Die großen Western: Die großen Western 227
By Howard Duff
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Diese Reihe präsentiert den perfekten Westernmix! Vom Bau der Eisenbahn über Siedlertrecks, die aufbrechen, um das Land für sich zu erobern, bis zu Revolverduellen - hier findet jeder Westernfan die richtige Mischung. Lust auf Prärieluft? Dann laden Sie noch heute die neueste Story herunter (und es kann losgehen).
Die Hand kam gleichsam aus dem Nichts von hinten über die linke Schulter von Perez hinweggeschossen. Perez sah sie nur kurz wie ein Schemen, dann schlug sie schon zurück und verschloß ihm den Mund.
Und dann sah er das Messer.
Es war eine lange Stichwaffe mit einer leichtgekrümmten Klinge, ein Jagdmesser, wie es nur noch wenige Männer besaßen. Die Klingenspitze zuckte herum, der Lichtschein der Lagerhauslaterne ließ sie glänzen. Er sah die Kratzer und die rasiermesserscharfe Schneide, und dann berührte die Spitze seinen dürren Hals.
Plötzlich wurden die Geräusche des Straßenlebens von Uvalde in Texas immer leiser. Perez, der kleine magere Händler, der vom Knopf und der Stecknadel bis zum Anzug und Sattel alles in seinem Warenhaus im mexikanischen Viertel führte, rührte sich nicht mehr.
Er war binnen einer Sekunde erstarrt und zur Mumie geworden, deren Bandagen ihn steif wie einen Pfahl machten. Da war das Messer, da war die Hand, und sie roch nach Pferd und Lederzeug, nach Schweiß und Waffenöl.
»Wenn du schreist«, flüsterte es hinter ihm an der Verbindungstür vom vorderen Lagerraum zum angrenzenden, »dann ist es aus mit dir! Keinen Laut, Perez!«
Perez, der kleine Mann mit den traurigen Hundeaugen, der selten lachte, weil er bei seiner 260 Pfund schweren Arabella, seiner lieblichen besseren Hälfte, einfach nichts zu lachen hatte, bekam plötzlich eine Gänsehaut. Dabei war es eine Frühsommernacht, selten warm und lau und bis zu diesem Moment friedvoll. Die Kälte kroch von seinen Füßen in die Beine, zog sich durchs Eingeweide bis hoch in seine Brust.
Es war nicht die Todesangst vor
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Die großen Western - Howard Duff
Die großen Western
– 227 –
Die großen Western
Nur ein Blechstern
Howard Duff
Die Hand kam gleichsam aus dem Nichts von hinten über die linke Schulter von Perez hinweggeschossen. Perez sah sie nur kurz wie ein Schemen, dann schlug sie schon zurück und verschloß ihm den Mund.
Und dann sah er das Messer.
Es war eine lange Stichwaffe mit einer leichtgekrümmten Klinge, ein Jagdmesser, wie es nur noch wenige Männer besaßen. Die Klingenspitze zuckte herum, der Lichtschein der Lagerhauslaterne ließ sie glänzen. Er sah die Kratzer und die rasiermesserscharfe Schneide, und dann berührte die Spitze seinen dürren Hals.
Plötzlich wurden die Geräusche des Straßenlebens von Uvalde in Texas immer leiser. Perez, der kleine magere Händler, der vom Knopf und der Stecknadel bis zum Anzug und Sattel alles in seinem Warenhaus im mexikanischen Viertel führte, rührte sich nicht mehr.
Er war binnen einer Sekunde erstarrt und zur Mumie geworden, deren Bandagen ihn steif wie einen Pfahl machten. Da war das Messer, da war die Hand, und sie roch nach Pferd und Lederzeug, nach Schweiß und Waffenöl.
»Wenn du schreist«, flüsterte es hinter ihm an der Verbindungstür vom vorderen Lagerraum zum angrenzenden, »dann ist es aus mit dir! Keinen Laut, Perez!«
Perez, der kleine Mann mit den traurigen Hundeaugen, der selten lachte, weil er bei seiner 260 Pfund schweren Arabella, seiner lieblichen besseren Hälfte, einfach nichts zu lachen hatte, bekam plötzlich eine Gänsehaut. Dabei war es eine Frühsommernacht, selten warm und lau und bis zu diesem Moment friedvoll. Die Kälte kroch von seinen Füßen in die Beine, zog sich durchs Eingeweide bis hoch in seine Brust.
Es war nicht die Todesangst vor dem Messer, dessen Klinge Alpträume verursachte, sondern die Stimme, die er trotz des Flüstertones erkannt hatte.
Über drei Jahre hatte Perez sie nicht mehr gehört, aber wer sie einmal vernommen hatte, der vergaß sie nie.
Quinton war da, Lacy Quinton, der Mörder, der ehemalige Revolvermann, der Killer, der seine Eisen meistbietend vermietet hatte, um Menschen zu beseitigen, die irgendwem irgendwann im Weg gewesen waren.
Lacy Quinton stand hinter ihm, jener Dreckskerl, auf dessen Kopf Big Bill Dawson, der heimliche König dieses Landes, 100 Dollar Belohnung ausgesetzt hatte – tot oder lebendig.
Rechts raschelte es, als liefe eine fette Ratte über die rohen Dielen des Lagerschuppens. Es war auch eine Ratte, aber eine zweibeinige, riesengroße, gewaltig breite und dicke. Sie schob sich in den Lichtschein und starrte Perez schmaläugig an.
Die fette Ratte hieß Wilbur Gates, war 210 Pfund schwer und trug einen Bauch vor sich her, in dem Schinken, Speck und Eier in Mengen zu verschwinden pflegten. Dazu brauchte Gates Flüssigkeit in Form von Fusel, den er hin und wieder aus Mexiko nach Texas in die Staaten schmuggelte.
»Sei ja still, ganz still, Perez!« zischelte Wilbur Gates. »Keinen Laut, sonst erlebst du die Hölle! Ich kannte mal einen, der schrie nach dem Sheriff, aber er bekam nur eine einzige Silbe heraus. Genügt dir das?«
Es war zuviel für diesen Abend, was der kleine, mickrige Perez erleben mußte.
Zuerst hatte ihn seine liebliche Arabella beschimpft, weil er ihr das Wasser für das Fußbad und ihre aufgeplatzte Hornhaut an den Fersen zu heiß gemacht hatte. Danach hatte er einer Kundin zuviel herausgegeben und schon geglaubt, daß das Geld beim Teufel war, als die Frau ihm unter einem Wortschwall den zuviel herausgegebenen Betrag zurückgebracht hatte.
Dies wiederum hatte seine liebliche Arabella vernommen. Und danach hatte sie ihn erneut beschimpft, aber wie. Er würde langsam verkalken, er, der mickrige Wicht, er ruiniere das Geschäft und sei dumm und gehirnlos. Sie hatte noch viel mehr gesagt, die liebliche Arabella, deren Umfang ständig zunahm, wie ihre Trägheit in allen Dingen, auch jenen in dem besonders breiten Bett.
Floh nannte sie ihn, ihren Gatten. Aber hüpfen durfte er nie…
Es tackte links, als wäre ein Stock unterwegs, um sich – von einer unsicheren Hand geführt – den sichersten Weg für einen Blinden zu ertappen.
Der dritte Mann tauchte wie aus dem Nichts auf. Er war hager und lang aufgeschossen, eine menschliche Bohnenstange, ein menschliches Storchenbein. Er hieß Amesford und hatte kaum noch Haare auf dem Kopf. Sein Hals war dürr und faltig, seine Nase für das Gesicht viel zu klobig, und seine wasserhellen Augen hatten etwas stechend Scharfes.
Die Kälte in Perez schien sich nun zu einem Klumpen zusammengeballt zu haben. Sie saß ihm im Magen und gab ihm den Rest für diesen Tag.
Nun wußte er, daß nur noch einer jener vier Männer fehlte, die irgend jemand auf der im Südwesten liegenden Hadley-Ranch gesehen haben wollte. Man hatte auch nach drei Tagen noch nicht sagen können, wer sie gesehen hatte, doch es hatte sich herumgesprochen, daß dieser wahnsinnige Sheriff John Wade Bescheid gesagt haben mußte, denn Wade war zur Ranch hinausgeritten, um den alten Jake Hadley nach den vier Kerlen zu fragen. Inzwischen saß Hadley im Jail.
Warum?
Das war eine lange und aufregende Geschichte.
Der vierte Mann war offenbar ein Geist, denn er meldete sich nicht an. Es gab nicht das geringste Geräusch, als die untersetzte, stämmige Gestalt auftauchte. Zuerst sah Perez nur den Sombrero, diesen breitrandigen, spitzkronigen Hut, den alle seine Landsleute drüben trugen, während es hier in Texas nur wenige taten. Texaner mochten Sombreros nicht besonders, auch nicht die Träger. Darum schossen sie manchmal aus purem Spaß auf die Dinger. Der Spaß hatte einige Male mit bedauerlichen Unfällen geendet, wenn die Kugeln etwas zu tief durch den Hut gegangen waren, aber in Texas zählten Mexikaner nicht viel.
Der »Geist dort zählte überhaupt nicht. Er war kein Mexikaner, er war weniger als das – das Produkt eines Mestizenvaters und einer Indiomutter. Und darum war er wohl auch Einsteigedieb, Tequilaschmuggler und Berufslangfinger geworden. Man sagte Antonio, dem Halbblut, einige Fähigkeiten auf diesen Gebieten nach.
Tonio, wie man ihn nannte, kam lautlos näher. Er lachte gern, doch er hatte wenig zu lachen, weil er ein Mischling war und als solcher behandelt wurde.
»Ninguna temor«, flüsterte er. »Keine Angst. Sei vernünftig, dann passiert dir nichts!«
Ninguna temor – keine Angst? dachte Perez und begann zu zittern. Wer soll da keine Angst haben, wenn ihn Lacy Quinton, der berüchtigte Bravado, besucht? Sie sind gekommen und haben Tonio mitgebracht, der jedes Schloß öffnen kann.
Jedes Schloß? Etwa auch das zu einer Zelle?
Der Eisklumpen in seinem Magen löste sich auf.
»Willst du vernünftig sein, dann nicke, Perez!«
Das war Quinton.
Perez nickte, aber er konnte nur an Tonio und die Zelle und deren Schloß denken – und an den alten Jake Hadley, der in einer der drei Zellen saß.
Die vier Lumpenkerle waren bei Hadley auf dessen heruntergekommener Ranch gewesen. Hadley galt als Mann, der nur vom Viehdiebstahl auf der weitflächigen Dawson-Weide lebte. Sheriff Wade hatte die vier Kerle nicht gefunden. Er hatte auch nur Quinton haben wollen, denn gegen die anderen drei lag nichts vor. Er hatte angenommen, daß sie wieder zur Grenze geritten waren, aber sie waren nach Uvalde gekommen. Und Perez wußte, was sie hier vorhatten.
Der mickrige Händler hatte zuviel Eis in seinem mageren Bauch gehabt. Es wurde ihm schlecht.
*
Die liebliche Arabella hing mehr tot als lebendig in ihrem großen Lehnstuhl. Ihr Gesicht war aschfahl, ihr Vierfachkinn wabbelte. Sie wabbelte überall, und die vielen Fettpolster an ihrem mächtigen Körper waren in ständiger Bewegung.
Amesford stand hinter ihr, dieser dürre Kerl, die menschliche Bohnenstange. Er sagte nichts, hatte nur die Linke auf Arabellas runde Schulter gelegt und in der Rechten den Revolver.
»Nur noch eine Stunde«, sagte Quinton drohend. »Das werdet ihr doch wohl aushalten, oder? Ich will euch nicht an das Zeug erinnern, das ich euch brachte und von dem ihr gewußt habt, woher es stammte. Ich will auch nicht von den vielen Schläuchen voll Tequila sprechen, die euch Amesford, Wilbur und Tonio hergeschafft haben. Arabella, meine Schöne, ich habe die Flaschen nicht gezählt, die du mit dem Fusel gefüllt hast, der aus den Schläuchen lief. Verstehen wir uns?«
Sie verstanden ihn nur zu gut. Kam heraus, was sie getan hatten, nahm man ihnen die Konzession weg. Dann waren sie arm wie die Kirchenmäuse. Arabella, die Liebliche, würde vom Fleische fallen. Perez, der Floh, gesiebte Luft atmen. Das waren keine guten Aussichten.
»Wirklich nur eine Stunde?« fragte Arabella prustend. »Mr. Quinton, dann gehen Sie und kommen nie wieder?«
»So ist es«, sagte Quinton träge. »Ich verspreche es, und ihr wißt, ich halte immer meine Versprechen.«
Perez zitterten die Knie, als er sich an das Versprechen erinnerte, das Quinton vor etlichen Jahren einmal dem damaligen Ranger John Wade gegeben hatte. Eines Tages, hatte Quinton bei seiner Einlieferung ins Jail gesagt, würde er Wade die Rechnung präsentieren.
Es war die erste und letzte Gefängnisstrafe Quintons gewesen, und ein Mann wie er vergaß nie. War dies der Tag, von dem Quinton damals gesprochen hatte? Mußte Wade heute zahlen?
»Es ist gut«, ächzte die dicke Arabella. »Ihr könnt bleiben.«
Sie sah Quintons spöttisches Grinsen und preßte die Lippen zusammen. Quinton fragte niemanden um Erlaubnis, und so war es überflüssig, seine Anwesenheit zu gestatten.
»Das ist nett von dir«, sagte der berüchtigte Bandit. »Was ist auf Jakes Ranch passiert, Perez? Die Spuren sagen uns nicht genug, Mann, also…«
»Nach John Wades Worten ist er auf die Ranch gekommen, hat sie verlassen vorgefunden und ist dann durch ein nicht verhaktes Fenster eingestiegen. Er fand benutztes Geschirr und ungemachte Betten und wußte, daß Hadley wirklich Besuch von vier Mann gehabt haben mußte. Sein Informant hatte ihn also nicht belogen.«
»Verdammt!« knurrte Wilbur Gates. »Dieses faule Genie Jake! Konnte der Narr denn nicht aufräumen? Wer hat dem Sheriff was gesteckt?«
»Wir wissen es nicht«, erwiderte Perez gepreßt. »Wade verrät so etwas nie. Nach seinen Worten verließ er das Haus, wollte zu seinem Pferd gehen und war noch unter dem Vorbaudach, als Jake Hadley auf ihn schoß. Der Alte, sagte Wade, wollte ihn mit voller Absicht umbringen, denn er mußte ihn erkannt haben, als Wade vom Mondlicht beschienen wurde und sein Blechstern