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Im Mosaik der syrischen Spuren: Gedichte
Im Mosaik der syrischen Spuren: Gedichte
Im Mosaik der syrischen Spuren: Gedichte
Ebook697 pages2 hours

Im Mosaik der syrischen Spuren: Gedichte

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About this ebook

Mancher würde gerne Datteln im Garten ernten. Wann gibt es Frieden in Syrien? Doch was für ein neues Joch rückt im Schatten nach? Palmyras Säulenstadt in Wüstenarealen widmen sich Gedichte, Homs, Aleppo oder Damaskus rücken in den Brennpunkt. Gedichte zu unterschiedlichsten Aspekten des syrischen Dramas durchziehen den Band an zahlreichen Stellen, aber auch an die Levante vor dem Krieg wird erinnert. Reisenotizen führen in die Normandie, Küstenlandschaften kommen in den Blick. Istanbuler Stadtgassen und Basare ziehen vorüber. Lyrische Anleitungen zum Orgelbau halten sich parat. Der deutsche Philosoph Fichte, erster Rektor der Berliner Universität, wird aus polnischer Perspektive gewürdigt. Wie sich unser Treibhaus schließt und ein Spott auf Brückentechnologien beschreibt ein Gedicht und gibt Aussicht auf eine solare Republik. Ein Abgesang auf den Reim im Gedicht will gerade diesen gefördert wissen, in dem es ihn scheinbar abschreibt. Lichtweber vagabundieren, verpassen Züge, sind auf Exkursion. Einige leicht erotische Beiträge lockern auf. Espressogesänge und deren Salto mortale werden zelebriert. Eine weiße Amsel fliegt davon.
LanguageDeutsch
Release dateJun 20, 2018
ISBN9783752838374
Im Mosaik der syrischen Spuren: Gedichte

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    Book preview

    Im Mosaik der syrischen Spuren - Edda Gutsche

    Der Mensch liebt es, nur sein Unglück zu beachten, sein Glück aber zu übersehen. Würde er aber richtig sehen, so würde erkennen, daß ihm beides beschert ist.

    Fjodor Dostojewski

    Inhalt

    Noha Abdelrassoul

    Häuser

    Ralf Burnicki

    Am See

    Edda Gutsche

    Der Mohn-Monat

    Herbstwald

    Die Heide

    Magnus Tautz

    Garten mit Datteln

    Deus ex machina

    Rückkehr

    Renate Mosel

    Reisenotizen 1

    Reisenotizen 2

    Monika Knack

    Griechenland

    Dirk Tilsner

    immer weiter

    Land hinter dem Fluss

    Babylon, oberdeck

    mein Tag

    am Wasser

    teilweise

    Sommerende

    Schreibversuch in 12000 Meter Höhe

    Lied des Zyklopen

    Endlich Frieden in Aleppo

    Angelika Zöllner

    Istanbul

    Reinhild Paarmann

    Syrien/Damaskus

    Carsten Rathgeber

    Staubreste

    Rote Erde

    Silvester

    Weltgespräch

    Vertraulich

    suche leben

    mitteilung vom amt

    Galerie der Gründe

    opfer-täter

    Weltgeschichte

    förderlich

    Nun lauf

    Zyklen

    schutzlos

    Befreiungen

    Ernüchtert

    Blonder Bote

    EPI-LOG

    Hanna Fleiss

    Gezählte Tage

    Dezemberhimmel

    Windgedicht

    Wolkenzüge

    Denen, die nach uns kommen

    Peter Frank

    offline

    Januarland

    Kartoffeln Stoppeln

    Manshardtstraße

    La Verna

    Zwischen den Jahren

    Fußballplätze

    Gasthöfe

    Pflegeklinik

    Anleitung zum Orgelbau

    Schulstunde

    Westlich von Aleppo

    Andrzej Kikał

    Übungen zu Fichte

    Zwischen mir und der Sonne

    Renate Wunderer

    Aleppo 2005

    Palmyra

    Virus

    Franz Rickert

    Läuft

    Die weiße Amsel

    Willi Volka

    Damaskus

    Manfred Burba

    Preußisches Intermezzo

    Wunschkonzert

    O Weihnachtsmann!

    Reimlos glücklich

    Am Ende angelangt

    Gert W. Knop

    Winterbild

    Der Tag lebt

    Schöne Welt

    Der Tag, nur ein Kartenhaus

    Heike Knaak

    wahlkampf in der provinz

    Linie Sieben

    Heike Streithoff

    Erst ist März

    Wo Syra und Elster sich kreuzen

    Zör Heiling Zeit

    Zur Heiligen Zeit

    Die Tulpe

    Epigramm

    Überwintern

    Vorfrühling

    Weiß ist der Grund

    Elfriede Hafner-Kroseberg

    Steg im Schilf

    Worte

    Reiher

    Tagesanbruch

    Nymphenburg-Park

    Papa

    Norbert Rheindorf

    Fahrender Bär

    Hendrik Gruber

    Augenlider, 1889

    Die Horizontalität des Meeres

    Rainer Gellermann

    „Flühlingskinder"

    die tag der nacht

    Weihnachtsmarkt

    Wolf Grade

    Dänische Landschaft

    Reisegefährten

    Wolfgang Jatz

    Sekten und andere Kommunen

    Erlebnis im Schwarzwald

    Erwachen

    Gespräch mit Hund

    Eagles

    Besuch

    Walrecht

    Resümee

    Der Sohn

    Heute

    Die Lesung

    Moderne

    Damaskus-Erlebnis im Traum

    Die Herren

    Träume

    Zukunft

    Meine Reise mit Charley

    Kein Rätsel

    Oben unten

    Brief zum Jahresbeginn

    Ostersüdfahrt

    Im Lokal

    Z‘Friburg

    Einem Freund

    Sommertraum

    Im Zug

    Glauben

    Alp

    Das Ende von Maxens Aufsatz

    Frei

    Die Suche

    Viktoria Steck

    Lichtweber

    Volker Teodorczyk

    Ansprache

    Lichtschein

    Entwicklungsphasen

    Wellengang

    Adrienn Tárkányi

    Die laufende Flagge

    Wolfgang Mach

    Homs

    Hanne Strack

    is was?

    Syrien 2018

    mit Werbung geht`s weiter

    bis ans Ende aller Tage

    Herzklopfen

    diese Wörter

    monatelang

    Stadt in Syrien

    Siegbert Dupke

    Achtsilbig im Erzgebirge

    Am Rhein in Köln

    Mulhacén (3478m)

    Helmut Glatz

    Bergstraßenwind

    Frühjahrsmüdigkeit

    Sommerwolken

    Klagelied

    In der Stadt, die es nicht gibt

    Abendtraumlied

    Am Abend

    Espressogesang

    Pirouette und Mondlicht

    Marko Ferst

    Das Treibhaus öffnen

    Helle Mondnacht: 60. Breitengrad

    Jongleure

    Offene Sicht

    Krumme Lake

    Von dort kippt alles

    Akupunktur

    Syrisches Totenfeld

    Henrike Hütter

    In der alten Stadt

    Mit der Zeit

    Alte Akademie

    Stadt aus Lehm

    Vergangenheit und Gegenwart

    Hitze in alten Gassen

    Alte Stadt am Morgen

    Claudia Engeler

    Nächstes Jahr bestimmt

    Ich bin dann mal weg

    Carmen Gauger

    orange

    Verantwortung

    Königslieder

    Schizoid

    Verwandt

    Gewandt

    Oktober

    Marlene

    Jelena Kovačević

    Wie wollt ihr uns nennen?

    Ihre Zukunft

    Peter Schuhmann

    Flügge

    Memento mori

    Heimweh

    Eben noch

    Einödhof

    Ein kleines Geburtstagsgedicht

    Blaues Gedicht

    Fränzchen

    Nebelmann

    Verschmäht

    Erika Maaßen

    Fragen ohne Antwort

    Ich suchte sie

    Erinnerungen

    Erster Augenblick

    Wäre das die Lösung

    Suche Ruhe

    Wenn Liebe die Antwort ist

    Nie schöner die Sonne

    Ein alter Brief

    Auf halbem Weg

    In schlafarmer Nacht

    Schafe überall

    Alter Baum

    Verlassen

    Abschied

    Mich betrügt man nicht

    Carsten Krause

    Haken und Kreuz

    Oh, wie niedlich

    Peter Hort

    Im Gespräch mit Oscar Wilde

    Korea

    Gedanken

    Vor den Werken Daniel Defoes

    Ewa Żygadło-Śliwa

    Meine Heimat

    Thomas Barmé

    wie zufällig

    schwarz gemalt

    ist der funke übergesprungen

    es

    epikrisis

    des apfels verlangen

    am falschen hals

    celestas todeszitat

    Portale

    der himmel fällt ins wasser

    für die havarie

    Unwetter

    Psychiatrie

    Cotard

    von dem was man zu zahlen hat

    Abendphantasie

    Hans-Jürgen Gundlach

    Frau auf der Flucht

    Alles gut? – Alles gut!

    Ein neuer Löwe

    Ingrid Ostermann

    Teufelstanz

    In der Straßenbahn

    Entwicklung

    Tübingen

    Olivenhain

    Im Schnee

    Ruine

    Friedvoll

    Waldgeister

    Vertrauen

    Martina Caluori

    Lila

    Wohnzimmer

    Ingeborg Henrichs

    Legenden

    Land des Jasmin

    Wandel

    Ann Winklhofer

    Mutters Träume nachts

    Andrea Wasserka

    Identität

    Schreiben

    Neuzeitdiagnose

    Wir

    Novemberbegegnung

    Grete Ruile

    Der Vergleich

    Ungetrübtes Glück

    Herta Andresen

    Rummelplatz

    Das Bild

    Kein Mensch

    Keine Zeit

    Das Rad

    Unverständlich

    Regenbogenzeit

    Abreise

    Der Schutzengel

    Am Mittelmeer

    Am Tischtuch

    Kein Echo

    Rapunzel

    Großeltern

    Irgendwie

    Treibgut

    Ich geh nur schlafen

    Frei

    Unsere Farben

    Vinca Minor

    Into the West

    Wolkengesichter

    Januarnacht

    Wer ist wir?

    Erdbeerzeit

    Der angefangene Satz

    Die alte Kiste

    Kurt Haberstich

    Greueltat

    Grauenvoller Alltag

    Übrigens

    Überdies

    Notiz

    Nicht ganz umsonst

    Südlicher Abend

    Dietrich Lange

    Der Soldat

    Quälender Wind

    Abend an der Küste

    Sommerträume

    Wanderung am Strand

    Morgendämmerung

    Norwegen

    Landschaftsbild

    Heiße Maronen

    Kostbares Gut

    Der Luftballon

    Tiefsee-Party

    Schnurren

    Am Watt

    Na so was!

    Wahnsinn

    Hin und her

    Blau

    Seestreitkräfte

    Tänzer

    Uwe Froehlich

    Wortmacht

    Hände sprechen Bände

    Fährte

    Schweigen

    Karin Sikora

    Mehr Wal

    U 8

    Eberhard Schulze

    Wilde Minze

    Der Knopf

    Begehren

    Dein Gesicht

    Uns trennen

    Scheu lächelst du

    Genug gesehn

    Unnötige Eifersucht

    Warum sagtest du nein?

    Vor dem Spiegel

    Offenbarung

    Ich schrieb dir

    Du schenktest mir

    Ralf Hilbert

    Taedium vitae

    Des Tages Herkunft

    Trauer nicht, Zweifel

    Ursula Schwarz

    Nimmst du

    Parsifal

    Nonsens

    Klare Gedanken

    Du strahlst aus, was du von dir hältst

    Fehler

    Gib mir meine Würde wieder!

    Ich mag dich

    Mitleid

    Freundschaft ist

    So viel hätt ich noch zu erzählen

    Wenn ich die Augen schließe

    Lebrina Fairbanks

    goldener augenblick

    frühlingshelligkeit

    Erste Wärme

    Berit Haas

    Farblos

    Ich

    Ein Tag

    Tauen

    Mélanie Rysenaer

    Die entfremdeten Wörter

    Das entscheidende Telefonat

    Für Ammar

    Lorena Pircher

    Seelenspiel

    Versuch I

    Wandeltänze

    August Bromkamp

    Stille

    Eiszeit

    Das Lachen

    Milder Januar

    Gelassenheit

    Sturm

    Begegnung

    Kreativ

    Das Ahornblatt

    Einsam

    Allein

    Tatjana Gregoritsch

    Luftkampf über Syrien

    Zuversicht

    Pamphlet. Langgedicht oder Überlegungen zu Camus

    Lesley Wieland

    Larsen 2017 +

    Elizabeth City

    Ofenwärme in Lobhudelei

    Documentum Lichtenberg

    Finchen - Poesie

    Wilhelm Westerkamp

    In Zeiten des Sturms

    Gegen den Rest

    Es war nicht ihre Schönheit, die mir gefiel

    Es fehlt wohl was

    Joachim Gräber

    Erkennen

    Parkszene

    O mio plantano amato

    Danzebell

    Karussell

    Ingrid Münsch

    Spätsommer

    Erdbeertraum

    Krebs

    Das Leben

    Silke Berke

    Mondwiege

    Andrea Hochebner

    Hoffend

    In meiner Hand

    Karin Bolte

    Sieg und Frieden

    Am Himmel schweben

    Wildwuchs

    Zuversichtlich

    Dagobert Kohlmeyer

    Gedankenflug

    Rückkehr

    Costa Blanca

    Klaus Kayser

    Kellerballade

    Amtseinführung

    Uwe Hartmann

    Der gelobte Fortschritt

    Staatenlenkerzeit

    Carolin Polter

    Warum denn nicht?

    Selbstjustiz

    Yolo

    Yolo II

    Essenz

    Kathrin Ganz

    Frühsommerliche Tage

    Hanna Conrad-Peters

    GLG

    Flüchtlings Gedanken

    Der Fortschritt

    Das Paradies

    Die Jemen-Kinder

    Anne Abelein

    noch sind sie eingesperrt

    Paweł Markiewicz

    Die Schwermutskörper

    Die Träumerei

    Ungarische Phönixspuren

    Frank Freimuth

    Der schmale Pfad

    Die Zeit ist gnädig

    Frühlingssonett

    Christa Frey

    Syrien

    Van Gogh

    Cornelia Hödtke

    Ich bin ein großer Literat!

    Leben im Hier und Heut

    Beatrix Jacob

    Streifzug durch Halle an der Saale

    Scherbenspiegel von Psyche und Ethik

    Zeitzeugen im Visier

    Helga Thomas

    Keim des Friedens

    Spiegelung

    Gesteigerte Ewigkeit

    Vom Suchen und Finden

    Gedichte sind ...

    Schau

    Jorinde Lea Miller

    Mosaik aus tausend Stimmen

    Eine Silbe

    Es klopft an den Pforten der Menschlichkeit

    Stundenhülsen

    Wissen um Gestern und Morgen

    Werner Hetzschold

    Aus dem Gleichgewicht

    Verlorene Heimat

    Unser Planet – ein Nichts

    Ziellos

    Menschliche Erkenntnis

    Wiedergeburt

    Nichts bleibt

    Nur ein Traum

    Noha Abdelrassoul

    Häuser

    Unsere Häuser sind wie Kleidung,

    die uns verhüllt.

    Von uns sieht man nur Dach, Tür

    und Fenster,

    vielleicht noch einen kleinen Hof

    geschmückt von einer Pflanze

    und Rauch,

    Gerüche von Speisen,

    und ein viereckiges Licht

    oder eine Fläche, die das Bild,

    das der Vorhang zeichnet

    ergänzt,

    wenn‘s dunkel wird.

    Wir dachten wir wären unsichtbar

    aber wir waren in Form von Häusern zu sehen,

    vielleicht fangen sie alle an, zu gehen

    und treffen einander

    grüßen sich, für uns

    dann fahren wir sie wie Maschinen

    wie wir unsere Autos fahren

    oder wie Panzer im Krieg.

    Hier im Zylinder

    sind Menschen sorgfältig in Reihen

    so wie bunte Süßwaren

    in der Schachtel verpackt

    - „Schachtel" nennt man auch

    kleine Wohnungen -

    Hier öffnet sich die Tür alle Minute ein Mal

    die Zeit ist genau berechnet

    Es gibt Menschen

    in anderen Schachteln,

    die sich nie öffnen.

    Ralf Burnicki

    Am See

    Der Dezember

    steht am See, am Eiswagen

    des Winters gibt’s heute

    Licht am Stiel.

    Zweisamkeit

    wird jetzt kalt gegessen.

    Die Nachrichten melden:

    Alle Gegensätze

    sind zugefroren.

    Zwei Teenager halten

    Hand in Hand

    an ihrer Begegnung fest.

    Ihre Gedanken können

    nun übers Wasser gehen.

    Schnee liegt wie Puderzucker

    auf jeder Umarmung.

    Später der Wind,

    er fährt Büschen

    durchs Haar,

    raspelt Süßholz.

    Obersee, Bielefeld

    Edda Gutsche

    Der Mohn-Monat

    Jetzt ist der Mohn-Monat da,

    wo die Monde in den Märchen

    schlafen

    und sich bei Tage

    in die Bäume hängen

    wie Sonnen.

    Mohn-Monat, Herzblut am Feld

    der schwankenden Ähren,

    tanzen

    wie von Sinnen,

    bis aus den Kapseln

    die Nacht steigt.

    Der Mohn-Monat ist da,

    wo die Monde böse

    träumen

    und sich fallen lassen

    von Zweig zu Zweig

    in die Angst.

    Herbstwald

    Weißt du noch, diese Herbste,

    mit weißen Kuhpilzkappen auf dem Haupt?

    Gelb-roter Teppich im Buchenwald,

    verwoben mit Blaubeerkraut und Moos,

    raschelnd bei jedem Käferschritt…

    Spinnen wurden zu Fischern,

    fingen Licht in zitternden Netzen.

    Und wir beide schwebten

    über müde Gräser zur Schonung,

    um an Kiefernfüßen Maronen zu finden.

    Weißt du noch, diese Herbste?

    Wie sie sich durch die Morgenkühle

    zum Fluss stahlen, um sich zu spiegeln?

    Wie es vom Ufer in den blauen Himmel flammte

    und die Bäume sich so vergoldeten,

    dass die Sonne erblasste und schlafen ging,

    ohne zu grüßen?

    Die Heide

    Die Heide hat tausend Augen

    und Adern aus Sand –

    verfallene Schützengräben.

    Granaten bluten unter

    Katzenpfötchen und Riedgras.

    Aus verflossenen Jahrzehnten

    summen Geschosse wie Bienen.

    Jetzt schlummert der Mittag

    in den Kusseln. Der Turm

    wirft einen langen Schatten,

    wie ein Minutenzeiger, der

    die Zeit in Intervalle teilt,

    die niemand mehr zuzuordnen weiß

    ob des großen Vergessens,

    das nach dem Sandsturm kam.

    Die Heide hat lila Augen. Lila.

    Lila Braut des Septembers.

    Magnus Tautz

    Garten mit Datteln

    Das ist syrisch,

    typisch syrisch,

    sagst du

    in der Küche

    und ich reiche

    dir ein paar

    nützliche Wörter

    auf Deutsch und

    denke:

    typisch deutsch,

    hat meine Mutter

    immer gekocht –

    damals. Und ich

    denke:

    etwa vor einem Jahr.

    Wenn Krieg vorbei ist,

    sagst du, koche ich

    für Mutter

    in einem Garten

    mit Datteln

    und ich habe sie

    nicht gezählt,

    die Bomben und

    Granaten, die in

    unseren Gesprächen

    ganz nebenbei

    vom Himmel fielen.

    Deus ex machina

    Leichte Bühnen

    des Abends.

    Zertreten das Licht

    an der Passage.

    Ein Luftballon steigt

    auf und platzt.

    Dramen in Kopf

    und Augen.

    Blaulicht am Vorhang,

    der fällt.

    Deus ex machina

    am harten Himmel

    wechselt die Beleuchtung.

    Rückkehr

    Chausseen am Abend,

    Splitter im Eiter der Bäume,

    Stille und Öl.

    Licht

    schien mehrfach verbraucht,

    zwischen uns der Horizont,

    bekannte Schiffe,

    sah dir beim Staunen zu,

    hielt Wörter in ein letztes Licht.

    Ein Gedicht noch, dachte ich,

    dann lass die Nacht herein

    und ich hörte es

    noch lange in mir schreiben.

    Renate Mosel

    Reisenotizen 1

    Normandie

    Licht

    in eigener Färbung

    spielt und durchflutet

    Dörfer

    blaue Hortensien

    spiegeln

    azurfarbenen Himmel

    Kirchen

    Querschnitt und Maßwerk

    in Strenge und

    heiterer Ordnung

    Äpfel

    gekeltert gepresst

    erfrischender Trank

    stillt Sehnsucht und Durst

    Normannische Erde

    Landung

    Tote

    Vergeltung

    Küste

    Ebbe und Sturmflut

    ferne Länder

    Weitblick und Sorge

    Weisheit

    Versöhnung befreit

    „Menschliche Tugend

    als äußerstes Sein"

    (Thomas von Aquin)

    Reisenotizen 2

    Landschaft aus Licht

    Wind Sonne und Meer

    Farbenreichtum blendet

    Häuser

    Steinquader Granit

    Blumenvielfalt gefüllte Fülle

    Trachten

    phantasievoll gestaltet

    geklöppelt bestickt

    Stelen

    Riten der Ahnen

    dunkles Geheimnis

    Beinhaus

    in Stein gemeißelt

    zur Andacht bestellt

    Räuber

    vom Thron unterstützt

    Freibeuter-Denkmal

    Impressionen

    glühende Farben

    getupft und gehaucht

    Bretonische Landschaft

    aus Licht

    Wind Sonne und Meer

    Monika Knack

    Griechenland

    Die Orangen schliefen

    in blauen Kisten am bartlosen Berghang.

    Und einzig heimatlose Katzenbanden schlichen

    im Schatten der steinernen Häuser –

    wo auch wir saßen mit weißen Blusen wie griechischer Putz,

    Mohn in unserem dunklen Haar

    und sandigem Wein.

    Unsere langen Gespräche flochten sich

    an hölzernen Barken entlang

    oder an den warmen Mauern der einsichtigen Abende –

    wo uns die Rührung der Philosophen erfasste,

    die ihr Wachsen wie ein Geheimnis hüten.

    Denn auch der wirklich Hingerissene,

    spricht allmählich bescheiden

    Dirk Tilsner

    immer weiter

    der Weg derselbe noch

    liegen Berge am Horizont

    im Dunstkreis des Spätsommers

    singend schreite ich voran mit

    geschlossenen Augen und zähle

    die Steine nicht mehr

    hinter dem Lid

    suche ich die offene Ebene

    im Glauben an die sieben Söhne des Himmels und

    Chrysanthemen an irgendeinem Ufer

    ohne Brücken

    nichts hält

    den Schatten hinter mir

    auf meinem Weg

    ich weiß

    wohin er

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