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G.F. Barner 108 – Western: Die Brücke der Vergeltung
G.F. Barner 108 – Western: Die Brücke der Vergeltung
G.F. Barner 108 – Western: Die Brücke der Vergeltung
Ebook121 pages1 hour

G.F. Barner 108 – Western: Die Brücke der Vergeltung

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Packende Romane über das Leben im Wilden Westen, geschrieben von einem der besten Autoren dieses Genres. Begleiten Sie die Helden bei ihrem rauen Kampf gegen Outlaws und Revolverhelden oder auf staubigen Rindertrails. Interessiert? Dann laden Sie sich noch heute seine neueste Story herunter und das Abenteuer kann beginnen.

In der Hölle starb man nicht, das wusste Dick Malone genau. In der Hölle krepierte man. Man verreckte langsam und kostete jede Höllenqual bis zur Neige aus.
Wir werden alle krepieren, dachte der ehemalige Sergeant Dick Malone vom dritten Kavallerieregiment der Tennessee Volunteers. Er stand in der Reihe und im Dreck von Camp Pigeon Creek Nummer 2.
Sie standen alle im Dreck, neunzig Mann verteilt auf drei Züge, in Hufeisenformation angetreten, und blickten irgendwohin, nur nicht zum Doppeltor, durch das sie nun Sam Cooley hereinbrachten.
Das arme Schwein, der hat es bald überstanden, dachte Malone und hörte, wie Ed Forges und Nick Steward hinter ihm schnauften. Das wird seine letzte Qual in der Hölle, wie wir Camp 2 nennen. Dann wird er ein Engel sein und weiße Flügel haben, himmlischen Nektar trinken.
Als er an den himmlischen Nektar dachte, machte er die Augen auf und sah den hageren Yankee-Corporal Josef McLaren langbeinig vor dem Sechser-Kommando hergehen, das Sam Cooley in die Mitte genommen und die Bajonette auf die Gewehre gepflanzt hatte.
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateNov 14, 2017
ISBN9783740923365
G.F. Barner 108 – Western: Die Brücke der Vergeltung

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    G.F. Barner 108 – Western - G.F. Barner

    G.F. Barner – 108 – Die Brücke der Vergeltung

    G.F. Barner

    – 108–

    Die Brücke der Vergeltung

    … von Gefangenen erbaut – und von ihnen gesprengt

    G. F. Barner

    In der Hölle starb man nicht, das wusste Dick Malone genau. In der Hölle krepierte man. Man verreckte langsam und kostete jede Höllenqual bis zur Neige aus.

    Wir werden alle krepieren, dachte der ehemalige Sergeant Dick Malone vom dritten Kavallerieregiment der Tennessee Volunteers. Er stand in der Reihe und im Dreck von Camp Pigeon Creek Nummer 2.

    Sie standen alle im Dreck, neunzig Mann verteilt auf drei Züge, in Hufeisenformation angetreten, und blickten irgendwohin, nur nicht zum Doppeltor, durch das sie nun Sam Cooley hereinbrachten.

    Das arme Schwein, der hat es bald überstanden, dachte Malone und hörte, wie Ed Forges und Nick Steward hinter ihm schnauften. Das wird seine letzte Qual in der Hölle, wie wir Camp 2 nennen. Dann wird er ein Engel sein und weiße Flügel haben, himmlischen Nektar trinken.

    Als er an den himmlischen Nektar dachte, machte er die Augen auf und sah den hageren Yankee-Corporal Josef McLaren langbeinig vor dem Sechser-Kommando hergehen, das Sam Cooley in die Mitte genommen und die Bajonette auf die Gewehre gepflanzt hatte.

    Joe McLaren, der First Corporal, hatte die schmalen Lippen fest zusammengepresst und sah starr geradeaus. Er sah keinen der neunzig Gefangenen an, denn der Anblick dieser traurigen Gestalten war ihm zuwider.

    McLaren, den sie nur den »frommen Josef« nannten, war absolut bibelfest und hatte für jeden und alles immer den passenden Spruch bereit. So hatte er denn auch am frühen Morgen zu Sam Cooley gesagt, er würde bald den »himmlischen Nektar« trinken dürfen, seinen eigenen Schweiß.

    Nun hatte Sam Cooley ihn getrunken, man sah es ihm an, denn er wankte nur noch zwischen den beiden Yankees her, die ihn an den gebundenen Armen gepackt hielten, damit er nicht wieder umfiel.

    Dick Malone hatte Sam Cooley an diesem Tag viermal umfallen sehen, aber Cooley war immer wieder aufgestanden. Wenn die kommende Höllenqual für Sam Cooley vorbei war, würde er nicht mehr aufstehen, das wusste Malone.

    Niemand hielt vierzig Peitschenhiebe auf den nackten Rücken aus, der so weit fertig war wie Cooley. Er würde die vollen vierzig Schläge bekommen, dafür bürgte Sergeant John Reading, der hinter dem Sechserkommando herging und die Peitsche in der rechten Hand hielt – die Schnur zusammengefasst und bei jedem Schritt einmal gegen den Stiefelschaft klopfend.

    Eines Tages, dachte Malone, werde ich Reading und den frommen Josef umbringen. Und wenn sie tot sind, werde ich lächeln. Sergeant Reading macht immer alles gründlich, und genauso gründlich werde ich ihn umbringen. Wenn ich gewusst hätte, was Gefangenschaft heißt, hätte ich mich nie ergeben und lieber so lange mit dem Säbel um mich gehauen, bis mich ein Yankee erschossen hätte. Mein lieber Mann, was wäre mir alles erspart geblieben.

    Malone blickte nun zu dem Balken, den man aus der Ferne auch für ein Turnreck halten konnte, dessen Querstange sich zweieinhalb Yards über dem Boden befand und an beiden Enden von je zwei starken Vierkanthölzern abgestützt wurde.

    Der Sergeant hatte am frühen Morgen das Abladen der beiden Brotwagen beaufsichtigt. Heute war der Brottag gewesen.

    Sam Cooley war zum Abladekommando eingeteilt worden und hatte sich ein kleines Brot unter den Hosenbund geschoben, die Luft angehalten, den Bauch eingezogen und geglaubt, dass Sergeant Reading nichts von dem Brot sehen würde.

    Seit zwölf Stunden wusste der ehemalige Südstaatencorporal Sam Cooley, dass Sergeant Reading alles sah. Er hatte keine Schläge bekommen, nur einen Schlag mit einem Vierkantholz ins Kreuz. Danach war er umgefallen und das Brot aus dem Hosenbund in den Dreck neben der Küchenbaracke gerutscht.

    Zuerst hatten sie geglaubt, dass Sergeant Reading Cooley zwingen würde, das verdreckte Brot mit je einem Löffel Schlamm pro Bissen als Zugabe aufzuessen, aber sie hatten sich wieder einmal geirrt.

    Sergeant Reading hatte Cooley einen Spaten holen lassen. Danach hatte Cooley ein Loch graben müssen, in dem man glatt einen Mann hätte beerdigen können. Als das Loch fertig gewesen war, hatte Cooley das Brot hineinwerfen und das Loch wieder zuschaufeln müssen.

    Es war also eine Brotbeerdigung geworden. Das war um elf Uhr gewesen. Um zwei Uhr nachmittags hatte Cooley das Brot wieder ausgraben müssen, und war dabei umgekippt. Um vier Uhr nachmittags musste er es wieder eingraben und gegen neun Uhr erneut ausgraben, und Cooley war dreimal umgefallen.

    Dick Malone blinzelte zum rechten Wachtturm, sah drei Yankees hinter der Turmbrüstung mit angeschlagenen Gewehren stehen und blickte an ihnen vorbei zum Ohio River, der hier, östlich von Evansville in Indiana, 600 Yards breit war und sein gelblich schmutziges Wasser nach Westen wälzte.

    Der ehemalige Sergeant Malone sah die Holzpfeiler der Brücke von Owensboro, die neunzig Gefangene und etwa vierzig Yankees bauten, er betrachtete das Gitterwerk der Holzträgerkonstruktion und die tiefhängenden Regenwolken im Osten.

    »Abteilung – halt!«

    Vierzig Schläge, dachte Malone, werden ihn umbringen, den armen Hund, wenn Sergeant Reading zuschlägt.

    John Reading hasste alle Südstaatler, weil er lieber zu Hause in Cleveland bei seiner Frau und seinen beiden Kindern wäre. Er hasst uns, weil er ein Jahr lang Schmerzen in seinem vereiterten linken Bein gehabt hat, in das ihn eine Rebellenkugel traf.

    Ich wollte, die Kugel wäre vergiftet gewesen, dann lebte der Lump schon lange nicht mehr. Nun ja, wer im Zivilleben nichts weiter getan hat, als Tag für Tag Schweine abzustechen, dem macht es nicht viel aus, wenn jemand verreckt, glaube ich. Für ihn sind Rebellen wie ich nur Schweine – und genauso behandelt er uns auch.

    »Achtung!«

    Malone dachte nicht daran, die Hacken zusammenzuschlagen. Er richtete sich nur etwas auf, hob die vom Balkenschleppen schmerzenden Schultern und spürte, wie sich Logan Chandlers Ellbogen an ihm rieb.

    »Stillgestanden!«

    Sie standen still, aber sie hatten keine Haltung eingenommen. Man konnte das nur als gerades Stehen bezeichnen, gerade das, was ihre Wächter ihnen noch durchgehen ließen. Hätten sie weiter herumgelümmelt, wären ihnen morgen zwei Rationen gestrichen worden. Das wussten sie alle nur zu gut.

    Seitdem sie beim geringsten Widerstand mit Essensentzug bestraft wurden, muckten sie offen nicht mehr auf. Dafür gab es mehr versteckte »Antworten«, keine offene Rebellion mehr, doch ab und zu fiel einem Yankee ein Brett oder ein Balken auf den Fuß, fiel einer, den angeblich niemand gestoßen hatte, in den Ohio oder brach eine Laufplanke durch.

    Dick Malone sah nun, dass Lieutenant Harry Mosley, der noch hinter Sergeant Reading gegangen war, vor das Sechserkommando trat.

    Mosley, im Zivilleben Schulmeister in Nordkentucky, war groß, hager und hielt sich immer kerzengerade. Seine Uniform zeigte niemals einen Fleck. Er hatte so buschige Brauen, dass sie, wenn er sie finster zusammenzog, seine tief liegenden dunklen Augen beinahe verdeckten.

    Sein finsterer Blick traf die Gefangenen, während er in die rechte Außentasche seines blauen Uniformrockes griff. Er war ein derartiger Pedant, dass er den Knopf der Tasche wieder schloss, nachdem er das Schreiben herausgenommen hatte.

    »Befehl des Kommandanten, Captain Hanforda«, schnarrte er dann scharf. »Der Gefangene Cooley wird wegen Diebstahls und Beschmutzung von Verpflegung der Armee der Vereinigten Staaten von Amerika zu vierzig Peitschenhieben verurteilt.«

    Malone blickte zu Cooley. Das schmale bleiche Gesicht Sam Cooleys verriet nichts. Es schien, als hätte Cooley gar nicht zugehört. Der einundzwanzigjährige Sam Cooley stand schwankend zwischen seinen Bewachern und blickte nach Süden. Dort hinten im Süden, mehr als zweihundert Meilen entfernt, kämpften sie: Nordstaatler gegen Südstaatler, irgendwo nördlich des Tennessee Rivers, an dem Cooley zu Hause war.

    In diesem Augenblick riss man Cooley die Arme auseinander und legte ihm die Schlingen um die Handgelenke, um sie durch die Haken straff nach oben zu zerren, sodass Cooley gerade noch auf den Zehenspitzen stehen konnte.

    Im gleichen Moment ließ ein Stöhnen Malone den Kopf nach links wenden. Der zweitletzte Mann im vorderen Glied, Jacob Rosefield, schwankte, fiel und klatschte mit dem Gesicht in den Schlamm von Camp Pigeon Nummer 2.

    So blieb es ihm erspart zu hören, wie der ehemalige Schulmeister Harry Mosley knarrend sagte: »Sergeant, beginnen Sie!«

    Sergeant Reading trat hinter den Gefangenen, dem man das Hemd schon vorher ausgezogen hatte, und nahm den Arm zurück. Die Peitschenschnur lag nun im Dreck. Als sie loszischte und der Sergeant Maß nahm, machte Dick Malone die Augen zu. Er wusste, er würde John Reading eines Tages töten.

    *

    Blut, dachte Malone und hob den Kopf des Jungen an, in diesem Land fließt überall Blut, zu viel Blut. Er sah Joe McLaren an, der hager, das Gesicht in bekümmerte Falten gelegt, auf den Spitzen seiner Stiefel wippend und die Hand am Revolverkolben, vor ihm und den anderen stand. Der fromme Josef wirkte wie ein Sektenprediger,

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