Lady Winchester: Wyatt Earp 165 – Western
By William Mark and Mark William
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Es war Abend geworden. Schweigend lag die Prärie unter einem flammenden Himmel, und in der Ferne schimmerte der große Strom. Immer dunkler wurde die Weide, und der einzelne Mann, der hinter einem Gesträuch stand und nach Süden blickte, vermochte jetzt die Rinder nur noch undeutlich zu unterscheiden.
Arthur Billok war ein junger Mensch von dreiundzwanzig Jahren, der oben aus Topeka stammte und sich seit einiger Zeit hier unten in der Nähe von Dodge City am Arkansas aufhielt.
Es war nichts Besonderes an diesem Arthur Billok. Er war mittelgroß, schlank, hatte breite kräftige Schultern und einen verhältnismäßig kleinen Schädel mit fliehender Stirn. Die Augen lagen tief in den Höhlen, die Nase war kurz, der Mund breit und aufgeworfen, vorspringend das Kinn. Er trug wie die Cowboys und hatte in einem breiten Waffengurt tief über dem rechten Oberschenkel einen großen achtunddreißiger Revolver stecken.
Jahrelang hatte sich der Bursche oben in Topeka herumgetrieben, war dann nach Abilene gezogen, und als er auch da in den Schenken der Stadt nicht mehr tragbar war, gelangte er weiter hinunter nach Salina und von dort über Great Brend am Arkansas entlang nach Dodge City.
Er hatte keinen sonderlich guten Ruf in der Stadt. Und das einzig Bemerkenswerte an ihm war die Tatsache, daß er der Bruder von Terence Billok war, von Terry, dem Schießer. Dieser Terence Billok, ein Mann von dreißig oder zweiunddreißig Jahren, war ein gefürchteter Revolverschwinger, der schon seit einem Jahrzehnt in ganz Kansas von sich reden machte. Bekannt wurde er eigentlich durch sein haarsträubendes Revolvergefecht mit Mike Sharon
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Lady Winchester - William Mark
Wyatt Earp
– 165–
Lady Winchester
William Mark
Es war Abend geworden. Schweigend lag die Prärie unter einem flammenden Himmel, und in der Ferne schimmerte der große Strom. Immer dunkler wurde die Weide, und der einzelne Mann, der hinter einem Gesträuch stand und nach Süden blickte, vermochte jetzt die Rinder nur noch undeutlich zu unterscheiden.
Arthur Billok war ein junger Mensch von dreiundzwanzig Jahren, der oben aus Topeka stammte und sich seit einiger Zeit hier unten in der Nähe von Dodge City am Arkansas aufhielt.
Es war nichts Besonderes an diesem Arthur Billok. Er war mittelgroß, schlank, hatte breite kräftige Schultern und einen verhältnismäßig kleinen Schädel mit fliehender Stirn. Die Augen lagen tief in den Höhlen, die Nase war kurz, der Mund breit und aufgeworfen, vorspringend das Kinn. Er trug wie die Cowboys und hatte in einem breiten Waffengurt tief über dem rechten Oberschenkel einen großen achtunddreißiger Revolver stecken.
Jahrelang hatte sich der Bursche oben in Topeka herumgetrieben, war dann nach Abilene gezogen, und als er auch da in den Schenken der Stadt nicht mehr tragbar war, gelangte er weiter hinunter nach Salina und von dort über Great Brend am Arkansas entlang nach Dodge City.
Er hatte keinen sonderlich guten Ruf in der Stadt. Und das einzig Bemerkenswerte an ihm war die Tatsache, daß er der Bruder von Terence Billok war, von Terry, dem Schießer. Dieser Terence Billok, ein Mann von dreißig oder zweiunddreißig Jahren, war ein gefürchteter Revolverschwinger, der schon seit einem Jahrzehnt in ganz Kansas von sich reden machte. Bekannt wurde er eigentlich durch sein haarsträubendes Revolvergefecht mit Mike Sharon auf der Main Street von Topeka am 17. Januar 1877. Danach hatte er noch mehrere Revolverkämpfe ausgetragen, die seinen Namen als Revolvermann noch gefestigt hatten. Vor allem war da das Gefecht mit Jonny Madock gewesen, der selbst ein gefürchteter Schießer war und den er in einem scharfen Kugelwechsel, ebenfalls in Topeka, aus den Stiefeln schoß. Anschließend kämpfte Terence Billok mit dem gefürchteten Wil Chanut und verletzte ihn lebensgefährlich. Es hieß seit einiger Zeit, daß sich Terry, der Schießer, eine Crew von Männern zugelegt hatte, mit denen er durch die Gegend trampte und Leute suchte, die Dollars für »schnelle Colts« ausspuckten. Hier in der Gegend am unteren Arkansas bei Dodge City war Terry Billok jedoch noch nicht gesehen worden.
Arthur, der sich Arty nennen ließ, nutzte die Angst, die einige Leute vor seinem Namen hatten, weidlich aus. Da er am Spieltisch nicht so viele Dollars machen konnte, wie er für sein faules Leben benötigte, hatte er sich eines Tages entschlossen, das zu tun, was andere gewissenlose Tramps auch taten: er verlegte sich auf den Rinderdiebstahl. Mehrmals war es ihm gelungen, von den Weiden der umliegenden Ranches Tiere zu stehlen und sie in Dodge City an Viehagenten zu verhökern. Er wußte zwar, daß dies in der Stadt des gefürchteten Marshals Wyatt Earp besonders gefährlich war, aber er hielt sich an den Spruch: nirgends bist du sicherer als in der Höhle des Löwen. Und dazu kam ihm zustatten, daß der Marshal in den vergangenen Monaten lange Zeit nicht in der Stadt anwesend sein konnte. Jetzt allerdings war er bereits seit einigen Wochen wieder in seinem Office.
Aber Artys Geld war ausgegangen; er sah sich gezwungen, wieder neue Bucks zu machen. Die Sicherheit, die er sich bei den ersten Diebstählen angeeignet hatte, machte ihn kühn. Bereits seit dem frühen Nachmittag trieb er sich sieben Meilen südlich vom Arkansasufer auf der Weide herum, die zu der großen Viehfarm der Haggards gehörte. Der Tramp fragte nicht viel danach, wem die Tiere gehörten, die er stahl. Ihm kam es nur darauf an, daß die Sache rasch ging und er schnell in den Besitz etlicher Dollars gelangte, die er dann meist noch schneller in den Spielsaloons wieder verlor.
Kreuz und quer war er über die Weide geritten, hatte gegen fünf Uhr in der Ferne zwei Reiter beobachtet, höchstwahrscheinlich Cowboys, hatte sich deshalb weiter nördlich gehalten und war nun näher an den Arkansas herangekommen.
Das Land der Haggards ging bis ans Arkansasufer. Kurz vor Einbruch der Dunkelheit sichtete der Bandit in eine Talsenke einige Rinder, die sich offenbar selbständig gemacht hatten, was ja nicht selten geschah, wenn zu wenig Cowboys auf der Weide waren. Bisher hatte Billok nie mehr als zwei oder drei Rinder gestohlen. Aber sieben oder acht Longhorns, wie er sie da vor sich hatte, bedeuteten eine ganze Menge Geld, aber auch erheblich größere Gefahr. Denn acht Rinder trieb man nicht unbemerkt durch die Gegend, noch dazu in der Nähe einer solchen Stadt.
Dennoch hatte der Bandit sich dazu entschlossen, da ihn das Geld, das er dafür einzustreichen gedachte, gewaltig lockte. Gerade überlegte er, wie das am geschicktesten anzustellen war, als er den Hufschlag eines Pferdes hörte.
Er legte seinem Tupfschimmel die behandschuhte Rechte auf die Nüstern und suchte, das nervöse Tier zu beruhigen.
Das Pferd gehorchte auch und verhielt sich still. Billok lauschte in die jetzt schwarzdunkle Savanne hinaus, über der sich der Himmel mehr und mehr in ein dunkles Violett verfärbte.
Drüben in der Nähe der Rinder mußte ein Reiter gewesen sein.
Billok beschloß, noch abzuwarten.
Eine Viertelstunde verging, und alles blieb still. Der Cowboy hatte sich scheinbar entfernt.
Der Tramp verließ die Deckung des Gebüsches und ging langsam vorwärts. Näher und näher kam er an die ruhigstehende Herde heran. Das Pferd führte er hinter sich am Zügel.
Plötzlich ließ ihn das Wiehern eines anderen Pferdes zusammenschrecken.
Er blieb stehen und lauschte.
Vielleicht hatte sich ein Pferd zu den Rindern verirrt; so etwas geschah zwar verhältnismäßig selten, aber gelegentlich kam es doch einmal vor.
Billok näherte sich den Rindern, deren hellschimmernde Leiber er in der Dunkelheit gut erkennen konnte. Als er die ersten Tiere erreicht hatte, zerriß ein Gewehrschuß die Nacht.
Der Tramp stand erschrocken da, warf sich dann auf seinen Schimmel und preschte davon.
Aber bald schon hörte er den trommelnden Hufschlag seines Verfolgers hinter sich.
Da er bisher niemals bei seinen Diebstählen in die Nähe von Menschen gekommen und also auch noch nicht verfolgt worden war, hatte ihn plötzlich eine sonderbare Angst ergriffen. Instinktiv hielt er auf die Fahrstraße zu, die in einer Entfernung von einer Dreiviertelmeile im Nordosten auf die Stadt zulief.
Aber näher und näher kam ihm der Reiter.
Als Billok die Fahrstraße erreicht hatte, hieb er seinem Pferd die großen Sternradsporen so scharf in die Weichen, daß das Tier wie von Furien getrieben vorwärts preschte.
Als der junge Tramp nach einer Weile zurückblickte, konnte er zu seiner Befriedigung feststellen, daß der Verfolger etwas zurückgefallen war.
Wie lange aber würde der Tupfschimmel diese scharfe Geschwindigkeit durchhalten?
Und dann mußte Billok feststellen, daß der Hufschlag des Verfolgers wieder näher kam. Es gab keinen Zweifel, der Mann hatte ein besseres Pferd und würde ihn auf die Dauer einholen.
Meile um Meile flog unter den Hufen der beiden Pferde dahin. Endlich sah der Tramp in der Ferne die Lichter der Stadt auftauchen und in den Wassern des Arkansas schimmern.
Er preschte in voller Karriere den Hügelhang hinunter auf die Holzplanken der Arkansasbrücke. Der dumpfe Hufschlag dröhnte bis in die Stadt hinüber.
Aber Billok hatte die Brücke noch nicht verlassen, als er hinter sich den trommelnden Hufschlag seines Verfolgers auf den Planken donnern hörte.
Er galoppierte durch die Bridge Street und bog beim Marshals Office so scharf nach rechts in die Front Street ab, daß er in hohem Bogen aus dem Sattel geschleudert wurde. Aber wie eine Katze landete der Rustler auf allen Vieren und sprang sofort wieder hoch.
Da war auch der andere Reiter heran.
Billok, der sich ihm in einer Distanz von höchstens zehn Yards gegenüber sah, zog den Revolver.
Doch schon röhrte ein Gewehrschuß über die Straße.
Arty Billok bekam einen schweren Stoß gegen die linke Schulter und taumelte zurück, um neben dem Vorbau des Offices in die Knie zu brechen.
Im Office hatte der Marshal seit dem Mittag über einen ganzen Stapel lange aufgeschobener schriftlicher Arbeiten gesessen.
Kaum war der erste Schuß gefallen, als ihm zwei weitere folgten. Die letzte Kugel zerschmetterte die große Milchglasscheibe, in die der Marshal-Stern im Wappenkranz eingelassen war.
Schon beim ersten Schuß war der Missourier in der Tür des Büros und rannte auf den Vorbau hinaus.
Unten neben der Treppe kniete der Bandit und suchte hinter den Stufen Deckung. Links, fast auf der Straßenmitte, hielt der Reiter auf einem weißen Pferd und hatte das Gewehr noch im Anschlag.
Der Reiter war eine Frau!
Sie war ziemlich groß, hatte ein hartes, eckiges Gesicht, das jedoch nicht häßlich wirkte. Pulvergrau lagen die Augen unter geraden Brauen, scharf war die Nase, schmal der Mund. Das aschblonde Haar hing in Strähnen unter der breiten Krempe des Stetsonhutes. Die Frau trug Cowboytracht und einen weiten Umängemantel.
Als Wyatt Earp die Situation überschaut hatte, ging er langsam die Treppe hinunter, nahm dem Tramp, der ächzend an der Erde kniete, den Revolver aus der Hand, warf ihn auf den Vorbau und blickte dann die Frau an.
Es war Joan Haggard, die Besitzerin der Haggard-Ranch. Seit vielen Jahren lebte die unverheiratete Frau mit ihrem steinalten Vater und einer Reihe ziemlich eigenartiger Cowboys draußen auf der abgelegenen Viehfarm. Niemand verkehrte gern mit den Haggards, und wenn eines der wenigen feste