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Augen auf und durch: Gebrauchsanweisung für unruhige Zeiten
Augen auf und durch: Gebrauchsanweisung für unruhige Zeiten
Augen auf und durch: Gebrauchsanweisung für unruhige Zeiten
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Augen auf und durch: Gebrauchsanweisung für unruhige Zeiten

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Wirtschaftskrisen, Erfolge populistischer Parteien, die Wiederkehr nationalistischer Reflexe, die rasant fortschreitende Digitalisierung von Alltag und Berufswelt geben genug Anlass für Pessimismus. Diskussionen werden zunehmend aggressiv geführt, offensiv zur Schau gestellte Ignoranz beherrscht die virtuellen und realen Stammtische. Es wirkt, als ob alle eine Meinung hätten, aber niemand eine Ahnung, wohin die gesellschaftspolitische Reise geht. Grund genug für einen Leitfaden zum Leben in diesen unruhigen Zeiten – inhaltlich fundiert, doch mit viel Witz und Ironie. Ein Buch, das auf amüsante Weise die großen Themen der Gegenwart angeht: Populismus, Abstiegsangst und Leistungsdruck, Verrohung der Kommunikation, "Führer"- Sehnsucht, Zukunftssorgen.
LanguageDeutsch
Release dateMar 6, 2018
ISBN9783701745746
Augen auf und durch: Gebrauchsanweisung für unruhige Zeiten

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    Book preview

    Augen auf und durch - Michael Laczynski

    Quellen

    1

    Willkommen in unruhigen Zeiten

    »Die Zukunft ist nicht mehr das, was sie einmal war.«

    YOGI BERRA

    An einem klaren Frühlingsmorgen, am 18. April 2017, machte die 73-jährige Pensionistin Brenda gerade einen Spaziergang durch ihre Nachbarschaft in der südwestenglischen Stadt Bristol, als in London Premierministerin Theresa May vor die Tür ihrer Residenz trat, um die Ausrufung vorgezogener Neuwahlen zu verkünden. May, die von der innenpolitischen Sturmflut nach dem britischen EU-Austrittsvotum im Juni 2016 eher zufällig in die Downing Street 10 gespült wurde, erhoffte sich von der Neuwahl eine persönliche Bestätigung und ein Mandat, um mit jenen Querulanten innerhalb der Regierungspartei kurzen Prozess machen zu können, die nicht genug Enthusiasmus für den bevorstehenden Brexit an den Tag legten. »Die Saboteure müssen dran glauben!«, urteilten die Scharfrichter des Boulevardblatts »Daily Mail«, während sich auf den Regierungsbänken die Befürworter eines harten Bruchs mit Europa im Glauben wiegten, Mays zu erwartender Blitzsieg würde das perfide Brüssel in die Knie zwingen. Sobald die Wahl gewonnen sei, werde die EU den Briten all das gewähren, was sie ihnen bisher vorenthalten habe – nämlich alle Vorteile einer EU-Mitgliedschaft ohne lästige Pflichten wie Mitgliedsbeiträge oder Reisefreiheit für unliebsame Ausländer. Man werde sich endlich an dem ewig reichhaltigen Kuchenbüfett laben können, das Außenminister Boris Johnson den Briten im Vorfeld des Brexit-Referendums versprochen hatte.

    Noch bevor May mit ihrer Rede an die Nation fertig war, schwärmten überall im Vereinigten Königreich die Reporter aus, um die Reaktionen der Öffentlichkeit auf die überraschende Ankündigung der Regierungschefin einzuholen. Wie würden die Menschen zehn Monate nach der aufwühlenden Abstimmung über die Mitgliedschaft ihres Landes in der Europäischen Union auf einen neuerlichen Urnengang reagieren? Für die BBC war in den Straßen von Bristol der Fernsehjournalist Jon Kay unterwegs. Er stieß auf eine dunkel gekleidete, ältere Dame mit gepflegtem, silbergrauem Kurzhaarschnitt und fragte sie vor laufender Kamera nach ihrer Meinung zu Mays Vabanquespiel.

    Jon Kay: »Madam, Premierministerin Theresa May hat soeben vorgezogene Neuwahlen beschlossen.«

    Brenda aus Bristol: »Das ist doch ein Scherz, oder? (fassungslos) Schon wieder eine Wahl? Lieber Gott, ich halte das nicht mehr aus … Es gibt zu viel Politik in diesem Land! Warum um Himmels Willen muss sie das ausgerechnet jetzt tun?«¹

    Warum bloß? Diese nicht gänzlich aus der Luft gegriffene Frage stellte man sich an diesem Tag nicht nur in Bristol. Im Lauf der nächsten Stunden avancierte das BBC-Interview mit der pensionierten Sekretärin zu einem der meistgesehenen Videoclips in Großbritannien. Im sozialen Netzwerk Twitter wurde #Brenda zum Synonym für den Überdruss der Briten an den nicht enden wollenden Grabenkämpfen zwischen den politischen Eliten des Landes, deren Interessen mit den Bedürfnissen der Bevölkerung immer weniger deckungsgleich zu sein schienen. Und als am Wahltag knapp zwei Monate später die Stimmen der »kleinen Leute von der Straße« ausgezählt waren, erhielten die Tories die Quittung: Anstatt zu triumphieren, verlor die Regierungspartei ihre Parlamentsmehrheit. Ihren Posten konnte Theresa May zwar durch einen Deal mit der nordirischen Regionalpartei DUP retten, ihre Reputation aber war irreparabel beschädigt. Und kein einziges Problem war gelöst. Die britische Gesellschaft war gespaltener, die Verhandlungen mit der EU über die Modalitäten des Austritts wurden schwieriger, die Zeit knapper und die Gräben zwischen Europafreunden und -feinden tiefer.

    Der einzige, wenn auch schwache Trost: Das Image der politischen Entscheidungsträger Großbritanniens schien unter dem Wahldebakel nicht gelitten zu haben – im Gegenteil. Als Meinungsforscher des Instituts Ipsos MORI die Briten Ende 2016 nach ihrem Vertrauen in die Aufrichtigkeit der Politiker gefragt hatten, hatten nur 15 Prozent eine positive Antwort gegeben. Ein Jahr später lag der Anteil bei 17 Prozent – eine leichte Verbesserung, aber immer noch weit vom Ergebnis des Jahres 2015 entfernt, als unglaubliche 21 Prozent der Briten die Politiker des Landes für aufrichtig gehalten hatten. Sollte dieser positive Trend anhalten, werden Politiker bereits in fünf Jahren so beliebt sein wie Journalisten, denen 2017 immerhin 27 Prozent der Befragten vertrauten.² Davon ist allerdings nicht auszugehen, denn mit dem Vollzug des EU-Austritts am 29. März 2019 dürfte vielen Briten schlagartig bewusst werden, dass jenseits von Europa nicht die blühenden Landschaften liegen, die man ihnen versprochen hat.

    Vorwärts in die Vergangenheit

    Brenda aus Bristol traf den Nagel auf den Kopf: Es gibt in der Tat zu viel Politik. Und das nicht nur in Großbritannien, das gerade dabei ist, Harakiri mit Anlauf zu begehen. Oder in den USA, wo das Weiße Haus nach dem Wahltriumph von Donald Trump zu einer gepolsterten Krabbelstube umfunktioniert werden musste. Oder im Nahen Osten, wo derzeit ein groß angelegter Feldversuch läuft, ob sich ganze Staaten in die Steinzeit zurückprügeln lassen. Oder in China, wo die in feinstes Tuch gehüllte Avantgarde des Proletariats Lamborghini fährt, Austern schlürft und Zigarren schmaucht, während giftiger Smog durch die Metropolen der Volksrepublik wabert. Oder in Europa, das eigentlich aus den Fehlern seiner Vergangenheit lernen und alles besser machen wollte, aber nicht recht vom Fleck kommt, weil die bösen Geister der Vergangenheit Brückenköpfe in der Gegenwart errichtet haben – in Ungarn wie in Polen, in der Türkei wie in Russland, in Spanien wie in Italien und in Österreich. Wohin man auch blickt – Politik ist überall. Und anders als die altvertraute, harmlos wirkende Politik der vergangenen Jahrzehnte kommt die neue Politik wie ein maskierter Räuber daher, der in einer dunklen Seitengasse wehr- und ahnungslosen Passanten auflauert. Besonders gut auf den Punkt gebracht hat diese Wandlung die britische Autorin Ali Smith: Es ist, als ob die Demokratie eine Flasche wäre, die man zerschlagen kann, um jemandem damit wehzutun.³

    Dabei war alles ganz anders geplant. Nachdem die ideologischen Gräben zwischen Ost und West zugeschüttet waren, sollte die Verwaltung der Welt langweilig werden – ohne Kulturkämpfe und Rüstungsspiralen. Im Lauf der 1990er-Jahre wurde Europa schrittweise zu einer progressiven Ganztagsschule umgebaut, in der Nationalstaaten gutes Benehmen, Budgetarithmetik und Business English lernen sollten. Die erzieherischen Maßnahmen, die im Lauf der vergangenen zweieinhalb Jahrzehnte gesetzt wurden, waren einerseits extrem erfolgreich – wer hätte es 1989, als der Eiserne Vorhang fiel, für möglich gehalten, dass der ehemalige Ostblock bereits 15 Jahre später der Europäischen Union beitreten würde? Andererseits aber blieb die europäische Erziehung oberflächlich. Und als Europa von einer Wirtschaftskrise erschüttert wurde und sich an ihren Außengrenzen Gewitter zusammenbrauten, brachen die alten Wunden wieder auf. Zu begutachten ist dieses Phänomen an den Rändern der Union – in Großbritannien, Polen und Ungarn, wo die politischen Entscheidungsträger wie besessen daran arbeiten, den alten Traumata neues Leben einzuhauchen. Je schriller die Lobeshymnen auf siegreich geschlagene Schlachten gegen den Erbfeind, je eindringlicher die Beschwörung vergangener Heldentaten, desto lauter der Ruf nach Wiedergutmachung alten Unrechts.

    Für das Zusammenleben ist diese Haltung alles andere als förderlich. Was zusammenwachsen sollte, driftet wieder auseinander. Ein Teil Europas fühlt sich vom anderen Teil übervorteilt, fordert Respekt und finanzielle Zuwendungen. Die solcherart Angesprochenen wiederum sehen sich in der Rolle eines Wohltäters, der seine entfernten Verwandten zum Bankett eingeladen hat und sich nun mit den halbverhungerten Cousins dritten Grades um gepflegte Konversation bemüht, während diese nur Richtung Büfett schielen. Die Höflichkeit gebietet es, die undankbaren Gäste nicht einfach so vor die Tür zu setzen – außerdem haben sie sowieso einen Zweitschlüssel zum Festsaal und können jederzeit zurückkommen. Und selbst wenn man sie ein für alle Mal loswerden könnte – vor der Tür drängen sich bereits die nächsten Notleidenden in spe.

    Was tun, wenn die Welt aus den Fugen gerät? Wie sollen Sie mit der Tatsache zurechtkommen, liebe Leserinnen und Leser, dass gefühlt jede zweite Nachrichtenmeldung wie die Zusammenfassung eines schlechten Horrorfilms klingt? Lange Zeit konnten wir uns damit trösten, dass die deutschsprachige Mitte Europas wohlhabend, stabil und – seien wir ehrlich – ein wenig langweilig war. Ersteres gilt nach wie vor, Zweiteres auch – wenn auch etwas weniger als früher –, doch mit der Langeweile ist es definitiv vorbei. Das liegt einerseits daran, dass in Deutschland und Österreich die innenpolitische Plattentektonik in Bewegung geraten ist. Es sickert langsam die Erkenntnis durch, dass weder die Große Koalition noch Angela Merkel für die Ewigkeit gemacht sind. Dass Wechsel, wie in Österreich von Rot-Schwarz zu Türkis-Blau, geschmeidig vonstattengehen können. Und dass sich die Bevölkerung überraschend schnell an die neue Farbpalette gewöhnt. Auf der anderen Seite sehen wir uns viel mehr als in der Vergangenheit mit dem Wohlstandsgefälle zwischen uns und dem weniger glücklichen Rest der Welt konfrontiert, weil sich zuletzt immer mehr Menschen aus den nicht mit Wohlstand und Frieden gesegneten Landstrichen auf den Weg Richtung Europa gemacht haben. Wir wurden von dieser Entwicklung überrumpelt und schwanken seither zwischen Hilfsbereitschaft, Überforderung und dem immer brennenderen Wunsch nach Ruhe.

    Es ist ein harmlos klingender Wunsch mit weitreichenden Konsequenzen. Und zwar nicht nur für jene, auf deren Kosten die Ruhe wiederhergestellt werden soll, sondern auch für uns selbst. Denn unser Wunsch wurde in ein Produkt verwandelt. Das Ruheversprechen wird auf dem politischen Marktplatz wie eine Luxusware angeboten. Und die Bestanbieter sind immer öfter nicht die altehrwürdigen Handelshäuser aus der politischen Mitte, sondern fliegende Händler des Populismus: Solarium-gebräunte Vertretertypen, die Hemden eine Spur zu eng, die Schuhe einen Tick zu spitz, die Socken eine Farboktave zu bunt, die Uhren an den Handgelenken einige tausend Euro zu teuer und das Lächeln drei Tuben Perlweiß zu strahlend. Und sie wissen ganz genau, was die verunsicherte Kundschaft gerne hätte: nämlich die Rückkehr zur guten alten Zeit. Der mächtigste politische Slogan lautet heute »Es war einmal …«, um mit den Worten des Ideenhistorikers Mark Lilla zu sprechen.⁴ Früher wollte niemand aus der Zeit gefallen sein, mittlerweile sehnen sich alle danach.

    Der Wunsch nach einem Notausgang aus der Gegenwart bezieht sich nicht nur auf die große Politik. Man muss kein Pessimist sein wie der Anfang 2017 verstorbene Soziologe Zygmunt Bauman, der davon schreibt, dass unsere in Unruhe geratene Welt »Schauplatz eines Krieges aller gegen alle und damit gegen niemand Bestimmten«⁵ geworden ist, um zu bemerken, dass mit unserem Alltag irgendetwas nicht mehr stimmt. Dieses Irgendetwas lässt sich weder eingrenzen noch beschreiben, sondern nur erspüren. Es fühlt sich an wie ein lästiger Juckreiz auf der Hirnrinde – an einer Stelle also, die sich nicht kratzen lässt, weil man dazu die Schädeldecke abheben müsste. Das Gefühl setzt sich aus unzähligen, mikroskopisch kleinen Einzeleindrücken zusammen, die, so stellen wir uns das vor, ein Gesamtbild ergeben müssten. Doch an dieser Herausforderung scheitern wir.

    Die neue Ungemütlichkeit

    Welche Mosaiksteine liegen vor uns? Da wäre zunächst einmal der real zunehmende ökonomische Druck. Wir spüren ihn, wenn wir davon lesen, dass in einer nicht allzu weit entfernten Zukunft bereits jede zweite Berufstätigkeit von programmierten Maschinen verrichtet werden soll. Oder dass das nächste Unternehmen seine Zelte abbricht, um die Produktion ins weit entfernte, dafür aber umso billigere Ausland zu verlegen. Wir werden unruhig, wenn wir die Immobilienanzeigen studieren und merken, dass die Wohnungspreise unserem Einkommen davongaloppieren. Oder wenn wieder einmal davon die Rede ist, dass das Pensionsniveau langfristig nicht zu halten sei. Wir sind irritiert, wenn das Glas Qualitätswein im Lokal ums Eck fünf Euro kostet und im Kaffeehaus der kleine Mokka an der Drei-Euro-Marke kratzt. Wenn davon die Rede ist, dass in Europa die Preise bemerkenswert stabil seien – nur leider, leider nicht bei uns. Oder wenn beim Abendessen mit Freunden die Rede auf die Zukunft kommt und am Tisch alle leise zu rechnen beginnen, wer wie viel erben wird und ob es ausreicht, um sich den Lebensstil der Mittelschicht weiter leisten zu können.

    Apropos Mittelschicht: Zumindest in unserem Teil der Welt ist das Mehrheitsmilieu nach wie vor relativ stabil. Die jüngste Vermessung der europäischen Mittelschicht, die das Forschungsinstitut Pew Research 2017 durchgeführt hat, ergab, dass im Zeitraum 1991 bis 2010 die Haushaltseinkommen in der breiten Mitte der Skala in Frankreich, den Niederlanden, Irland und Großbritannien gewachsen, in Spanien, Italien, Finnland und Deutschland dagegen leicht geschrumpft sind.⁶ So weit, so beruhigend. Im Jahr 2010 brach allerdings die europäische Schuldenkrise aus, die in den betroffenen Ländern eine Schneise der Verwüstung hinterlassen hat. Die letzten Jahre waren nicht gnädig zu uns. Ohne Krise hätten wir es viel besser haben können. Haben wir aber nicht. Dafür werden im Abwehrkampf gegen die Abwärtsmobilität die Einsätze immer höher, weil der drohende Fall immer tiefer erscheint.

    Um nicht zurückzufallen, versuchen wir, alles richtig zu machen – richtiger Job, richtige Freizeitbeschäftigungen, richtige Bildung, richtige Freunde, richtige Partner, richtige Kinder, richtiger Lifestyle. Doch die Wirkung unserer Maßnahmen lässt spürbar nach, während die Wirkkraft des Geldes ebenso spürbar zunimmt. Ein Beispiel: Lange Zeit hatte es geheißen, dass man sich auch ohne viel Geld gut und gesund ernähren könne – man müsse es nur so machen wie die Südländer und viel Grünzeug essen, möglichst auf rotes Fleisch verzichten und die Speisen mit viel Olivenöl zubereiten. Was aber soll man tun, wenn die jüngsten wissenschaftlichen Untersuchungen zum Schluss kommen, dass die mediterrane Kost nur dann vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen schützt, wenn man zur Oberschicht gehört?⁷ Oder wenn das Kontosaldo in den digitalen Partnerbörsen zum wichtigsten Auswahlkriterium vor Charisma, Humor oder gutem Aussehen aufrückt?⁸ Je umfassender die Bedeutung der eigenen Position auf der sozialen Leiter, desto größer die Angst vor einem unfreiwilligen Abstieg. Und desto wichtiger die Verteidigung der eigenen Privilegien – auch auf Kosten der Mitbürger.

    Dieser selbst auferlegte Zwang zum korrekten Leben ist der zweite Teil unseres Puzzles. Zusätzlich verstärkt wird dieser Zwang dadurch, dass sich die Leben immer genauer vermessen lassen. Und damit meine ich nicht nur die allgegenwärtigen Schrittzähler, Pulsmesser und Kalorientabellen, die in unseren Mobiltelefonen verbaut sind. Der Messzwang nimmt immer absurdere Formen an – so will beispielsweise das altehrwürdige britische Wochenmagazin »The Economist« herausgefunden haben, dass US-Bürger pro Minute auf Facebook vier Millionen »Likes« hinterlassen und ihren Gedärmen

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