Ferien mit Ratten: Butler Parker 122 – Kriminalroman
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Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht!
Butler Parker hatte das Gefühl, daß die beiden Männer ihn nicht schätzten. Er gewann sogar den Eindruck, daß sie etwas gegen ihn hatten.
Sie benahmen sich äußerst unzivilisiert und drückten ihre Mißachtung aus. Der erste Mann – er mochte fünfundzwanzig sein – wollte ihm einen Holzknüppel über den Kopf ziehen. Der zweite Mann – er war etwa dreißig – hielt ein Messer in der Hand und ließ erkennen, daß er nicht nur Parkers schwarzen Zweireiher aufzuschlitzen gedachte.
»Ihr Benehmen entbehrt jeder Form«, tadelte Josuah Parker höflich, während er mit seinem Universal-Regenschirm den Holzknüppel parierte. Der junge Mann, schlank, drahtig und recht gepflegt aussehend, stöhnte.
Er hatte mit dieser Gegenwehr nicht gerechnet und ließ den Prügel fallen. Anschließend griff er nach der Stirn und zählte die bunten Sterne, die er vor seinem geistigen Auge Sah. Er war vom bleigefütterten Bambusgriff des Regenschirmes getroffen worden und entschied sich notgedrungen für eine gewisse Neutralität...
Der zweite Mann, untersetzt, massig und mit dem quadratischen Kopf eines jungen Stiers, hatte sich einen Moment irritieren lassen. Er schaute zu seinem stöhnenden Partner hinüber und merkte Sekunden später, daß er sich den Luxus der Neugierde besser nicht geleistet hätte.
Butler Parker, der um seinen schwarzen Zweireiher fürchtete, langte herzhaft zu. Er wollte diese unerfreuliche Begegnung so schnell wie möglich hinter sich bringen. Der Massige stöhnte, als der Bambusgriff von Parkers Regenschirm sich auf sein Handgelenk legte. Das Messer wirbelte durch die Luft und landete anschließend klirrend auf den Steinen der Feldmauer.
Die beiden Männer, deren Gesichter Josuah Parker wegen der Dunkelheit nicht erkennen
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Ferien mit Ratten - Günter Dönges
Butler Parker
– 122 –
Ferien mit Ratten
Günter Dönges
Butler Parker hatte das Gefühl, daß die beiden Männer ihn nicht schätzten. Er gewann sogar den Eindruck, daß sie etwas gegen ihn hatten.
Sie benahmen sich äußerst unzivilisiert und drückten ihre Mißachtung aus. Der erste Mann – er mochte fünfundzwanzig sein – wollte ihm einen Holzknüppel über den Kopf ziehen. Der zweite Mann – er war etwa dreißig – hielt ein Messer in der Hand und ließ erkennen, daß er nicht nur Parkers schwarzen Zweireiher aufzuschlitzen gedachte.
»Ihr Benehmen entbehrt jeder Form«, tadelte Josuah Parker höflich, während er mit seinem Universal-Regenschirm den Holzknüppel parierte. Der junge Mann, schlank, drahtig und recht gepflegt aussehend, stöhnte.
Er hatte mit dieser Gegenwehr nicht gerechnet und ließ den Prügel fallen. Anschließend griff er nach der Stirn und zählte die bunten Sterne, die er vor seinem geistigen Auge Sah. Er war vom bleigefütterten Bambusgriff des Regenschirmes getroffen worden und entschied sich notgedrungen für eine gewisse Neutralität...
Der zweite Mann, untersetzt, massig und mit dem quadratischen Kopf eines jungen Stiers, hatte sich einen Moment irritieren lassen. Er schaute zu seinem stöhnenden Partner hinüber und merkte Sekunden später, daß er sich den Luxus der Neugierde besser nicht geleistet hätte.
Butler Parker, der um seinen schwarzen Zweireiher fürchtete, langte herzhaft zu. Er wollte diese unerfreuliche Begegnung so schnell wie möglich hinter sich bringen. Der Massige stöhnte, als der Bambusgriff von Parkers Regenschirm sich auf sein Handgelenk legte. Das Messer wirbelte durch die Luft und landete anschließend klirrend auf den Steinen der Feldmauer.
Die beiden Männer, deren Gesichter Josuah Parker wegen der Dunkelheit nicht erkennen konnte, nahmen übel und hatten keine Lust mehr, sich mit diesem korrekt aussehenden Mann weiter zu beschäftigen. Sie stiegen mehr oder weniger sportlich über die niedrige Steinmauer und verschwanden im Eiltempo.
Butler Parker war an einer Verfolgung nicht interessiert. Sie hätte seiner Ansicht nach doch nichts eingebracht. Er war fremd hier und wäre gewiß auch nur in eine Falle gelaufen. Er drehte sich um und schlenderte zurück zum Weg, den er erst vor wenigen Minuten verlassen hatte.
Dann aber blieb er stehen.
Warum war er überfallen worden? So fragte er sich. Hatten die beiden Männer es nur auf seine Brieftasche abgesehen? Das konnte eigentlich nicht der Fall gewesen sein. Er, Josuah Parker, hatte doch ganz spontan den Fußgängerpfad verlassen, um durch das Wäldchen hinunter zum See zu gehen. Verfolgt hatten sie ihn nicht. Er mußte ihnen ganz zufällig in die Arme gelaufen sein.
Hatten sie ihn daran hindern wollen, ans Ufer zu gelangen? Was hatten die beiden Männer zu verbergen? Warum waren sie derart massiv geworden? Ein Holzknüppel und ein Messer waren Mittel, die der Verhältnismäßigkeit nicht entsprachen.
Butler Parker fand, daß er geradezu verpflichtet war, diesen Dingen auf den Grund zu gehen. Er schritt also gemessen zurück zur Steinmauer und lauschte in die Dunkelheit. Er brauchte nicht lange zu horchen. Schon sehr bald nahm er Geräusche wahr, die er im ersten Moment nicht genau zu identifizieren vermochte. Falls ihn nicht alles täuschte, wurde unten am See irgend etwas verladen.
Nun konnte der Butler überhaupt nicht mehr widerstehen.
Er setzte sich wieder in Bewegung und ging ein gutes Stück über den schmalen Pfad nach unten. Dann aber verließ er ihn und benutzte eine Weide, an die sich das Wäldchen anschloß. Er hatte die ersten Bäume noch nicht ganz erreicht, als ein schwarzer Schatten ihn überfiel. Er bewegte sich flach über dem Boden und entwickelte ein beachtliches Tempo. Es konnte sich eigentlich nur um einen Hund handeln, den man auf ihn angesetzt hatte.
Angst vor Hunden kannte der Butler aber nicht. Er wußte natürlich eine Menge über Dressur und konnte sich vorstellen, daß dieser Vierbeiner auf den Mann dressiert war. Josuah Parker blieb stehen und sah den Dingen und dem Hund mit einiger Gelassenheit entgegen. Insgeheim gratulierte er sich zu seinem Entschluß, nicht zurück zum Bootshafen gegangen zu sein. Hier schienen sich immerhin einige aufregende Dinge abzuzeichnen.
*
Die Dogge war so groß wie ein gut geratenes Kalb.
Sie hatte den Butler fast erreicht und schien sich darauf zu freuen, ihre Fangzähne gebrauchen zu können. Vielleicht war sie ein wenig irritiert, weil das vermeintliche Opfer nicht Hals-über-Kopf weglief. Der Dogge hätte eine kleine Hatz wahrscheinlich mehr Spaß gemacht. Aber nein, das Opfer blieb unbeweglich und offensichtlich ohne Angst stehen. Der ausgezeichnete Geruchssinn lieferte der Dogge keinen Angstschweiß.
Und dann passierte es ...
Der riesige Vierbeiner röhrte lustvoll und setzte zum letzten und entscheidenden Sprung an. Doch in diesem Augenblick spannte Josuah Parker blitzschnell seinen Universal-Regenschirm auf.
Die Dogge stutzte. Sie sah sich einem Hindernis gegenüber, das sie nicht kannte. Sie verzichtete erst mal auf den geplanten Sprung und ging mit sich zu Rate. Sie wollte nichts überhasten und sich auf Dinge einlassen, deren Tragweite sie nicht abzuschätzen vermochte. Sie knurrte drohend, um sich selbst ein wenig Mut zu machen.
Doch dann war dieses schwarze Hindernis plötzlich nicht mehr zu sehen. Das Opfer war erneut gegen den helleren Hintergrund des Himmels zu erkennen. Die Dogge hätte sich am liebsten die Augen gerieben, doch das ließ sich schlecht machen. Sie peilte das Opfer erneut an und nahm Maß.
Bevor sie sich abdrücken konnte, hörte sie die ruhige Stimme des Gegners, auf den man sie gehetzt hatte. Diese Stimme redete der Dogge ein, sie sei ein lieber Hund und ein wahrer Prachtkerl dazu. Der Vierbeiner empfand diese Töne als äußerst angenehm und ließ sich nur zu gern ein wenig schmeicheln. Lobpreisungen dieser Art bekam sie selten genug zu hören.
Aber dann siegte das Pflichtgefühl. Die Dogge ignorierte die Sirenenklänge und machte sich absprungbereit. Sie wollte endlich zur Tat schreiten und etwas für ihr tägliches Futter tun.
Leider spannte sich das Hindernis in diesem Moment wieder auf. Das Opfer verschwand hinter einem Vorhang aus totaler Schwärze. Die Dogge schluckte und kroch einen halben Meter zurück. Sie fühlte sich überhaupt nicht wohl unter dem glatten Fell und hätte sich am liebsten abgesetzt.
Das große, runde und schwarze Etwas bewegte sich nun auf den Vierbeiner zu. Die Dogge winselte und kroch automatisch weiter zurück. Sie wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte. Gefahrenmomente dieses Ausmaßes kannte sie nicht.
Josuah Parker hatte bereits erkannt, daß der Kampfeswille des Vierbeiners gebrochen war. Er zog den Schirm zusammen und spannte ihn blitzschnell erneut auf. Gleichzeitig rückte er dem Tier noch näher auf den Leib. Die Dogge winselte, erhob sich und entdeckte plötzlich zu ihrer Erleichterung ein Karnickel, das in der Nähe fasziniert zugeschaut hatte. Die Dogge entschied sich augenblicklich für dieses neue Opfer und hechtete in Richtung Langohr.
Doch das Karnickel war ein alter Kämpe, der die Tücken des Lebens in freier Natur kannte. Es rannte zuerst in Richtung Zick, dann in Richtung Zack. Die Dogge war überhaupt nicht in der Lage, diesen plötzlichen Richtungsänderungen zu folgen. Sie schoß jedesmal weit über das Ziel hinaus. Dann fegte das Karnickel auf die Steinmauer zu, wo es genügend Durchschlüpfe gab.
Parker gestattete sich ein amüsiertes Lächeln und ging ungehindert weiter zu dem kleinen Wald. Um die Dogge kümmerte er sich nicht weiter. Sie befaßte sich intensiv mit der Steinmauer und schnüffelte nach dem Karnickel. Zwischendurch schielte der große Vierbeiner nach diesem seltsamen Exemplar von einem Menschen, ohne sich aber weiter darum zu kümmern.
Parker hatte die ersten Bäume erreicht und lauschte.
Ein starker Motor röhrte auf. Es handelte sich einwandfrei um den Diesel eines Lastwagens. Dann knallten Türen, und kurz nacheinander heulten zwei kleinere Motoren auf. Von irgendwoher kam ein schriller Pfiff, worauf die Dogge in Sicht kam. Wie ein schwarzer Schatten rannte der Vierbeiner nicht weit von Parker