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Das Glück hat einen Riss bekommen: Die Klinik am See 22 – Arztroman
Das Glück hat einen Riss bekommen: Die Klinik am See 22 – Arztroman
Das Glück hat einen Riss bekommen: Die Klinik am See 22 – Arztroman
Ebook122 pages1 hour

Das Glück hat einen Riss bekommen: Die Klinik am See 22 – Arztroman

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About this ebook

Die große Arztserie "Die Klinik am See" handelt von einer Frauenklinik. Gerade hier zeigt sich, wie wichtig eine sensible medizinische und vor allem auch seelische Betreuung für die Patientinnen ist, worauf die Leserinnen dieses Genres großen Wert legen.
Britta Winckler ist eine erfahrene Romanschriftstellerin, die in verschiedenen Genres aktiv ist und über hundert Romane veröffentlichte. Die Serie "Die Klinik am See" ist ihr Meisterwerk. Es gelingt der Autorin, mit dieser großen Arztserie die Idee umzusetzen, die ihr gesamtes Schriftstellerleben begleitete.

Dr. Hendrik Lindau saß zurückgelehnt im Stuhl. Er hatte die Füße übereinandergeschlagen, er war ganz bei der Sache. Hin und wieder klopfte er mit dem Bleistift auf die Schreibtischplatte. Dies geschah, wenn er einem Satz besondere Bedeutung beimaß. Dann sah auch seine Sekretärin, die ihm gegenübersaß, kurz hoch. Marga Stäuber mochte es, wenn der Chef selbst diktierte. Zu ihrem Leidwesen benutzte er in letzter Zeit viel zu oft das Diktiergerät. Dies geschah wohl aus Zeitmangel. Der Tag des Chefarztes der Frauenklinik am See war ausgefüllt, die Schreibtischarbeiten erledigte er meistens in den Abendstunden.


Marga Stäuber musste das Blatt wenden, dadurch hatte sie die letzten Worte nicht verstanden. Sie sah hoch. »Würden Sie bitte den letzten Satz wiederholen?«


»Entschuldigen Sie, ich wollte möglichst viel erledigen.« Dr. Lindau sah auf seine Armbanduhr. »Sie haben bereits seit zehn Minuten Feierabend«, stellte er stirnrunzelnd fest. »Ich habe wieder einmal die Zeit übersehen. Warum rühren Sie sich denn nicht? Nun arbeiten wir schon so lange zusammen.«


»Das ist nicht weiter schlimm!« Marga Stäuber, die ihren Chef ein klein wenig verehrte, lächelte. »Ich werde die Briefe auch noch tippen, damit Sie sie unterschreiben können.«


Dr. Lindau streckte sich etwas. »Nein, nein, das ist nicht nötig«, wehrte er dann ab. »Dr. Westphal kann für mich unterzeichnen. Ich diktiere noch diesen einen Brief zu Ende, dann machen wir Schluss. Ich tue gerade so, als wäre ich wochenlang weg. Dabei dauert dieser Kongress nur drei Tage.«


»Ich habe wirklich Zeit«, bot die Sekretärin an.


»Das weiß ich zu schätzen. Sie sind mir wirklich unentbehrlich geworden.«
LanguageDeutsch
PublisherKelter Media
Release dateMar 27, 2018
ISBN9783740927493
Das Glück hat einen Riss bekommen: Die Klinik am See 22 – Arztroman

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    Das Glück hat einen Riss bekommen - Britta Winckler

    Die Klinik am See – 22 – Das Glück hat einen Riss bekommen

    Die Klinik am See

    – 22–

    Das Glück hat einen Riss bekommen

    Kann Dr. Lindau die junge Ehe noch retten?

    Britta Winckler

    Dr. Hendrik Lindau saß zurückgelehnt im Stuhl. Er hatte die Füße übereinandergeschlagen, er war ganz bei der Sache. Hin und wieder klopfte er mit dem Bleistift auf die Schreibtischplatte. Dies geschah, wenn er einem Satz besondere Bedeutung beimaß. Dann sah auch seine Sekretärin, die ihm gegenübersaß, kurz hoch. Marga Stäuber mochte es, wenn der Chef selbst diktierte. Zu ihrem Leidwesen benutzte er in letzter Zeit viel zu oft das Diktiergerät. Dies geschah wohl aus Zeitmangel. Der Tag des Chefarztes der Frauenklinik am See war ausgefüllt, die Schreibtischarbeiten erledigte er meistens in den Abendstunden.

    Marga Stäuber musste das Blatt wenden, dadurch hatte sie die letzten Worte nicht verstanden. Sie sah hoch. »Würden Sie bitte den letzten Satz wiederholen?«

    »Entschuldigen Sie, ich wollte möglichst viel erledigen.« Dr. Lindau sah auf seine Armbanduhr. »Sie haben bereits seit zehn Minuten Feierabend«, stellte er stirnrunzelnd fest. »Ich habe wieder einmal die Zeit übersehen. Warum rühren Sie sich denn nicht? Nun arbeiten wir schon so lange zusammen.«

    »Das ist nicht weiter schlimm!« Marga Stäuber, die ihren Chef ein klein wenig verehrte, lächelte. »Ich werde die Briefe auch noch tippen, damit Sie sie unterschreiben können.«

    Dr. Lindau streckte sich etwas. »Nein, nein, das ist nicht nötig«, wehrte er dann ab. »Dr. Westphal kann für mich unterzeichnen. Ich diktiere noch diesen einen Brief zu Ende, dann machen wir Schluss. Ich tue gerade so, als wäre ich wochenlang weg. Dabei dauert dieser Kongress nur drei Tage.«

    »Ich habe wirklich Zeit«, bot die Sekretärin an.

    »Das weiß ich zu schätzen. Sie sind mir wirklich unentbehrlich geworden.« Er bedachte seine Kraft mit einem warmen Lächeln. »Ich jedoch möchte mit Kollegin Westphal noch einen Rundgang durch die Krankenzimmer machen. Da darf es nicht zu spät werden.« Er zog seine Notizen wieder näher zu sich heran. Sekunden später füllte seine sonore Stimme erneut den Raum.

    »Danke! Dabei lassen wir es bewenden.« Dr. Lindau legte den Bleistift endgültig zur Seite. »Sie sehen zu, dass Sie nach Hause kommen! Die Briefe können Sie morgen in aller Ruhe tippen.«

    Marga Stäuber erhob sich. »Ich wünsche Ihnen eine gute Reise, Herr Doktor, und natürlich einen schönen Aufenthalt in Lugano.«

    »Danke!« Dr. Lindau stand ebenfalls auf. Er ging um den Schreibtisch herum, reichte seiner Sekretärin die Hand. »Lugano ist um diese Jahreszeit noch schön. Ich freue mich auf einen Spaziergang. Nur … Sie erinnern mich daran, dass ich dort auch etwas zu tun habe. Ich muss mein Referat noch einmal durchgehen.« Er reichte Frau Stäuber die Hand.

    »Wenn ich Ihnen noch irgendwie behilflich sein kann«, bot die Sekretärin sofort an.

    »Nicht nötig! Das Referat ist getippt. Ich muss es nur noch einmal durchlesen. Eigentlich habe ich nicht die Absicht, noch einmal irgendwelche Änderungen vorzunehmen.«

    »Es ist hervorragend«, sagte Marga Stäuber. Sie zweifelte keine Sekunde daran, dass ihr Chef damit großen Erfolg haben würde. Bereits beim Abschreiben des Vortrages war sie fasziniert gewesen. Wenn ihr Chef nun vorn am Rednerpult stand und diesen Vortrag mit sparsamen Gesten unterstrich, würde er die Aufmerksamkeit von jedem im Saal erreichen. Sie wusste, dass Dr. Lindau zuerst die Absicht gehabt hatte, sie zu dieser Ärztetagung mitzunehmen, dann jedoch hatte er sich entschlossen, mit dem eigenen Auto zu fahren. Er wollte sich bei der Anreise Zeit lassen, wollte die Schweizer Landschaft genießen. Marga konnte dies verstehen.

    »Abwarten!« Dr. Lindau lächelte. »Ich habe mich lange mit diesem Thema auseinandergesetzt, und ich kann nur hoffen, dass die Kollegen damit auch etwas anfangen können.«

    Die letzten Worte hatte Dr. Anja Westphal gehört. Sie hatte das Büro betreten, um nach dem Chefarzt zu sehen. Von Anfang an war sie die rechte Hand des Chefarztes, mit dem zusammen sie auf der Universität gewesen war.

    »Du wirst Erfolg haben«, sagte sie nun. »Dieser Aufsatz wird noch von vielen Fachzeitschriften übernommen werden. Ich hätte dich gern nach Lugano begleitet, um deinen Erfolg mit anzusehen.«

    »Du wirst hier gebraucht«, erinnerte der Chefarzt.

    »Ich weiß! Ich hoffe, dass du dann genau darüber berichtest. Jetzt bin ich jedoch hier, um mit dir über zwei Patientinnen zu sprechen.« Sie sah die Sekretärin an. »Seid ihr fertig?«

    »Fertig«, bestätigte der Chefarzt. Er setzte hinzu: »Wie üblich habe ich Frau Stäuber länger als vorgesehen beansprucht. Ich vergesse immer wieder die Zeit. Ich wünsche Ihnen jedenfalls noch einen schönen Feierabend.« Freundlich nickte er seiner Sekretärin zu.

    »Viel Erfolg«, wünschte diese und zog sich mit ihren Schreibutensilien zurück.

    »Du hättest früher kommen sollen.« Dr. Lindau schüttelte über sich selbst den Kopf. »Ich hatte völlig übersehen, dass Frau Stäubers Arbeitszeit bereits zu Ende ist. Ohne Murren macht diese Frau Überstunden. Es wird höchste Zeit, dass mir einmal jemand sagt, dass ich als Chef unerträglich bin.«

    Dr. Westphal, nur wenig jünger als der Chefarzt, aber noch sehr attraktiv, lehnte sich gegen den Schreibtisch. »Willst du es nun genau wissen?« Sie kreuzte die Arme vor der Brust. »Gut, mein Lieber! Die Klinik am See verfügt über ausgezeichnetes Personal, gleichgültig, ob es sich dabei um Ärzte oder Pflegepersonal handelt. Es sind jedenfalls Menschen, die dich und deine Arbeit schätzen. Sie wissen, dass du einer der Ersten bist, der am Morgen die Klinik betritt, und am Abend einer der Letzten, der geht. Du schonst dich selbst am allerwenigsten. Das spornt an.« Nun lächelte sie. Sie konnte so reden, sie waren aus dem gleichen Holz. Die Arbeit bedeutete ihnen alles. An Anjas Scheidung war sicher ihre übergroße Liebe zu diesem Beruf schuld gewesen. Und Hendrik Lindau hatte seine über alles geliebte Frau bei der Geburt des zweiten Kindes verloren. Er hatte ihr nicht helfen können. Es war ein schwerer Schlag für ihn gewesen, und so hatte er sein weiteres Leben in den Dienst der Schwangerschafts- und Geburtsprobleme gestellt.

    »Danke für deine lieben Worte! Aber du hast recht, ohne die Hilfe meiner Mitarbeiter hätte ich diese Klinik nie aufbauen können, vor allem nicht ohne deine Hilfe.«

    »Das ist mein Leben«, entgegnete Anja einfach. Sie strich sich das Haar zurück. »In dieser Klinik haben wir schon so vielen Menschen helfen können, das ist doch das Wichtigste.« Sie schenkte ihm ein Lächeln. »Nun wollen wir uns aber an die Arbeit machen. Mir wäre es recht, wenn wir einige Krankengeschichten noch einmal durchgehen würden. Schließlich soll ich dich in den nächsten Tagen vertreten. Dich zu ersetzen, mein Lieber, ist nicht einfach!« Sie stieß sich vom Schreibtisch ab.

    »Du schaffst das schon! Wie ich sehe, hast du dir auch bereits Gedanken gemacht. Ich nehme an, du denkst da in erster Linie an Frau Holl. Ihr Kind wird man holen müssen, ich würde sagen, spätestens übermorgen.« Er deutete auf einen Stuhl. »Willst du dich nicht setzen?«

    Abweisend schüttelte die Frauenärztin den Kopf. In Gedanken war sie bei der jungen Frau, die ihr erstes Kind erwartete. »Spätestens übermorgen«, bestätigte die Ärztin. »Die Wehen haben wieder völlig aufgehört. Ich hatte sie vorhin im Untersuchungszimmer. Ich wollte dich schon rufen lassen, denn ich konnte zuerst keine Herztöne mehr hören.«

    »Ich werde mir die Frau noch einmal ansehen.«

    »Darum wollte ich dich bitten. Vielleicht sollten wir doch noch versuchen, die Geburt künstlich einzuleiten. Ich würde dann selbstverständlich in der Klinik bleiben, und da Kollege Hoff Nachtdienst hat, wäre jemand mit chirurgischer Erfahrung im Haus.«

    »Auch ich kann hierbleiben.«

    »Das kommt überhaupt nicht infrage.« Dr. Westphal versenkte ihre Hände in den Manteltaschen. »Du willst morgen früh in die Schweiz fahren. Du sollst diese Fahrt und die Tage dort genießen und dich nicht mehr mit den Klinikproblemen belasten. Es ist nur so, Frau Holl hat großes Vertrauen zu dir. Daher ist es sicher gut, wenn du noch einmal mit ihr sprichst.«

    Dr. Lindau nickte. Er verstand, was seine engste Mitarbeiterin meinte.

    »Dann ist da noch Frau Killian. Sie bekommt Zwillinge.« Kurz zögerte sie, und Dr. Lindau warf ein: »Es wird Probleme geben.«

    »Ich weiß! Wir haben uns darüber auch schon offen unterhalten. Frau Killian liegt bereits seit drei Wochen bei uns in der Klinik. Vorher war sie deine Privatpatientin. Mit ihr solltest du auch noch sprechen.«

    »Das ist selbstverständlich! Wir machen doch sowieso einen Rundgang durch die Station.«

    Dr. Westphal lächelte. »Dazu wird es jetzt wohl schon zu spät sein.« Sie schob den Ärmel hinauf, um auf ihre Uhr zu sehen. »Man beginnt auf der Station bereits damit, das Abendessen auszuteilen. Du würdest ein Durcheinander auslösen, wenn du dich jetzt noch mit jeder Patientin eingehend unterhalten wolltest. In wenigen Minuten ist Schichtwechsel. Denk daran, auch die Schwestern wollen ihren Feierabend.«

    »Womit wir wieder beim Thema sind. Daher hast du dir nicht einmal Zeit genommen, dich zu setzen. Gut,

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