Die Klinik der Affen und andere Kurzgeschichten
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Über dieses E-Book
Insbesondere wird dies an der pointierten Darstellung von Missständen in einer von Affen betriebene Klinik der Zukunft fast nur unter betriebswirtschaftlichen und finanziellen Gesichtspunkten und unter Hintanstellung des Patientenwohls deutlich.
Auf einer Hauptversammlung wird die mögliche Ausweitung der Einnahmen zu Lasten der Patienten, z.B. durch mehr Kaiserschnitte, Amputationen usw. erörtert. Vorrang hat auf alle Fälle der Profit der Klinik, von beteiligten Ärzten und Aktionären.
Weitere Geschichten befassen sich mit der Veränderung gesellschaftlicher Maßstäbe im Vergleich der Vorgänge an Universitäten und Schulen von vor einigen Jahrzehnten und heute. Hierher gehört auch eine kritische Betrachtung der zu Beginn euphorischen Aufnahme der Ergebnisse der sog. Pisastudien. Kognitive Leistung als alleiniger Wert bei der Beurteilung von Schülern?
Verbunden mit diesen Themen ist auch die Schilderung einiger sehr persönlicher Erlebnisse des Autors.
Arnold Langenmayr
Der Autor ist 1943 geboren, Psychologe und Psychotherapeut tiefenpsychologischer Orientierung, lange im Bereich der Klinischen und Medizinischen Psychologie tätig, spezialisiert auf Verarbeitung von Trennungen, Tod von Angehörigen, Scheidungsverarbeitung.
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Buchvorschau
Die Klinik der Affen und andere Kurzgeschichten - Arnold Langenmayr
Inhalt
Die Klinik der Affen
Ein Kassenpatient
Die Aktionärshauptversammlung
Der Auftritt des Verwaltungsdirektors
Ein gebrochener Arm
Die Reha
Die Abteilung für Zahnmedizin
Ein Blick auf die Augenabteilung
Der Ring des Polykrates
Katzen
Kroatien
Mieter
Putzfrauen
Die Friseurin
Onkel Ottokar, der Meisterliebhaber
Die lustige Universität
Aktien
Eine humanistische Schule
Pisa, der schiefe Turm der Pädagogik
Die Klinik der Affen
Ein Kassenpatient
Lange ist es her, dass sonderbare Lebewesen die Erde bevölkerten, die man Menschen nannte. Teils waren sie ganz vernünftig, an Gewinn und Geld orientiert. Dann gab es aber auch einige darunter, die sich im Laufe der Zeit zunehmend durchsetzten mit sozialen Ideen, mit der Vorstellung, Menschen müssten sich in andere einfühlen können, diesen in Notlagen helfen. Da wurde das System immer unproduktiver und führte zum Verfall dieser abartigen degenerierten Lebensform.
Affen der verschiedensten Art vertrieben diese ineffektiven Geschöpfe und jagten sie zuletzt von unserem jetzt wieder erfolgreichen Planeten.
Wir befinden uns im Krankenhaus Sanila. Gerade wurde ein männlicher Schimpanse eingeliefert, nach Schlaganfall, bewusstlos. Die Notaufnahme hat die Situation grob im MRT geklärt. Nun sitzt das Ärztekollegium unter Führung des Gorillas Radik zusammen.
»Was schlagen Sie vor, Kollege?«, spricht er den diensthabenden Rhesus an. »Haben Sie die Rendite möglicher Maßnahmen schon durchgerechnet?«
»Nun, das MRT können wir nach 326b abrechnen, das sind schon mal 1200 Makeken. Zwar sind nur ein paar Dinge leicht auffällig. Aber eine Beinamputation aufgrund von Thrombosegefahr müsste doch auf alle Fälle drin sein. Dazu kämen dann eine Dialysebehandlung und ein Herzschrittmacher.«
»Klingt gut. Wie ist der Patient denn versichert?«
»Ja, das ist eben das Problem. Leider nur gesetzlich versichert.«
»Nun kommen Sie mir doch nicht mit so was. Was glauben Sie denn, was uns da die Aktionäre erzählen?«
»Aber privat Versicherte haben wir im Augenblick nicht genügend, da ist der kleine Fisch doch besser als nichts.«
Mausmaki, so genannt wegen seiner schrulligen Ansichten, die wirken wie aus einer lange vergangenen Zeit, stand ein wenig abseits, kommt nun hinzu.
»Aber es geht hier doch auch um den Patienten und nicht nur ums Geld.«
»Bedenken Sie bitte, wovon Sie leben«, weist ihn Radik zurecht. »Von Ethik ist noch keiner satt geworden. Unsere Aktionäre haben nicht in Ethik investiert, sondern in ein renditeträchtiges Unternehmen. An Ethik sind schon andere Geschlechter auf dieser Erde zugrunde gegangen. Also, was machen wir?«
»Auf alle Fälle erst einmal amputieren, eventuell auch beide Beine. Das macht 10.200 Makeken, also schon mal eine Assistentenstelle für einen Monat.«
Kollege Mausmaki hat gemerkt, dass mit antiquierten Vorstellungen nicht durchzudringen ist, und versucht es mit einer List: »Da werden seine Verwandten aber kaum ihr Einverständnis geben.«
»Ja, was soll denn das? Haben Sie auf der Universität nicht gelernt, wie man so etwas einfädelt? Halten Sie sich am besten hier raus. Kollege Rhesus wird das schon machen. Haben Sie einen Plan?«
»Natürlich! Als Erstes soll der Kollege von der Notfallambulanz die Ehefrau anrufen und ihr erklären, dass wir wegen der Aussichtslosigkeit alle weiteren lebensverlängernden Maßnahmen einstellen werden. Sie soll sich schon mal darauf einstellen, dass sie jeden Augenblick einen Anruf bekommen kann, dass es zu Ende geht. Da werden die meisten weich.«
»Klasse«, klopft sich Oberarzt Gorilla auf die Schenkel. »Und untermalen Sie das mit dem Ausfall jeder Menge innerer Organe. Sie wissen doch, wie man das macht. Und lassen Sie einfließen: Amputation, höchst gefährlich und großer Kostenaufwand, sollte man mit erheblichen Zuzahlungen rechnen. Sonst besser einfach sterben lassen, ist am wenigsten belastend und billig. Kurz nach 12 Uhr Mitternacht noch mal anrufen und um Besuch am nächsten Morgen 7 Uhr bitten, um Details zu besprechen. Die Angehörigen müssen fix und fertig sein, sonst machen die noch Rabatz. Und fügen Sie noch hinzu, dass im Zweifelsfall sowieso der Arzt entscheidet.«
Die beiden Kollegen waren mit ihren Plänen hochzufrieden und fühlten, wie die Dividenden ihrer Beteiligungsaktien in der Tasche anschwollen.
Am nächsten Morgen kam die schimpansische Ehefrau gebückt und ängstlich in der Klinik an. Dr. Mack, ein Mandrillaffe mit durchdringendem Blick, hatte die Aufgabe der »Aufklärung« übernommen.
»Also im Team waren wir der Meinung, Ihr Mann ist körperlich so wenig kräftig, seine inneren Organe sind schon so kaputt, dass wir eigentlich nichts mehr tun sollten. Was soll denn das auch