So weit so grün: Anthologie Schreibender aus vierzig Jahren
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Buchvorschau
So weit so grün - Books on Demand
Inhalt
Einleitungvon Klaus Lettke
Foto: KD Schönewerk(1942-2014)
Vorwortvon Reinhard Johannes
Ingrid Allstedt
Briefe
Ingrid Allstedt;Zeichnung von W. Schwieger
Die Farben sterben
Die Luft
Meine Mütze
In meinem Garten
Kleine grüne Fliege
Andacht
Reinhard Busch
mensch!
Erlegen
Stefan Butt
Strophen aus dem Zyklus MINTGRÜN
Manifest vorweg prototypische
Pensionsansprüche blechnapf decke hund
Bild:Stefan Butt, Autor und Künstler
Michael Czollek
Mein planloses Leben
Foto: Lesung bei den Arbeiterfestspielen
Schusterei
Eigentlich
Monolog des Klaus Störtebecker (Mai 1982)
Andreas Diehl
Das Land zuletzt
Alte Frau
Bald geh ich allein zur Siedlung, Mutter
November
Bitte
Dezember
Mai 1945
Foto: Zirkelarbeit im Garten
Ursula Eichelberger
Sturm, lieber Geselle
Sieben Lenze
Bitte denke laut
... und was es sonst noch gibt
Hanna Fleiß
Besuch bei Heine
Der Lesende
Maik Forberger
der clown
auf der Stufe
sommer
frühlings gefühl
sekundärtumor
pers vers
Robert Göbel
Piazza di San Pietro
Mein Hof
Foto: Autorentreff im Garten
Siebenfaches Innehalten
Nach dem Krieg
Ashraf Golpaigani
Freiheit (12)
Alois Hallner
Da Hias reflektiat
nach tausend toden
leben
Le-kwa
Foto: Alois Hallner
Zwillingsschwestern
Rainer Hellige
Für Wassili Schukschin
Zum gleichnamigen Bild von Rainer Herold
Sebastian Himstedt
In den letzten Zügen
Erhard Hornschuh
Das wär’ was
Die Flamme
Tian Hung Gurst
Der blinde Bettler
Reinhard Johannes
Juli-Requiem
Bist du
Fragen aus der Fragmentation
Mann im Wachkoma
Von der Treue zum roten Schweden
Sünd wir aber immer noch
Ludmilla Khodai
Lass mich mein Haar
Ein Korb mit Früchten
Robert Klamann
Ich habe die Spinne umgebracht
Henry-Martin Klemt
Genug
Als wir 18 waren
Foto: Henry-Martin Klemt im Gespräch mit KD
Evas Gedichte
Abschied VIII
Vergessliches Lied
Petra Klingl
Verwandlung
Mein Kummer
Irrtum
Ulrike Künkel
Perfekt
setzte ich die welt in brand
Westerbork
Andreas Lenzmann
Die Welt was ist das
Athener Elegie
Klaus Lettke
Feldhüter Alexej
Bild von Wolf Wegener
Erlebnisse eines Gelegenheitspolitikers
Fortschritt
Foto: Klaus Lettke beim Zirkelabend
Unvergessliche Klage eines Vergesslichen
Doris Luhnburg
vom Wecker
Barmherzigkeit
Hosentaschen leer machen
Fiedelbogenmann
Foto: Gemeinsame Lektüre
Beatrice Magdon
Küstensee
Große Stadt I
Große Stadt II
Erinnerung in der Frühe
Fern und fremd, vertraut und nah
Horst-Heinz Meyer
Grenze
Die bittere Frage
Ich, der Pauker von Niklashausen
ACHTUNG, Herr Hauptmann Krüger!
Foto: Horst-Heinz Meyer
In Köln am Rhein
Gruß an Tucho!
Foto: Portraits aus drei Lebensaltern
Lia Mößner
Goodbye DDR
Siegfried Modrach
Es ist ein Trotz in mir
Arbeitslos
Sanftes Land
Servus Loisl – ein Nachruf
Aquarell von Siegfried Modrach
Die musikalischen Eisenbahner
Jürgen Molzen
Erbschaft
Es sind die leisen Töne
Zwiesprache
Da
Der Keiler Grunzi Ringelschwanz
Herbst im Friedrichshain
Seelia Nahst
DuDeinBaumDeinWaldgrund
Busfahrer
Grafik: Friedwald von Seelia Nahst
Petra Namyslo
Morgens in Berlin
In der Schönhauser Allee
Doro, Marion und ich
Aus heiterem Himmel
In einem deutschen Kleingarten
Uwe Nietzold
Tageswechsel
Erste Ghasele
Zweite Ghasele
Foto: in Rheinsberg 1991
Andreas Pomp
Die große Stunde
Foto: Zirkelmitglieder
Hendrik Peeters
Ich sehe was, was du nicht siehst
Martin Pohl
Gesang auf einen verlorenen Garten
Foto: Zirkelmitglieder im Garten
Die Heimsuchung der Tochter
An den Grenzen
Die fünfundzwanzigste Ghasele
Nacktvorstellung
Jürgen Polinske
Tschernobyl
Stillen
Wer nicht hören kann ...
Meine Frau bittet mich
Der Zirkel
Chris Rautenberg
Unbenannt
Katrin Reikowski
Dezember
Abendsucht
Abkehr
Begehr
Gesichte
Inge Ruschke
Beweisaufnahme
Erinnerungen
Barfuß
Über den Wolken
Marianne Sämisch
Vater Krauses Ochsengespann
astrid Salzmann
kunst-geschichte
Fehlstelle I
Fehlstelle II
Grafik „la lune bleue" von astrid Salzmann
Schlaflied
Grafik „zu Hause" von astrid Salzmannn
Grete im Glück
Dora Schäfer
Erinnerungen einer Blumenfrau vom Alex
Als blinder Passagier nach Hamburg
Frank Schleinstein
Kummer
Winter am Meer
Der Mond
Des Frühlichs Hohelied
Marlies Schmidl
Hiddensee
Zeichnung von Sigurd Rosenhain
Ruinenhalden
Ein gedämpfter Ton
Nachruf auf einen Trudelwindkanal
Foto: Trudelwindkanal in Adlershof
Leningrader Blockade
Warum
Foto: Zirkelmitglieder im Garten
Geburtstagsständchen
Eva Schönewerk
Abschied
Arbeit
Portrait Eva Schönewerk, gezeichnet von Vontra
Foto: Eva Schönewerk
Neuaufbruch
Klaus-Dieter Schönewerk
Poesie
Lied von der großen Scheiße
Der blaue Vogel
Sauna in Wolgograd
Foto: Klaus-Dieter Schönewerk im Zirkel
Staub
Zu den Orten
Der Gekreuzigte
Foto: Plastik von Fritz Cremer
Foto: Klaus-Dieter Schönewerk im Park
Werner Schwieger
Lena
Marion Sekulla
Nach uns die Sintflut
Foto: Zirkelmitglieder im Garten
Emanze
Heimatlos
Ahnung
Wolfgang Selchow
Tanzabend
slov ant gali
Origami für Hiroshima
Unschuldsblick
Exil im eigenen Land
Einladung
Foto: Zirkelmitglieder im Garten
Der Kluge Pfeifer und das Liebespaar
Vom Königsfloh
Cora Tanau
Nächte
Die Schwingen des Vogels
Feind
Elviera Thiedemann
Altweibersommer
Auf dem Arbeitsamt
Zwischen Zorn und Zuversicht
Foto: Zirkelmitglieder im Garten
HEL Toussaint
Siebenvier
Schon wieder die von der Religion
Trostlied für NADA
Passionsspiel vom Haus und den Katzen
Zirkelleersonette
War eine Huzulin
Noten: War eine Huzulin
Adlershof Mendelzeilen
Frank Unfug
November
Nach dem Regen
Poster an der Wand
himmel – nochmal
Aufrichtig sind Lügen
Ursula Weiland
Hände
Weihnachten
Für einen Leiter
Sehnsucht
Irene Werfel
Erwachen
Elmsfeuer
Schmetterlingsbaum
Foto: Zirkeltreffen
Glasbehälter
Arno Wienecke
Tante Liesbeth
Der Traum
Werner Wühst
Altes Berliner Haus
Simpler Morgen
Schorfheider Abend
Der Liebe genügt nicht
Die Grelln oder Notizen über eine Bürgermeisterin
Nachruf-Gedichte
Zeichnung von Siegfried Modrach
Der Grenzstein
KDchen
Klaus-Dieter Schönewerk
KDs Erbe
Foto: Klaus-Dieter Schönewerk
Artikel der Betriebszeitung der Druckerei ND, 1977
Foto: Lesung im Zirkel
Foto: „Wenn Bilder reden" zur Kunstausstellung
Programm zu den 20. Arbeiterfestspielen
Brief: Kritik am Programm des Zirkels
Nachwortvon (HEL) Herbert Laschet Toussaint
Quellen
Zu den Autoren
Einleitung
Anthologien muss man mögen oder auch nicht. Wer sie zu schätzen weiß, wird sich glücklich schätzen, gerade dieses Werk entdeckt zu haben. Was ist das? Es ist keine peinlich beschränkte Auswahl, aber auch kein wüstes Sammelsurium.
Fragt man sich nun, was diese umfangreiche Ansammlung von Texten verschiedenster Autoren im Innersten zusammenhält, so darf man sagen: Es ist die literarische Qualität. Diese Qualität hat der Friedrichshainer Autorenkreis, der 1972 als Zirkel schreibender Arbeiter der Druckerei „Neues Deutschland" gegründet wurde, seinem Leiter, Klaus-Dieter Schönewerk zu verdanken.
Klaus-Dieter Schönewerk war Kulturredakteur der Zeitung Neues Deutschland und zweifellos fachlich kompetent. Was ihn aber auszeichnete, war sein Einfühlungsvermögen, sein ebenso behutsamer wie konsequenter Umgang mit Menschen verschiedenster Charaktere. Wo es angebracht war, vermochte er dem zartesten literarischen Pflänzchen zur Blüte zu verhelfen. Aber er konnte auch ausmisten. Diskussionen über vorgetragene Texte zogen sich mitunter bis weit nach Mitternacht hin. Da auch Spötter in der Runde waren, mochte es wohl vorkommen, dass ein Autor, der allzu selbstverliebt sein Werk verteidigte oder es erklären wollte, von seinem Flügelrosse auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt wurde, etwa mit dem Spruch:
„Ein Schreiber, der nicht schreiben kann,
gewöhnt sich leicht das Reden an."
Oder gar mit diesem:
"Was wegzulassen schadet selten, das kann für
ganze Werke gelten."
Das vorliegende Werk sollte weder weggelassen noch liegengelassen werden, sondern in die Hände aufgeschlossener Leser gelangen, gemäß dem Spruch eines der Autoren:
„ ... damit es Flügel kriege,
und nicht nur aus Papier,
und von den Lippen fliege,
vielleicht auch hin zu Dir."
Klaus Lettke
Klaus-Dieter Schönewerk (1942 – 2014)
Vorwort
In der vorliegenden Anthologie wölbt sich ein Bogen, den Schreibende gemeinsam poetisch spannten. Von Teilnehmern des Zirkels schreibender Arbeiter der Druckerei „Neues Deutschland" der DDR bis zum Friedrichshainer Autorenkreis liegen hier Texte aus mehr als vier Jahrzehnten vor, die Gedichte, Geschichten und Geschehen aufgriffen, metaphorisch verdichteten, philosophisch unterlegten, gesellschaftlich analysierten, phantastisch schmückten, sich ins Universale träumten, Abstraktes und Konkretes, Rationales und Sinnliches, Weibliches und Männliches, Kindliches und Sterbendes, Schreiendes und Flüsterndes, Missionarisches und sich selbst Genügendes, Schamloses und Verhüllendes miteinander verbanden. Professionell und Amateure sind hier literarisch miteinander versammelt und entdeckten, entwickelten und entäußerten auf einzigartige Art und Weise ihr poetisches Credo.
Klaus-Dieter Schönewerk, wir nannten ihn KD, war unser Lehrmeister des Dichtens. Er war grandioser Vermittler einer wahrhaftigen, zukunftsorientierten Ästhetik, ein Germanist und Journalist mit geheimnisvoller Aura, ein Kritiker mit Verve, selbst ein begnadeter Lyriker und ein großartiger Mensch. Wir schätzten und liebten ihn, jeder nach seinem Gusto. Als ich in den frühen 80ger Jahren des 20. Jahrhunderts zum Zirkel kam, entwickelte sich bei mir in freudiger Erwartung der Freunde ein eigentümliches Laufverhalten. Immer, wenn ich das Gebäude von weitem sah, wo wir uns jede zweite Woche gemeinsam trafen, verfiel ich unbewusst in den Laufschritt. Wir stritten mitunter bis in die Nacht hinein über die Texte.
Ach, wie warm mir heute noch um das Herz wird, wenn ich mich an unseren Auftritt 1986 bei den Arbeiterfestspielen in Magdeburg erinnere. Mit etwa 15 Zirkelfreunden standen wir vor Arbeitern der SKET-Werke in Magdeburg auf der Bühne und hatten das Vergnügen, ein Programm rund um die Liebe (Jazz, Lyrik, Prosa) zu gestalten.
Wir waren Leute, die die Leidenschaft zum Schreiben von Gedichten, Liedern und Geschichten verband. Da standen der Mathematiker neben dem Drucker, die Sekretärin neben der Richterin, die Chemikerin neben dem Lehrer, der Student neben der Physikerin; das Alter der Teilnehmer reichte von 16 bis 93 Jahren, wir waren Arbeiter des Dichtens.
Klaus-Dieter war unser Goldsucher, wusste Spreu und Weizen geschickt voneinander zu trennen. Er konnte den Kern eines Gedichtes zum Klingen bringen.
Die hier vorliegenden Texte wurden bei den Treffen in Anwesenheit unseres Lektors diskutiert. Für mich einzigartig.
Nun möchte ich die Schönewerks von uns allen in der „Zwischenwelt" (ein Zitat aus dem Epitaph von KD) grüßen.
Das Schöne Werk lebt fort.
Reinhard Johannes
Ingrid Allstedt
Briefe
Als ich sie
verbrannte:
Flüstern
in den Flammen
Unsere Liebe
Schall
und Rauch
Die Farben sterben
Vor dem Herbst
Die Lüge wärmt
Wie ein dünner Mantel
Im Winter
Ingrid Allstedt, Zeichnung von W. Schwieger
Die Luft
Ist gelb in Beijing
Die Straßen
Sind sauber –
Gestern
Haben sie einige
Erschossen
Buddha lächelt
Seine Mahlzeit ist ihm
Gewiss
Meine Mütze
Sitzt schief
Der Wind treibt mir Tränen ins Gesicht
Im Park sind die letzten Rosen längst erfroren
Der alte Ahornbaum kennt nur meinen Hund
Der ihn anpinkelt
In meinem Garten
I
Mittags
eine Ringelnatter
sonnt sich
Die blauen Stunden schlafen
im Baum
Auf dem Traumpfad
lauert
die große Schlange
II
Ich
entfache das Feuer
Die Dunkelheit
zerspringt
Schatten tragen
heiße Asche
in den Wind
Kleine grüne Fliege
Am Fenster der Straßenbahn
Eingekratzt
Diepgen vom Storch gebissen
Kastanien öffnen ihre Blüten
Steig mit mir aus
Kleine grüne Fliege
Scheiße
Liegt überall
Andacht
nach dem Holzschnitt von Masereel „Die Blumen des Bösen"
Ich bete
Die Blume des Bösen
Öffnet ihr Auge
Ein Kater lauert
Sein Schwanz
Hält den Mond
In Schach
Bis meine Brüste
Blühen
Reinhard Busch
mensch!
Soldat bei der SS gewesen zu sein,
ist schlimmer,
als ein Soldat in der Türkei zu sein
Punker im Land zu sein,
ist schlimmer,
als rechts-militant zu sein
Geheimdienstmitarbeiter in der DDR
gewesen zu sein,
ist schlimmer,
als ein nicht verurteilter Faschist
in der BRD zu sein
Kurde in Deutschland zu sein
ist nicht so schlimm,
wie Kurde in der Türkei zu sein
Ein Magdeburger unter Punkern zu sein,
ist nicht so schlimm,
wie ein Punker in Magdeburg zu sein
DDR Bürger gewesen zu sein,
ist nicht so schlimm,
wie Ausländer in Deutschland zu sein
und schließlich:
ein Mensch auf dieser Erde zu sein,
ist nicht so schlimm,
wie eine Erde voller Menschen
Erlegen
den Zurückbleibenden gewidmet
dem Regen gleich
nach wirren Wegen
nun kühl und bleich
als ich es fand
hab ich verspürt wie es war
als dein kühles Haar
und deine Hand
an meinem Leibe waren
dieses Einzelne aus deinen Haaren
mit einer Farbe wie Sand
Stefan Butt
Strophen aus dem Zyklus MINTGRÜN
Manifest vorweg prototypische
exemplare unauffällig auffällig
Hinten abriegeln nach vorne aufwiegeln
mobile zivile demotivieren
Ein wannenbad in der menge zu nehmen
behelmte ordnungshüterrudel lungern
wittern brandherd im aufruhrgebiet
lassen wir uns gehen am spalier vorbei
Hass hasso hass! drei Proleten arier
dicke Hunde mit schlägervisagen
Schreihälse aufgedreht herum schubsen sie
nicht sofort gerissen ich bin bald hindurch
Pensionsansprüche blechnapf decke hund
kurzes zwischen hoch bahnen sonderkonto
einrichten und saniert wie geschmiert
die stulle volle pulle zug aus dem rohr
Treppenrollenspiele TUNNELBANDEL
du zu du mit ihr durch den basar der
sachte da ruht der platz die tauben alt und
grausam hören frieden langsam wieder mal
Ich es buntherum fliegt es wie jubel
bellt die stadt lau bekannt ich doch im grünen
vögeln auf masten ballone ein flugzeug
gepackt lechs nach verschlings aus den wolken
Ländliche Liegenschaften zierbeet belegt
hei-no ja-marika röck rumdösenbierseelig