Tabu Trennung: Ein Journalist sucht Antworten
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About this ebook
Daniel Schneider
Daniel Schneider (Jg. 1979) ist Journalist und Theologe. Gemeinsam mit seiner Frau Eva-Lisa und ihren Kindern Malaika, Merle und Justus lebt er in Bad Oeynhausen, Westfalen. Daniel arbeitet als Drehbuchautor für das WDR-Fernsehen, als Dozent für die IST-Hochschule für Management, als Redakteur für das Evangelische Rundfunkreferat NRW, schreibt Bücher und ist als Moderator und Referent unterwegs.
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Book preview
Tabu Trennung - Daniel Schneider
Der SCM Verlag ist eine Gesellschaft der Stiftung Christliche Medien, einer gemeinnützigen Stiftung, die sich für die Förderung und Verbreitung christlicher Bücher, Zeitschriften, Filme und Musik einsetzt.
ISBN 978-3-7751-7372-8 (E-Book)
ISBN 978-3-7751-5758-2 (lieferbare Buchausgabe)
Datenkonvertierung E-Book:
CPI books GmbH, Leck
© der deutschen Ausgabe 2017
SCM-Verlag GmbH & Co. KG · Max-Eyth-Straße 41 · 71088 Holzgerlingen
Internet: www.scm-verlag.de · E-Mail: info@scm-verlag.de
Die Bibelverse sind, wenn nicht anders angegeben, folgender Ausgabe entnommen:
Elberfelder Bibel 2006, © 2006 by SCM-Verlag GmbH & Co. KG, Witten.
Umschlaggestaltung: Kathrin Spiegelberg, Weil im Schönbuch
Titelbild: Lightstock.com
Autorenfoto: Lea Barnowsky
Satz: typoscript GmbH, Walddorfhäslach
Für Sonja und Ulrich Schneider, meine Eltern,
die mir sehr liebevoll und bemerkenswert vor Augen führen,
was es heißt, Tränen und Triumphe zu teilen.
INHALT
Über den Autor
Tabu Tren|nung – Wie man weiterlebt
Wo beginnt Scheidung? Bei der Liebe!
Manu – Alles eine Frage des Timings?
Der Ruf zum Abenteuer – Ein Zufall?
Rita und Björn – Einmal Scheidung und zurück
Die Begegnung mit dem Mentor – absichtslose Beratung?
Reiner Knieling – Voller Vertrauen gescheitert
Ein Leben zwischen Anspruch und Zuspruch
Sabine Maier – Eine Ehe oder der Versuch, verheiratet zu sein?
Gesellschaftliche Entwicklungen – Was ist richtig und was ist falsch?
Mickey Wiese – Es sind die Kleinigkeiten, die eine Ehe zermürben
Die Rückkehr mit dem Elixier – Unvollkommen und doch geliebt
Anmerkungen
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
Über den Autor
DANIEL SCHNEIDER, Jahrgang 1979, ist Journalist und Theologe. Er ist als Fernseh- und Radioautor, Sprecher und Moderator tätig - u.-a. beim WDR (Planet Wissen, Kirche in 1LIVE) und bei BibelTV (Bücherzeit). Er ist Autor mehrerer Bücher. Mit seiner Frau Eva-Lisa hat er zwei Töchter und einen Sohn. Sie wohnen in Löhne, Westfalen. Weitere Informationen auf seiner Website: www.danielschneider.org
[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
TABU TREN|NUNG – WIE MAN WEITERLEBT
EINFÜHRUNG
Liebe ist die stärkste Macht der Welt und doch ist sie die demütigste, die man sich vorstellen kann.
Ich kann dir nicht wehtun, ohne mich selbst zu verletzen.
Mahatma Gandhi
Schei | ße!!!
Ich habe lange überlegt, ob es eine gute Idee ist, mit so einem Kraftausdruck in ein Buch zu starten. Ein gewisser Teil meines Unterbewusstseins hat versucht, es mir auszureden. »So verscherzt du es dir sofort mit den werten Lesern«, tönte es in mir. »Fang lieber mit ›Mist!‹ oder ›So ein Ärger aber auch‹ oder ›Das ist ja schlimm‹ an.« Doch als ich diese fast verzweifelten Bemühungen in mir selbst als letzte Versuche entlarvte, ein Buch über Trennungen mit verbalen Abstrichen zu beginnen, musste ich fast lächeln.
Das Fazit meiner Überlegungen: Es ist keine gute Idee, mit so einem Kraftausdruck in ein Buch zu starten, aber es gibt einfach keine andere Möglichkeit, als so in dieses Buch zu starten. Ich setze noch zwei zusätzliche Ausrufezeichen hinter mein erstes Wort.
Dieses Buch handelt von dem, was uns Menschen den Schlaf raubt, obwohl es uns in Sicherheit wiegen sollte. Hier geht es um etwas, was unfassbare Verletzungen auslöst, obwohl es eigentlich als Lebenselixier und Balsam für Herz und Seele gedacht ist.
Und gleichzeitig dreht sich dieses Buch um etwas Alltägliches, was ständig und immer wieder bei uns und in unserem Umfeld passiert. Etwas, das zum Leben gehört. Ungefragt und ohne Einladung ist es schon immer dagewesen.
Es geht um Beziehungen, die scheitern, um Ehen, die zerbrechen. Es ist ein Buch über Scheidungen und Trennungen. Ich schreibe es, weil ich an das Lebenskonzept von Liebesbeziehungen, Ehen und Partnerschaften, die auf Lebenszeit angelegt sind, glaube. Und das tun viele andere Menschen auch. Nicht umsonst steigt die Anzahl der Hochzeiten wieder an. Viele Menschen binden sich bewusst aneinander, ohne dass sie der erschreckende Blick in die Scheidungsstatistiken davon abhält:
Und trotzdem kommt es zu Trennungen. Im Jahr 2015 wurden in Deutschland rund 163 335 Ehen geschieden, das waren 1,7 Prozent weniger als im Vorjahr. Nach den derzeitigen Scheidungsverhältnissen werden etwa 35 Prozent aller in einem Jahr geschlossenen Ehen im Laufe der kommenden 25 Jahre geschieden.¹
Die durchschnittliche Dauer der im Jahr 2015 geschiedenen Ehen betrug knapp 15 Jahre. Ist das ein guter Wert? Statistisch gesehen?
Warum werden so viele Ehen geschieden?
Aus tausend verschiedenen Gründen. Ich möchte mir nicht anmaßen, über die einzelnen Gründe zu urteilen.
Sehr, sehr wenige Menschen starten in eine auf Dauer angelegte Beziehung, um irgendwann mal einen seelischen Scherbenhaufen zusammenzukehren. Es geht darum, mit dem anderen alt zu werden. Immer noch. Und heutzutage erst recht.
Aber eine Beziehung, die schiefläuft, in der der eine, die andere oder beide Seiten Schmerzen davontragen und sich selbst verlieren, ist doch genauso unnütz.
Es ist kompliziert. Ich komme zu dem Entschluss, dass ich das erst mal sehr tragisch finde. Weil uns zerbrochene Beziehungen nicht guttun. Aber noch viel tragischer als die Beziehungskrisen an sich finde ich die Tatsache, dass wir, und damit meine ich vor allem die sprichwörtlichen »christlichen Kreise«, Probleme in Beziehungen und Ehekrisen immer noch als Tabuthema behandeln.
Das macht mich wütend. Denn ein so existenzielles Gut wie die Liebesbeziehung nur von der einen Medaillenseite zu behandeln, sprich die Ehe und die funktionierende Beziehung als Nonplusultra zu glorifizieren und den Menschen, deren Beziehungsflagge aus welchen Gründen auch immer auf Halbmast hängt, das Gefühl zu geben, im gesellschaftlichen Niemandsland zu dümpeln, sorgt erst recht dafür, dass Beziehungen vor die Wand fahren.
DIESES BUCH IST ZUSPRUCH UND ZUMUTUNG
Deshalb setze ich bewusst auf schonungslose Ehrlichkeit und auf die Kraft von wahren Geschichten. Verschiedene Männer und Frauen erzählen Ihnen ihre Geschichte. Subjektiv. Offen. Von den Dingen, die am meisten wehtun. Sie erzählen von ihrer Krise.
Als Paare und als Einzelpersonen. Denn alle Menschen, die eine Beziehung führen, geführt haben, kämpfen, resignieren oder streiten, sind Einzelstücke. Individuelle Persönlichkeiten, die mit Träumen und auf Wolke sieben in die Ehe oder Beziehung gestartet sind. Um sich wahrhaftig mit dem (scheinbaren) Ende von Beziehungen auseinanderzusetzen und Antworten auf die Fragen nach dem »Warum?«, dem »Wie?« und dem »Und jetzt?« zu suchen, ist das Gespräch mit verschiedenen Menschen wichtig. Nur so wird dieses Thema für eine breitere Öffentlichkeit zugänglich.
Getreu dem Motto »Willst du alle ansprechen, sprichst du niemanden an« nehme ich damit gerne in Kauf, dass dieses Buch unvollkommen und unvollständig bleibt. Es wird Fragen offenlassen und kann an manchen Stellen sehr unbequem und unbefriedigend daherkommen.
Aber weil es keine aussagekräftigen Statistiken über gebrochene Herzen, verletzte Seelen oder zersplittertes Porzellan gibt, kein Bundesamt der Welt emotionale Erhebungen durchführt, die anbahnende (Ehe-)Krisen beleuchten und der eine Trennungs- oder Scheidungsgrund nicht existiert, bin ich überzeugt: Durch persönliche Erfahrungsberichte werde ich diesem Thema viel besser gerecht als durch jede andere Herangehensweise.
Meine Gesprächspartner sind alle mit unterschiedlichen Voraussetzungen in ihre Ehekrisen gelangt, geschlittert oder gerast und mit völlig verschiedenen Erlebnissen und Ergebnissen wieder aufgetaucht.
Aber eines haben alle Menschen, die in diesem Buch vorkommen, gemeinsam: Sie sind mit ihrer Krisensituation nicht leichtfertig umgegangen und haben den Mut bewiesen, ehrlich und selbstkritisch darüber zu berichten.
Und deshalb lesen Sie von …
… Manu, der ganz genau weiß, wie es sich anfühlt, wenn man in der Beziehung nicht mehr geliebt wird. Und wie man die Liebe an sich wiederentdeckt.
… Rita und Björn, die über ihr Scheidungsjahr reden. Und über ein legendäres Kaffeetrinken im Rahmen des Scheidungstermins beim Gericht.
… Reiner, der über zwei gescheiterte Ehen berichtet und sich die Frage stellt, ob Ehen nicht nur von Gott gesegnet starten, sondern ob Beziehungen auch gesegnet sterben können.
… Silke, die als Therapeutin anderen Paaren Tipps in Sachen Beziehung gibt und selbst mit gescheiterten Ehen klarkommen muss.
… Mickey, der als Theologe und Therapeut für Beziehungen anderer Menschen kämpft und selbst schon einen Beziehungskampf verloren hat.
Sie werden meine Fragen beantworten. Sie werden sich selbst als Personen mit hineingeben und keine Theorien zitieren. Und sie sind wahre Fachleute, weil sie hautnah erfahren haben, was eine Scheidung bedeutet. Sie wecken Hoffnung, einfach indem sie berichten. Ungeschminkt und lebensnah.
ES GEHT UM DEN BEZIEHUNGSERFINDER
Ich gehe davon aus, dass Gott der Schöpfer unserer Welt und damit auch von uns Menschen ist. Und damit ist Gott für mich auch der Erfinder von Beziehungen. Ein Blick in entwicklungsreiche Jahrmillionen von Mensch und Materie zeigt mir, dass über vieles vortrefflich diskutiert werden kann, aber nicht darüber, dass die allermeisten Lebewesen auf Gemeinschaft/Beziehung angelegt sind.
Geborgenheit, Liebe, Kreativitätsförderung oder einfach ein gutes Gefühl sind nur die Spitze des Eisbergs, warum Beziehungen uns guttun. Im Kern und in der kleinsten Zelle ist die intimste Form davon die Beziehung zwischen zwei Menschen, die sich lieben und sich bewusst für eine Beziehung aus Liebe entscheiden. Eine Beziehung, die auf Verbindlichkeit aufgebaut ist, damit sie zur vollen Entfaltung kommt.
Die Realität zeigt jedoch, dass die Kraft dieser Liebe scheinbar nicht ausreicht, selbst wenn eine Ehe bewusst unter Gottes Segen gestellt wird.
Ich frage in diesem Buch:
• Ist etwas schiefgelaufen mit der Beziehungsidee Gottes?
• Hat er unser Scheitern einkalkuliert und die einzige wahre Liebe, mit der man alt wird, sowieso nie im Blick gehabt?
• Wie gehen wir Menschen mit dem Thema »Scheidung« am gesündesten um?
• Und: Gibt es nach dem Verliebt – Verlobt – Verheiratet – Geschieden doch noch ein »Wiedergefunden«?
Mit einer Beziehungskrise muss nicht alles vorbei sein. Das Prinzip der Vergebung, der zweiten Chance und zurückkehrenden Liebe ist eine Realität, aber sie funktioniert bei Weitem nicht immer.
MACHEN SIE DAS BITTE MIT SICH PERSÖNLICH AUS
Das ist weder die Einladung zum »Egotrip« noch eine Aufforderung, die Scheuklappen anzulegen und »das eigene Ding« durchzuziehen. Es dient einzig der Sensibilisierung für Ihren Beziehungsausgangspunkt. Und das sind Sie. Beziehungen sind eine sehr persönliche Angelegenheit. Im wahrsten Sinne des Wortes. Die intensivste Beziehung führen Sie mit sich selbst. Das liegt in der Natur der Sache. Sie verbringen ziemlich viel Zeit mit sich und das bietet eine große Angriffsfläche für selbstwertschätzende oder selbstverletzende Maßnahmen.
Nur wenn Sie sich selbst annehmen, im besten Fall sogar mögen (keine Sorge, die wenigsten Menschen stehen in der Gefahr, vor Selbstliebe nur so zu strotzen), sind Sie in einer gesunden Position, auch andere so anzunehmen, wie sie sind und sie zu lieben.
Deshalb geht es in diesem Buch auch um Sie selbst und damit um all die Menschen, die Ihnen etwas bedeuten, und um den, der Sie erschaffen hat und Sie sehr liebt: Gott selbst.
Und für die Selbstbetrachtung werden Sie immer mal wieder mit dem »Prinzip der Heldenreise« konfrontiert. Diese Anleitung, zum Beispiel für Fernseh- und Kinodrehbuchautoren gedacht, lässt sich prima auf das eigene Leben übertragen und hält außerdem die eine oder andere Überraschung parat.
Denn das ist das deutlichste Merkmal einer Heldenreise: Sie ist unberechenbar. Genau wie dieses Buch.
Es müssen