In geheimer Mission: Klaus Störtebeker 8 – Abenteuerroman
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»Wir müssen noch viel mehr unternehmen, damit dieser Seekrieg endlich ein Ende hat. Es reicht nicht, die Piraten, dieses räuberische Geschmeiß, gnadenlos zu verfolgen. Wenn es unserer Flotte auch ab und an gelingt, einige von ihnen zu fangen und zu vernichten, so ist das Grundübel damit noch lange nicht aus der Welt geschafft. Und dieses ist die dänische Königin, deren Streben nach Macht unseren Handel mit anderen Ländern bedroht.« Die kraftvolle Stimme des Stettiner Ratsherrn Konrad von Thorn hallte laut durch den Rittersaal der Burg Kasselwitz, wo sich Vertreter der Hanse, der Kirche und des hiesigen Adels seit einer guten Stunde versammelt hatten.
»Das ist auch meine Meinung, denn Königin Margarete ist nach wie vor nicht zu Friedensverhandlungen bereit. Sie hält uns hin, und es scheint ihr nichts auszumachen, daß die schonischen Messen seit Jahren nicht mehr stattfinden, und sie weniger Zolleinnahmen hat«, antwortete Sven Sture sichtlich verärgert. »Und warum soll sie auch einlenken? Sie hat ja bereits den größten Teil des schwedischen Adels auf ihre Seite gezogen. Sie weiß allerdings auch, daß sie den Krieg nur gewinnen kann, wenn sie Stockholm einnimmt. Und darauf hofft sie noch immer, für sich und ihren Sohn.«
»Zum Teufel! Es muß doch eine Möglichkeit geben, dieses Weib in die Knie zu zwingen«, schrie Eginhard von Putbus und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wir sollten ihren Sohn gefangen nehmen. Dann wird sie uns aus der Hand fressen. Dessen bin ich mir gewiß.«
»Das ist schon mehrmals versucht worden, ohne den geringsten Erfolg«, wehrte Konrad von
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In geheimer Mission - Gloria von Felseneck
Klaus Störtebeker
– 8–
In geheimer Mission
Störtebeker bricht auf zu einer ungewöhnlichen Reise …
Gloria von Felseneck
»Wir müssen noch viel mehr unternehmen, damit dieser Seekrieg endlich ein Ende hat. Es reicht nicht, die Piraten, dieses räuberische Geschmeiß, gnadenlos zu verfolgen. Wenn es unserer Flotte auch ab und an gelingt, einige von ihnen zu fangen und zu vernichten, so ist das Grundübel damit noch lange nicht aus der Welt geschafft. Und dieses ist die dänische Königin, deren Streben nach Macht unseren Handel mit anderen Ländern bedroht.« Die kraftvolle Stimme des Stettiner Ratsherrn Konrad von Thorn hallte laut durch den Rittersaal der Burg Kasselwitz, wo sich Vertreter der Hanse, der Kirche und des hiesigen Adels seit einer guten Stunde versammelt hatten.
»Das ist auch meine Meinung, denn Königin Margarete ist nach wie vor nicht zu Friedensverhandlungen bereit. Sie hält uns hin, und es scheint ihr nichts auszumachen, daß die schonischen Messen seit Jahren nicht mehr stattfinden, und sie weniger Zolleinnahmen hat«, antwortete Sven Sture sichtlich verärgert. »Und warum soll sie auch einlenken? Sie hat ja bereits den größten Teil des schwedischen Adels auf ihre Seite gezogen. Sie weiß allerdings auch, daß sie den Krieg nur gewinnen kann, wenn sie Stockholm einnimmt. Und darauf hofft sie noch immer, für sich und ihren Sohn.«
»Zum Teufel! Es muß doch eine Möglichkeit geben, dieses Weib in die Knie zu zwingen«, schrie Eginhard von Putbus und schlug mit der Faust auf den Tisch. »Wir sollten ihren Sohn gefangen nehmen. Dann wird sie uns aus der Hand fressen. Dessen bin ich mir gewiß.«
»Das ist schon mehrmals versucht worden, ohne den geringsten Erfolg«, wehrte Konrad von Thorn seufzend ab. »Er ist noch ein halbes Kind, zudem anfällig und schwächlich. Niemand weiß, wo er sich aufhält. Die Königin hütet ihn wie einen Schatz. Außerdem würden wir nichts erreichen, wenn wir diesen Schwächling entführten. Er würde sterben, noch bevor unsere Botschaft die Königin erreicht. Damit hätten wir nichts gewonnen.«
Ein kräftiger, junger Mann, der sich bisher nur wenig an der Diskussion beteiligt hatte, stand nun auf und sagte zur Überraschung aller: »Der Vorschlag meines Herrn Vaters ist meiner Ansicht recht gut. Oluf V. kann man allerdings nicht entführen, das ist wahr. Vielleicht aber seine Base Agnes. Man erzählt sich, daß sie die Lieblingsnichte der Dänenkönigin sein soll. Ganz sicher ist jedoch, daß diese das Mädchen in Kürze mit dem schwedischen Herzog Johann Ole von Bringström vermählen will, um den Adel dieses Landes vollends auf ihre Seite zu ziehen. ›König Hosenlos‹ braucht nämlich Verbündete im Kampf gegen uns.«
Ein schallendes Gelächter folgte dem letzten Satz, denn es war allen Anwesenden bekannt, wie der zum Schwedenkönig gewählte Albrecht von Mecklenburg seine Widersacherin spöttisch und respektlos nannte.
Nachdem Henning von Putbus sich wieder gesetzt hatte, war es sekundenlang ganz still im Saal, so still wie in einer Gruft, bis Sven Sture hitzköpfig rief: »Ja, fangen wir das Frauenzimmer und halten es so lange fest, bis die Königin auf unsere Forderungen eingeht. Und ich werde derjenige sein, der...«
»Nein, nicht Ihr, Sven Sture«, unterbrach ihn Robertus Riebeck, ein Komtur des Deutschen Ordens, nachdrücklich. »Als Statthalter von Wolgast darf Euer Name nicht mit einer Entführung in Verbindung gebracht werden. Das könnte Eurem Ansehen schaden. Diese Angelegenheit ist zudem von großer politischer Bedeutung und müßte außerdem in aller Heimlichkeit geschehen. Und sie müßte von einem Mann durchgeführt werden, den kaum jemand kennt.«
»Dann nehmt mich, ich bin erst vor wenigen Wochen in die Heimat zurückgekehrt. Und ich weiß auch, wo man Agnes von Hahlberg finden kann, ich habe sie sogar schon einmal gesehen.« Henning von Putbus, der von der Idee seines Vaters begeistert war, blickte triumphierend in die Runde.
Die fünfzehn Männer, die an dem langen eichenen Tisch saßen, sahen sich nach den Erklärungen des jungen Grafen zuerst fassungslos an, dann wurden sie nachdenklich und schließlich forderte Konrad von Thorn ihn auf: »Berichtet uns, was Ihr noch wißt, Henning von Putbus.«
»Es ist leider nicht allzuviel«, räumte dieser ein. »Agnes von Hahlberg ist, wie Ihr wahrscheinlich schon erfahren habt, die einzige Tochter des Markgrafen Albert und seiner Gemahlin Marie-Luise. Sie ist neunzehn oder zwanzig Jahre alt, ist ein kleines, aber resolutes Weib und lebt auf der Burg Hubertushöhe in der Nähe von Barth. Ich bin vor einer Woche zufällig dort vorbeigekommen, als mein Pferd lahmte und ich einen Hufschmied suchen mußte. Und in der Schmiede hat man mir auch erzählt, daß sich das Fräulein bereits auf den Ehestand vorbereitet und an ihrer Aussteuer stickt, während ihr Vater durch immer höhere Abgaben die Mitgift eintreibt. Und gleich darauf habe ich die Tochter des Burgherrn selbst gesehen. Sie ritt an der Schmiede vorbei auf einem prachtvollen Zelter.«
»Hast du irgendwo deinen Namen genannt, mein Sohn?« warf der alte Graf ein.
»Nein, Vater! Dazu bestand keine Veranlassung.«
»Sehr gut.« Eginhard von Putbus rieb sich die Hände, so wie er es immer tat, wenn ihn irgend etwas stark beschäftigte. Dann blickte er die Anwesenden herausfordernd an und sagte laut: »Ich bitte Euch, Ihr Herren, meinen Sohn mit der Entführung der Grafentochter zu beauftragen.«
»So soll es sein«, erwiderte Konrad von Thorn, nachdem er die Zustimmung der übrigen Männer eingeholt hatte. »Aber ist Euch auch bewußt, mein junger Freund, daß Ihr diese Mission weitgehend allein durchführen müßtet?«
»Ja, das ist mir bewußt«, erwiderte Henning fest. »Nur meine beiden Knappen werden mich begleiten und zwei verläßliche Männer, die im Dorf Stellung beziehen und Euch nach gelungener Entführung meinen Erfolg melden werden. Sie alle sind kampferprobt, verschwiegen und treu.«
»Diese Männer genügen für die Entführung, aber nicht für Euren persönlichen Schutz«, setzte Konrad von Thorn hinzu. »Deshalb halte ich es für dringend erforderlich, daß ein Dutzend Krieger die Burg im Auge behält und Euch rechtzeitig vor Feinden warnt. Denn wir müssen auch damit rechnen, daß die Königin oder der Markgraf zum Gegenschlag ausholen und unsere Bestrebungen zunichte machen.«
Eginhard von Putbus nickte bei diesen Worten zufrieden vor sich in und versicherte dann salbungsvoll: »Ich danke Euch für die Fürsorge, die Ihr meinem Sohn angedeihen lassen wollt und werde auch selbst dazu beitragen, daß er nicht überfallen wird. Ich werde so oft wie möglich in seiner Nähe sein.«
»Wir werden uns als Handwerker oder Diener verkleiden und auf der ›Hubertushöhe‹ Dienst tun«, erklärte Henning, nachdem die anderen ihn wieder zu Worte kommen ließen. »Auf diese Weise können wir bei der ersten guten Gelegenheit das Vögelchen in unsere Gewalt bringen. Ich frage mich nur, wohin wenden wir uns danach.«
»Reitet nach Ravenslundt«, schlug der Komtur mit leiser Stimme vor. Die Burg steht seit dem Gemetzel mit den Zollern leer und ist eine halbe Ruine. Deshalb mußte der Herr von Ravenslundt trotz seines Sieges über seine Feinde fortziehen. Er hat sich unterdessen ein Schloß am Schwanensee bauen lassen und hat die Burg dem Verfall preisgegeben.«
»Und wenn wir doch gesehen werden?« wandte Henning zweifelnd ein. »Sollen wir uns dann sofort einen anderen Unterschlupf suchen?«
»Es ist nicht sehr wahrscheinlich, daß man Euch sieht«, antwortete der Kirchenmann. »Zum einen ist die Burg sehr abgelegen und zum anderen verflucht. Die Leute des Dorfes behaupten nämlich, dort den Teufel und böse Geister gesehen zu haben. Sie gehen nicht einmal in den Wald... vor lauter Angst um ihr Seelenheil. Ihr werdet vermutlich niemandem begegnen, wenn Eure Leute Wild erlegen und Beeren sammeln.«
»Ich danke Euch für diesen Rat, Eminenz.« Der junge Graf verbeugte sich vor dem wesentlich älteren Mann. »Meine Männer und ich werden keine Mühe scheuen, um für unsere gemeinsame Sache zu kämpfen und hoffen, erfolgreich zu sein.«
»Dann sei Gott mit Euch, Henning von Putbus«, entgegnete Robertus Riebeck.