Wo sind meine Wurzeln?: Dr. Laurin 160 – Arztroman
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About this ebook
Patricia Vandenberg ist die Begründerin von "Dr. Norden", der erfolgreichsten Arztromanserie deutscher Sprache, von "Dr. Laurin", "Sophienlust" und "Im Sonnenwinkel". Sie hat allein im Martin Kelter Verlag fast 1.300 Romane veröffentlicht, Hunderte Millionen Exemplare wurden bereits verkauft. In allen Romangenres ist sie zu Hause, ob es um Arzt, Adel, Familie oder auch Romantic Thriller geht. Ihre breitgefächerten, virtuosen Einfälle begeistern ihre Leser. Geniales Einfühlungsvermögen, der Blick in die Herzen der Menschen zeichnet Patricia Vandenberg aus. Sie kennt die Sorgen und Sehnsüchte ihrer Leser und beeindruckt immer wieder mit ihrer unnachahmlichen Erzählweise. Ohne ihre Pionierarbeit wäre der Roman nicht das geworden, was er heute ist.
»In London ist bestimmt noch viel schlechteres Wetter als bei uns«, sagte Kyra, Dr. Laurins Jüngste, unwillig.
»Vom Wetter werde ich sowieso nicht viel merken, und morgen Abend bin ich schon wieder zu Hause«, meinte Dr. Laurin.
»Und wenn die Maschine gar nicht landen kann, oder wenn sie morgen nicht starten kann, Papi?«, fragte Kyra besorgt.
Es behagte ihr gar nicht, dass ihr geliebter Papi mal wieder verreiste.
»Bald ist sowieso schon wieder ein Gynäkologenkongress in München«, mischte sich nun auch Kevin ein, der es ebenfalls höchst überflüssig fand, dass sich sein Vater auf Reisen begab, nur um Kollegen zu treffen.
»Dr. Atkins und Dr. Warren können nicht nach München kommen«, erklärte Leon, »und ein Gespräch mit ihnen bedeutet mir mehr als ein mehrtägiger Kongress.«
»Mehr als du können sie auch nicht«, stellte nun Konstantin fest, und seine Zwillingsschwester nickte dazu.
»Auf geht's«, sagte Konstantin, als der Wagen kam, von Clemens Bennet gesteuert, der seinen Schwiegersohn Dr. Lars Petersen und Dr. Laurin zum Flugplatz bringen wollte.
Es war sieben Uhr morgens, und noch lösten sich die Nebelschwaden nicht vom Boden.
»Bleib sauber, Papi«, sagte Konstantin rau.
»Frechdachs«, lachte Leon. »Ärgert mir Mami nicht.«
»Tun wir nie«, flüsterte Kyra weinerlich.
Den Abschiedsküssen folgte eine triste Stimmung im Haus Laurin. Es war doch ein Unterschied, ob der Papi nur zur Klinik fuhr oder eben nach London flog.
Auch in der Prof.-Kayser-Klinik vermisste man den Chef. Operationen waren nicht angesetzt worden. Die Visite fand früh statt, und immer schallte Dr. Lenz und Dr. Thiele die Frage entgegen, wo denn Dr. Laurin sei.
Besonders ungnädig war Frau Wollin,
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Wo sind meine Wurzeln? - Patricia Vandenberg
Dr. Laurin
– 160 –
Wo sind meine Wurzeln?
Ein anonymer Brief zerstört Stefanies bisher so heile Welt
Patricia Vandenberg
»In London ist bestimmt noch viel schlechteres Wetter als bei uns«, sagte Kyra, Dr. Laurins Jüngste, unwillig.
»Vom Wetter werde ich sowieso nicht viel merken, und morgen Abend bin ich schon wieder zu Hause«, meinte Dr. Laurin.
»Und wenn die Maschine gar nicht landen kann, oder wenn sie morgen nicht starten kann, Papi?«, fragte Kyra besorgt.
Es behagte ihr gar nicht, dass ihr geliebter Papi mal wieder verreiste.
»Bald ist sowieso schon wieder ein Gynäkologenkongress in München«, mischte sich nun auch Kevin ein, der es ebenfalls höchst überflüssig fand, dass sich sein Vater auf Reisen begab, nur um Kollegen zu treffen.
»Dr. Atkins und Dr. Warren können nicht nach München kommen«, erklärte Leon, »und ein Gespräch mit ihnen bedeutet mir mehr als ein mehrtägiger Kongress.«
»Mehr als du können sie auch nicht«, stellte nun Konstantin fest, und seine Zwillingsschwester nickte dazu.
»Auf geht’s«, sagte Konstantin, als der Wagen kam, von Clemens Bennet gesteuert, der seinen Schwiegersohn Dr. Lars Petersen und Dr. Laurin zum Flugplatz bringen wollte.
Es war sieben Uhr morgens, und noch lösten sich die Nebelschwaden nicht vom Boden.
»Bleib sauber, Papi«, sagte Konstantin rau.
»Frechdachs«, lachte Leon. »Ärgert mir Mami nicht.«
»Tun wir nie«, flüsterte Kyra weinerlich.
Den Abschiedsküssen folgte eine triste Stimmung im Haus Laurin. Es war doch ein Unterschied, ob der Papi nur zur Klinik fuhr oder eben nach London flog.
Auch in der Prof.-Kayser-Klinik vermisste man den Chef. Operationen waren nicht angesetzt worden. Die Visite fand früh statt, und immer schallte Dr. Lenz und Dr. Thiele die Frage entgegen, wo denn Dr. Laurin sei.
Besonders ungnädig war Frau Wollin, die nur vom Chefarzt persönlich untersucht werden wollte. Ihr als Privatpatientin erster Klasse stünde das ja wohl zu.
Ab und zu musste man sich auch in der Prof.-Kayser-Klinik mit solchen Patientinnen herumärgern, und mit einem abgrundtiefen Seufzer stellte Schwester Marie fest, dass sie nicht nur drei Kreuze machen würde, wenn diese launische Person endlich entlassen würde, sondern drei Dutzend.
Doch die Ärzte blieben gelassen. Sie bewahrten Ruhe. Sie waren sich ihrer Verantwortung bewusst und darauf bedacht, Dr. Laurin würdig zu vertreten. Er sollte keinen Grund zur Klage haben.
*
Antonia Laurin hatte ihre Jüngste zur Schule gebracht und machte noch ein paar Besorgungen. Sie schalt sich ihrer Unkonzentriertheit, aber ihre Gedanken begleiteten ihren Mann auf dem Flug.
Als sie zurückkam, traf sie den Briefträger. Einen ganzen Stoß Post hatte er heute für sie. Antonia kam der Gedanke, sich die Zeit damit zu verkürzen, endlich einmal längst fällige Briefschulden zu erledigen.
Die Ruhe war wohltuend, und Antonia wurde nun auch innerlich wieder ruhiger. Sie beschäftigte sich mit der Post. Verschiedene Ansichtskarten brachten Grüße von guten Bekannten, die in wärmeren Gefilden noch nachholen wollten, was dieser regnerische Sommer ihnen hier versagt hatte.
Einige Briefe waren an Leon adressiert, aber sie hatten mehr offiziellen Charakter. Manchmal waren es Anfragen über Patientinnen, die er früher mal behandelt hatte und die dann verzogen waren.
Ein Brief trug als Absender eine Privatklinik Dr. Loderer. Antonia war es gewöhnt, auch die Post zu beantworten, die an Leon gerichtet war. Er ließ sich nur selten dazu bewegen, mal einen Brief selbst zu lesen, und Geheimnisse gab es zwischen ihnen nicht.
Doch als Antonia diesen Brief geöffnet hatte, verriet ihr schon die Anrede, dass es ein sehr persönlicher Brief sein musste, dazu von weiblicher Hand geschrieben.
Lieber Leon, lautete die Überschrift, und eine eifersüchtige Regung erfasste Antonia, als sie weiterlas.
Es ist lange her, dass wir uns trafen, aber ich hoffe, Du wirst Dich meiner doch noch erinnern, und Du wirst es nicht missverstehen, wenn ich Dich um Rat und Hilfe bitte. Ich bin nicht fähig, eine Entscheidung zu treffen. Hannes ist seit einer Woche schwer krank, ich darf ihn nicht mit zusätzlichen Sorgen belasten. Es geht um Stefanie. Sie hat irgendwie erfahren, dass Hannes nicht ihr Vater ist, und nun will sie unbedingt wissen, wer in Wirklichkeit ihr Vater ist. Stefanie ist jetzt neunzehn, vielleicht wirst Du Dich daran erinnern. Sie hat uns verlassen. Es ist möglich, dass sie Dich aufsuchen wird, und es ist auch möglich, dass sie andere Nachforschungen anstellt. Sie ist sehr eigenwillig und hat wenig Verständnis gezeigt, dass ich ihr nicht die ganze Wahrheit sagen wollte, aber es wäre schrecklich, wenn nach all den Jahren neues Unglück entstehen würde. Vielleicht hast Du Zeit für einen Anruf. Ich möchte Dich nicht gerade mitten in der Arbeit stören. Ich möchte aber auch nicht, dass Stefanies Besuch Dich unvorbereitet trifft.
Flüchtig war die Schrift. In höchster Eile und Erregung musste dieser Brief geschrieben worden sein, und auch Antonia wurde nun von Erregung ergriffen.
Es ging um ein Mädchen namens Stefanie, und eine gewisse Martina Loderer suchte Hilfe bei Leon. Welche Rolle hatte sie in seinem Leben gespielt? Warum hatte er nie über sie gesprochen?
Antonia starrte auf den Umschlag.
›Privatklinik Dr. Hannes Loderer‹, lautete der Absender, und diese Klinik lag etwa vierzig Kilometer von München entfernt.
Antonia mahnte sich zur Ruhe. Sie war eine reife Frau, eine glückliche Ehefrau und Mutter. Nichts trübte ihr Glück. Bisher nicht! Doch keinesfalls war Antonia bereit, den Kopf in den Sand zu stecken und sich in quälenden Vermutungen zu ergehen, die schlimme Konflikte nach sich ziehen konnten.
Sie überlegte noch ein paar Minuten, dann war ihr Entschluss gefasst.
*
Die Straße, die Antonia fahren musste, war ihr nicht bekannt. Einen Teil der Strecke fuhren sie oft genug, wenn sie ins Ferienhaus wollten. Um zur Privatklinik Dr. Loderer zu gelangen, musste sie allerdings bei Bad Tölz die südliche Richtung einschlagen. Sie gelangte rascher ans Ziel, als sie vermutet hatte, denn die Straße war wenig belebt.
Die Klinik war leicht zu finden, denn Wegweiser zeigten die Richtung an.
Es war ein großer älterer Bau, aber in ausgezeichnetem Zustand präsentierte er sich inmitten eines großen Parks.
Antonia, entschlossen, schnellstens in Erfahrung zu bringen, was es mit diesem Schreiben wirklich auf sich hatte, betrat die Klinik, ohne einen Augenblick zu zögern.
Eine ältere grauhaarige Schwester saß am Empfang. Sie blickte Antonia erstaunt und etwas unwillig an, als sie Frau Loderer zu sprechen wünschte.
»Frau Dr. Loderer ist auf der Station. Ich weiß nicht, ob sie jetzt Zeit hat.« Sie sagte es sehr betont.
»Dann sagen Sie ihr bitte, dass Frau Dr. Laurin sie zu sprechen wünscht.«
Antonia betonte ihren Titel sonst nie, aber jetzt schien es ihr angebracht, und es verschaffte ihr auch sofort Respekt.
Aber in den Minuten des Wartens begann es in ihren Schläfen zu pochen. Sie kam sich in dem hohen Zimmer, in das sie geführt worden war, ziemlich verloren und hilflos vor. Dann trat eine große, schlanke Frau ein, deren Haar so hell war, dass man nicht sagen konnte, ob es blond oder schon grau war. Ihr Gesicht war sehr blass.
Leons Typ war sie ganz gewiss nicht, das stellte Antonia zu ihrer Beruhigung fest, und falls sie eine Jugendsünde sein sollte, konnte man mit ihr gewiss ganz vernünftig reden.
»Sie sind Leons Frau?«, sagte sie leise. »Ich bin Martina Loderer. Hat Leon Sie geschickt?«
Eine kühle Hand war es, die Antonia berührte, aber der Händedruck war nicht kühl, und die grauen Augen dieser Frau ruhten flehend und zugleich bezwingend auf Antonias Gesicht.
»Es verhält sich etwas anders«, sagte Antonia befangen. »Mein Mann ist heute Morgen nach London geflogen, und ich habe sozusagen Generalerlaubnis, seine Post zu öffnen und zu beantworten. So habe ich Ihren Brief gelesen – und da bin ich nun, Frau Loderer.«
»Bitte, nehmen Sie doch Platz«, sagte Martina. »Was darf ich Ihnen anbieten?«
»Ein Glas Wasser vielleicht«, erwiderte Antonia.
»Nehmen wir einen Piccolo. Ich kann ihn auch brauchen.«
»Ich muss wieder ans Steuer«, wandte Antonia ein.
»Aber doch nicht gleich, bitte nicht! Sie werden sich Gedanken