Im Zeichen des Lotus: 17 - Alte Schulden
By Valerie Loe
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About this ebook
Jede Nacht, ungesehen, unbemerkt von den Menschen, wird ein Krieg gefochten. Seit mehr als tausend Jahren treffen sich in den Schatten zwei Mächte, Chaos und Ruhe, Feuer und Eis, die ihre Schlachten schlagen bis zum Ende aller Zeit.
Oz ist einer Verschwörung auf der Spur - einer Verschwörung, die vor sieben Jahren dafür sorgte, dass er London und sein altes Leben verlassen musste. Gerissen hat der Feind eine Falle gebaut und geduldig gewartet, bis der Silver zurückkehrt. Es ist ein Spiel um Leben und Tod, das bald sein Ende finden soll.
Welche Verbündeten bleiben dem Geschichtenerzähler?
Werden Penelope und die Silver ihn rechtzeitig finden?
Valerie Loe
Seit ich als Kind das Schreiben und Lesen gelernt habe, faszinieren mich Geschichten aller Art. Ich wusste mit dem ersten Satz, den ich je selbst las, dass ich das auch wollte. Geschichten und Welten erfinden, Menschen dorthin zu entführen und sie für eine Weile aus der Realität zu locken, um mit meinen Figuren Abenteuer zu erleben. Im letzten Jahr wurden Kurzgeschichten von mir veröffentlicht und gaben mir die Chance, zu lernen und zu wachsen. Und nun bin ich glücklich und stolz, meine Urban-Fantasy-Serie in die Welt zu entlassen und bin gespannt, was die LeserInnen davon halten werden.
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Book preview
Im Zeichen des Lotus - Valerie Loe
Im Zeichen des Lotus
Im Zeichen des Lotus
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Impressum
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Er klopfte, doch es kam keine Antwort. Titus sah sich um. Der Gang war etwas krumm und machte in der Mitte eine Kurve, die keinen Zweck erfüllte, da er danach gerade fortfuhr. An manchen Stellen konnte der König sehen, dass Ausbesserungen vorgenommen worden waren. Der Boden wies keine perfekte, glänzende Glätte auf, die Wände waren eindeutig schief und dennoch gefiel es dem Silver besser als jeder andere Unterschlupf in den letzten Jahrhunderten. Er klopfte erneut. Die Tür bestand aus dunklem Holz - ein kahles, schmuckloses Stück Holz. Beim dritten Mal schlug er so fest zu, dass es in den Scharnieren bebte.
„Ich werde nicht gehen, verkündete er. „Tu’ uns beiden einen Gefallen und lass mich freiwillig herein, bevor ich es erzwingen muss
, drohte Titus nach einer weiteren Pause. Dabei klang er düster und grollend, ganz der König, mit dessen Geduld es zu Ende ging.
Aus dem Inneren des Zimmers erklang leises Quietschen, dann wurde die Tür langsam geöffnet. Die Bewegung stockte einen Moment, erneut erklang das Quietschen, dann erschien Sandro im Türspalt und der Durchgang öffnete sich zur Gänze.
„Mein König", brummte der Italiener. Schwungvoll drehte er herum und schob sich in seinem Rollstuhl in die Mitte des Zimmers. Vorsichtig, beinahe ängstlich, trat Titus ein. Er hatte noch nie einen Silver im Rollstuhl gesehen. Dass er normalerweise zu Sandro aufblicken musste und nun auf ihn herabsah, verstärkte das Gefühl der Falschheit, die dem Zimmer selbst ebenfalls anzuhaften schien. Der Solani lächelte, doch es war nicht sein typisches Lächeln, nicht strahlend und nicht warm, es lud nicht dazu ein, mit zulächeln, sondern war hart und wirkte einstudiert.
„Schön, dass du zu uns zurückgefunden hast, sagte Sandro. Er blickte sich um, als würde er etwas suchen, was seinen Blick fesseln könnte, doch er fand nichts und sah beinahe trotzig zu dem König auf. „Wirst du mir nun Hoffnungen machen, die du nicht halten kannst?
Der Italiener klang so vorwurfsvoll, dass Titus erschrocken einen Schritt zurück machte. Es fühlte sich an, als hätte ihm gerade jemand eine Ohrfeige verpasst, dennoch fing er sich schnell wieder und zwang ein Lächeln in sein Gesicht. Er bemühte sich, Wärme in seine Augen zu bringen.
„Keineswegs, mein Freund. Titus trat an Sandro heran und ging schließlich vor diesem in die Knie, damit er zu ihm aufblicken konnte. Gleichzeitig hielt er die Aura des Königs zurück. Er wollte den Silver nicht drängen und keineswegs überfahren, sondern sein Vertrauen zurückgewinnen. Irgendwo musste er ja beginnen. „Sieh mich an, Sandro
, bat er leise. Als König, als ein Solani mit dem Blut der Ersten in seinen Venen, war der Schmerz seiner Untertanen auch sein Schmerz. Er musste sich nur konzentrieren und fühlte es. Die Taubheit in den Beinen, der Phantomschmerz in den Füßen, das Stechen im Rücken, das Ziehen im Nacken. Selbst den verletzten Stolz konnte Titus spüren, dazu brauchte er kein Empath zu sein, auch wenn Sandro nun ein Lächeln zur Schau trug. Es war eben nicht so herzlich, nicht so warm, sondern verkrampft an den Ecken und blass in der Mitte. Der Silver hob langsam die Lider und begegnete dem Blick seines Königs. „Ich werde alles - alles! - geben, um dich wieder aus diesem Ding zu bekommen. Weißt du, dass Milani ein Zimmer für dich ganz oben reserviert hat? Es wartet ein wundervoller Ausblick auf dich und neue Silver zum Aufbauen, du weißt, dass keiner das besser kann als du. Vor allem, da Mary unsere Kleinen im Moment sehr hart dran nimmt." Nun zuckte es doch um die Mundwinkel des Italieners und er lachte leise.
„Mein König kniet vor mir und verspricht mir das Blaue vom Himmel. Da muss ich mich doch glatt geehrt fühlen." Er zwinkerte, in seine goldenen Augen kehrte etwas Glanz zurück.
„Weißt du, wie froh ich bin, dich lächeln zu sehen? Es gibt viele, die daran zugrunde gegangen wären."
„Oh, aber, Titus, das bin ich. Ich kann von Tag zu Tag mehr spüren, wie ich mich von dem Mann entferne, der ich war. Egal, wie sehr ich es versuche, ich weiß, dass der, der den Zirkus überlebt hat, die Verfolgung und den Krieg, verschwindet. Weil dieser jemand ein Krieger war, mit Waffe in der Hand und festem Stand. Und nun sitze ich in diesem quietschenden Ding und kann nicht mehr tun, als Essen zu kochen und den anderen zu lauschen, wenn sie ihre Herzen ausschütten. Sandro seufzte leise, bevor er den Kopf schüttelte. Er schloss die Augen, öffnete sie erneut, eine sanfte Wärme in ihnen, die die Bitterkeit seiner Worte schmälerte. „Aber wenn das meine neue Aufgabe sein soll, dass ich nur noch als Koch und Seelsorger tauge, dann soll es so sein, und ich werde sie mit all meinem Können meistern, um die Silver zu unterstützen.
„Hast du Angst, dass ich es nicht schaffe?" Titus legte den Kopf schief, irritiert von dem leisen Lachen des Anderen.
„Nein, aber du. Du sorgst dich, dass du mich im Stich lassen könntest, dass du uns bereits so lange enttäuscht hättest, dass du es vielleicht nicht wert bist, zurückzukommen. Auf den erstaunten und leicht abweisenden Blick des Königs hin lachte Sandro leise auf. „Ich mag im Rollstuhl sitzen, aber ich bin nach wie vor ein Gedankenleser. Und du, mein König, hältst sie nicht gerade geheim.
Nun musste Titus unwillkürlich ebenfalls lachen.
„Du hast mich erwischt, gab er schließlich zu. Eine Strähne seines dunklen, gelockten Haares fiel ihm in die Stirn. Er wische sie unruhig nach hinten, bevor er die Knie des Italieners fest umfasste und leicht zudrückte. „Dann entspann dich, mein Freund. Ich will verdammt sein, wenn ich es nicht schaffe, dich wieder zum Laufen zu bringen.
Sandro antwortete nicht darauf, jeder Witz blieb auf seiner Zunge kleben, eine erwartungsvolle Anspannung erfasste seinen Körper, er glaubte sogar, es in seinen Zehenspitzen zu spüren - was vollkommen unmöglich war.
Titus schloss die Augen. Er hatte schon sehr lange keine größeren Verletzungen mehr geheilt, sicherlich noch nie eine Rückenmarksverletzung. Das Siegel des Königs zu benutzen, um Schmerzen zu lindern und die Heilfähigkeit der anderen zu unterstützen, war eine Sache, aktiv Wunden zu heilen eine ganz andere. Jeder in seiner Familie konnte es, es lag in ihrem Blut, doch auch sie kannten Grenzen. Das Gefühl, wie das Leben aus einem Solani floss, mit jedem Tropfen Blut ein bisschen mehr, bis er in einer Lache aus rotem Tod kniete, einen leblosen Körper an sich gedrückt, all seine Magie in diesen zwingend, am letzten Hauch des Lebens hängend, bis Schwärze ihn umfing. Titus kannte es nur zu gut, spürte, wie sein Herz schneller schlug, aus dem Rhythmus geriet und schmerzhaft stolperte. Er bekam kaum Luft. Wieviele waren unter seinen Händen gestorben? Wieviele wegen ihm?
„Titus, durchbrach Sandro die Stille. Sofort riss der Angesprochene den Kopf nach oben, die Augen weit aufgerissen, blasser als sonst. „Atme
, schlug der Freund lächelnd vor. „Tut mir leid, aber gerade brüllst du deine Gedanken nur so in die Welt hinaus. Also werde ich mir erlauben, darauf zu antworten. In Ordnung?" Der König, immer noch auf dem Boden kniend und sich wenig royal vorkommend, nickte stumm. „Es ist vollkommen in Ordnung, an seine Grenzen zu stoßen. Es ist auch