Klaus Störtebeker 3 – Abenteuerroman: Gestrandet vor Heiligland
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Klaus Störtebeker 3 – Abenteuerroman - Gloria von Felseneck
Klaus Störtebeker
– 3–
Gestrandet vor Heiligland
Er trotzte gewaltigen Stürmen und allen Gefahren auf hoher See. Wenn eine schöne Frau in Not geriet, konnte er der galanteste Retter sein ...
Gloria von Felseneck
Josef Hitschler war in der letzten Nacht friedlich und im gesegneten Alter von 72 Jahren gestorben. Obwohl dünn wie eine Bohnenstange, hatte er zeitlebens alles in sich hineinstopfen können, was seine drei Frauen und seine Mägde gekocht und gebacken hatten. Kein einziges Pfund hatte er bei dieser Schlemmerei zugenommen und sich kurz vor seinem Ableben noch gebrüstet, kerngesund zu sein. Der Genuß von Gänseleberpastete, gebratenem Ziegenfleisch, eingelegter Ochsenzunge sowie Spanferkel mit Krabben, heruntergespült von zahlreichen Bechern Wein, war dann doch wohl zuviel für seinen Körper gewesen.
Der Metzgermeister aus Nassenbach hatte im Anschluß an dieses Festmahl nur den Bauch pflegen und seinen Rausch ausschlafen wollen und war davon nicht wieder erwacht.
Seine Familie – vier Kinder aus erster, drei aus zweiter Ehe, deren Familien sowie seine dritte, erst zwanzigjährige Frau – trauerten nicht um ihn, denn der Alte war ein Geizhals und ein Tyrann gewesen. Und doch hatten sie, wie es sich gehörte, den Verstorbenen im Eingangsbereich des Hauses, in der großen Diele, aufgebahrt, hatten Blumen gestreut und Kerzen angezündet, damit Dämonen und böse Geister vertrieben wurden, und jedermann von ihm Abschied nehmen konnte.
Die Kunde vom Tod des Metzgers verbreitete sich wie ein Lauffeuer und zog auch zahlreiche Leute aus der Nachbarschaft ins Haus. Die meisten waren allerdings nur neugierig, denn Josef Hitschler hatte nicht nur eine Metzgerei besessen, sondern auch ein Gut vor den Toren der Stadt und mehrere Geschäfte. Er galt als sehr vermögend, und man wollte doch gar zu gern sehen, in welchem Luxus er gelebt hatte.
Man wurde jedoch sehr enttäuscht. Nichts, aber auch gar nichts deutete darauf hin, daß in diesem Haus ein reicher Mann gewohnt hatte. Man kam allerdings auch nur bis in die schlichte Diele, in der es außer dem so sanft Entschlafenen nicht viel zu sehen gab. Der eine oder andere der mitfühlenden Besucher hatte gehofft, er würde von den Hinterbliebenen zu einem kleinen Umtrunk zu Ehren des Metzgers geladen, doch auch hier irrte man sich.
Rufus und Max Hitschler, die beiden ältesten Söhne, fanden zwar schöne Worte und schienen genauso wie die übrigen Kinder und Enkel fassungslos zu sein, die Gebote der Gastfreundschaft waren ihnen jedoch vollkommen entfallen.
»Wir hätten den Leuten etwas anbieten sollen«, sagte die junge Witwe eben zaghaft. »Als mein Vater gestorben ist, haben wir es so gehalten und…«
»So etwas hätte unser seliger Papa bestimmt nicht gewollt«, wurde sie von Rufus mit leiser Stimme unterbrochen. »Du weißt doch, liebe Martha, wie sehr er die Bescheidenheit und Mäßigkeit liebte.«
»Natürlich, Rufus«, antwortete sie mit belegter Stimme und setzte in einem Gemisch aus Bitterkeit und Spott hinzu: »Aber du erlaubst doch sicher, daß ich mich jetzt wieder zu meinem Mann setze und von ihm Abschied nehme?«
»Das ist dein Recht und deine Pflicht«, säuselte der fünfzigjährige Kaufmann. »Bete nur für das Seelenheil unseres lieben Vaters. Wir werden dich ganz gewiß nicht dabei stören.«
Martha erwiderte nichts. Sie stand auf und verließ den Kreis der Familie, die sowieso nicht ihre Familie war. Sie hatte niemanden mehr, der zu ihr gehörte. Der Vater war vor einem guten Jahr gestorben, und ihre Mutter hatte vor kurzem wieder geheiratet und war mit ihrem neuen Gemahl nach Franken gezogen. Eine Hilfe war sie ihr ohnehin nie gewesen. Sie hatte immer nur das gemacht, was ihr Mann anordnete und hatte auch nicht aufbegehrt, als dieser das einzige Kind mit einem alten Mann verheiratete.
Die junge Frau seufzte leise und setzte sich nun auf einen Schemel, der unmittelbar neben dem Sarg stand. Hier würde ihr Platz bis zur Beisetzung sein – und hier war sie auch meistens allein. Rufus, Max, Meta, Teresa und alle die anderen hielten sich in der zugigen Diele nur selten auf. Sie saßen lieber in der weiträumigen beheizbaren Kemenate und schienen dort zu trauern. Martha glaubte ihnen allen nicht so recht, waren sie doch dem verblichenen Familienoberhaupt im Wesen mehr oder weniger viel zu ähnlich.
Josef war ein Despot gewesen, in manchen Stunden jedoch geradezu besessen von ihr, seiner jungen Frau, und dann so zugänglich wie selten. Wenn er neben ihr gelegen und ihren Körper gestreichelt hatte, versprach er ihr oft, sie in seinem Testament großzügig zu bedenken, weit über das hinaus, was ihr gemäß Heiratsvertrag zustand. Hoffentlich hat er das nicht gemacht, dachte sie beklommen. Wenn er mich so bevorzugt haben sollte, dann werde ich hier im Haus die Hölle auf Erden haben.
*
Julius Havemann, Advokat und langjähriger Freund des Metzgers, hatte, wie es Brauch war, noch auf dem Friedhof den letzten Willen des Verstorbenen verlesen. Dabei war ihm nicht entgangen, daß die Gesichter seiner Kinder und Kindeskinder trotz der beträchtlichen Hinterlassenschaft immer länger geworden waren. Rufus hatte als ältester Sohn immerhin das Gut und die Metzgerei geerbt, hatte aber die übrigen Geschwister an den Einnahmen zu beteiligen. Es ging niemand leer aus und doch sah es so aus, als würde man den Aufschrei der Empörung nur mühsam unterdrücken können.
Der Rechtsgelehrte sah die verkniffenen Mienen, sah die Wut und die echte Fassungslosigkeit und fragte sich, was sich sein alter Freund bei diesem Testament wohl gedacht hatte. Nun, gedacht hatte er wahrscheinlich nicht allzuviel, er hatte wohl eher seine Sinne zu Rate gezogen. Lüstern, wie Josef zeitlebens gewesen war, war er anscheinend mit seiner jungen Frau in dieser Hinsicht so zufrieden gewesen, daß er ihr außer ihrem Witwenerbe noch einen großen Teil seines Vermögens und das Stadthaus, indem er in den letzten Jahren ständig gewohnt hatte, zu ihrer eigenen Verfügung hinterließ.
Vielleicht hatte er auch etwas ganz anderes zum Ausdruck bringen wollen. Doch wer wußte das schon? Aber es war in jedem Fall ein teuflisches Erbe und würde der jungen Frau wahrscheinlich nur Unheil bringen.
Schließlich kannte er, Julius Havemann, das neue Familienoberhaupt gut genug und wußte, daß dieses rücksichtslos vorgehen würde, wenn es sich benachteiligt fühlte. Aber es war nicht seine Sache, darüber zu richten oder sich einzumischen.
Martha stand wie erstarrt da und wagte nicht, Rufus und die anderen anzusehen. Sie, die aus bescheidenen Verhältnissen kam, die in der Ehe mit Josef Hitschler nur demütig und willig hatte sein müssen, war plötzlich reich und demzufolge unabhängig. Ihr gehörte das schöne Fachwerkhaus allein, der gesamte Hausrat, der schöne Schmuck, die Leinenvorräte und die Hälfte des Geldes.
Sie spürte die haßerfüllten Blicke ihres ältesten Stiefsohnes – Rufus war der Schlimmste von allen – und hoffte doch, daß er sich mit diesem Testament allmählich abfinden würde. Es blieb den Kindern doch noch genug übrig. Sie hatten alle hier in Nassenbach und Umgebung ihre Häuser und ihr Auskommen.
Ihre Hoffnung wurde jedoch schon am gleichen Abend zunichte gemacht, genau in dem Augenblick, als Max Hitschler verständnislos sagte: »Ich verstehe unseren Herrn Vater nicht. Was mag er sich nur dabei gedacht haben, uns – seine Kinder – beim Erbe so zu vernachlässigen?«
»Dafür gibt es nur eine einzige Erklärung«, erwiderte Rufus kalt. »Er war von Martha besessen, weil sie ihn verhext hat.«
»Onkel Rufus, wißt Ihr eigentlich, was Ihr da sagt?« rief Teresa, die jüngste Tochter von Max. »Der Großvater war vielleicht nur nicht richtig bei Verstand. Er war ja schon alt und hat nicht mehr gewußt, was er tat.«
»Genauso ist es«, bestätigte Rufus Hitschler und blickte jeden einzelnen in