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Nur Liebe lässt den Menschen sein: Gedichte und Essays
Nur Liebe lässt den Menschen sein: Gedichte und Essays
Nur Liebe lässt den Menschen sein: Gedichte und Essays
Ebook190 pages32 minutes

Nur Liebe lässt den Menschen sein: Gedichte und Essays

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About this ebook

Eigentlich war das Leben für jemanden, der 1913 geboren ist, alles andere als leicht: Zwei Weltkriege, Zukunftsangst und persönliche Schicksale – all das hätte in dem Gedichtband von Rudolf Winterer Eingang finden können, denn die Entstehungszeit seines OEuvres umfasst fünf Jahrzehnte, von den frühen Dreißigern bis in die späten Achtziger. Und dennoch, seine Gedichte sind durchweg hoffnungsvoll, warmherzig und voller Freude, denn: „Nur Liebe lässt den Menschen sein“!
Gabriele Sachs, Rudolf Winterers Tochter, setzt ihrem 1993 verstorbenen Vater als Herausgeberin einer Auswahl seiner Gedichte ein liebevolles und bewegendes Denkmal, das uns daran erinnert, worauf es im Leben wirklich ankommt!
LanguageDeutsch
Release dateJan 6, 2016
ISBN9783837218336
Nur Liebe lässt den Menschen sein: Gedichte und Essays
Author

Rudolf Winterer

Dr. Rudolf Winterer, geb. in Bonndorf, verbrachte seine Kindheit und Jugend in Waldshut und Freiburg. Er studierte Medizin und ließ sich 1951 als erster Radiologe in Freiburg nieder. Schon als Jugendlicher beschäftigte er sich mit den großen Lebensphilosophien. Er war ein Schöngeist mit tiefen Gefühlen auf der Suche nach seinem Ziel und über allem stand die Liebe. Mit viel Muse und Hingabe ist so ein Dokument über 57 Jahre entstanden. Sein Gedicht „ Das blinde Mädchen“, für die Frankfurter Bibliothek 2015, hat den 1. Preis gewonnen.

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    Nur Liebe lässt den Menschen sein - Rudolf Winterer

    Sein!

    Alles drängt zum Werde

    „Wir schauen jetzt durch einen Spiegel

    im Rätsel, dann aber von Angesicht

    zu Angesicht. Jetzt erkenne ich’s teilweise,

    dann aber werde ich erkennen, wie ich

    auch erkannt bin. Nun aber bleiben

    Glaube, Hoffnung, Liebe, diese drei;

    das größte aber von diesen ist die Liebe."

    (1. Kor. 13, 12-13)

    November 1930

    Tag der Entscheidung

    Erst seit kurzem lebe ich in der Stadt.

    Jäh riss mich die Versetzung meines

    Vaters aus altgewohntem Landleben,

    aus engem Verbundensein mit der Natur, und

    namentlich raubte sie mir den Rhein, dessen Rauschen

    17 Jahre lang mein Leben durchklungen hatte,

    Tag und Nacht. Um keinen Preis wollte ich mich

    von all dem trennen; Vater und Mutter

    allein fortziehen zu lassen war ich bereit.

    Aber was väterliche Autorität nicht vermochte,

    das gelang der unermüdlichen Liebe einer

    gütigen Mutter.

    Jetzt bin ich in Freiburg, für meine Begriffe:

    Großstadt. Lange konnte ich mich nicht in

    die gegebene Lage hineinfinden: Ich wollte

    nicht in die Schule, machte gleichgültig

    meine Aufgaben, drückte mich herum, sprach

    mit niemandem und weinte nächtelang. Oh, wie

    sehnte ich mich nach den grünen Ufern des

    Rheins, die unser altes Haus tragen, nach dem

    starren Titlis, der abends rosarot vom Süden

    herübergrüßt!

    Meine Klassenkameraden scheinen mir alle

    schrecklich alt und erfahren. Viele hatten einen

    so wissenden Zug um den Mund, und sie sprachen

    über Dinge, bei denen ich mich schämte für die,

    die zuhörten, und die mir die Röte in das Gesicht

    trieben: Ich erfuhr von den Gefahren der Stadt.

    Und wenn ich mit offenen Augen durch die Straßen

    ging, sah ich manches, was mich entsetzte. Ich

    dankte – was ich übrigens auch jetzt noch tue –

    Gott dafür, dass er mich auf jenem irdischen

    Paradies aufwachsen ließ und mir so gute

    Eltern gab.

    Doch auch manches Schöne bot mir Freiburg

    bisher. Ich lernte den Wald lieben und erkannte

    den ganz eigenen Reiz des Gebirges mehr als vorher.

    Theater, Konzerte, Bibliotheken, Vorträge und nicht

    zuletzt der bessere Schulbetrieb gaben mir viele

    Bewegungen auf geistigem – zum Teil mir vorher

    unbekannten – Gedanken.

    In dem halben Jahr, das ich bis jetzt in

    Freiburg verbrachte, öffneten sich mir

    viele neue Gesichtspunkte. Ich habe das

    Gefühl, um Jahre älter geworden zu sein. Ob

    alles, was ich Neues lernte oder erfuhr, zu

    meinem Vorteil oder Nachteil ist – wer

    kann das jetzt entscheiden? Aber dass der Tag

    der Versetzung meines Vaters, der zufällig

    mein Geburtstag war, mein weiteres

    Leben entscheidend beeinflusste, steht außer

    Zweifel.

    März 1931

    Natur und ich

    Und frische Nahrung, neues Blut

    saug ich aus freier Welt.

    Wie ist Natur so hold und gut,

    die mich am Busen hält!

    Goethe: Auf d. Inn

    Hoch oben, fern vom Stadtgetriebe

    und dem Getöse moderner Technik

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