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Tirol aus nächster Nähe: Zeitzeugen im Gespräch
Tirol aus nächster Nähe: Zeitzeugen im Gespräch
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Tirol aus nächster Nähe: Zeitzeugen im Gespräch

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About this ebook

Sechs das Land prägende Tiroler Persönlichkeiten berichten aus ihrem Leben:


Der Seilbahnexperte und Präsident des Aufsichtsrates der Unternehmensgruppe Leitner Michael Seeber schildert seinen eindrucksvollen Weg vom chaotischen Studenten zum überaus erfolgreichen Unternehmer und lässt an ganz persönlichen Erinnerungen teilhaben.
Elisabeth Zanon, Fachärztin der plastischen Chirurgie, gibt spannende Einblicke in ihre ehemalige Tätigkeit als Politikerin, befasst sich mit den Möglichkeiten, aber auch den ethischen Grenzen der Medizin und erzählt von ihrer wichtigen Arbeit als Vorsitzende der Tiroler Hospizgemeinschaft.
Die Entrepreneurin und Ikone der österreichischen Wirtschaft, Elisabeth Gürtler, berichtet von ihrem Leben zwischen Seefeld und Wien – als Direktorin des Hotels Astoria, Chefin der Spanischen Hofreitschule sowie des Hotels Sacher – und erinnert sich an ihre Zeit als Opernball-Organisatorin.
Ein Familienbetrieb, wie er im Buche steht: Der Seniorchef und vormalige Geschäftsführer der Glockengießerei Grassmayr, Christof Grassmayr, veranschaulicht beeindruckend die Geschichte des 1599 gegründeten Traditionsunternehmens.
Gretl Patscheider, erfolgreiche Unternehmerin und Landwirtin aus Leidenschaft, beschreibt u. a. ihre Erfahrungen als Frauenvorsitzende der Tiroler Volkspartei und ihren schwierigen Kampf dafür, den Frauen eine größere Bedeutung in der Politik zuzuschreiben.
Der einstige ÖVP-Generalsekretär und Direktor des Österreichischen Bauernbundes, Sixtus Lanner, denkt an seinen außergewöhnlichen Werdegang vom Bauernbub zum großen Politiker zurück und regt mit seinen Anekdoten zum Schmunzeln an.

Die sechs Beiträge geben Einblicke in die persönliche Geschichte der Zeitzeuginnen und Zeitzeugen und lassen dabei ein einzigartiges Bild von Tirol entstehen.

Dieser Band versammelt Beiträge zu:
• Michael Seeber
• Elisabeth Zanon
• Elisabeth Gürtler
• Christof Grassmayr
• Gretl Patscheider
• Sixtus Lanner
LanguageDeutsch
PublisherHaymon Verlag
Release dateNov 20, 2017
ISBN9783709938249
Tirol aus nächster Nähe: Zeitzeugen im Gespräch

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    Book preview

    Tirol aus nächster Nähe - ORF Tirol

    Verlag

    Inhaltsverzeichnis

    Dr. Karl Stoss: Eine sechsteilige Erfolgsstory 7

    Hermann Petz: Persönlichkeiten, ganz persönlich … 9

    Helmut Krieghofer: Eine Vielfalt an Erfahrungen 11

    Fred Steinacher: Geschichten aus der Vergangenheit 14

    Bernhard Aichner: Eine spannende Reise 16

    Alois Vahrner über Michael Seeber:

    Ein Leitwolf, der dem Glück die Tür aufmachte 19

    Elke Ruß über Elisabeth Zanon:

    Eine Frau der klaren Schnitte 45

    Denise Daum über Elisabeth Gürtler:

    85

    Michael Domanig über Christof Grassmayr:

    Christof Grassmayr – ein Leben wie aus einem Guss 119

    Toni Zangerl über Gretl Patscheider:

    Margareta „Gretl" Patscheider – Powerfrau, Paradeunternehmerin, Mutter und Landwirtin 155

    Mario Zenhäusern über Sixtus Lanner:

    Vom Bauernbub zum Spitzenpolitiker 171

    Bildnachweis 203

    Eine sechsteilige Erfolgsstory

    Dr. Karl Stoss, Generaldirektor der Casinos Austria AG

    Der große Erfolg der Zeitzeugengespräche im Casino Innsbruck wird mit der vorliegenden Auflage des nunmehr sechsten Buches weiter verlängert. Darin aufgezeichnet sind die Gespräche von Bernhard Aichner mit sechs Persönlichkeiten, die maßgeblichen Anteil an den politischen, wirtschaftlichen, kulturellen und gesellschaftlichen Entwicklungen des Landes hatten und haben. In mit viel Feingefühl geführten Interviews haben Aichners Gesprächspartner sehr persönliche Einblicke gewährt und uns die Erlebnisse längst vergangener Zeiten anschaulich dargestellt.

    Ihnen sei hier gedankt, denn um es mit den Worten des preußischen Gelehrten und Staatsmannes Wilhelm von Humboldt zu sagen: „Nur wer die Vergangenheit kennt, hat eine Zukunft". Ein Teil der Vergangenheit wurde in den Zeitzeugengesprächen aufgearbeitet und dank dieses Buches für die jüngeren Generationen sowie für unsere Nachkommen festgehalten.

    Mein Dank gilt natürlich auch unseren Kooperationspartnern, der Moser Holding und dem ORF-Landesstudio Tirol. Sie haben durch die begleitende, umfangreiche Berichterstattung zum erfolgreichen Gelingen dieser Veranstaltungen ebenso beigetragen wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie die Verantwortlichen des Casinos Innsbruck.

    Liebe Leserinnen und Leser, nach insgesamt 36 Zeitzeugengesprächen ist dieses Vorwort im sechsten Zeitzeugen-Buch gleichzeitig mein letztes, da ich mich nach zehn Jahren Tätigkeit als Generaldirektor aus dem Vorstand der Casinos Austria und Österreichische Lotterien Gruppe zurückgezogen habe.

    Ich wünsche Ihnen eine spannende und aufschlussreiche Lektüre und alles Gute für die Zukunft.

    Herzlichst,

    Dr. Karl Stoss

    Generaldirektor

    Casinos Austria AG

    Persönlichkeiten, ganz persönlich …

    Hermann Petz, Vorstandsvorsitzender der Moser Holding

    Drei Frauen, drei Männer! Erstmals im Rahmen unserer in der Zwischenzeit schon traditionellen Serie „Zeitzeugen im Gespräch ist es uns gelungen, sozusagen ein ausgeglichenes „Kräfteverhältnis zu schaffen. Wir durften in diesem ersten Halbjahr 2017 sechs Persönlichkeiten genießen, deren Geschichten sowohl begeisterten wie auch dem jeweils sehr aufmerksamen Publikum interessante Einblicke in die persönliche Vergangenheit vermittelten. Ausschlaggebend dafür? Ich habe es als großartig empfunden, wie locker Bernhard Aichner durch die Abende führte, abwechselnd behutsam und dann wieder forsch hinterfragte und so den Zuhörern im Casineum die erlebte Zeitgeschichte unserer Protagonisten intensiv näherbrachte.

    Diese Erinnerungen aufzuzeichnen und gemeinsam mit dem Haymon Verlag in einer Buchreihe zu dokumentieren, hat schon einen besonderen Reiz. Nicht zuletzt deshalb, weil wir alle dadurch seit Jahren – aus nächster Nähe quasi – zu atemlosen Passagieren dieser ganz besonderen Erzählungen geworden sind und eintauchen durften in die Historie von Menschen, die mit und durch ihren Einsatz entscheidend zur heutigen Positionierung Tirols beigetragen haben.

    Verbunden mit einem herzlichen Dank an unsere Zeitzeugen, an unsere Partner Casinos Austria und ORF Tirol, an den Haymon Verlag und vor allem an Bernhard Aichner wünsche ich einmal mehr höchstes Lesevergnügen mit „Tirol aus nächster Nähe".

    Hermann Petz

    Vorstandsvorsitzender

    der Moser Holding

    Eine Vielfalt an Erfahrungen

    Helmut Krieghofer, Landesdirektor des ORF Tirol

    In der bereits sechsten Staffel der populären Gesprächsreihe „Zeitzeugen im Gespräch" in Zusammenarbeit von Casinos Austria, Tiroler Tageszeitung und ORF Tirol ist die jüngere Zeitgeschichte Tirols einmal mehr lebendig geworden. An sechs Abenden haben jeweils Hunderte interessierte Tirolerinnen und Tiroler faszinierende Persönlichkeiten als Zeitzeugen im Gespräch mit Autor Bernhard Aichner als neuem Gastgeber erlebt.

    Ein Tiroler Parade-Unternehmer ist Leitner-Eigentümer Michael Seeber. Er schildert eindrucksvoll seinen erfolgreichen Weg vom verkrachten Südtiroler Studenten zum Chef eines globalen Seilbahnunternehmens. Besonders bewegend sind Seebers ganz persönliche Erinnerungen an einen schweren Skiunfall, infolge dessen er im Koma lag.

    Spannende Politik-Geschichten aus erster Hand kann die frühere Gesundheitslandesrätin Elisabeth Zanon erzählen. Nach ihrem unfreiwilligen Ausstieg aus der Politik ist sie in ihren erlernten Beruf als plastische Chirurgin zurückgekehrt. Sie befasst sich mit medizinischen Möglichkeiten, aber auch ethischen Grenzen der Schönheitschirurgie.

    Als Grande Dame der österreichischen Wirtschaft gilt Elisabeth Gürtler. Sie ist ehemalige Chefin des legendären Hotels Sacher, Direktorin des Hotels Astoria in Seefeld und Leiterin der Spanischen Hofreitschule. Einen großen Teil ihrer Kindheit hat sie in Tirol verbracht. Heute pendelt sie zwischen Wien und Seefeld.

    Ein Urgestein der ÖVP ist Sixtus Lanner aus der Wildschönau. Der Bauernbub machte eine steile Karriere, wurde im Alter von 33 Jahren Chef des Bauernbundes und später dann ÖVP-Generalsekretär. Viele Anekdoten aus der damaligen Zeit – von Bruno Kreisky bis Udo Proksch – regen zum Schmunzeln an.

    Christof Grassmayr, Seniorchef der traditionsreichen gleichnamigen Innsbrucker Glockengießerei, gilt als „Herr der Glocken". Er kennt die Geschichte des ältesten handwerklichen Familienbetriebes Österreichs (seit 1599) wie kein Zweiter und erzählt sie mit viel Humor. Voller Begeisterung führt Christof Grassmayr auch durch das familieneigene Glockenmuseum in Innsbruck.

    Eine hartnäckige Kämpferin mit viel Herz ist Gretl Patscheider. Die Oberländer Erfolgsunternehmerin und frühere Frauenvorsitzende der Tiroler Volkspartei erzählt eine sehr bewegende Lebens- und Erfolgsgeschichte. Dazu gehören auch Patscheiders Erfahrungen und Enttäuschungen in ihrem Bestreben, den Frauen in der Politik mehr Bedeutung zu geben.

    In den „Zeitzeugen-Gesprächen haben alle diese außergewöhnlichen Persönlichkeiten faszinierende Lebensgeschichten erzählt. Im „Trommelfell von ORF Radio Tirol waren die Höhepunkte aus den einzelnen Interviews bereits zu hören. Ich darf Ihnen eine kurzweilige Lektüre mit den ausführlichen Lebensgeschichten der „Zeitzeugen" wünschen.

    Helmut Krieghofer

    Landesdirektor

    ORF Tirol

    Geschichten aus der Vergangenheit

    Projektkoordinator Fred Steinacher

    Und die Erfolgsgeschichte unserer Zeitzeugen-Serie geht weiter – der beste Beweis dafür ist der nunmehr vorliegende bereits sechste Band. Vollgepackt mit Erzählungen, Erinnerungen faszinierender Menschen, die uns in den von Bernhard Aichner meisterhaft moderierten Gesprächen mitgenommen haben auf eine Zeitreise der besonderen Art.

    Dass diese Ausflüge in die Vergangenheit einem Krimi glichen, hat aber nichts mit dem Erfolgsautor zu tun, sondern ist der Tatsache geschuldet, dass die Welt, in die wir gemeinsam eintauchen durften, eine spannende, aufregende war; voll mit Herausforderungen, Abenteuern, geprägt von Visionen und Unternehmergeist. Geschichten aus der Glitzerwelt des Sacher, über den Aufbau eines Imperiums, die Bewahrung von Traditionen, den Einsatz neuester medizinischer Technik, von einer Frau, die den Männern der Politik trotzte, oder einem Mann, der österreichische Politik mitgestaltet hat. Redakteure der Tiroler Tageszeitung haben einmal mehr mitgeschrieben, nachgefragt und präsentieren nun in diesem Band Porträts herausragender Menschen, die in vielen Bereichen Großes und Nachhaltiges geschaffen, ihren Nachfolgern und dem Land ein Vermächtnis für die Ewigkeit hinterlassen haben.

    Ein herzliches Dankeschön allen Zeitzeugen, den Redakteuren für die Storys, Bernhard Aichner für seine erfrischende Gesprächsführung sowie den Gönnern und Sponsoren dieser Serie.

    Viel Spaß bei der Lektüre.

    Fred Steinacher

    Projektkoordinator

    Moser Holding

    Eine spannende Reise

    Bernhard Aichner, Autor und Moderator der Zeitzeugengespräche

    Es ist eine große Freude für mich, Teil dieses wunderbaren Projektes zu sein. Als Moderator der Zeitzeugenserie 2017 durfte ich sechs wunderbare Tirolerinnen und Tiroler kennenlernen, Menschen, die dieses Land geprägt haben, deren Geschichte aufwühlend, spannend und vorbildhaft ist. Jedes einzelne Gespräch war berührend und inspirierend, politisch, wirtschaftlich und menschlich. Zu sehen, dass jedes Mal Hunderte Menschen ins Casino Innsbruck kommen, um diesen Lebensgeschichten zu lauschen, ist wundervoll. Das Interesse war überwältigend, und die Tatsache, dass durch dieses Buch nun alle in den Genuss der diesjährigen Zeitzeugengespräche kommen, freut mich ganz besonders.

    Ich wünsche allen viel Vergnügen beim Lesen der von den Redakteuren der Tiroler Tageszeitung wunderbar recherchierten Geschichten.

    Erleben Sie ein Stück Tirol – lauschen Sie unseren Zeitzeugen!

    Bernhard Aichner

    Moderator Zeitzeugengespräche

    Ein Leitwolf, der dem Glück die Tür aufmachte

    Von Alois Vahrner

    Der Seilbahnexperte Michael Seeber im Zeitzeugengespräch mit Bernhard Aichner.

    Der richtige Riecher für Chancen, die sich ergeben. Der Mumm und Mut, diese auch beim Schopf zu packen, trotz aller gerade im Wirtschaftsleben oft noch absehbaren Risiken. Die moralische Einstellung, dabei den Bogen mit Blick auf Umwelt und Mitarbeiter nicht zu überspannen, sondern verantwortungsvoll zu handeln. Der Intellekt, voraus und quer zu denken und dabei sich anbahnende Möglichkeiten und Entwicklungen frühzeitig zu erkennen. Und das Glück, dass bei all dem im Wirtschaftsleben zu nehmenden Risiko trotzdem nichts Fundamentales schiefläuft. Das alles sind Eigenschaften, die wirklich erfolgreiche Unternehmer und Manager auszeichnen. Und all diese Eigenschaften treffen in besonderem Maße auf den ersten Gast der modernisierten und runderneuerten Zeitzeugen-Staffel 2017 von Tiroler Tageszeitung, ORF Tirol und Casinos Austria zu: Der Mehrheitseigentümer der global erfolgreich tätigen Südtiroler Unternehmensgruppe Leitner, Michael Seeber, stellte sich im ausgezeichnet besuchten Innsbrucker Casineum den Fragen des auch weit über Tirols Grenzen hinaus bekannten und erfolgreichen Krimi-Starautors Bernhard Aichner.

    Vom Tellerwäscher zum Millionär – oder mit Blick auf verschiedene Internet-Giganten aus dem Silicon Valley von Bill Gates bis Facebook-Gründer Marc Zuckerberg bis hin zum neuen US-Präsidenten Donald Trump eher hin zum (Multi-)Milliardär: Das ist der von der US-Politik und Hollywood-Filmemachern so gerne gebrachte amerikanische Traum. Die Vorstellung, dass im Land der unbegrenzten Möglichkeiten eben mit Tüchtigkeit tatsächlich alles möglich sei. Auf die Nebenwirkungen sowohl in sozialer wie auch in ökologischer Hinsicht wird bei so manchen Erfolgsgeschichten meist geflissentlich vergessen. Eine verantwortungslose Goldgräber-Mentalität ist Michael Seeber völlig fremd, trotzdem hat er aus kleinsten Anfängen Großes und Bleibendes geschaffen. Wie es Seeber vom „zerkrachten Juristen", wie er sich gerne selbst bezeichnet, zum global tätigen Seilbahnkaiser gebracht hat, was seine obersten Prinzipien in Beruf und Privatem sind, was vor allem auch viel Glück mit Erfolg zu tun hat, welches umfassende Tirol-Bild er hat, wie er die weitere Zukunft des Tourismus in den Alpen sieht und warum auch die Kunst für ihn so essenziell wichtig ist – davon soll das folgende Porträt über einen der erfolgreichsten Wirtschaftskapitäne Südtirols und Gesamt­tirols erzählen. Einen Macher, Visionär und Leitwolf.

    Michael Seeber ist am 19. Mai 1948 in Sterzing geboren. Sein Vater, der ursprünglich Priester werden sollte, im 1. Weltkrieg an der Front kämpfte, dort für seine Tapferkeit ausgezeichnet wurde und während eines Kurzurlaubs das Abitur absolvierte, führte in Sterzing seit 1932 eine Anwaltskanzlei. Seine Mutter Anni (eine geborene Lauda) hat österreichische Wurzeln und stammte aus Brixen. Dort besuchte Seeber das Wissenschaftliche Lyzeum (heute Realgymnasium). Der Vater erkrankte früh schwer, noch bevor Michael Seeber das Abitur machte. Für ihn war mit dem viel zu frühen Tod des Vaters eigentlich die weitere berufliche Karriere vorgezeichnet: Jurist zu werden und die Kanzlei in Sterzing zu übernehmen. Seeber, der sich selbst als „schlechten Schüler bezeichnet, hat das allerdings nur wenig interessiert. „Meiner Mutter zuliebe habe ich dann aber trotzdem begonnen, in Wien Jus zu studieren.

    Die Rechtswissenschaft war ihm allerdings „immer viel zu trocken und zu fad. Das galt auch beispielsweise für einfache Prozesse, die ich besuchte, wo es beispielsweise um Zollvergehen ging. Und weil das persönliche Interesse an der Rechtsmaterie und der Paragrafen-Reiterei fehlte, ging beim Studium auch nur wenig weiter. „Ich habe schlecht studiert und mich um alles andere mehr gekümmert als um die Vorlesungen und Seminare. Sein Professor habe ihm bei einer Prüfung dementsprechend trocken ausgerichtet: „Wer sind Sie? Ich habe Sie bei meinen Vorlesungen noch nie gesehen. Das Jus-Studium ließ Seeber dann auch irgendwann sausen. „Das war einfach nicht meine Erfüllung, ich wäre sicher ein sehr schlechter Anwalt geworden.

    Stattdessen hatte Seeber ganz andere Interessen und Talente: Schon früh während des Studiums begann er, sich mit diversen Jobs sein persönliches Budget aufzubessern. Etwa, als er in einer Druckerei Skripten heftete. Und Seeber bewies schon sehr früh sein großes Gespür für Zahlen und für Geschäftschancen. Beispielsweise, als er in Nieder-und Oberösterreich bei Bauern alte Truhen, die diese nicht mehr haben wollten, durch neue Kästen ersetzte. Und die alten Truhen und Bilder machte er dann zu schönem Geld. Seeber arbeitete zeitweise auch in einer Betriebs-Beratungsgesellschaft, welche damals sehr stark im Osten tätig war. Er sprühte gerade vor Ideen und es war ihm immer klar: „Ich wollte etwas aufbauen." Seeber hatte immer schon ganz besondere Stärken: Er hatte Ideen, er verfolgte Strategien und Konzepte zielstrebig. Dabei tat er sich, wenn es ihm sinnvoll erschien, mit weiteren Fachleuten zusammen, die über das nötige technische Know-how verfügten.

    Ganz besonderen Geschäftssinn bewies er, als er mit seinem Geschäftspartner Giuseppe Stefani im Jahr 1972 die Baufirma Seeste (steht für die Abkürzung der beiden Familiennamen Seeber und Stefani) gründete. Im Jahr darauf errichtete die Firma die erste Wohnanlage in Sterzing. Es war eine Gelegenheit, die andere zunächst nicht sahen. Ein Sterzinger besaß mitten in der Nähe des Stadtzentrums einen Baugrund, wollte offenbar aber nicht das Risiko eingehen, dort selbst etwas zu bauen. Seeber schlug ihm vor, dass er das Wohnprojekt auf sein eigenes Risiko bauen würde und er dafür aber einen Teil der Immobilie bekommt. Das Wohnhaus wurde für beide Seiten ein lohnendes Projekt. Ein erstes, dem noch viele weitere folgen sollten. Bei der Seeste war Seeber der Geschäftsanbahner, Stefani (der heute nicht mehr im Unternehmen tätig ist) der Techniker und Bauleiter. Bereits zehn Jahre nach der Gründung war die Seeste die größte Baufirma Südtirols. Seit der Zwangs-Italienisierung im Faschismus durch den Duce Benito Mussolini sei das Baugewerbe stark in italienischer Hand gewesen. Seeber setzte da einen starken Kontrapunkt.

    Nach einigen Jahren folgten auch bereits die ersten Projekte im Ausland. Mit der Niederlassung

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