Glücksorte in Dresden: Fahr hin und werd glücklich
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Dass das Glück häufig bereits vor der eigenen Haustür liegt, weiß Christine Fischer seit ihrer Kindheit. Schon damals hat ihr Großvater – ehemals Porzellanmaler in Meissen – sie oft an die Hand genommen und ihr die Stadt, die reizvolle Umgebung, die Sammlungen und Museen gezeigt und ihren Blick für die Schönheit Dresdens geschärft. Ihre Begeisterung spiegelt sich auf jeder Seite wider: Sie lädt ein in eine Tabakmoschee, zu einer Fahrt in der Mini-Eisenbahn, in Theater, Kirchen, Parks und Museen oder auf einen Weinberg mit tollem Ausblick. Immer wieder zeigt sich, dass manchmal ein kleiner Perspektivwechsel genügt, und im Nu ist das Glück gefunden: zwischen Kamelien, Kometen und einer uralten Eiche, auf dem Teller bei Eierschecken, Christstollen oder sächsischem Sauerbraten, in originellen Geschäften mit Farbtöpfen und Milchseife.
Christine Fischer trifft mit ihrer Auswahl genau ins Schwarze, für Touristen genauso wie für Einheimische. Glücksorte in Dresden macht bereits beim Schmökern genau das, was es soll: glücklich.
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Glücksorte in Dresden - Christine Fischer
Dresden
Hauptstraße ohne Verkehr
1Am Goldenen Reiter
Über Sachsens Landesgrenzen hinaus ist August der Starke vielen Menschen bekannt. Mit dem Standbild des Goldenen Reiters auf der Hauptstraße setzte er sich ein bleibendes Denkmal. Etwas uncharmant wenden Pferd und Reiter der damals kursächsischen Residenz der Wettiner den Rücken zu. Dafür hatte Majestät gute Gründe, denn über diese Straße – die Verlängerung der historischen Augustusbrücke – führte ihn einst sein Ritt zur Stadt hinaus bis nach Polen. Dort verwaltete er sein mit viel Geld und einem Glaubensübertritt erkauftes Königreich.
Der Betrachter dieser vergoldeten Selbstdarstellung fragt sich, weshalb der selbstbewusste Regent kein barockes, zeitgemäßes Gewand trägt, sondern die Prunktracht eines römischen Cäsaren. Die Antwort ist beredtes Zeugnis für Friedrich Augusts hochgestecktes Ziel und seinen starken Willen, mit dem er selbiges zu erreichen gedachte. Er sagte: „Ich bringe die Wettiner auf den Kaiserthron!" Durch die Vermählung seines Sohnes mit der Kaisertochter Erzherzogin Maria Josepha von Österreich wäre ihm das auch beinahe gelungen. Beinahe!
Heute hört die Hauptstraße weder Pferdegetrappel noch das Geratter von Kutschen. Sie hat sich zur Allee gewandelt und zählt zu den beliebtesten Einkaufsmeilen Dresdens. Umsäumt von stattlichen Platanen und bunten Blumenrabatten kann man sich hier nach einem Spaziergang durch den Altstadtkern sehr gut erholen.
Für das leibliche Wohl ist auf der Hauptstraße bestens gesorgt. Von der Augustusbrücke kommend lädt bereits am Beginn der Straße, rechts des Goldenen Reiters, das „Eiscafé Venezia mit süßen Verführungen ein, während links „Watzkes Brauereiausschank
mit deftigen Speisen aufwartet. Café und Lokal bieten in der warmen Jahreszeit genügend Außenplätze. Bei schönem Wetter ist die Nachfrage besonders groß. Auch wegen des tollen Blicks auf die Silhouette der Altstadt. Hier zu sitzen, lässt kulturgestresste Touristen die Anstrengungen des Tages vergessen. Und auch die Dresdner kommen gern auf die Hauptstraße zum Genießen und Verweilen.
Eiscafé Venezia, Hauptstraße 2a, 01067 Dresden, www.venezia-dresden.de
Watzkes Brauereiausschank, Hauptstraße 1, 01067 Dresden, www.watzke.de
ÖPNV: Tram 4, 8, 9, Haltestelle Neustädter Markt
Ganz in Gold
2Der Mozartbrunnen
Mal abschalten, Ruhe tanken, die lebhafte Stadt hinter sich lassen. Am Mozartbrunnen gelingt das auch demjenigen, der sich in den Dresdner Kunsttempeln die Beine müde gelaufen hat oder in den Kaufhäusern entlang der Prager Straße auf Shoppingtour war. Denn der Brunnen steht nur wenige Fußminuten vom zentral gelegenen Rathaus entfernt. Die drei Grazien Ernst, Anmut und Heiterkeit haben gut tanzen auf ihrem Sandsteinpostament, symbolisieren sie doch das Wesen und die Vielfalt der Musik von Wolfgang Amadeus Mozart. Das zu erkennen wird nicht jedem Betrachter auf Anhieb gelingen. Trotzdem ist die überlebensgroße Figurengruppe ein echter Hingucker. Allein schon wegen ihrer Vergoldung. Das edle Material suggeriert uns Schönheit, Vollkommenheit, Reichtum. In diesem Fall jedoch erschöpft sich der Reichtum im optischen Genuss. Denn Blattgold auf Bronze geschlagen hat durchschnittlich eine Dicke von nur 1/2000 Millimetern. Dennoch sind die vergoldeten Figuren beredtes Zeugnis der Verehrung für den genialen Musiker und Komponisten.
Mozart beehrte Dresden nur ein einziges Mal zu Ostern 1789. Einer der Höhepunkte war damals der Orgelwettstreit zwischen Mozart und dem hochgeschätzten Erfurter Organisten Johann Wilhelm Häßler. Keine Frage, wer den Wettstreit gewonnen hat.
Der Luftangriff am 13. Februar 1945 hat die Figuren und die Einfassung des Brunnens stark beschädigt. Am 5. Dezember 1991 – an Mozarts 200. Todestag – konnte er nach aufwendiger Rekonstruktion wieder der Öffentlichkeit übergeben werden. Seitdem erwacht auch der englische Landschaftsgarten „Bürgerwiese", in dem der Brunnen steht, zu neuem Leben. Die Anlage überrascht den Besucher mit weiteren wertvollen, teilweise rekonstruierten Großplastiken.
Bei einem Spaziergang durch den Park drängt sich die Frage auf, welcher der drei in Wien, Dresden und Sankt Gilgen aufgestellten Mozartbrunnen denn nun der schönste sei. Noch reizvoller wäre die Frage: Was würde Mozart zu dieser goldenen Verehrung sagen?
Landschaftsgarten Bürgerwiese, 01067 Dresden, neben dem Deutschen Hygienemuseum
ÖPNV: Tram 10, 13, Haltestelle Großer Garten
Kunst im Gaswerk
3Das Panometer
Die Treppen des früheren Gasometers sind erklommen. Wir stehen auf dem 15 Meter hohen Podest. Genau genommen stehen wir auf dem Turm der Katholischen Hofkirche. Über ihr Dach hinweg blicken wir auf die barocke Stadt. Mit großer Wahrscheinlichkeit hat sie um das Jahr 1756 so ausgesehen. Wir schauen und staunen. Unsere Blicke wandern über ein längst vergangenes Dresden, und dennoch sind wir mittendrin. Hat irgendwer die Zeit zurückgedreht?
Es wird dunkel. Blassblaues Schummerlicht umhüllt die Dächer. Am Horizont zeigen sich schwach die Meißner Weinhänge und die Erhebungen des Elbsandsteingebirges. Ein Hahn kräht. Dresden erwacht. Musik erklingt. Weiche, einfühlsame Musik. Die aufgehende Sonne erwärmt die Stadt. Die Menschen gehen ihrem Tagwerk nach. Auf dem Dach der Hofkirche wird fleißig gehämmert. Vom Schlossturm gegenüber genießen Mitglieder des Hofes die Aussicht. Auf der Augustusbrücke herrscht reges Treiben. Rasch zieht der Tag vorüber. Über dem Japanischen Palais erhellt ein Feuerwerk den Abendhimmel. August der Starke wird der Initiator sein, wer sonst. Im Nordosten zieht drohend ein Gewitter auf. Bereits am Nachmittag hatten dunkle Wolken es angekündigt. Wir hören Marschschritte, rhythmische Trommelschläge. Ist das die herannahende preußische Armee, die im Sommer 1760 Dresden besetzen und in großen Teilen zerstören wird? Um Mitternacht dreht der Nachtwächter seine Runde. Es wird still und dunkel. Eine Katze miaut. Der neue Tag beginnt, und mit ihm beginnt auch aufs Neue die zauberhafte Illusion, die uns das Rundbild des Künstlers Yadegar Asisi bereitet. Seit dem Jahr 2006 zeigt er verschiedene, überaus beeindruckende Panoramabilder.
Die Leinwand ist 27,5 Meter hoch und 108 Meter breit. Wechselnde Ausstellungen im Erdgeschoss ergänzen das Panorama. Wer sich darauf einlässt, ist berührt. Will den Wechsel von Tag und Nacht noch einmal erleben, wieder und wieder. Dresden zur Zeit des Barock. Die Erinnerung wird lange bleiben.
Panometer Dresden, Gasanstaltstraße 8B, 01237 Dresden
www.panometer.de
ÖPNV: Tram 1, 2, Haltestelle Liebstädter Straße, dann ca. zehn Minuten Fußweg über Winterbergstraße, Bus 64, Haltstelle Nätherstraße
Im Galopp
4Auf der Pferderennbahn in Seidnitz
„Alles Glück dieser Erde liegt auf dem Rücken der Pferde." Der Schöpfer dieses Slogans ist längst verblichen, und nicht jeder, der Pferde mag, kann sich auf ein solches schwingen und davonreiten. Doch der tiefere Sinn des Spruchs gilt nach wie vor: hinaus in die freie Welt, hinein ins Abenteuer! Freunde des Pferdesports empfinden es ganz sicher als großes Glück, wenn sich in ihrem Urlaubsort eine Pferderennbahn befindet und spannende Rennen angesagt sind. Wie in Dresden!
Die Rennbahn im Stadtteil Seidnitz existiert seit dem Jahr 1891. Die Liebe zu Pferdewettrennen entdeckte Dresden bereits 40 Jahre zuvor. Erste Rennen gab es im Jahr 1851 auf Exerzierplätzen im Ostragehege und in der Neustadt. Trotz moralischer Bedenken gewisser Kreise war die Leidenschaft für Pferdewettrennen nicht aufzuhalten. Herren des später in „Dresdener Rennverein 1890 e.V." umbenannten Vereins organisierten immer häufiger derartige Rennen.
In der Vereinschronik heißt es: „ … zum Wohle der deutschen Pferdezucht und zum Vergnügen breiter Bevölkerungskreise". Am 7. Mai 1891 wurde die Rennbahn in Seidnitz eröffnet. Und das mit ausverkauften Tribünen an allen sieben Renntagen. Ein großartiger Erfolg. Moralische Bedenken schwanden schlagartig, nachdem König Albert und Mitglieder des sächsischen Hofes sich öfters in Seidnitz die Ehre gaben und zudem hochkarätige Preise auslobten.
Seit nunmehr 125 Jahren genießt die Seidnitzer Galopprennbahn einen hervorragenden Ruf. Bis auf wenige kleinere Gebäude steht sie als Flächendenkmal unter Denkmalschutz. Renommierte Rennställe aus ganz Deutschland beteiligen sich an den begehrten Preisrennen, wie dem Dresdner Jubiläumspreis, der seit 1901 alle zehn Jahre stattfindet. Freunde des Pferdesports kommen gern in das 43 Hektar große Areal, das einem riesigen Park gleicht. Schmuckstück ist die rekonstruierte Haupttribüne aus dem Gründungsjahr. Und wer im Wettbüro wieder einmal auf das falsche Pferd gesetzt hat, kann seinen Kummer im rustikalen Rennbahnrestaurant mit einem zünftigen regionalen Bier hinunterspülen.
Rennbahn Dresden, Oskar-Röder-Straße 1, 01237 Dresden
www.drv1890.de
ÖPNV: Bus 64, 65, 87, S-Bahn S1/S2, Haltestelle Bahnhof Reick
Ausschank mit Fahne
5Im Pillnitzer Weinberg
Wein