Sophienlust 246 – Familienroman: Ein neuer Papi für Silke
Von Bettina Clausen
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Die alte Jugendstilvilla gehörte Agnes Sandman. Die Siebzigjährige bewohnte zusammen mit ihrem Enkel Viktor das Parterre des Hauses. Den ersten Stock hatte sie an Veruschka Gessner und deren Tochter Silke vermietet. Veruschka Gessner war mit Viktor verlobt. Die Hochzeit sollte noch im gleichen Jahr stattfinden.
"Ich will nicht, dass meine Mutti Onkel Viktor heiratet", sagte die sechsjährige Silke zu ihrem Freund, dem Maler und Bildhauer Raoul Montagne. Dieser bewohnte das Gartenhaus, das zu der Villa gehörte. Agnes Sandman hatte es dem jungen Künstler kostenlos zur Verfügung gestellt, weil sie an Raouls Talent glaubte.
"Warum willst du nicht, dass die beiden heiraten?", fragte Raoul, ohne von seiner Arbeit aufzublicken.
"Weil ich Onkel Viktor nicht leiden kann." Das klang trotzig und veranlasste Raoul nun doch, den Kopf zu heben.
"Hast du einen besonderen Grund dafür, oder magst du ihn einfach nicht?" Der Maler legte die Farbpalette aus der Hand.
"Ich mag ihn nicht, weil er mich auch nicht mag", sagte Silke und schob sich auf den Hocker, der neben Raouls Staffelei stand.
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Buchvorschau
Sophienlust 246 – Familienroman - Bettina Clausen
Sophienlust ab 211
– 246–
Ein neuer Papi für Silke
Hat Veruschka die richtige Wahl getroffen?
Bettina Clausen
Die alte Jugendstilvilla gehörte Agnes Sandman. Die Siebzigjährige bewohnte zusammen mit ihrem Enkel Viktor das Parterre des Hauses. Den ersten Stock hatte sie an Veruschka Gessner und deren Tochter Silke vermietet. Veruschka Gessner war mit Viktor verlobt. Die Hochzeit sollte noch im gleichen Jahr stattfinden.
»Ich will nicht, dass meine Mutti Onkel Viktor heiratet«, sagte die sechsjährige Silke zu ihrem Freund, dem Maler und Bildhauer Raoul Montagne. Dieser bewohnte das Gartenhaus, das zu der Villa gehörte. Agnes Sandman hatte es dem jungen Künstler kostenlos zur Verfügung gestellt, weil sie an Raouls Talent glaubte.
»Warum willst du nicht, dass die beiden heiraten?«, fragte Raoul, ohne von seiner Arbeit aufzublicken.
»Weil ich Onkel Viktor nicht leiden kann.« Das klang trotzig und veranlasste Raoul nun doch, den Kopf zu heben.
»Hast du einen besonderen Grund dafür, oder magst du ihn einfach nicht?« Der Maler legte die Farbpalette aus der Hand.
»Ich mag ihn nicht, weil er mich auch nicht mag«, sagte Silke und schob sich auf den Hocker, der neben Raouls Staffelei stand.
»Du solltest aber versuchen, ihn zu mögen«, riet Raoul der Kleinen, obwohl er Viktor Sandman selbst nicht leiden konnte. Er verstand nicht, dass eine so charmante und liebenswerte Frau wie Veruschka Gessner sich für Viktor Sandman entscheiden konnte. »Schließlich wird er schon bald dein Vati sein.«
»Ich werde ihn nie Vati nennen«, sagte Silke eigensinnig.
Raoul musste lächeln. Nachsichtig strich er der Kleinen übers Haar. Ich fürchte, du wirst es nicht leicht haben, dachte er. Er wusste, Viktor Sandman interessierte sich zwar für die hübsche Veruschka, aber nicht für deren Kind. Das war offensichtlich.
»Warum kann Mutti nicht einen so netten Mann wie dich heiraten, Onkel Raoul?« Silke legte den Kopf schief und schaute den Maler an.
Der fuhr sich nachdenklich durch seinen schwarzen Bart, der genauso gelockt war wie sein Kopfhaar. »Was soll ich dir darauf antworten, Kleines? Wahrscheinlich mag deine Mutti Onkel Viktor. Außerdem muss sie auch an eure Zukunft denken. Viktor Sandman ist reich und kann euch ein sorgenfreies Leben bieten.«
»Wir haben doch selbst Geld«, sagte Silke, die das alles nicht so recht verstand.
Offensichtlich hatte Veruschka Gessner mit ihrer kleinen Tochter nicht über diese Dinge gesprochen. Dann sollte ich es auch nicht tun, dachte Raoul. Er wusste, dass Veruschkas Mann vor zwei Jahren gestorben war und seiner jungen Frau nur Schulden hinterlassen hatte. Das hatte Agnes Sandman ihm erzählt. Auch, dass Veruschka jetzt so gut wie mittellos dastand. Sie hatte alles, was sie besessen hatte, verkauft, um die Schulden ihres Mannes bezahlen zu können. Danach hatte Agnes Sandman die junge Witwe und deren Tochter bei sich aufgenommen. Wahrscheinlich in der Hoffnung, sie mit ihrem Enkel Viktor verheiraten zu können, dachte Raoul.
»Warum hast du eigentlich einen so komischen Namen?«, fragte Silke.
Raoul musste lächeln. »Weil meine Großeltern Franzosen waren. Raoul ist ein französischer Name und Montagne auch.
Einen Moment lang überlegte Silke, dann fragte sie weiter: »Warum hast du keine Frau? Du bist doch schon alt genug?«
Wieder bildeten sich einige Lachfältchen neben den Augen des Malers, die Silke so gut gefielen. »Ich bin erst einunddreißig und muss erst einmal Geld verdienen, um eine Familie auch ernähren zu können.«
»Hast du kein Geld?«, fragte Silke treuherzig weiter.
»Nein«, antwortete Raoul und setzte eine betrübte Miene auf. »Ich bin arm wie eine Kirchenmaus. Deshalb hat mir Tante Agnes auch erlaubt, hier zu wohnen.«
Das entsprach den Tatsachen. Aber Agnes Sandman ließ den mittellosen Künstler nicht nur kostenlos im Gartenhaus wohnen, sie bemühte sich auch um den Verkauf seiner Werke, was ihren Enkel Viktor immer wieder erboste. Doch Agnes, die sich sehr für Malerei interessierte, achtete nicht auf Viktors Protest. Sie hielt Raoul Montagne für talentiert, für sehr talentiert sogar. Ihrer Meinung nach war es nur eine Frage der Zeit, bis Raouls Werke berühmt wurden. In dem Künstlerviertel der Stadt war sie zum erstenmal Raouls Werken begegnet, als er sie dort in einem Café ausgestellt hatte. Das Angebot, in ihrem Gartenhaus zu wohnen, hatte Raoul dankbar akzeptiert. Hier konnte er in Ruhe arbeiten.
Erschrocken zuckte der Maler jetzt zusammen, als die Tür aufflog.
»Hier steckst du also«, herrschte Viktor Sandman Silke an. »Habe ich dir nicht verboten, das Gartenhaus zu betreten?«
Ängstlich wich Silke zurück.
»Warum haben Sie es ihr verboten?«, fragte Raoul.
»Weil ich finde, dass Sie nicht der richtige Umgang für ein sechsjähriges Mädchen sind.«
Raoul presste die Lippen zusammen. Ihm lag eine scharfe Erwiderung auf der Zunge, aber er beherrschte sich.
»Los, raus hier!«, befahl Viktor und stieß Silke zur Tür.
Raoul trat zum Fenster und sah, dass Silke einen tüchtigen Klaps auf den Popo bekam. Sie riss sich daraufhin von Viktor los und lief zum Haus, direkt in die Arme ihrer Mutter.
»Was ist denn passiert?«, fragte Veruschka Gessner erschrocken, als sie Tränen in Silkes Augen sah. »Hast du etwas angestellt, Schatz?« Beschützend legte sie ihren Arm um Silkes Schultern.
Die Kleine schluckte. »Ich war nur bei Onkel Raoul …«
»Habe ich dir nicht verboten, ihn Onkel zu nennen?«, fuhr Viktor dazwischen.
»Lass das Kind in Ruhe«, verlangte Veruschka kühl. »Es ist schließlich nichts dabei, wenn sie den Maler Onkel nennt. Und ich habe ihr auch erlaubt, ihn zu besuchen.«
»Du hast …?« Viktors Augen weiteten sich. »Und das nennst du Erziehung?«
»Besser als deine Erziehung, die nur aus Verboten zu bestehen scheint«, konterte Veruschka.
»So geht das nicht. Darüber müssen wir noch sprechen«, hörte Veruschka Viktor sagen, während sie mit Silke das Haus betrat. Die beiden stiegen in den ersten Stock hinauf, den Veruschka mit Silke bewohnte.
»Musst du ihn wirklich heiraten, Mutti?«, fragte Silke.
Veruschka drehte sich um. »Ich habe es ihm versprochen.«
»Dann nimm dein Versprechen zurück. Lass uns allein bleiben, Mutti. Das ist viel schöner.«
Veruschka seufzte. Je näher der Hochzeitstermin rückte, um so mehr fürchtete sie sich davor, Viktors Frau zu werden. Sie verstand sich selbst nicht mehr. Lag es daran, dass Viktor so streng und unduldsam mit Silke war? Sie wünschte sich einen Vater für ihr Kind, keinen Tyrannen. Bei ihrem Versprechen hatte sie in erster Linie an Silke gedacht. Ihr hatte sie wieder ein Zuhause und Geborgenheit geben wollen. Und nun entwickelte sich alles ganz anders als erwartet. Jetzt war Silke noch unglücklicher als vorher.
Die Kleine wiederholte ihre Frage: »Können wir nicht allein bleiben, Mutti?«
Veruschka überlegte. Wovon sollten sie leben, die Miete bezahlen? »Dann müsste ich arbeiten gehen und dich den ganzen Tag allein lassen.« Aber wo sollte sie eine Stelle finden?, dachte sie. Sie hatte keinen Beruf gelernt. Zwar beherrschte sie perfekt zwei Fremdsprachen, aber sie konnte weder stenografieren noch Schreibmaschine schreiben. Gleich nach dem Abitur hatte sie geheiratet, so dass für eine Berufsausbildung keine Zeit geblieben war. Ihre wohlhabenden Eltern hatten das auch für überflüssig gehalten. Ich muss Viktor geradezu dankbar sein, dass er mich heiraten will, dachte sie.
»Magst du ihn eigentlich, Mutti?«
»Wen?« Veruschka drehte sich um.
»Na, Onkel Viktor natürlich.«
Veruschka konnte dem forschenden Kinderblick nicht standhalten. »Ich weiß es nicht«, murmelte sie. Sie hatte geglaubt, ihn gern haben zu können. Und früher war er auch ganz anders gewesen. Nachsichtig mit Silke sowie höflich und zuvorkommend ihr gegenüber. Aber jetzt, dachte Veruschka, jetzt tyrannisiert er Silke und bedrängt mich, endlich seine Frau zu werden. O Gott, wenn ich nur wüsste, was ich tun soll.
*
»Du solltest etwas nachsichtiger mit dem Kind sein«, sagte Agnes Sandman zu ihrem Enkelsohn.
Der neununddreißigjährige Viktor zog ein unwilliges Gesicht. »Wie lange soll ich mich denn noch hinhalten lassen? Vor einem halben Jahr hat sie mir versprochen, meine Frau