jeden der 81 Verse. Die Erklärungen und Deutungen sind tiefgründig sowie frei von Mystizismus und poetischen Metaphern, sie offenbaren den Weg, der im 'Tao Te King' verborgen liegt: Wahre Befreiung geschieht im Menschen selbst, dadurch, dass er in seinem Innern die Welt der Polarität aus den Angeln hebt. Dies ist der Weg der 81 Stufen zur höchsten Stufe der Freiheit.
LanguageDeutsch
PublisherZeitenwende
Release dateJun 20, 2016
ISBN9783945701058
Das TAO TE KING und der Weg zu wahrhafter Freiheit
Author

Laotse

Als der Schöpfer des TAO TE KING gilt Laotse, ein legendärer chinesischer Philosoph, der im 6. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben soll. Als er Chaos und den Verfall des Reiches vorhersah, soll er das Land verlassen haben. Nach einer Legende soll er von Yin Xi aufgefordert worden sein, sein Wissen und seine Lehren niederzuschreiben. So soll das TAO TE KING entstanden und Laotse nach dessen Vollendung im Westen verschwunden sein.

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    Das TAO TE KING und der Weg zu wahrhafter Freiheit - Laotse

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    Laotse / Heinz & Aude Klein: Das TAO TE KING und der Weg zu wahrhafter Freiheit

    © 2016 Verlag Zeitenwende

    Köttewitz 73

    01809 Dohna

    www.verlag-zeitenwende.de

    buecher@verlag-zeitenwende.de

    Alle Rechte, auch die des auszugsweisen Nachdrucks, der fotomechanischen und multimedialen Wiedergabe sowie der Übersetzung in andere Sprachen, vorbehalten.

    Covergestaltung: Verlag Zeitenwende

    Erstellung E-Book: Verlag Zeitenwende

    ISBN 978-3-945701-05-8

    Als der Schöpfer des TAO TE KING gilt Laotse, ein legendärer chinesischer Philosoph, der im 6. Jahrhundert v. Chr. gelebt haben soll. Als er Chaos und den Verfall des Reiches vorhersah, soll er das Land verlassen haben. Nach einer Legende soll er von Yin Xi aufgefordert worden sein, sein Wissen und seine Lehren niederzuschreiben. So soll das TAO TE KING entstanden und Laotse nach dessen Vollendung im Westen verschwunden sein.

    Dr. Heinz Klein, Jg. 1943, absolvierte ein Kunststudium an der Akademie in Brüssel. Er war vier Jahre Dozent an der Hochschule für chinesische Kunst in Taipei/Taiwan und studierte die chinesische Sprache. Bei verschiedenen Aufenthalten in Japan wurde er in den Zen-Buddhismus eingeführt. Beim Studium der Sinologie war sein Fachgebiet die chinesische Medizin, worüber er promovierte.

    Er beschäftigte sich Jahrzehnte mit dem taoistischen Klassiker »Tao Te King« und übersetzte diesen neu aus dem chinesischen Urtext ins Deutsche.

    Von Heinz Klein erschienen beim Verlag Zeitenwende u.a. folgende Bücher:

    - Neuübersetzung des »TAO TE KING« (978-3-934291-71-3)

    - »Die Magie vom Wenigerwerden. Die Transformation zum wahren Menschen« (ISBN 978-3-934291-33-1)

    - »Sein eigener Meister und Schüler. Der einfache, direkte Weg« (ISBN 978-3-934291-47-8)

    - »Ihr seid Götter. Die Suche nach Unsterblichkeit« (ISBN 978-3-934291-95-9, E-Book-ISBN: 978-3-945701-00-3)

    - »Das wahre Erbe der Katharer. Zeitzeugnisse« (ISBN 978-3-934291-94-2, E-Book-ISBN: 978-3-934291-99-7)

    Aude Klein wurde in einem Vorort von Paris geboren; ihre künstlerische Ausbildung führte sie neben Paris nach Brüssel und Taipei/Taiwan. Sie ist eine international bekannte Künstlerin mit Ausstellungen in Brüssel, Tokio, Hamburg, Kassel, Köln und Bonn. Seit Jahrzehnten beschäftigt sie sich, zusammen mit ihrem Mann Heinz Klein, mit dem wahrhaften Sein des Menschen.

    Von Aude Klein erschienen zusammen mit ihrem Mann Heinz Klein beim Verlag Zeitenwende folgende Bücher:

    - »Ihr seid Götter. Die Suche nach Unsterblichkeit« (ISBN 978-3-934291-95-9, E-Book-ISBN: 978-3-945701-00-3)

    - »Das wahre Erbe der Katharer. Zeitzeugnisse« (ISBN 978-3-934291-94-2, E-Book-ISBN: 978-3-934291-99-7)

    Vers 1

    Das TAO, das man begreifen und lehren kann,

    ist nicht das ewig unveränderliche TAO.

    Das Wort, das man aussprechen kann,

    ist nicht das ewig unveränderliche Wort.

    Himmel und Erde sind aus dem Unaussprechbaren,

    dem Nicht-Sein, hervorgegangen.

    Alle Geschöpfe wurden durch das Aussprechbare,

    das Sein, geschaffen.

    Darum ist es so:

    Lange im Nicht-werden-Wollen verharren,

    führt zur Schau der Mysterien des Nicht-Seins.

    Lange im Werden-Wollen verharren,

    führt zur Erkenntnis der Grenzen des Seins.

    Sein und Nicht-Sein sind eins im Ursprung

    und unterscheiden sich nur im Namen.

    Jedes für sich ist ein unfassbares Geheimnis.

    Doch das noch tiefere Geheimnis:

    Der gemeinsame Urgrund aller Mysterien,

    des Seins und des Nicht-Seins: die eine Wirklichkeit.

    * * *

    Brief zu Vers 1

    Lieber junger Freund,

    der Inhalt jener Verse, die unter dem Titel Tao Te King veröffentlicht wurden und welche zufällig in Deine Hände gerieten, weckte viele Fragen in Dir, so dass Du mit dem Herausgeber und uns, den Übersetzern, Kontakt aufnahmst. So entstand ein Briefwechsel, der Dich und auch uns beflügelte.

    Wenn die Verse von der wirklichen Befreiung des Menschen handeln, so war Deine erste Bemerkung: Warum sind sie so kurz? Stehen diese Aussagen nicht beziehungslos nebeneinander? Du kamst Dir vor wie jemand, der von Stein zu Stein hüpfend einen größeren Gartenteich überquert, ohne zu erfahren, welche Tiefen und Untiefen sich im Wasser verbergen.

    Alle Texte metaphysischen Inhaltes sind als Leitfaden gedacht, der den Sucher befähigt, mit seinem ganzen Wesen, wenn er sein Bewusstsein stufenweise verändert, in den verborgenen Inhalt vorzudringen. Chinesische Zeichen, dem Wesen nach Ideogramme, richten sich nicht an das intellektuelle und diskursive Denken, sondern sprechen den Menschen als Drei-Einheit von Haupt, Herz und Becken an.

    Die Verse von Laotse kann man nicht verstehen, weil man es will. Die Inhalte der Verse müssen vielmehr eine Resonanz im Leser auslösen, so dass er das Gefühl hat, nichts Neues zu erfahren, sondern sich wieder an längst Vergessenes zu erinnern. Das in der Metaphysik überlieferte Wissen hat nie einem Volk gehört, geschweige den einer einzelnen Person. Metaphysische Wahrheiten stellen keine persönlichen Meinungen dar, die man ablehnen oder bejahen kann. Die Metaphysik enthält das universelle Wissen von den kosmischen Gesetzmäßigkeiten. Jede Zeile des Tao Te King beinhaltet mehr als die Zeichen ausdrücken. Die Universalität der chinesischen Zeichen gibt dem Bewusstsein in jeder Zeile die Möglichkeit, von der Welt des äußeren Scheins zum unveränderlichen Sein vorzustoßen, insofern das innere Wesen danach verlangt.

    Mit dem ersten Vers stehen wir gleich mitten in der chinesischen Kosmologie, und diese lässt sich ohne Kenntnis des kosmischen Dreierprinzips nicht verstehen. Betrachte hierzu mit den Augen Deines Herzens das folgende Diagramm:

    Leben, auf welcher Ebene auch immer, wird sich gemäß dem universellen Prinzip als Drei-Einheit manifestieren. Doch das, was die eigentliche Ursache für alle Lebenserscheinungen ist, offenbart sich selbst nicht. Man kann ihm keinen Namen geben. Und so sagt Laotse in Vers 25:

    »Ich weiß ihm keinen Namen

    und nenne es TAO.«

    Zwischen diesem nicht weiter nennbaren, ja gar nicht fassbaren Etwas und dem ersten von ihm ausgehenden Schöpfungsimpuls gibt es keine Trennung.

    Laotse trennt nicht zwischen dem unfassbaren Urgrund und dem ersten Schöpfungsimpuls. Er nennt den ersten Schöpfungsimpuls TAO, es ist das aussprechbare, sich manifestierende TAO, welches aus dem Unnennbaren, sich nicht manifestierenden Urgrund hervorgeht.

    Ebenso trennt Laotse begrifflich nicht zwischen dem Mysterium der kosmischen Urmater, aus der Himmel und Erde hervorgehen, und der sich manifestierenden kosmischen Mutterkraft der Erde, die, selbst ein Geschaffenes, zur Mutter von allen ins Leben tretenden Wesen wird. Alle Aspekte der kosmischen Mutterkräfte werden mit TE bezeichnet.

    Die in der christlich-abendländischen Kultur postulierte Unvereinbarkeit zwischen Geist und Materie (hier gut – da böse) war den alten Chinesen fremd. Für sie gibt es nur ein Geschaffenes, das einmal rein energetisch, immateriell, ohne greifbare Form bleibt und andererseits überwechselt in eine sich manifestierende, greifbare Form. Zwischen beiden Seinsformen gibt es nur einen äußeren Unterschied, aber keinen Wesensunterschied. Dem Wesen nach sind sie eins und kommen aus derselben Quelle, die wir weder benennen noch erklären können.

    Beide geschaffenen Seinsebenen bilden jede für sich ein Mysterium. Denn selbst die sichtbare und erforschbare Schöpfung versetzt den Menschen immer wieder in Erstaunen und Verwunderung. Und die Geschichte der Wissenschaften legt Zeugnis dafür ab, wie hartnäckig die Menschen um Erkenntnis im Bereich der fassbaren Natur kämpfen müssen. Selbst wenn wir die sichtbare Seinsebene und auch die unsichtbare Seinsebene vollkommen erkannt hätten, so wären wir immer noch nicht zur Quelle vorgestoßen. Die Erkenntnisse aller Naturgesetze und aller Hierarchien unsichtbarer Himmel und Geister führen uns nicht in das Ungeschaffene, den wahren Urgrund allen Seins und Nicht-Seins. Das Tor dorthin stößt der Mensch erst dann auf, wenn er den Weg der inneren Transformation beschreitet. Transformierend wächst er wieder hinein in die Position des »wahren Menschen«. Die Wirklichkeit dieses ganz anderen Seins ist das noch tiefere Geheimnis. Und der Mensch ist berufen, in diese ihm jetzt kaum vorstellbare Wirklichkeit der absoluten Freiheit transformierend hineinzuwachsen, eine Freiheit, die ihm die Götter bisher verwehrten.

    Lieber Freund, wenn Du den Mut hast, die nachfolgenden Verse mit uns gemeinsam zu lesen, so gelangst Du immer mehr dahin, dass Du die Schöpfung als eine unzertrennbare Einheit und Dich selbst als ein ihr wesensgleicher Mikrokosmos erlebst. In Dir findest Du alles wieder, was geschaffen wurde, und selbst das Ungeschaffene ist in Dir zugegen. Du erinnerst Dich vielleicht daran, dass wir Deiner Fixierung auf die Gesetzmäßigkeit der zwölf, die Du stets betontest, die Wirklichkeit des 13. Feldes entgegenstellten. In unserer Mitte, nahe am physischen Herzen, befindet sich jener Entsprechungspunkt, der schwingungsmäßig der Urschöpfung, also dem ersten Schöpfungswillen, entspricht. Dieser Lotos im Herzen, von Pascal als »vacuité« (Leerraum) bezeichnet, ist frei von polarer Schwingung, und, so paradox es klingen mag, diese Leere ist die vollkommene Fülle. Über diesen Punkt sind wir mit der unbekannten Schöpfungskraft und allem aus ihr hervorgegangenem Geschaffenen verbunden. Hier ist die Pforte zum letzten Geheimnis. Nur allein zu wissen, dass das Unfassbare, nicht Sichtbare, das Ungeschaffene sowohl in Dir als auch um Dich vorhanden ist, führt zu Vertrauen und Gelassenheit. Alles vom Menschen Geschaffene kann Dir entrissen werden, dieses Eine jedoch nicht.

    Im ersten Vers wurde der Grundstein gelegt für das, was in den nachfolgenden Versen unter einem anderen Aspekt dargestellt wird: die eine wahnfreie Wirklichkeit.

    Vers 2

    Weil die Wesen in der geschaffenen Welt

    das Schöne als schön bezeichnen,

    schaffen sie so das Hässliche.

    Weil die Wesen in der geschaffenen Welt

    das Gute als gut bezeichnen,

    schaffen sie so das Nicht-Gute.

    Aber:

    Sein und Nicht-Sein erzeugen einander,

    schwer und leicht ergänzen sich gegenseitig,

    lang und kurz vollenden sich gegenseitig,

    hoch und tief bedingen einander,

    Stimme und Ton harmonisieren zusammen,

    vor und nach folgen einander.

    Dies wissend, vollbringt der Erwachte

    sein Tun im Nicht-Tun

    und zeugt von dem Weg ohne Worte.

    Um ihn herum entsteht alles Geschaffene,

    und er wendet sich nicht verweigernd ab.

    Das Geschaffene entsteht,

    aber er nimmt nicht Besitz davon.

    Er wirkt in der Schöpfung,

    aber macht sie sich nicht zunutze.

    Er führt zur Vollendung,

    aber verweilt nicht darin.

    Und weil er an nichts haftet,

    wird er nicht vergehen.

    * * *

    Brief zu Vers 2

    Lieber Freund,

    im ersten Brief hast Du das Dreierprinzip des Kosmos kennengelernt. Dieses Prinzip ist eines der wichtigsten Erkenntnisse der Metaphysik. Wenn Du Dir die Mühe machst, die Kulturen im Vorderen Orient und im Fernen Osten auf ihre grundlegenden Aussagen im Bereich der Metaphysik zu untersuchen, so entdeckst Du, dass sie eine Einheit bilden, weil diesen Kulturen die gleichen geistigen Prinzipien zugrunde liegen.

    Im Vers 2 erinnert Laotse an die Dualität unseres Lebensfeldes, eine Dualität, die wir Menschen selbst aufrechterhalten, indem wir mit unserem Wesen einem der beiden Pole angehören und bewusstseinsmäßig die Einheit alles Geschaffenen verloren haben.

    Der kosmische Mensch, bei den Taoisten in China auch genannt der königliche Mensch, stellt die dritte kosmische Macht dar und steht vermittelnd zwischen Himmel und Erde. Durch seine freie Mitte fließen alle Kräfte ungehindert von oben nach unten und von unten nach oben. Der königliche Mensch trägt in seiner Brust das leuchtende Kleinod, das Überbleibsel aus der Urschöpfung. In diesem 13. Feld, welches dem Menschen die Transformation ermöglicht, ist das Schwingungsfeld des ersten Schöpfungsimpulses ungebrochen vorhanden. So kann der zum »wahren Menschen« Erwachte in die ursprüngliche Harmonie zurückkehren. Zwischen ihm und der Schöpfung gibt es keine Grenzen und Abgrenzungen mehr. Er und die Schöpfung sind wieder eins. Diesen Seinszustand gibt das chinesische Zeichen »king« wieder. Daher wiederholen wir hier noch einmal die einzelnen Komponenten, aus denen dieses Zeichen gebildet ist:

    Die Bedeutungen der einzelnen Komponenten lassen es nicht länger zu, den Erwachten zu den Untätigen in der Schöpfung zu zählen. Er begeht keine Weltflucht, um zu verhindern, dass er in unangenehme Arbeiten verwickelt werde. Er steht vielmehr in ununterbrochenem Einsatz, doch sein Tun kennt keine Hektik. Die Kräfte fließen ungehindert durch ihn durch, weil die Überwucherung der Mitte ein Ende genommen hat. Die unpersönlichen Schöpfungsimpulse werden nicht mehr von einem Ich-Bewusstsein gefärbt und polarisiert. Der Erwachte verfolgt keine eigenen Ziele mehr.

    Seine Handlungen sind eingebettet in den Fluss der Schöpfung, und sie werden nicht mehr bestimmt von verdeckten Eigeninteressen. Von allen Hintergedanken, den eigentlichen Motivträgern unserer Aktivitäten, hat sich der Erwachte befreit. Von ihm heißt es:

    »Das Geschaffene entsteht,

    aber er nimmt nicht Besitz davon.

    Er wirkt in der Schöpfung,

    aber macht sie sich nicht zunutze.«

    Eine Zeile höher heißt es:

    »Um ihn herum entsteht alles Geschaffene,

    und er wendet sich nicht verweigernd ab.«

    Sich von einem Geschöpf abwenden bedeutet nichts anderes als – einem Impuls von Antipathie folgend –, ein Urteil fällen und entsprechend handeln. So bleibt der Mensch an die Polarität gekettet.

    »Weil die Wesen in der geschaffenen Welt

    das Schöne als schön bezeichnen,

    schaffen sie so das Hässliche.

    Weil die Wesen in der geschaffenen Welt

    das Gute als gut bezeichnen,

    schaffen sie so das Nicht-Gute.«

    Aber wie im Vers ausdrücklich mit vielen Beispielen belegt wird, bedingen und ergänzen sich die beiden Gegensätze, die der Mensch als unvereinbar erlebt. Warum einen Pol aus Sympathie lieben und schätzen und den Gegenpol aus Antipathie nicht mögen und ablehnen? Immer, wenn wir einem spontanen Gefühl der Sympathie oder der Antipathie erliegen und uns für oder wider einen Pol aussprechen, halten wir die Spannung und Spaltung in uns aufrecht.

    Für das Tun aus dem Zustand der überwucherten Mitte in unserem Lebensfeld steht im Chinesischen das Zeichen »wei«. Hier die Bedeutungen der einzelnen Komponenten:

    Wer die Einheit mit der Schöpfung verloren hat, der fühlt sich, wie es die Existenzialisten ausdrücken, in die Schöpfung hinausgeworfen, isoliert und zum Überlebenskampf aufgerufen. Der Spiegel unseres Herzens, in dem sich die Urschöpfung reflektiert, wird überwuchert von unseren Gefühlen, Emotionen und von der vom Verstand ausgestrahlten Wissensangst. Unser Verstand sammelt endlos Wissen an und weiß doch das Eine nicht. Das Wissen, das nicht zum eigentlichen Wissen führt, schürt in uns die Überlebensangst.

    Bevor der Schritt der Rückkehr getan werden kann, muss im Menschen die Einsicht zunehmen, dass jeder sogenannte Fortschritt ihn weiter vom Ursprung entfernt und dass er sich innerlich umwenden muss. Möge dieser Schritt der Bewusstwerdung, lieber Sucher, Dir gelingen.

    Vers 3

    Die Tüchtigen und Erfolgreichen nicht besonders

    herausstellen bewahrt das Volk vor Konkurrenzverhalten.

    Schwer zu erlangende Kostbarkeiten nicht hochschätzen

    verhindert, dass das Volk zu Dieben wird.

    Begehrenswertes nicht zur Schau stellen

    bewahrt das Herz des Volkes vor Unruhe und Strebertum.

    Der Erwachte lenkt das Volk also so:

    Er leert die Herzen (die besetzte Mitte),

    füllt indessen die Leiber.

    Er schwächt die Sehnsüchte,

    stärkt indessen die Lebenskraft.

    Er sorgt, dass das Volk auf Dauer ohne Anspruchsdenken

    und ohne Begehren lebt,

    damit diejenigen, die um die Zusammenhänge wissen,

    nicht aus Eigennutz eingreifen.

    Wenn Tun im Nicht-Tun ausgeführt wird,

    dann gibt es nichts, was aus der Ordnung herausfällt.

    * * *

    Brief

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