D9E - Der Loganische Krieg 1: Aufstand der Betrogenen
By Stefan Cernohuby and Ernst Wurdack
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Doch wie bei so vielem, bei dem Geld die wesentliche Rolle spielt, werden ethische und moralische Fragen hintenangestellt. Auf der Erde des ausgehenden dritten Jahrtausends wird der Markt der Genmanipulation von einem Konzern beherrscht: BioTech.
Die Konzerntöchter Hanson, DiCasia, Nomoto, Suwalu und Sanchez geben nichts auf diese Verbote. Sie halten sich dank ihrer Kontakte zu einflussreichen Politikern für unangreifbar. Als die verbotenen Manipulationen am erwachsenen Menschen bekannt werden, kommt es zum BioTech-Skandal. Verhaftungen und Prozesse sind die Folge. Die Verantwortlichen sehen den Konzern in Gefahr und beschließen, den Einflussbereich der Hegemonie zu verlassen.
Auf LOGUS, dem Mond eines Gasriesen finden sie eine neue Heimat, fern jeder Bevormundung durch die Hegemonie. Fortan nennen sie sich Loganer und eine neue Zeitrechnung beginnt. Das Jahr der Besiedlung ist das Jahr 1 Logus.
Im Jahr 140 Logus ist die Bevölkerung des Mondes auf über 10 Millionen angewachsen. Viele davon sind Flüchtlinge aus den von den Hondh eroberten Regionen der Hegemonie. Doch dieser Krieg ist für die Loganer – die Spitze der Gesellschaft – unbedeutend. Sie haben ihre eigenen Probleme. Es werden Entscheidungen getroffen und umgesetzt. Die Folgen dieser Entscheidungen führen im Jahr 245 Logus zu dem, was in der Geschichte der Menschheit später als Der loganische Krieg bekannt werden soll.
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D9E - Der Loganische Krieg 1 - Stefan Cernohuby
...
Prolog
Genmanipulation ist im 3. Jahrtausend nicht mehr aus der Gesellschaft wegzudenken. Und als der Rogers-Effekt, die Möglichkeit der Genmanipulation und Veränderung am erwachsenen Menschen, von Wissenschaftlern entdeckt wird, ist der Wunsch des Einzelnen, sich selbst genetisch verändern und verbessern zu lassen, nicht weit. Doch die Regierung Terras und der Hegemonie schiebt dem einen Riegel vor: Das Genmanipulations-Gesetz wird erlassen und insbesondere die Veränderung am erwachsenen Menschen verboten.
Doch wie bei so vielem, bei dem Geld die wesentliche Rolle spielt, werden ethische und moralische Fragen hintenangestellt. Auf der Erde des ausgehenden dritten Jahrtausends wird der Markt der Genmanipulation von einem Konzern beherrscht: BioTech.
Die Konzerntöchter Hanson, DiCasia, Nomoto, Suwalu und Sanchez geben nichts auf diese Verbote. Sie halten sich dank ihrer Kontakte zu einflussreichen Politikern für unangreifbar. Als die verbotenen Manipulationen am erwachsenen Menschen bekannt werden, kommt es zum BioTech-Skandal. Verhaftungen und Prozesse sind die Folge. Die Verantwortlichen sehen den Konzern in Gefahr und beschließen, den Einflussbereich der Hegemonie zu verlassen.
Auf LOGUS, dem Mond eines Gasriesen finden sie eine neue Heimat, fern jeder Bevormundung durch die Hegemonie. Fortan nennen sie sich Loganer und eine neue Zeitrechnung beginnt. Das Jahr der Besiedlung ist das Jahr 1 Logus.
Im Jahr 140 Logus ist die Bevölkerung des Mondes auf über 10 Millionen angewachsen. Viele davon sind Flüchtlinge aus den von den Hondh eroberten Regionen der Hegemonie. Doch dieser Krieg ist für die Loganer – die Spitze der Gesellschaft – unbedeutend. Sie haben ihre eigenen Probleme. Es werden Entscheidungen getroffen und umgesetzt. Die Folgen dieser Entscheidungen führen im Jahr 245 Logus zu dem, was in der Geschichte der Menschheit später als Der loganische Krieg bekannt werden soll.
Aufstand der Betrogenen
Obwohl er seit fast zehn Zyklen auf diesen Moment gewartet hatte, traf es ihn wie ein Schock.
Mit bloßem Auge war der Punkt am Himmel winzig, kaum zu bemerken.
Er hob den Feldstecher und verfolgte den Weg des Feuerballs durch die äußere Atmosphäre des Mondes.
Ja, zweifellos. Sie waren da.
Raluk wandte sich ab und rannte zum Unterstand seines Kommandanten. Er ließ jegliche militärische Ordnung außer Acht, als er durch die Tür des alten Hauses stürmte.
»Major, Major!«, brüllte er.
Alles drehte sich, als ihm jemand die Beine unter dem Köper wegtrat und er hart auf den Boden prallte. Der unbekannte Angreifer drehte ihm blitzschnell den Arm auf den Rücken und presste ihm ein Messer gegen den Hals. Dann bekam Raluk eine Ohrfeige verpasst.
»Vollidiot«, knurrte Major Pakh Chaser und steckte das Messer weg. »Mach Meldung!« Chaser packte Raluk am Arm und riss ihn hoch.
»Sie sind da«, keuchte Raluk. »Das Shuttle der Spezialeinheit ist auf dem Weg hierher.«
Pakh Chaser verzichtete darauf, sich selbst davon zu überzeugen. Wenngleich Raluk permanent Probleme mit der militärischen Ordnung hatte, so war er doch der zuverlässigste Mann der ganzen Einheit. Deshalb hatte Pakh Chaser ihn für sein eigenes Zweierteam ausgewählt.
»Maximale Deckung. Ich beobachte den Anflugvektor. Informiere du die anderen Trupps.«
Pakh spähte aus dem Fenster, während Raluk die Treppe hinaufstürmte.
Nichts durfte sie verraten. Keine Wärmeaufnahmen, keine Energiesignaturen, keine Funkwellen. Dementsprechend hatten sie sich auf ein einfaches Signal geeinigt.
Sehr einfach.
Raluk eilte zur vernagelten Türöffnung im ersten Stockwerk, die ins Freie führte. Er hob seinen Fuß und trat die roh zusammengenagelten Platten aus der Öffnung. Das Holz zersplitterte. Das Signal war deutlich genug für die anderen Teams.
Sofort rannte er wieder nach unten und nahm neben Major Pakh Chaser Haltung an, beinah militärisch. »Ich habe den Vektor überprüft. Sie landen am Hauptplatz.«
Wortlos zog Raluk sein Messer. Eine tödliche Keramikklinge, um Metallortungsgeräten zu entgehen.
Jetzt hörten sie das Geräusch des Shuttles, das gerade mit vollem Gegenschub zur Landung ansetzte.
Raluk musterte seinen Vorgesetzten, der ihn seit Monaten auf diesen Tag vorbereitet hatte. Major Pakh Chaser saß da und lauschte. Er hatte ein bitteres, grimmiges Lächeln aufgesetzt, aber es war dennoch zuversichtlich.
Raluk war nicht klar, woher der Major gewusst hatte, dass die Spezialeinheit der loganischen Streitkräfte genau hierher kommen würde und warum er so zuversichtlich war. Bisher hatten die Aufständischen in jeder direkten Auseinandersetzung den Kürzeren gezogen – und das waren nur reguläre Truppen gewesen. Bei den Angreifern handelte es sich diesmal jedoch um die Spezialeinheit.
Allerdings gab es einen Unterschied: Heute würden sie zum ersten Mal zu ihren Bedingungen kämpfen.
Er hielt den Atem an und horchte. Er hörte das Knirschen von Kies. Ein Teil der Angreifer hatte den Weg genommen, der direkt an ihrem Unterschlupf vorbeiführte.
Raluk machte sich bereit. Am liebsten hätte er sich sofort auf die Loganer gestürzt, aber seine eigenen Wünsche waren zweitrangig. Der Major würde den Angriffsbefehl geben.
Und Raluk vertraute dem Major.
***
»Natürlich haben Sie mich noch nie gesehen. Ich bin heute zum ersten Mal hier.« André Gheorghe fixierte den Sicherheitsmann, der ihn geringschätzig musterte.
»Sie haben die Freigabe für die Ebene, Bürger.«
André passierte den Checkpoint. Johanna Marin nahm ihn in Empfang, natürlich. Sie begrüßte ihn mit einem Handschlag, blondierten Haaren und einem falschen Lächeln.
»Gratulation. Jetzt darf ich sie wohl mit Chefanalyst Gheorghe begrüßen.«
Ja, durfte sie. Tat sie nur nicht.
André nickte höflich. Sein ganzes Leben war er trotz seiner Leistungen immer nur Bürger zweiter Klasse gewesen. Er war es gewohnt, seine Emotionen unter Kontrolle zu haben. »Danke«, entgegnete er. »Wohin?«
»Folgen Sie mir bitte. Ihre Beförderung war ein logischer Schritt. Ihre Analysen und logistischen Fähigkeiten waren bei unseren Befriedungseinsätzen auf Saxum eine große Hilfe. Aber jetzt müssen Sie mehr Verantwortung übernehmen.«
Ihre Dienstausweise gaben ihnen den Weg in eine weitere Sicherheitssektion frei.
»Hier, in Sektion Eins werden Analysten direkt in den Extraktionsprozess der Informationen eingebunden. Wir wollen keine Zeit verlieren.«
André verspürte einen Anflug von Unsicherheit, als er auf die fünf Meter breite Scheibe zutrat. Ein Einwegspiegel. Er ließ seinen Blick durch den dahinterliegenden Raum wandern. Kein Wunder, dass man sich über Budgetüberschreitungen beschwerte. Er sah die neuesten chirurgischen Instrumente, eine Sicherheitsdrohne und zumindest drei Ärzte.
Und eine blutverkrustete, nackte Gestalt auf der Liege stöhnte. So wie sie aussah, war das nicht ihre erste Behandlung.
André hörte das Stöhnen, als stünde er direkt neben dem Mann. Hervorragende Mikrofone.
Ein öliges Grinsen erschien auf dem Gesicht von Johanna Marin. »Das ist doch kein Problem für Sie, oder?«
André hatte so lange und so hart dafür gearbeitet, hierher versetzt zu werden, dass er sich nicht von Mitleid oder einem schwachen Magen aufhalten lassen würde. »Nein, kein Problem.«
»Gut, dann verstehen Sie das hier als Aufwärmübung. Es handelt sich um die letzte Sitzung mit dem betreffenden Individuum, von dem wir alle relevanten Informationen bereits erhalten haben. Um deren Extraktion hat sich Ihr Vorgänger bereits gekümmert. Viel Vergnügen.«
Mit grausamer Faszination verfolgte André, wie sich eine ganze Batterie Spritzen in den Arm des Mannes senkte, der sich in seinen Fesseln aufbäumte. Der Gefangene riss die Augen auf, als ein Weißkittel an ihn herantrat, einen Nervenstimulator in der Hand. Die Pupillen des Mannes wirkten unnatürlich klein, als wären sie eine so hohe Lichtintensität nicht gewohnt. Zusammen mit den stark entwickelten Muskeln ließ dies nur einen Schluss zu:
Eine Kreatur, dachte André. Vermutlich ein Minenarbeiter.
Er bemerkte nicht, wie Johanna Marin den Raum verließ, denn in diesem Moment begann die Kreatur zu schreien.
***
Er hetzte hinter dem Major an einer