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Pflegekind Patricia: Sophienlust 251 – Familienroman
Pflegekind Patricia: Sophienlust 251 – Familienroman
Pflegekind Patricia: Sophienlust 251 – Familienroman
Ebook131 pages1 hour

Pflegekind Patricia: Sophienlust 251 – Familienroman

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About this ebook

Die Idee der sympathischen, lebensklugen Denise von Schoenecker sucht ihresgleichen. Sophienlust wurde gegründet, das Kinderheim der glücklichen Waisenkinder. Denise formt mit glücklicher Hand aus Sophienlust einen fast paradiesischen Ort der Idylle, aber immer wieder wird diese Heimat schenkende Einrichtung auf eine Zerreißprobe gestellt.
Diese beliebte Romanserie der großartigen Schriftstellerin Patricia Vandenberg überzeugt durch ihr klares Konzept und seine beiden Identifikationsfiguren.

»Du fängst mich doch nicht!«, rief Heidi und rannte vor Pünktchen davon, die gerade aus dem Herrenhaus kam, in dem das Kinderheim Sophienlust untergebracht war. »Ich bin viel schneller als du!«


»Na warte!«, rief die dreizehnjährige Angelina Dommin, genannt Pünktchen, der Kleinen nach. Im Laufen strich sie ihre blonden Haare zurück, die ihr immer wieder in die Stirn fielen.


»Nein, du fängst mich nicht!« Heidi jagte durch den Park von Sophienlust. Fangen spielte sie für ihr Leben gern, und sie vergaß dabei oft, dass es nur ein Spiel war.


»Gleich habe ich dich!«


Pünktchen war nur noch wenige Meter von Heidi entfernt, da passierte es. Das fünfjährige Mädchen stolperte plötzlich über eine aus der Erde herausragende Wurzel und fiel der Länge nach hin.


»Au!«, schrie Heidi, mehr erschrocken als vor Schmerz, auf.


»Heidi, hast du dir wehgetan?« Mit wenigen Schritten war Pünktchen bei der Kleinen und hockte sich neben sie ins Gras. »Kannst du aufstehen?«


»Meine Knie«, jammerte Heidi und zeigte mit kläglicher Miene auf ihre aufgeschrammten Knie. »Und meine Hände auch!« Sie verzog ihr Gesicht. Ihre blauen Augen füllten sich jetzt mit Tränen.


»Aber wer wird denn weinen, Heidi?«, fragte Pünktchen mitleidig. Sie zog ein sauberes Taschentuch aus ihren abgetragenen Jeans und säuberte Heidis Händchen. »Wetten, dass Magda ein paar Plätzchen darauflegen wird?« Sie lächelte der Kleinen ermutigend zu.


»Und meine Knie?«, fragte Heidi. »Wird sie darauf auch Plätzchen legen?« Sie legte das blonde Köpfchen schief.


»Ganz sicher«, sagte Pünktchen, »aber Schwester Regine muss auch Hansaplast auf deine Knie kleben.«


»Und Jod?«, fragte Heidi ängstlich.


»Ich glaube schon«, entgegnete Pünktchen. »Mal
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateSep 30, 2018
ISBN9783740924478
Pflegekind Patricia: Sophienlust 251 – Familienroman

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    Pflegekind Patricia - Anne Alexander

    Sophienlust

    – 251 –

    Pflegekind Patricia

    Die kleine Pat wird endlich wieder froh

    Anne Alexander

    »Du fängst mich doch nicht!«, rief Heidi und rannte vor Pünktchen davon, die gerade aus dem Herrenhaus kam, in dem das Kinderheim Sophienlust untergebracht war. »Ich bin viel schneller als du!«

    »Na warte!«, rief die dreizehnjährige Angelina Dommin, genannt Pünktchen, der Kleinen nach. Im Laufen strich sie ihre blonden Haare zurück, die ihr immer wieder in die Stirn fielen.

    »Nein, du fängst mich nicht!« Heidi jagte durch den Park von Sophienlust. Fangen spielte sie für ihr Leben gern, und sie vergaß dabei oft, dass es nur ein Spiel war.

    »Gleich habe ich dich!«

    Pünktchen war nur noch wenige Meter von Heidi entfernt, da passierte es. Das fünfjährige Mädchen stolperte plötzlich über eine aus der Erde herausragende Wurzel und fiel der Länge nach hin.

    »Au!«, schrie Heidi, mehr erschrocken als vor Schmerz, auf.

    »Heidi, hast du dir wehgetan?« Mit wenigen Schritten war Pünktchen bei der Kleinen und hockte sich neben sie ins Gras. »Kannst du aufstehen?«

    »Meine Knie«, jammerte Heidi und zeigte mit kläglicher Miene auf ihre aufgeschrammten Knie. »Und meine Hände auch!« Sie verzog ihr Gesicht. Ihre blauen Augen füllten sich jetzt mit Tränen.

    »Aber wer wird denn weinen, Heidi?«, fragte Pünktchen mitleidig. Sie zog ein sauberes Taschentuch aus ihren abgetragenen Jeans und säuberte Heidis Händchen. »Wetten, dass Magda ein paar Plätzchen darauflegen wird?« Sie lächelte der Kleinen ermutigend zu.

    »Und meine Knie?«, fragte Heidi. »Wird sie darauf auch Plätzchen legen?« Sie legte das blonde Köpfchen schief.

    »Ganz sicher«, sagte Pünktchen, »aber Schwester Regine muss auch Hansaplast auf deine Knie kleben.«

    »Und Jod?«, fragte Heidi ängstlich.

    »Ich glaube schon«, entgegnete Pünktchen. »Mal sehen, ob du laufen kannst.« Sie stand auf und reichte Heidi ihre Hand. Sanft zog sie die Fünfjährige hoch.

    »Laufen kann ich schon«, sagte Heidi und fügte hinzu: »Vielleicht muss gar kein Jod drauf.« An Pünktchens Hand humpelte sie zum Hauptgebäude des Kinderheimes zurück.

    »Bist du hingefallen, Heidi?«, fragte Fabian Schöller, der den beiden in der großen Halle begegnete. »Ist es sehr schlimm?«

    »Nein, Schwester Regine muss bestimmt kein Jod drauftun«, behauptete Heidi zuerst kopfschüttelnd, dann nickend.

    Pünktchen blinzelte Fabian zu. Der schmächtige Junge grinste. »Bis du heiratest, ist schon alles wieder heil«, meinte er.

    »Ich heirate aber nicht«, sagte Heidi. »Ich bleibe immer in Sophienlust.«

    »Ich bringe Heidi ins Erste-Hilfe-Zimmer, Fabian. Kannst du Schwester Regine rufen?«, bat Pünktchen den Elfjährigen.

    »Wird gemacht!« Wie der Wind lief Fabian die Treppe zum ersten Stock empor. Er hatte dort erst vor fünf Minuten die Kinder- und Krankenschwester zum Privatzimmer Denise von Schoeneckers gehen sehen.

    »Schwester Regine!«, rief der Junge durch den Gang, von dem rechts und links die Türen zu den Schlafzimmern und Nebenräumen abzweigten. Als die Schwester nicht gleich antwortete, klopfte er an die Tür von Denises Zimmer.

    »Bitte!«, rief Denise von Schoenecker.

    Fabian trat ein. »Schwester Regine, Heidi ist hingefallen und hat sich die Knie aufgeschlagen. Pünktchen hat sie ins Erste-Hilfe-Zimmer gebracht.«

    Schwester Regine, eine hübsche junge Frau, stand auf. Entschuldigend schaute sie Denise von Schoenecker an. »Ich bin gleich wieder da, Frau von Schoenecker«, versprach sie.

    »Lassen Sie sich nur Zeit, Schwester Regine«, entgegnete Denise freundlich. »Die Kinder gehen vor. Würde ich nicht auf einen Anruf warten müssen, würde ich mitkommen.«

    Gefolgt von Fabian ging Schwester Regine ins Erste-Hilfe-Zimmer. Pünktchen hatte Heidi inzwischen auf die Untersuchungsliege gehoben. Ängstlich schaute das kleine Mädchen der jungen Schwester entgegen.

    »Na, was machst du denn für Sachen, Heidi?«, fragte Schwester Regine und strich der Kleinen liebevoll über die blonden Haare. Eines von Heidis Rattenschwänzchen hatte sich gelöst.

    »Ich bin hingefallen«, sagte Heidi. Stolz fügte sie hinzu: »Ich kann viel schneller laufen als Pünktchen. Wäre ich nicht hingefallen, dann hätte sie mich in hundert Jahren nicht eingeholt.«

    »In hundert Jahren wäre ich hundertdreizehn«, sagte Pünktchen lachend. »Ich glaube nicht, dass ich dir dann noch nachlaufen würde.«

    »Und ich wäre hundertfünf Jahre alt«, verkündete Heidi stolz. »Au!«, schrie sie auf, als Schwester Regine ihre Knie säuberte.

    »Tut das wirklich weh, Heidi?«, fragte die junge Frau skeptisch, denn sie hatte die Knie kaum berührt.

    »Ein ganz kleines bisschen«, sagte das kleine Mädchen. Ängstlich beobachtete es, dass die Kinder- und Krankenschwester die Flasche mit der Jodtinktur vom Regal nahm. »Nicht Jod!«

    »Dieses Jod brennt nicht«, versicherte Schwester Regine und betupfte vorsichtig die aufgeschrammten Knie mit einer dunkelroten Flüssigkeit. »Na, was habe ich gesagt?«

    »Es brennt nicht«, bestätigte Heidi froh. »Du, Schwester Regine, machst du mir einen richtigen Verband um die Knie, nicht nur ein Pflaster?«

    »Wie du willst, Heidi!« Schwester Regine griff nach einem Verbandpäckchen. Geschickt umwickelte sie Heidis Knie. »So, fertig!«, sagte sie, nachdem sie auch das zweite Knie verarztet hatte. Sie hob die Kleine von der Liege.

    Etwas steifbeinig machte Heidi einige Schritte. Stolz blickte sie auf ihre verbundenen Knie. »Und jetzt gehe ich zu Magda!«

    Heidi kam nicht sehr weit. Gerade als sie durch die Halle zur Küche laufen wollte, sah sie Denise von Schoenecker die Treppe herunterkommen. »Tante Isi, ich bin hingefallen!«, rief sie und blieb am Fuße der Treppe stehen.

    Ein Lächeln huschte über Denises Gesicht, als sie Heidis dick verbundene Knie sah. Heidis strahlende Augen verrieten ihr, dass sich die Kleine nicht ernstlich verletzt hatte, sondern nur sehr stolz auf die Verbände war.

    »Du bist ein richtiger Wildfang«, sagte Denise.

    »Kommst du mit zu Magda, Tante Isi?«, fragte Heidi. »Ich hole mir Plätzchen.«

    »Ich habe leider keine Zeit, Heidi.« Denise legte einen Arm um die rundlichen Schultern des kleinen Mädchens. »Ich muss etwas Wichtiges mit Frau Rennert besprechen.«

    »Kommt ein neues Kind?«, forschte Heidi. »Ist es ein Junge oder ein Mädchen? Ist er älter als ich?«

    »So viele Fragen auf einmal!« Denise lachte. Zärtlich drückte sie Heidi an sich. »Ja, es kommt ein neues Kind«, sagte sie. »Ein kleiner Junge. Er ist nur ein Jahr älter als du und geht noch nicht zur Schule. Er …«

    »Dann kann er immer mit mir spielen«, unterbrach Heidi sie eifrig.

    »Ich wollte dich gerade bitten, dich seiner etwas anzunehmen, Heidi«, sagte Denise. »Schau, seine Mutter muss ins Krankenhaus, und er ist darüber sehr traurig. Er kommt nicht gern nach Sophienlust.«

    »Hier wird er bestimmt fröhlich werden, Tante Isi«, meinte Fabian zuversichtlich, der sich mit Pünktchen zu den beiden gesellt hatte. »In Sophienlust wird jedes Kind fröhlich.«

    »Ich möchte auch nie woanders sein«, versicherte Pünktchen. Sie ergriff Heidis Hand. »Jetzt gehen wir alle in die Küche.«

    »Ihr dürft auch ein paar Plätzchen haben«, erklärte Heidi großzügig, »auch wenn ihr nicht hingefallen seid.«

    Sinnend schaute Denise von Schoenecker den drei Kindern nach. Jedes von ihnen hatte Schweres mitmachen müssen, bevor es nach Sophienlust gekommen war. Alle drei Kinder waren Vollwaisen. Heidi Holsten, das jüngste der Dauerkinder von Sophienlust, hatte ihre Eltern auf eine besonders tragische Weise verloren.

    Ihr Vater war Morphinist gewesen und hatte seine Frau erschossen, als diese sich geweigert hatte, ihm aus ihrer Apotheke Morphium zu geben. Er selbst war dann bei seiner Flucht von der Polizei tödlich verunglückt. Pünktchen hatte ihre Eltern bei einem Zirkusbrand verloren, und Fabians Eltern waren bei einem Zugunglück ums Leben gekommen.

    Leise seufzte Denise von Schoenecker auf, bevor sie in das Empfangszimmer ging, in dem Frau Rennert, die mütterliche Heimleiterin von Sophienlust, ihr Büro hatte.

    *

    »Mutti, Mutti, ein Telegramm!«, rief Henrik von Schoenecker, Denise und Alexander von Schoeneckers neunjähriger Sohn. Aufgeregt schwenkte er den gelblichbraunen Umschlag in seiner rechten Hand. »Der Postbote hat es mir gerade gegeben.«

    Denise runzelte die Stirn. Gewöhnlich verhieß ein Telegramm nichts Gutes. Sie nahm ihrem Sohn den Umschlag ab.

    »Was steht in dem Telegramm?«, fragte Henrik neugierig.

    »Ich muss es erst einmal öffnen«, sagte die Gutsbesitzerin und griff nach dem Brieföffner.

    »Vielleicht bekommen wir Besuch«, überlegte Henrik laut. Er warf sich in einen Sessel. »Lies schon vor, Mutti!«

    »Da gibt es nicht viel vorzulesen«, sagte Denise von Schoenecker bestürzt. Noch einmal las sie die wenigen Zeilen. Sie konnte es nicht fassen. Noch vor einer Woche hatten sie einen Brief von den Randows aus Kenia erhalten.

    Denise ließ das Telegramm sinken. Verstohlen wischte sie sich über die Augen.

    »Mutti, was ist?«, fragte Henrik erschrocken. »Weinst du?« Er sprang auf und lief zu seiner Mutter.

    »Nein, ich weine nicht, Henrik«, sagte Denise und schluckte. Sie strich ihrem Sohn über den braunen Schopf. »Wo ist Vati? Weißt du das zufällig?«

    »Bei den Pferden«, entgegnete der Junge. »Soll ich ihn holen?«

    »Ja, bitte!«

    »Gut, Mutti!« Henrik lief zur Tür. Bevor er sie aufklinkte, drehte er sich noch einmal um. »Ist etwas Schlimmes passiert, Mutti? Ich meine, weil du so komisch aussiehst.«

    Denise nickte. »Es ist etwas Schlimmes passiert, Henrik«, sagte sie. »Freunde von Vati und mir sind tödlich verunglückt.«

    »Oh!«, stieß Henrik hervor. Leise öffnete er die Tür und schlüpfte in die Halle des Gutshauses.

    Wieder und wieder las Denise das Telegramm. Alexander und sie hatten Maria und Gerhard Randow vor acht Jahren kennengelernt. Damals hatten die Randows sich gerade darauf vorbereitet, nach

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