Die Marienkirche auf dem Friedhof Essingen: Beschreibung und Rekonstruktionsversuch
Von Heinz Bohn
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Dem 1988 gegründeten Essinger Heimat- und Geschichtsverein gelang es, den verbliebenen Chor der früheren Kirche mit Unterstützung und finanzieller Hilfe der Gemeinde Essingen, des Denkmalamtes Baden-Württemberg, der Denkmalstiftung, des Landratsamtes Ostalbkreis sowie der Vereinsmitglieder zu sanieren und vor dem weiteren Verfall zu bewahren.
Nachdem sie fast fünf Jahrhunderte unter einer dicken Tüncheschicht verborgen waren, konnten auch die um 1400 entstandenen gotischen Wandmalereien mit erheblichem finanziellem Aufwand wieder freigelegt werden. Sie sind heute von hohem kulturellem und kunsthistorischem Wert.
Mit diesem Beitrag wurde neben der Beschreibung des Chors der Versuch unternommen, anhand der aufgefundenen Dokumente das abgebrochene Langhaus zu rekonstruieren.
Am 25. April 2009 konnte die Wiedereinweihung des renovierten Chors der früheren Kirche "Zu Unserer Lieben Frau" gefeiert werden.
Heinz Bohn
Heinz Bohn, 1943 in Aalen geboren, lebt seit seiner Heirat 1966 in Essingen. Er befasst sich seit Jahrzehnten mit der Ortsgeschichte von Essingen, welche ab dem 15. Jahrhundert von der jüngeren Linie der Freiherren von Woellwarth geprägt wurde. In der Reihe >im ehemals woellwarthschen Essingen< erfolgten dazu bereits zahlreiche Veröffentlichungen.
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Buchvorschau
Die Marienkirche auf dem Friedhof Essingen - Heinz Bohn
Inhalt
Marienkirche auf dem Friedhof Essingen
Beschreibung des heute noch vorhandenen Chores.
Abriss des Kirchenschiffes um das Jahr 1830
Kostenvoranschlag über die Reparatur der Kirche
Rekonstruktion des Kirchenschiffes
Rekonstruktion des Innbereiches.
Bestätigung des Rekonstruktionsversuchs
Grundriss der ehemaligen Marienkirche
Höhe des ehemaligen Kirchengebäudes
Bemerkungen zu einer möglichen Sondierung
Steinbruch auf dem Friedhof
Stichwortartige Zusammenfassung der Geschichte der Marienkirche:
Im 12. Jahrhundert
Um 1286
1313
1349
1361
1410 - 1432
1420
1470
1479
1538 - 1553
1567 - 1569
1629
1809
1822/23
1827
1831
1854
1865
1865 - 1867
1867
Ab 1988
2000 - 2001
Grabanlage von Eugenius von Woellwarth
Grabplatte von Johanne Eberhardine Gayling von Altheim
Gedenktafel für Friedrich Karl von Woellwarth
Grabtafel von Wilhelm von Woellwarth
2004 Schaden am Putz der Nordwestfassade
2005 neue Eingangstüre
2006 Bodenkacheln
2006 Renovierung der Nordwestfassade
2006 Marienkirche erstrahlt in neuem Glanz
2008 Planierung der Fläche vor dem Chor, Stelen an den Eckpunkten des ehemaligen Kirchenschiffs
2009 Wiedereinweihung der Marienkirche
Die über 600 Jahre alten gotischen Fresco- und Secco-Wandmalereien
Vergleich mit den Wandmalereien in der katholischen Johanneskapelle Zimmern
Einige Bilder aus der Marienkirche Essingen nach der Restaurierung
Übersicht der freigelegten gotischen Wandmalereien
Schlussbemerkungen zu noch offenen Fragen
Der Name Marienkapelle oder Marienkirche
Alter und Baustil der Marienkirche
Essingen als Geburtsort von Bischof Otto I. dem Hl. zu Bamberg?
Holzfiguren aus der Marienkirche
Warum zwei Kirchen und zwei Friedhöfe in Essingen?
Fundamente alter Gebäude östlich des Chores
Dank
Quellenhinweis
Die Marienkirche auf dem Friedhof Essingen
Lage der ehemaligen Kirche „St. Lbfrouwn" – Ausschnitt aus:
Gmünder Pirschkarte 1571/72, Museum für Natur- und Stadtkultur Schwäbisch Gmünd
Bisher ist über die ehemalige Kirche auf dem Berg kaum etwas bekannt. Lediglich über den vom Abriss verschont gebliebenen und in den letzten Jahren sanierten Chor, heute allgemein als Marienkirche bezeichnet, liegen einige neuere Erkenntnisse vor. Es ist hier insbesondere auf den ersten Bericht über die durchgeführte archäologische Befundbeobachtung durch die Arbeitsgemeinschaft SBW Weihs und Schaetz vom Oktober/November 2000 zu verweisen¹, der aber zum ehemaligen Kirchenschiff (Langhaus) selbst keine Ergebnisse erbrachte. Auch eine Ermittlung des Alters der Dachkonstruktion des Chores war nicht Gegenstand der Befunderhebung. Nach Angaben in der Vorbemerkung wurden zum Bericht neben dem Grundriss des Chores, erstellt von Architekt Lang in Schwäbisch Gmünd, an archivalischem Material offensichtlich nur die Beschreibung des Oberamtes Aalen von 1854 sowie die wenigen vorhandenen Publikationen und mündlichen Überlieferungen herangezogen, die aber einer wissenschaftlichen Prüfung sicherlich nicht standhalten.
Es ist meines Erachtens eine sorgfältige Auswertung aller verfügbaren Dokumente und Daten in den Archiven unabdingbar, um eine ganzheitliche Beurteilung des Ensembles vornehmen und die entsprechenden Schlüsse daraus ziehen zu können. Offensichtlich hat aber das heute übliche Schubladendenken auch in der Wissenschaft Einzug gehalten; Fehler sind da geradezu vorprogrammiert. So wird beispielsweise unter den allgemeinen Anmerkungen des archäologischen Berichtes vermerkt, dass in der ersten Nennung im Jahre 1361 die Kapelle als „Totenhof-Kirche bezeichnet wird. In der Urkunde vom 28. November 1361 findet sich der Eintrag „die Kirche zu Essingen und ihres Filials daselbst
, von einer „Totenhof-Kirche" ist nicht die Rede. Der Begriff der Totenhofkirche taucht erstmals rund 500 Jahre später in der Oberamtsbeschreibung 1854 auf.² Die erste Nennung erfolgte zudem nicht 1361, sondern bereits 1313! Falsche Wiedergabe von Originaldokumenten oder Schlussfolgerungen auf rudimentären Informationen sind der Sache nicht gerade dienlich!
Hervorragend bearbeitet und beschrieben wurden die Wandmalereien durch Frau Janine Butenuth in ihrer Magisterarbeit „Die spätgotischen Wandmalereien der Marienkapelle in Essingen" 2003/2004 unter der Betreuung von Prof. Dr. Heidrun Stein-Kecks an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen.³ Ausführliche Hinweise zur Wandmalerei erübrigen sich deshalb von meiner Seite.
Der Chor der Marienkirche steht westlich der Rems auf einer Anhöhe etwas abgesetzt vom östlich der Rems stehenden Ortskern von Essingen. Bei diesem Chor handelt es sich um den Rest der ehemaligen Filialkirche „Zu Unserer Lieben Frauen", einer einfachen, einschiffigen Saalkirche ohne Turm.
In den Urkunden von 1313 und 1361, auf die später noch eingegangen wird, ist leider nicht erwähnt, wo sich der „Altar zur lieben Frau" tatsächlich befand. Ich schließe ich mich aber trotz einiger Bedenken der sich mittlerweile durchgesetzten Auffassung an, dass sich dieser Altar in der ehemaligen Kirche auf dem Berg befand, obwohl auch die Essinger Hauptkirche (Quirinuskirche⁴) oder eine der spätmittelalterlichen Kapellen im oder um den Ort dafür in Frage kommen könnte.
Bei der ehemaligen Marienkirche handelte es sich um eine einfache, einschiffige Saalkirche mit einem eingezogenen rechteckigen, fast quadratischen Chorraum, deren wesentliche Teile aus dem späten Hochmittelalter (11. bis Mitte 13. Jh.) und dem Spätmittelalter (13. bis Ende 15. Jahrhundert) stammen. Man kann sie deshalb trotz ihrer isolierten Lage ohne weiteres auch als so genannte „mittelalterliche Dorfkirche" bezeichnen. Darunter versteht man meist einfache und wenig strukturierte Feldsteinkirchen, sehr untergeordnet auch Werk-, Bruch- und Backsteinbauten ohne großen Bauschmuck. Die meisten dieser Kirchen wurden in späteren Zeiten mehr oder weniger stark verändert, umgebaut oder nach Zerstörungen wieder aufgebaut.
Chor der Marienkirche vor der Renovierung 1988 Foto: Archiv Horst Wormser, Essingen
Beschreibung des heute noch vorhandenen Chores,
Marienkapelle oder Marienkirche genannt.
Der heute noch vorhandene spätgotische Chor, Reste eines romanischen Vorgängerbaues aus dem 12. Jahrhundert in Form einer gemauerten Apsis (Altarnische) können nachgewiesen werden, erhebt sich in Richtung Nordosten auf einem fast quadratischen Grundriss, wobei die Außenmaße in der Länge rund 7,30 und in der Breite 7,20 Meter betragen bei einer Traufhöhe von 5,00 und einer Firsthöhe