Wirklich?
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Geliebte kleine Marie
Arztroman von Glenn Stirling
Der Umfang dieses Buchs entspricht 115 Taschenbuchseiten.
Dr. Ina Bender hat gerade viel um die Ohren. In der Klinik wird ein Mann mit einer Vergiftung eingeliefert. Zu Hause wird umgebaut, denn ihr Bruder zieht dort mit seiner Frau Maria ein, die kurz vor der Entbindung steht. Ihr Freund, Dr. Bernd Kluge, hat sich beim Internationalen Roten Kreuz für die Hilfe im Ausland gemeldet. Dabei wollte Ina doch mehr Zeit mit ihm verbringen und hat sich deshalb selbst für den Notdienst eintragen lassen. Und dann kommt auch noch Marias Mutter mit der Hiobsbotschaft, dass aufgrund der Vererbung das noch ungeborene Kind ein Bluter sein kann ...
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Arztroman von Glenn Stirling
Der Umfang dieses Buchs entspricht 115 Taschenbuchseiten.
Dr. Ina Bender hat gerade viel um die Ohren. In der Klinik wird ein Mann mit einer Vergiftung eingeliefert. Zu Hause wird umgebaut, denn ihr Bruder zieht dort mit seiner Frau Maria ein, die kurz vor der Entbindung steht. Ihr Freund, Dr. Bernd Kluge, hat sich beim Internationalen Roten Kreuz für die Hilfe im Ausland gemeldet. Dabei wollte Ina doch mehr Zeit mit ihm verbringen und hat sich deshalb selbst für den Notdienst eintragen lassen. Und dann kommt auch noch Marias Mutter mit der Hiobsbotschaft, dass aufgrund der Vererbung das noch ungeborene Kind ein Bluter sein kann ...
Ein CassiopeiaPress Buch: CASSIOPEIAPRESS, UKSAK E-Books und BEKKERpublishing sind Imprints von Alfred Bekker
© by Author
© dieser Ausgabe 2018 by AlfredBekker/CassiopeiaPress, Lengerich/Westfalen in Arrangement mit der Edition Bärenklau, herausgegeben von Jörg Martin Munsonius.
Alle Rechte vorbehalten.
www.AlfredBekker.de
postmaster@alfredbekker.de
Als Ina Bender am Freitagabend vom Dienst nach Hause kam, standen vor ihrer Garageneinfahrt zwei Wagen, zwei weitere waren auf dem Bürgersteig geparkt. Alle vier trugen eine abenteuerliche Bemalung, waren mit allen möglichen Aufklebern bepflastert, und jedes der Fahrzeuge hatte mindestens ein Jahrzehnt auf dem Buckel.
Aus dem Haus drangen Klopfgeräusche.
Ina lächelte versonnen, stellte ihren Wagen ein Stück weiter ab, stieg aus und ging auf das Haus zu. Nun hörte sie außer dem Klopfen auch Musik, schrille Beattöne, die darauf hinwiesen, wer diese Musik angestellt hatte.
Als sie eingetreten war, verstärkte sich dieser Lärm, und sie sah ihre Tante Hilde, die mit einem riesigen Tablett voller Butterbrote auf die Treppe zusteuerte. Die fünfundfünfzigjährige Frau hielt inne, als sie Ina eintreten sah und blickte der Nichte entgegen. Ihr Gesicht war gerötet vor Eifer, ihre Augen strahlten. Und Ina konnte sich denken, dass Tante Hilde in voller Fahrt war.
„Mein Gott, sagte Ina, als sie die vielen Brote sah, „ist ein ganzes Regiment da oben?
„Ja, rief Tante Hilde begeistert, „sie sind neun Mann, alles Freunde von Thomas. Und sie wollen am Sonntagabend mit allem fertig sein.
„Ich werde verrückt. Am Sonntagabend schon? Das ist doch nicht zu schaffen."
„Ich habe das auch gesagt, aber ich bin ausgelacht worden."
„Was sagt Opa? Hält er den Krach aus?", fragte Ina besorgt.
„Opa ist gar nicht da. Als die ihre Musik angestellt haben, ist er verschwunden. Er müsste sowieso an die frische Luft, hat er gesagt. Und vielleicht würde er das Wochenende bei seinem Freund bleiben."
„Ist vielleicht das Beste so, meinte Ina. „Einem Mann von einundachtzig Jahren kann man nicht alles zumuten. Aber ich freue mich. Ist Marie auch da?
„Nein, sie ist noch beim Arzt. Der hat sie extra so spät kommen lassen, wenn alle Patienten weg sind."
„Was denn, fragte Ina verwundert, „Thomas hat sie allein losgeschickt? Nach meiner Schätzung ist sie vier Wochen vor der Niederkunft.
„Ja, ja, das stimmt schon, aber sie fühlt sich prächtig. Sie wollte unbedingt allein gehen. Sie hat ein Taxi genommen. Aber auch erst, als ich ihr immer wieder zugeredet habe. Am liebsten wäre sie mit dem Bus gefahren."
„Hat sie nicht gesagt, dass ihr Arzt heute die Ultraschall-Untersuchung macht?, fragte Ina. „Ich meine, so etwas gehört zu haben.
Tante Hilde nickte heftig.
„Ja, ja, das soll heute sein. Und der Arzt kann ihr dann ganz eindeutig und hundertprozentig sagen, ob es ein Junge oder ein Mädchen wird. Sie ist ganz gespannt darauf gewesen. Glaubst du eigentlich, dass man das wirklich kann?"
Ina las den Zweifel in den Augen ihrer Tante, nickte lachend und meinte: „Natürlich kann man das. Das ist schon erkennbar, wenn der Fötus erst vierzehn Wochen alt ist."
„Na, also ich weiß nicht, meinte Tante Hilde kopfschüttelnd. „Ich finde doch, dass es besser ist, wenn man es erst bei der Geburt erfährt.
„Ich weiß nicht, was daran besser sein sollte. Man kann sich doch schon vorher freuen und sich auch entsprechend einrichten. Ich meine, mit der Kleidung und allem."
„Na, du bist gut, meinte Tante Hilde. „Jetzt bin ich aber moderner als du. So was gibt es doch heute gar nicht mehr. Ob es ein Junge oder ein Mädchen ist, so wie früher, blau oder rosa, das ist doch längst vorbei. Da kümmern sich die jungen Mütter nicht drum, und Marie schon gar nicht.
„Na, bring du mal die Brote, sonst verhungern die da oben", sagte Ina.
Oben donnerte ein Schlagbohrer in die Wand, und Tante Hilde hatte nicht verstanden.
„Was sagst du?", schrie sie.
Ina deutete auf die Treppe. „Geh hoch!"
„Da ist noch etwas, schrie Tante Hilde, um den Lärm, der von oben herunterkam, zu übertönen. „Die Mutter kommt.
„Die Mutter? Welche Mutter?", wollte Ina wissen.
Tante Hilde machte ein vorwurfsvolles Gesicht.
„Na, welche Mutter schon? Die von Marie. In vierzehn Tagen will sie kommen. Sie möchte hier sein, wenn das Kind geboren wird."
„Die müssen wir dann aber im Hotel unterbringen", rief Ina, als ihre Tante schon die ersten Stufen hinaufgegangen war.
„.Darüber reden wir noch", antwortete Tante Hilde über die Schulter hinweg und ging mit ihrem großen Tablett nach oben.
Ein paar Sekunden später brach der Lärm des Schlagbohrers jäh ab und ein vielstimmiger Freudenschrei war bis unten zu hören.
Die scheinen wirklich Hunger gehabt zu haben, dachte Ina, die im Badezimmer stand und sich die Hände wusch. Sie hatte sich gerade abgetrocknet, als es an der Tür schellte.
Das wird Bernd sein, dachte sie, ging rasch nach vorn, und da kam gerade Tante Hilde die Treppe hinunter. Sie ging langsam wie immer, denn sie war ein wenig gehbehindert.
„Ich gehe schon, rief Ina nach oben. „Es wird Bernd sein.
Aber als sie die Haustür öffnete, stand Marie draußen. Ihre Schwangerschaft war unübersehbar. Das einst so glänzende dunkle Haar wirkte stumpf, das Gesicht ein wenig blaß und die Augen leicht gerötet. Sie war auch nicht mehr so hübsch wie vor ihrer Schwangerschaft. Aber Ina wusste, dass sich das geben würde.
„Ich habe meinen Schlüssel vergessen. Tut mir leid, Ina", sagte Marie mit dem starken Akzent der geborenen Französin. Aber jetzt sprach sie doch sehr gut deutsch. Sie hatte die ganzen letzten Monate wie besessen gepaukt und geübt. Und der Zwang, unter lauter Deutschen deren Sprache sprechen zu müssen, half mit.
„Nun komm herein. Du hast ja gar keinen Mantel an."
„Es ist doch nicht kalt", beteuerte Marie.
„Ich weiß nicht. Und wenn es plötzlich regnet? Heute Morgen noch hat es gegossen, meinte Ina besorgt und blickte Marie, die kleiner war als sie, vorwurfsvoll an. „Du musst auch an dein Kind denken. Eine Erkältung kannst du dir jetzt nicht leisten.
„Ach, ihr tut alle, als wäre ich eine Schwerkranke. Eine Schwangerschaft ist doch ganz selbstverständlich."
„Du meinst natürlich, wurde sie von Ina lächelnd verbessert. „Nun komm erst mal herein. Willst du etwas Warmes trinken?
„Mir ist nicht kalt. Marie blieb stehen und sah Ina strahlend an. „Weißt du was? Es wird ein Junge! Glaubst du, er freut sich?
„Ganz sicher freut er sich, erwiderte Ina, auf die Maries fröhliche Stimmung überschlug. „Aber ich möchte, dass du es ihm selbst sagst.
Marie nickte. „Ja, ich werde es ihm sagen. Was ist da oben? Es ist ganz still."
„Die essen gerade, erwiderte Ina belustigt. „Wenn du vor einer Viertelstunde gekommen wärst, hättest du dein eigenes Wort nur mit Mühe verstehen können. Ich bin noch nicht einmal oben gewesen.
„Ich gehe gleich hinauf. Ich muss ihm berichten."
„Ja, sag es ihm, entgegnete Ina. „Und was sagt der Arzt sonst?
„Zufrieden, ist sehr zufrieden mit mir. Alles ganz fein."
„Du meinst, alles ist in Ordnung?"
Marie nickte. „Ja, sehr in Ordnung."
„Dann geh mal hinauf. Und sie rief nach oben: „Thomas, Marie kommt. Sie hat dir etwas zu berichten.
Es polterte oben, und kurz darauf stand Inas breitschultriger großer Bruder an der Treppe und rief hinab: „Marie, du bist ja schon zurück."
Marie ging ihm ein Stück entgegen, und mitten auf der Treppe lagen sie sich in den Armen.
Ina ging lächelnd ins Wohnzimmer. Aber sie hatte sich noch nicht einmal gesetzt, um die Tageszeitung durchzusehen, da hörte sie den enthusiastischen Freudenschrei ihres Bruders. Und kurz darauf brüllte er oben: „Jungs, hört mal alle zu! Ich bekomme einen Sohn! Habt ihr gehört, einen Sohn ..."
Irgendwer ahmte oben einen Trompetenstoß nach. Dann wurde auf Blech geklappert, und plötzlich sangen alle das alte Studentenlied „Gaudeamus igitur".
Ina, die dabei sehr an ihre eigene Studienzeit denken musste, summte es, während sie in der Zeitung blätterte, unten mit.
Tante Hilde kam herein.
„Du, Ina", sagte sie, „das ist wirklich ein fröhliches Völkchen da oben. Die haben vielleicht eine Menge geschafft. Du erkennst das nicht
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