Unendliches Vertrauen: Dr. Laurin 157 – Arztroman
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Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
Es war schon eigenartig, dass immer trübes, regnerisches oder gar stürmisches Wetter herrschte, wenn Jossy van der Jong zu Dr. Laurin in die Sprechstunde kam. Dennoch herrschte sofort eine fröhliche Stimmung, wenn sie erschien, und es war so, als würde sie Sonne hereintragen.
Sie war eine lebendige kleine Person. Dr. Leon Laurin hatte sie bei ihrem ersten Besuch auf siebzehn, allerhöchstens achtzehn geschätzt, aber da war sie schon zweiundzwanzig gewesen und bereits drei Jahre mit dem Journalisten Marius van der Jong verheiratet, der zehn Jahre älter war als sie.
Wenn sie sich reckte, reichte sie Dr. Laurin knapp bis zur Schulter, und bei ihrem ersten Besuch war sie knabenhaft schlank gewesen. Anfangs hatte er gedacht, dass sich ein Junge in sein Sprechzimmer verirrt hätte. Und jeder verstand es, dass Marius van der Jong, dieser kritische Journalist, der mit seiner Offenheit schon so viele Leute verärgert hatte, vernarrt in seine Frau war.
Dr. Leon Laurin kannte die Geschichte dieser Liebe. Jossy war so erfüllt davon, dass sie sie ihm bei ihrem dritten Besuch erzählt hatte. Sie hatte dabei geweint, weil sie sich nichts sehnlicher wünschte als ein Kind. Doch dieser Wunsch war auch nach zwei Jahren noch nicht erfüllt worden.
»Ich hätte Marius niemals geheiratet, wenn ich gewusst hätte, dass ich nicht mal fähig bin, ein Kind in die Welt zu setzen«, hatte sie ihre Geschichte begonnen.
»Aber Sie sind doch noch so jung. Natürlich können Sie Kinder bekommen«, hatte Dr. Laurin erwidert.
Sie hatte ihn angeschaut und ausgesehen wie ein Schulmädchen. »Aber Marius lebt sich immer
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Unendliches Vertrauen - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 157 –
Unendliches Vertrauen
Bei Dr. Laurin ist die werdende Mutter bestens betreut
Patricia Vandenberg
Es war schon eigenartig, dass immer trübes, regnerisches oder gar stürmisches Wetter herrschte, wenn Jossy van der Jong zu Dr. Laurin in die Sprechstunde kam. Dennoch herrschte sofort eine fröhliche Stimmung, wenn sie erschien, und es war so, als würde sie Sonne hereintragen.
Sie war eine lebendige kleine Person. Dr. Leon Laurin hatte sie bei ihrem ersten Besuch auf siebzehn, allerhöchstens achtzehn geschätzt, aber da war sie schon zweiundzwanzig gewesen und bereits drei Jahre mit dem Journalisten Marius van der Jong verheiratet, der zehn Jahre älter war als sie.
Wenn sie sich reckte, reichte sie Dr. Laurin knapp bis zur Schulter, und bei ihrem ersten Besuch war sie knabenhaft schlank gewesen. Anfangs hatte er gedacht, dass sich ein Junge in sein Sprechzimmer verirrt hätte. Und jeder verstand es, dass Marius van der Jong, dieser kritische Journalist, der mit seiner Offenheit schon so viele Leute verärgert hatte, vernarrt in seine Frau war.
Dr. Leon Laurin kannte die Geschichte dieser Liebe. Jossy war so erfüllt davon, dass sie sie ihm bei ihrem dritten Besuch erzählt hatte. Sie hatte dabei geweint, weil sie sich nichts sehnlicher wünschte als ein Kind. Doch dieser Wunsch war auch nach zwei Jahren noch nicht erfüllt worden.
»Ich hätte Marius niemals geheiratet, wenn ich gewusst hätte, dass ich nicht mal fähig bin, ein Kind in die Welt zu setzen«, hatte sie ihre Geschichte begonnen.
»Aber Sie sind doch noch so jung. Natürlich können Sie Kinder bekommen«, hatte Dr. Laurin erwidert.
Sie hatte ihn angeschaut und ausgesehen wie ein Schulmädchen. »Aber Marius lebt sich immer mehr in die Vaterrolle hinein«, erklärte sie. »Für ihn bin und bleibe ich ein Kind. Er hat mich nur geheiratet, um mich vor den Gefahren der Straße zu bewahren. Er hat mich nämlich von der Straße aufgelesen.«
Ganz so war es dann doch nicht gewesen, wie Dr. Laurin von dem dazugehörigen Ehemann erfahren hatte.
Was Marius van der Jong ihm erzählt hatte, klang ein bisschen anders und sehr viel romantischer, als Jossy es gesagt hatte.
»Sie stand an der Autobahn und wollte mitgenommen werden«, begann die Erzählung von Marius. »Es regnete fürchterlich, und sie tat mir leid. Ich nehme nämlich sonst keine Anhalter mit, aber sie stand so verloren da. Patschnass war sie und sprach kein Wort. Ich wollte sie eigentlich zur Polizei bringen, weil ich sie für vierzehn hielt, aber dann lockte ich aus ihr heraus, wohin sie wollte. Dass sie Holländerin war, verband uns natürlich sofort. Ich jedenfalls empfand es so. Der Unterschied zwischen uns war, dass sie einen deutschen Vater und ich eine deutsche Mutter hatte. Ich wollte nach München, und sie wollte auch nach München. In der Nähe von Köln hatte ich sie aufgelesen. Es war eine lange Fahrt. Ich lernte Jossy kennen.«
Marius van der Jong war sehr offen zu Dr. Laurin gewesen, weil er wusste, mit welchen Konflikten sich seine Frau herumschlug.
Die Geschichte dieser beiden grundverschiedenen Menschen klang wie ein Roman. Als Antonia Laurin davon erfuhr, sagte sie, dass es die zärtlichste Liebesgeschichte sei, von der sie je gehört hätte.
Marius van der Jong hatte bald festgestellt, dass Jossy völlig durchnässt war. Ihre Zähne klapperten so, dass sie seine Fragen nicht mehr beantworten konnte. Er hatte bei einem Motel gehalten, damit sie sich umkleiden konnte. Sie hatte protestiert, weil sie misstrauisch gegen Männer war.
Sie hatte nur einen Rucksack bei sich, und der war auch völlig durchnässt. Und sie hatte schon seit zwei Tagen nichts mehr gegessen.
Marius brachte sie in das Motel. Sie kroch, zu müde, um etwas zu essen, in das Bett, nachdem sie geduscht hatte, und schlief auf der Stelle ein. Man war in dem Motel nicht pingelig. Man hatte Marius sofort ein Doppelzimmer gegeben, da er wortlos vorausbezahlte.
Marius, der Journalist, witterte eine Geschichte, die schreibenswert sein könnte, und ahnte noch nicht, dass es seine Lebensgeschichte werden würde, denn sein Leben, sein eigentliches Leben, fing erst mit Jossy an.
Er bewachte ihren Schlaf, bis er selbst neben ihr schlief. Er hatte ihre Kleidung zum Trocknen gegeben, und er war sofort hellwach, als sie aus dem Bett sprang und nach ihren Kleidern suchte.
Jossy hatte ihn beschimpft, als er ihr eine Erklärung geben wollte. So eine sei sie nicht, hatte sie ihn angeschrien. Sie habe ihn für einen anständigen Mann gehalten.
Jossy hatte Glück gehabt. Er war ein anständiger Mann. Und es gelang ihm auch, ihr dies klarzumachen. Von dieser Minute an war sie ihm ergeben gewesen.
Jossy hatte sein Leben schlagartig verändert. Alles, was ihm wichtig gewesen war, wurde unwichtig. Sein beruflicher Ehrgeiz, sein Egoismus, seine Härte schmolzen dahin. Sie begriff es nicht. Sie war ihm nur ergeben.
Ihre Mutter war gestorben. Nun wollte Jossy zu ihrem Vater, der seit zehn Jahren von ihrer Mutter geschieden war. Er lebte in München. Er war wieder verheiratet, lebte in besten Verhältnissen, hatte zwei Kinder aus der zweiten Ehe.
Marius hatte sie zu ihm gebracht. Doch der Vater gab ihr nur Geld und abweisende Worte. Das Geld warf sie ihm vor die Füße. Sie begriff die Welt nicht mehr, doch Marius lehrte sie dann, die Menschen zu begreifen. Er nahm sie einfach mit zu sich in sein Haus, in die Welt, zu der er bisher niemandem Zutritt gestattet hatte. Er wollte ihr helfen und begann sie zu lieben.
Aus Jossys Mund klang es anders. »Er war der erste Mensch, der richtig gut zu mir war. Ich liebte ihn. Ohne ihn hätte ich nicht mehr leben können. Er war immer nur gut zu mir. Und dann haben wir geheiratet. Ich habe das gar nicht richtig begriffen. Es war wie ein Traum. Es konnte doch gar nicht Wirklichkeit sein, dachte ich.
Und dann sagte Marius zu mir, dass er eigentlich nie heiraten, aber Kinder wollte. Er hat sich Kinder gewünscht, und ich wäre die Frau, die er sich als Mutter seiner Kinder vorstellen könnte.«
So war Dr. Laurin in das Schicksal dieser beiden Menschen verstrickt worden.
Jossy war eines Tages zu ihm gekommen. »Man hat mir gesagt, dass Sie der beste Frauenarzt weit und breit sind, Herr Dr. Laurin. Ich will ein Kind haben, ich muss ein Kind haben. Sie müssen mir helfen. Ich kann für meinen Mann nichts tun, als ihm ein Kind zu schenken.«
So hatte es angefangen. So hatte Dr. Laurin die Geschichte dieser beiden Menschen erfahren, die nun schon seit einem langen Jahr sein Denken beschäftigten.
»Andere Frauen wollen keine Kinder und kriegen sie«, sagte Jossy. »Sie nehmen Pillen und tun sonst was, damit sie ja nicht schwanger werden. Warum bekomme ich kein Baby? Ich würde es doch so lieben.«
Dabei war sie selbst noch immer ein halbes Kind. Marius hatte tatsächlich die Vaterrolle übernommen.
*
Aber nun war es sicher. Jossy würde ein Kind bekommen!
Damit aber waren für Dr. Leon Laurin die Probleme nicht beseitigt. Im Gegenteil, für ihn waren sie größer geworden.
Jossy hatte sich einer Zahnbehandlung unterziehen müssen. Der Weisheitszahn hatte ihr zu schaffen gemacht, er musste sofort gezogen werden. Dazu bekam sie eine Injektion, und dabei wäre sie fast gestorben. Sie war allergisch gegen Betäubungsmittel. Durch die Gewissenhaftigkeit des Zahnarztes, durch die Tatsache, dass sofort ein Internist zur Stelle war, hatte sie gerettet werden können.
Als Dr. Laurin Jossy nun endlich bestätigen konnte, dass sie Mutter werden würde, freute sie sich unendlich. Aber dann sagte sie: »Es muss eine natürliche Geburt sein, Dr. Laurin. Kein Kaiserschnitt, keine Narkose, wenn es irgendwie möglich ist. Ich möchte mein Kind gern erleben.«
Bei der Ultraschalluntersuchung stellte Dr. Laurin dann fest, dass Jossy Zwillinge bekommen würde. Damit begann für ihn die Sorge um die junge Frau. Sie dagegen zeigte sich heiter und gelassen, strahlend vor Glück.
Noch besorgter als Dr. Laurin war Marius, der schon am nächsten