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Seewölfe - Piraten der Weltmeere 443: Am Silberberg
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 443: Am Silberberg
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 443: Am Silberberg
Ebook122 pages1 hour

Seewölfe - Piraten der Weltmeere 443: Am Silberberg

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Die Welt ging unter. Über die felsige Halde auf der Südseite des Silberbergs stach ein grellweißer Blitz, der meilenweit zu reichen schien und für Bruchteile von Sekunden aus der Dunkelheit die Konturen einer bizarren Mondlandschaft erscheinen ließ. Gleichzeitig zerriß ein berstender Donnerschlag die Nachtstille. Der Berg schien zu wanken, eine Druckwelle raste fauchend an der Höhle vorbei, obwohl sie mit der Südseite des Cerro Rico gewissermaßen in Lee lag. Aus der Höhlendecke lösten sich Steinbrocken. Hasard, Carberry und Dan O'Flynn zogen die Köpfe ein. Draußen vor der Höhle prasselte ein Trümmerhagel nieder, Steine zerplatzten beim Auftreffen auf felsigen Grund...
LanguageDeutsch
PublisherPabel eBooks
Release dateAug 31, 2018
ISBN9783954398515
Seewölfe - Piraten der Weltmeere 443: Am Silberberg

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    Seewölfe - Piraten der Weltmeere 443 - Davis J. Harbord

    7

    1.

    Potosi, 28. Dezember 1594.

    An die dreizehntausend Fuß hoch liegt die Stadt, an deren Südrand der „Cerro Rico aufragt, der reiche Berg, der Silberberg, der „Sumack Orcko, wie ihn die Inkas genannt hatten. Über den Dächern der Stadt erhebt er sich wie ein Kegel – noch einmal an die über zweitausend Fuß hoch.

    Die Sage berichtet, daß die Inkas den „Sumack Orcko" unberührt gelassen hätten. Eine Stimme aus dem Berg soll ihnen befohlen haben, seinen Reichtum nicht anzurühren, das Silber sei für andere Besitzer bestimmt.

    Die Sage berichtet viel – so von dem Indio aus Porco, südwestlich von Potosi, der bereits zur Zeit der Spanier in eine Höhle des Berges gekrochen wäre, um sich dort vor der Kälte der Nacht zu schützen. Die Hitze seiner Fackel, die er in den Felsen gesteckt hatte, um Licht und Wärme zu haben, hätte das Silber im Fels zum Schmelzen gebracht. Und Tage später hätte dieser Indio seinem spanischen Patrón in Porco von seinem erstaunlichen Fund berichtet.

    Eine andere Sage wiederum erzählt, im Jahre 1545 hätte ein indianischer Hirte ein Lama am Hang des Berges verfolgt und sich beim Aufsteigen an dem niedrigen Gestrüpp festgehalten. Das aber wäre aus dem Erdreich gerissen worden, und an den Wurzeln hätten helle Kügelchen gehaftet – Silber!

    Ob nun der Indio aus Porco oder der Hirte – beide zu den Ärmsten der Armen zählend – die Entdecker waren, spielte keine Rolle mehr. Das Geheimnis sickerte durch, und die Geier waren zur Stelle, menschliche Geier, in diesem Falle jene, die diesen Teil der Neuen Welt für sich beanspruchten und ausbeuteten oder – um im Bilde zu bleiben – bis auf die Knochen abnagten.

    Später sagte man vom Cerro Rico, er sei der Berg mit den dreißigtausend Löchern. Man hätte aber auch sagen können, er sei der Berg Tausender an Hunger, Durst oder Erschöpfung krepierter Indios – so sie nicht von zusammenbrechenden Stollen verschüttet oder von ihren Aufsehern wegen „Faulheit" erschlagen wurden. Die Geschichte berichtet, die Zahl dieser Toten sei mit Sicherheit fünfstellig.

    Die Geschichte berichtet auch, Philipps II. Vater – Karl V. – hätte die 1546 gegründete Stadt Potosi bereits 1547 zur „Villa Imperial", zur kaiserlichen Stadt, erhoben. Kein Wunder, denn vom Zeitpunkt der Gründung an begann aus dem Berg das Silber zu fließen – natürlich nach Spanien, falls nicht Schnapphähne zupackten und den Silberstrom ein bißchen unterbrachen.

    Und die Stadt florierte. Sie mästete sich – es blieb ja genug Silber in der Stadt an klebrigen Fingern hängen. Innerhalb kürzester Zeit entstand am Fuß des mörderischen Berges eine Stadt, in der Pomp, Prunk und Verschwendung beispiellos waren. Kirchen, Klöster, Paläste und Villen wurden gebaut, Wasser wurde meilenweit herangeleitet, man badete in Thermalquellen, und die Chronik berichtet, sogar das Nachtgeschirr der Spanier sei aus Silber getrieben gewesen.

    Die Stadt fühlte sich sicher. Die Küste im Westen war über dreihundert Meilen entfernt. Wer von dort nach Potosi aufbrechen wollte, mußte sich darüber klar sein, auf was er sich einließ. Vielleicht nahm er Maultiere mit, um sich weite Strecken tragen zu lassen. Er brauchte sie auf jeden Fall, um nicht selbst sein Gepäck, Proviant und Ausrüstung schleppen zu müssen. Er würde schwindelerregende Pässe und Gletscher übersteigen, sich über schmale Felspfade bewegen oder in eiskalte Schluchten hinunterklettern. Er mußte reißende Bergbäche durchqueren oder sich über schaukelnde Hängebrücken tasten.

    Er würde in den menschenfeindlichen Höhen frieren und zugleich von der Sonne erbarmungslos verbrannt werden, wenn er nicht Kopf, Gesicht und Hände schützte. Er würde die Sonne tagsüber verfluchen und in den eisigen Nächten herbeiwünschen. Und er würde, je höher er stieg, einen unsichtbaren Feind haben, die berüchtigte Soroche, die Höhenkrankheit, die ihn mit Kopfschmerzen, Übelkeit, fliegendem Puls und Atemnot quälen würde.

    Nein, für Buschklepper und Galgenvögel war Potosi kein Ziel. Sie wollten es bequemer haben und ihre Fußsohlen schonen. Potosi lag für sie auf einem anderen Stern. Wer nach dorthin aufbrach, mußte verrückt sein, ganz abgesehen davon, daß man ja auch zurückkehren wollte – mit Beute beladen. Nein, das war alles viel zu mühsam, zu gefahrvoll und zu unsicher.

    Kein Provinzgouverneur, kein Bürgermeister, kein Polizeipräfekt, kein Bürger von Potosi rechnete jemals damit, jemand könne so wahnwitzig sein und über die „Villa Imperial" herfallen.

    Und doch war es so.

    Elf verwegene Männer hatten nach einem mörderischen Marsch die Stadt erreicht und waren entschlossen, hier die Kuh fliegen zu lassen.

    Anfang Oktober waren die Arwenacks und die Le Vengeurs von der Schlangen-Insel in der östlichen Karibik aufgebrochen, und jetzt, Ende Dezember, hatten von den einundfünfzig Teilnehmern an diesem einzigartigen Unternehmen elf Männer das Ziel erreicht, ein ausgesuchter Trupp unter Führung Philip Hasard Killigrews.

    Es waren Jean Ribault, Karl von Hutten, Pater David, Pater Aloysius, Dan O’Flynn, Edwin Carberry, Matt Davies, Gary Andrews, Stenmark und Mel Ferrow. Fred Finley war nicht dabei – er lag mit gebrochenem Fußknöchel bei einer Indiofamilie am Westrand der Puna.

    Die Nacht vom 27. auf den 28. Dezember hatten die Männer in einem verlassenen Stollen auf der Südseite des Silberberges verbracht und dort biwakiert. Es war ein feiner Platz: er lag geschützt und bot Wärme. Sie hatten gewissermaßen ein Dach über dem Kopf – ein Silberdach.

    Ein bißchen verrückt war das schon, wenn man das so betrachtete und das Spinnen anfing. Carberry zum Beispiel hatte gesagt, so ein teures Dach hätte er noch nie über dem Kopf gehabt, und wenn er das seinen Enkeln erzählte, würden die ihn auslachen oder glattweg erklären, der Opa Edwin sei ein ganz fürchterlicher Aufschneider.

    In dieser Nacht nun hatte er davon geträumt, ganz in Silber gebettet zu sein. Gegen Morgen hatte ihn der Traum in ein Bad entführt, dem er versilbert entstiegen war.

    Matt Davies konnte das nicht wissen, als er dem Profos den Ellbogen in die Rippen stieß, weil der so entsetzlich schnaufte und röchelte.

    Matt Davies wiederum war aufgewacht – als erster übrigens –, weil ihn nicht Carberrys Schnaufen und Röcheln beunruhigt hatten, sondern weil etwas anderes an seine Ohren gedrungen war – Geräusche, die er nicht zu deuten wußte. Sie kamen nicht von draußen, sondern aus dem Berg: ein dumpfes Schlagen oder Pochen, eine Art Scharren, auch ein Knistern und Rumpeln. Unheimlich war das anzuhören. Und darum hatte er den Profos geweckt, der neben ihm lag.

    Carberry grunzte, dann fuhr er hoch und stierte Matt Davies aus verdwarsten Augen an.

    „Horch mal", sagte Matt Davies.

    „Wie?" Carberry war noch nicht ganz da. Eben hatte er ja noch in Silber gebadet.

    „Hörst du nichts?" fragte Matt Davies.

    Carberry wurde unwirsch. „Was soll ich denn hören?"

    „Die Geräusche."

    „Was für Geräusche?"

    „Aus dem Berg, Mann! Bist du taub oder was?" knurrte Matt Davies.

    Nun hätte sich normalerweise der Profos bei einer Frage nach der Schärfe seines Gehörs ganz erheblich aufgepumpt und dem Frager alles mögliche angedroht, denn nur Idioten können daran zweifeln, ob ein Profos schwerhörig sei – ein Profos, der dazu verpflichtet ist, die Kakerlaken an Bord husten zu hören.

    Nichts da.

    Der Profos wendete etwas den massigen Schädel – und lauschte. Und er vernahm das Scharren und Rumpeln, das Schlagen und Pochen, das Knistern und auch ein Knacken. Und er zog diesen massigen Schädel etwas unbehaglich ein, während er ihn wieder zu Matt Davies drehte und sich gleichzeitig rechts am Hals kratzte.

    „Klingt nicht gut, sagte er. „Klingt ganz so, als lebe dieser Berg aus Silber …

    Er hatte noch etwas anfügen wollen, aber da war ein neues Geräusch in ihrer unmittelbaren Nähe. Sie starrten beide ruckartig dorthin – links von ihrem Schlafplatz. Dort rieselte etwas aus den Ritzen zwischen den Stollenwänden, die mit Brettern verschalt waren, mit sehr grauen und zum Teil schon recht morschen Brettern. Schutt war das, was da in den Stollengang rieselte und unten auf dem Boden ein kleines Hügelchen bildete. Es glitzerte ein bißchen zwischen diesem Schutt.

    Dann hörte das Rieseln auf – die Geräusche aus dem Berg blieben. Sie blickten sich beide stumm an – zwei Männer, die den größten Teil ihres Lebens auf See verbracht und dem Teufel samt seiner Großmutter alle Ohren abgesegelt hatten. Den Schwanz auch, wenn der Teufel einen hatte, was man aber nicht so genau wußte.

    Aber hier?

    „Das ist vielleicht ein Scheißberg", sagte Carberry. „Stell dir mal vor, der ganze Mistkram bricht zusammen, und wir sitzen da mitten drin – mit tausend Schiffsladungen Silber im Genick. Und was meinst

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