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Star Trek - Voyager 11: Sühne
Star Trek - Voyager 11: Sühne
Star Trek - Voyager 11: Sühne
eBook640 Seiten4 Stunden

Star Trek - Voyager 11: Sühne

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Über dieses E-Book

Admiral Kathryn Janeway blickt einem Tribunal entgegen, das dazu entschlossen ist, sie für Verbrechen hinzurichten, denen sie sich auf dem Jungfernflug der Voyager durch den Delta-Quadranten angeblich schuldig gemacht hat. Captain Chakotay ist davon überzeugt, dass mehr hinter der Kinara – einer Allianz verschiedener Spezies, die sich gegen die Full-Circle-Flotte verbündet hat – steckt, als es den Anschein hat. Die Konföderation der Welten des Ersten Quadranten – ein Bündnis, dem er nicht vertrauen kann – stellt seine einzige Hoffnung dar, die wahren Ziele der Kinara aufzudecken und Admiral Janeway zu retten.
In der Zwischenzeit bemühen sich Seven und Tom Paris verzweifelt, die Machenschaften eines Sternenflottenoffiziers aufzudecken. Dieser versucht, die Föderation vor den legendären Caeliar zu schützen und sie sehen sich dazu gezwungen, das Vertrauen ihrer Vorgesetzten zu verraten.
SpracheDeutsch
HerausgeberCross Cult
Erscheinungsdatum2. Jan. 2018
ISBN9783959815161
Star Trek - Voyager 11: Sühne
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Autor

Kirsten Beyer

Kirsten Beyer was a cocreator of the acclaimed hit Paramount+ series Star Trek: Picard, where she served as writer and supervising producer for season one and a coexecutive producer for season two. She has also written and produced Star Trek: Discovery and is currently a coexecutive producer on Star Trek: Strange New Worlds. She is the New York Times bestselling author of the last ten Star Trek: Voyager novels, including 2020’s To Lose the Earth, for which she was the narrator of the audiobook edition. She contributed the short story “Isabo’s Shirt” to Star Trek: Voyager: Distant Shores Anthology. In 2006, Kirsten appeared at Hollywood’s Unknown Theater in their productions of Johnson Over Jordan, This Old Planet, and Harold Pinter’s The Hothouse, which the Los Angeles Times called “unmissable.” She lives in Los Angeles.

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    Buchvorschau

    Star Trek - Voyager 11 - Kirsten Beyer

    folgte.

    1

    U.S.S. VOYAGER

    Captain Chakotay hatte Captain Farkas von der Vesta und Commander Glenn von der Galen um ein Treffen gebeten. Er brachte seinen amtierenden Ersten Offizier. Lieutenant Harry Kim, und Commander B’Elanna Torres in den kleinen Kreis mit ein, mit dem er die gegenwärtige Krise bewältigen wollte. Darüber hinaus waren Lieutenant Kenth Lasren, sein betazoidischer Ops-Offizier, Counselor Hugh Cambridge und Admiral Janeways persönlicher Assistent, Decan, anwesend. Alle wussten bereits, wie schwierig ihre Mission während der vergangenen Stunden geworden war.

    Torres und Kim schien das, was ihr Captain ihnen offenbarte, zu verblüffen und ihnen Übelkeit zu bereiten. Alle anderen hatten den Schrecken bereits verarbeitet, und er war einer Mischung aus Beklemmung und Entschlossenheit gewichen.

    Commander Torres ergriff als Erste das Wort. »Ich will nur sichergehen, dass ich alles richtig verstanden habe.«

    »Bitte«, forderte Chakotay sie auf.

    »Die Kinara wollen Admiral Janeway für Verbrechen vor Gericht stellen, die sie angeblich während des Jungfernflugs der Voyager durch den Delta-Quadranten begangen haben soll. Nachdem dieser Prozess vorbei ist …«

    »Vermutlich endet er mit der Hinrichtung des Admirals«, unterbrach Counselor Cambridge sie.

    »Fast mit Sicherheit«, korrigierte ihn Captain Farkas.

    »Nachdem dieser Prozess vorbei ist«, wiederholte Torres und weigerte sich, auf den Pessimismus einzugehen oder ihn überhaupt aufzugreifen, »wollen die Kinara mit der Konföderation in Verhandlung treten, um eine Nutzung des Netzwerks aus Subraumkorridoren auszuhandeln, damit sie Zugriff auf irgendwelche unbekannten Ressourcen bekommen, die jenseits des Raums der Konföderation liegen, die man aber nur durch die Nutzung ebendieser Korridore ideal erreichen kann.«

    »Was wir nicht zulassen dürfen«, merkte Captain Farkas an.

    »Weil wir wissen, was auch immer die Kinara früher mal für Pläne gehabt haben, mittlerweile stehen sie unter dem Einfluss von wenigstens vieren der ursprünglichen acht Neyser-Bewusstseine«, fuhr Torres fort.

    »Individuen, die ihr eigenes Volk für dermaßen gefährlich hielt, dass es sie von ihrem Körper gelöst und für Jahrtausende eingesperrt hat«, betonte Cambridge.

    »Und die, kaum dass sie wieder frei waren, einige der mächtigsten Spezies im Delta-Quadranten, die ohnehin schon ein Misstrauen gegenüber der Föderation gehegt hatten, davon überzeugt oder dazu gezwungen haben, sich gegen uns zu verbünden. Unter anderem die Turei, die Vaadwaur, die Devore und die Voth«, ergänzte Kim.

    »Ist unsere potenzielle Allianz mit der Konföderation damit vom Tisch?«, fragte Torres.

    »Bevor sie von Bord ging, hat Admiral Janeway Zweifel geäußert, dass es jemals zu einer Allianz zwischen der Föderation und der Konföderation kommen kann«, antwortete Farkas.

    »Und das, ohne meinen Bericht über die gemeinsame Mission der Voyager und der Zwölfte Lamont gehört zu haben. Um es kurz zu machen, eine solche Allianz wäre meiner Meinung nach unzumutbar«, merkte Chakotay an.

    »Das ist jetzt auch egal«, widersprach Torres.

    »Wie bitte?«, fragte Chakotay.

    »Die Vesta ist in ganz gutem Zustand, aber die Voyager hat während des letzten Kampfs ihren Deflektor verloren und braucht, vorsichtig geschätzt, mehrere Tage für eine vollständige Reparatur. Die Galen hat der Feuerkraft der Kinara nichts entgegenzusetzen. Damit hätten wir ein Schiff, gegen die zehn der Kinara, wozu auch diese Voth-Monstrosität gehört, die uns beinahe zerstört hätte. Wenn wir Admiral Janeway retten wollen, brachen wir Hilfe, und im Moment ist die Konföderation unsere einzige Option.«

    »Nach dem, was Inspektor Kashyk – oder wer auch immer er wirklich ist – gesagt hat, glaube ich nicht, dass uns die Konföderation helfen wird«, sagte Farkas.

    »Es steht außer Frage, dass Premierkonsul Lant Dreeg die Festnahme des Admirals in die Wege geleitet hat, um uns dazu zu zwingen, dem Wirtschaftskonsortium die gewünschten Technologien zu überlassen. Technologien, die wir im Moment nicht ruhigen Gewissens aushändigen können, für die man uns als Gegenleistung aber dabei helfen würde, unseren Admiral zurückzubekommen«, behauptete Cambridge.

    »Wie dem auch sei«, sagte Chakotay, »General Mattings hat angedeutet, dass er uns unterstützen möchte. Und nichts von dem, was ich gehört habe, klingt für mich so, als wäre Vorsteherin Cin voll und ganz mit dem einverstanden, was ihr Premierkonsul getan hat.«

    »Wir müssen herausfinden, auf welcher Seite die Konföderation im Moment steht«, schlug Farkas vor.

    »Unter anderem«, stimmte Chakotay zu.

    »Übrigens, hat der Doktor irgendwelchen schwerwiegenden Schaden davongetragen?«, fragte Torres.

    »Barclay hat sein Programm zurück auf die Galen transferiert und arbeitet im Moment daran«, sagte Chakotay. »Bevor ich gezwungen war, ihn abzuschalten, hat der Doktor ein paar beängstigende Dinge über die catomische Seuche herausgefunden. Er hat darum gebeten, dass wir die Daten so bald wie möglich an Seven übermitteln.«

    »Wenn nicht früher«, kam es von Cambridge.

    »Hat sich die Demeter schon gemeldet?«, fragte Farkas.

    »Die Demeter hätte vor zwölf Stunden zurück im Raum der Konföderation sein sollen. Wenn sie nicht bald zurückkommt, werden wir sie suchen müssen«, antwortete Chakotay.

    Farkas nickte. Nach kurzem, angespanntem Schweigen sagte sie: »Das ist ein ganz schöner Schlamassel, aber unsere oberste Priorität ist die Rettung des Admirals.«

    »Sie wünscht nicht gerettet zu werden und hat stattdessen den ausdrücklichen Befehl gegeben, nichts zu unternehmen, was diesen Waffenstillstand gefährden könnte«, meldete sich Decan zum ersten Mal seit Beginn dieser Besprechung zu Wort.

    »Das ist lächerlich«, sagte Torres. »Die werden sie umbringen. Wir können nicht einfach hier herumsitzen und Däumchen drehen.«

    »Wir dürfen uns aus Angst um ihre Sicherheit nicht zu überstürzten Handlungen hinreißen lassen«, beharrte Decan. »Es steht außer Frage, dass Admiral Janeway möchte, dass wir weiter Kontakt zu Vorsteherin Cin halten. Zum Teil hat sie sich geopfert, um zu verhindern, dass sich die Kinara mit der Konföderation verbünden und sich gegen uns wenden. Aber sie hat auch vor herauszufinden, was ›Meegan‹ wirklich mit dieser Region des Weltraums vorhat.«

    »Das wird schwierig, wenn sie gleichzeitig um ihr Leben kämpfen muss«, merkte Cambridge an.

    »Nicht unbedingt«, widersprach Decan.

    »Mir ist klar, dass Admiral Janeway Multitasking gewohnt ist, Lieutenant, aber das ist doch eine ziemliche Aufgabe«, fuhr Cambridge fort.

    »Zusätzlich zu der Bitte um eine persönliche Sicherheitstruppe hat der Admiral nur eine weiter nicht verhandelbare Bedingung gestellt, bevor er sich ausgeliefert hat: dass die Kinara den Prozess in Echtzeit an die Flotte und die Konföderation übertragen«, erläuterte Decan bedächtig. »Ich schlage vor, dass alle anwesenden Parteien uneingeschränkten Zugriff auf den bevorstehenden Prozess erhalten.«

    »Wie sollen wir das anstellen?«, fragte Lieutenant Lasren. »Die Verhandlung soll an Bord der Manticle stattfinden. Sie kontrollieren sämtliche Übertragungen und können sie abschalten, wann immer ihnen danach ist.«

    »Nein, können sie nicht«, korrigierte ihn Torres.

    »Sobald sie mit der Übertragung beginnen«, setzte Kim ihren Gedanken fort, »können wir die Frequenz aufgreifen und über ihre Trägerwelle unseren eigenen Kontrollvirus einschleusen. Unser offener Kanal ersetzt ihren und bleibt geöffnet, solange wir wollen.«

    »Oder zumindest so lange, bis sie ihre gesamte Kommunikationsanlage abschalten und einen Neustart durchführen«, merkte Torres an.

    Chakotay betrachtete Decans unnachgiebige Miene. Auch wenn der Captain der Voyager Kathryn länger und besser kannte als ihr Assistent, war Decan während all ihrer Verhandlungen mit der Konföderation an ihrer Seite gewesen. Chakotay hatte den Eindruck, dass seine Feststellung von Bedeutung war, war aber darüber frustriert, dass er es nicht schaffte, dieselben Schlüsse zu ziehen, die Decan offenbar bereits gelungen waren. »Warum hat Admiral Janeway darauf bestanden?«, frage Chakotay schließlich.

    »Ich denke, dass der Admiral diese Situation lange vor Ende des Prozesses abschließen möchte.«

    Zum ersten Mal seit Kathryns Festnahme spürte Chakotay einen Hoffnungsschimmer aufkeimen, als er plötzlich begriff, wie wichtig Kathryns nicht verhandelbare Forderung war. Dieser Schimmer verschwand genauso schnell, als er die vielen möglichen Schwachstellen in ihrem Plan bemerkte. Er schob sie beiseite, lächelte und sagte grimmig: »So versucht sie also, sie zu schlagen.«

    MANTICLE

    Admiral Kathryn Janeway hätte die letzten Stunden damit verbringen sollen, über ihre Erinnerungen an die ersten Begegnungen der Voyager mit den Turei, den Vaadwaur, den Devore und den Voth nachzudenken.

    Stattdessen dachte sie nur an einen Kuss.

    Nachdem Decan ihr mitgeteilt hatte, dass er in Devore-Inspektor Kashyk sprichwörtlich »zwei Bewusstseine« spürte, die innerlich zwischen einer urtümlichen Wut und dem Wunsch, Kathryn in Sicherheit zu wissen, zerrissen waren, war das letzte Stück des Puzzles an seinen Platz gefallen. Seit sie vor Wochen von der Allianz zwischen den Devore, den Vaadwaur und den Turei und den Angriffen der Voth auf die Kommunikationsrelais ihrer Flotte gehört hatte, hatte sie darüber nachgedacht.

    Lieutenant Barclay war seit Monaten wie besessen davon, ihr abtrünniges Hologramm »Meegan« wiederzufinden. Seit Janeway das Kommando über die Full-Circle-Flotte übernommen hatte, hatte sie seine Sorge auf ihre lange Aufgabenliste gesetzt. Dann hatte sie nicht viel darüber nachgedacht, bis Decans Enthüllung es förmlich hervorgezerrt hatte. Die einzige plausible Erklärung für die Allianz zwischen diesen vier bekanntermaßen feindlich gesinnten und xenophoben Spezies war ein mächtiger Einfluss von außen. Und eine uralte Spezies mit Zugriff auf sämtliche Datenbanken der Voyager, die von hochrangigen Individuen Besitz ergreifen konnte, war ein unglaublich wahrscheinlicher Kandidat dafür.

    Janeway hatte Lieutenant Lasren gebeten, sie auf die Manticle zu begleiten, und sein kaum merkliches Nicken vor seinem Abflug hatte bestätigt, was ihr der Kuss, mit dem sie Inspektor Kashyk begrüßt hatte, bereits verraten hatte. Sie hatte ihn schon einmal geküsst. Es war eine spontane Geste gewesen, aus der Vertrautheit heraus, die sich während gemeinsamer Tage und Nächte entwickelt hatte, als es noch den Anschein gehabt hatte, sie würden gemeinsame Ziele verfolgen. Aber es war auch ein Test gewesen. Ihre Lippen waren möglicherweise nicht die erfahrensten der Galaxis, aber sie hatte Kashyks aufrichtige Reaktion gespürt. Die Hitze und das Verlangen in diesem Kuss waren unverkennbar gewesen.

    Selbstverständlich hatte sein Herz nie ihr gehört.

    Die Erkenntnis des zweiten Kusses war schmerzhafter gewesen als die des ersten. Als sich ihre Lippen in der Shuttlerampe der Manticle berührt hatten, hatte Janeway wieder Kashyks Verlangen gespürt, aber dieses Mal auch Dringlichkeit und Verzweiflung. Das Gefühl war zu schnell verflogen, als er die Lippen zusammengepresst und sie grob weggestoßen hatte.

    Decan hatte recht gehabt. Kashyk war noch da, aber er hatte nicht länger die Kontrolle über seinen Verstand oder seinen Körper.

    Ungebeten dachte sie an das wenige zurück, an das sie sich von ihrer Zeit als Borg-Königin erinnerte. Ein kleiner Fetzen von Kathryn Janeway war eingesperrt gewesen in einer Zelle in einem Verstand, der nicht länger ihr gehörte. Aus dieser Zelle heraus hatte sie die Gräueltaten angesehen, hatte die Ekstase der Königin gespürt. Verzweifelt und erfolglos hatte sie darum gekämpft, die Kontrolle zurückzuerlangen.

    Obwohl Kashyk ihr Feind gewesen war, fragte sie sich, ob so nun seine Wirklichkeit aussah. Falls ja, verdiente er es nicht. Kein empfindungsfähiges Wesen verdiente so etwas.

    Dass die Entität, die nun von Kashyk Besitz ergriffen hatte, ihren Tod wollte, war weder überraschend noch relevant. Janeway konnte Kashyk nicht hassen. Sie konnte ihn nicht einmal fürchten. Sie empfand nichts als Mitleid für ihn.

    Die Tür zu ihrem »Quartier« glitt auf, und ein Sicherheitsoffizier der Devore trat in Begleitung von zwei bewaffneten Wachen ein. Er hatte schwere, silberne Handschellen dabei. Die Lieutenants Psilakis und Cheng, ihr persönliches Sicherheitsteam, standen auf und traten zwischen sie und den Devore-Offizier.

    »Sie werden hierbleiben«, sagte dieser.

    »Nein. Das widerspricht der Vereinbarung«, erwiderte Psilakis entschieden.

    »Schon gut, Lieutenant.« Janeway legte ihm sanft eine Hand auf den Arm und schob ihn zur Seite. Dann sah sie dem Devore-Offizier in die Augen, streckte ihm mit nach oben gerichteten Handflächen die Hände entgegen.

    Möglich, dass ihr Leben in ein paar Stunden vorbei war, aber bis dahin musste sie noch ein paar Schlachten gewinnen.

    IFK FÜNFTE SHUDKA

    »Es gab keine richtige Reaktion, Vorsteherin«, beharrte Captain Chakotay. »Wir haben uns mit dem geringsten Übel zufriedengegeben, so wie wir es während unserer ersten Reise durch diesen Quadranten häufig tun mussten.«

    Die meisten Begegnungen Chakotays mit den Völkern der Konföderation waren mit Leodten wie General Mattings gewesen; dunkelhäutige Humanoide mit schwarzen Augen, flacher Nase und einem Mund, der aus einem Kranz scharfer, hervorstehender Zähne bestand. Vorsteherin Isorla Cin war eine Djinari. Die goldfarbenen, diamantförmigen Schuppen auf ihrem Kopf schienen nicht sonderlich viel Mienenspiel zuzulassen, aus dem er subtile Reaktionen auf seine Worte hätte lesen können. Die langen, dünnen Tentakeln, die im Nacken aus ihrer Schädelbasis traten, waren da schon beweglicher. Sie spannten und entspannten sich sichtlich, aber Chakotay fehlte die Erfahrung, um daraus Schlüsse zu ziehen.

    Cin hatte gelassen hinter einem verzierten, vergoldeten Schreibtisch in ihrem Empfangsraum an Bord der Shudka gesessen und geduldig zugehört, während Chakotay die wichtigen Zusammenhänge der Anschuldigungen erläuterte, die »Inspektor Kashyk von den Devore« vor Ausbruch der Kampfhandlungen gegen Admiral Janeway vorgebracht hatte. Dieser Kampf hatte die Konföderation fünfunddreißig Schiffe und die Full-Circle-Flotte ihren Admiral gekostet. Der Captain hatte Cin noch nicht gesagt, dass er davon überzeugt war, dass Kashyk und einige andere Führungspersönlichkeiten der Kinara von Neyser-Bewusstseinen kontrolliert wurden. Die Wahrheit über den ersten Kontakt der Voyager mit den Voth, den Turei, den Vaadwaur und dem Devore-Imperium hätte ausreichen sollen, um Cin davon zu überzeugen, für wen sie Partei ergreifen sollte.

    Die Vorsteherin hatte während Chakotays Aufzählung der Begegnungen der Voyager mit den Großmächten des Delta-Quadranten erleichtert gewirkt. Es war deutlich, dass sie glauben wollte, dass Admiral Janeway bei diesen Auseinandersetzungen stets das Richtige getan hatte. Aber als Chakotay von der Begegnung mit den Devore erzählte, hatte das wieder anders ausgesehen. Sie war aufgestanden und schritt unruhig durch den Raum.

    »Aber Sie wussten, dass die Devore keine Telepathen in ihrem Raum dulden würden«, argumentierte Cin. »Da sich schon vor Ihrer Begegnung mit den Brenari-Flüchtlingen Telepathen in Ihrer Mannschaft befunden haben, wären Sie doch besser beraten gewesen, einfach einen Kurs um ihr Territorium herum zu nehmen.«

    »Im Gegensatz zu den Devore wussten wir, dass die Telepathen innerhalb unserer Mannschaft keine Bedrohung für sie dargestellt haben«, beharrte Chakotay. »Ich stimme Ihnen zu, dass man die Hilfe, die wir den Brenari geleistet haben, als eine Grenzüberschreitung betrachten könnte, aber wir haben niemandem geholfen, der vorgehabt hätte, gegen die Devore in den Krieg zu ziehen. Wäre ihr Schiff nicht beschädigt gewesen, wären sie nie im Raum der Devore gestrandet. Es waren Zivilisten, darunter auch kleine Kinder. Sie wollten nur so schnell wie möglich den Raum der Devore wieder verlassen. Dasselbe Ziel hatten wir auch. Die Voyager verfügte über Technik, von der wir angenommen haben, sie würde die Brenari genauso schützen wie unsere telepathischen Mannschaftskameraden. Es wäre uns falsch vorgekommen, ihnen nicht zu helfen.«

    Cin schüttelte den Kopf. Deutlich frustriert sagte sie: »Während der Gespräche mit Admiral Janeway im Laufe der vergangenen Wochen hatte ich oft das Gefühl, Ihre Föderation würde sich selbst widersprechen. Sie verfügen über fortschrittliche Technik, benutzen sie aber nicht, um neues Territorium zu erobern. Sie erlegen Ihren Mitgliedswelten gemeinsame Standards auf, gestatten ihnen aber spezies- und kulturspezifische Praktiken, die für die Gründungsmitglieder Ihrer Föderation völlig fremdartig sind. Sie betrachten Vielfalt als höchstes Gut, selbst wenn sie zu Konflikten unter Ihren Mitgliedswelten führt. Wie ist es möglich, dass Sie in den über zweihundert Jahren Ihres Bestehens nicht begriffen haben, wie kompliziert Ihr Hang zu Akzeptanz und Toleranz Ihnen das Leben macht? Oder wie viel Sicherheit Sie gewinnen würden, wenn Sie Ihre Entdeckungsreisen oder die Freiheiten Ihrer Mitgliedswelten einschränken würden? Ihre Bereitschaft, in jeder Spezies, der Sie begegnen, stets das potenziell Gute zu suchen, scheint Sie ständig vor vermeidbare Konflikte zu stellen.«

    Bevor er antwortete, dachte Chakotay über ihre Worte nach. »Sie haben recht«, stimmte er schließlich zu. »Aber es ist unmöglich, unser Verständnis des Universums oder der Existenz selbst zu erweitern und dabei die von Ihnen angesprochenen Einschränkungen zu akzeptieren. Es ist nicht notwendig, dass jede Spezies, der wir begegnen, unsere Sichtweisen teilt. Wahrscheinlich wären unsere Entdeckungsreisen schon vor Langem langweilig geworden, wenn sie es täten. Es sind unsere Unterschiede, die unsere Anstrengungen lohnenswert machen. Wir bemühen uns, die Sichtweisen anderer zu schätzen, selbst dann, wenn wir sie nicht teilen. Uns und diejenigen, die es nicht selbst können, vor schlichten Missverständnissen zu schützen, ist keine idealistische Wahnvorstellung. Wir haben aus erster Hand miterlebt, wie verschiedene Zivilisationen tief sitzenden Hass überwunden und gegenseitige Akzeptanz und Verständnis entwickelt haben. Die Djinari und die Leodt sind ein gutes Beispiel für eine solche Entwickelung. Sich an starre und veraltete Standards zu klammern, schränkt nicht nur den persönlichen Fortschritt anderer ein, sondern auch die eigene Entwicklung.«

    »Entschuldigen Sie die Störung, Vorsteherin Cin«, erklang eine Stimme über das Komm-System der Shudka. »General Mattings meldet sich wie verlangt

    »Stellen Sie ihn durch«, befahl Cin und hob eine Hand, um Chakotay zum Schweigen zu bringen. »General Mattings, haben Sie die Vorbereitungen für den Vorstoß abgeschlossen?«

    »Alles wurde Ihren Befehlen entsprechend erfüllt, Vorsteherin.« Mattings’ Stimme klang tief und rau. Auf Chakotay wirkte der General erschöpft, schien sich das aber nicht anmerken lassen zu wollen. Bei ihrer letzten Unterhaltung war Mattings verletzt gewesen. Aber er hatte geschworen, Chakotays Leute zu beschützen, als wären es seine eigenen. Der Captain hatte keinen Grund, daran zu zweifeln, dass sich der General an sein Wort halten würde.

    »Sehr gut, General.« Kaum hatte Cin ausgesprochen, öffnete sich die Tür zu ihrem Quartier, und ihr Premierkonsul, der Leodt Lant Dreeg, kam hereingeeilt und stellte sich direkt vor Cin.

    »Verzeihen Sie, Vorsteherin, aber ich habe den aktuellsten Bericht der IFK erhalten und kann nicht zulassen, dass Sie das Risiko eingehen, das Abkommen zu gefährden, das vor nicht einmal einem Tag mit so viel Konföderationsblut erkauft wurde. Die Kinara haben, was sie wollen. Sie sind bereit, die Verhandlungen mit uns im guten Glauben fortzusetzen. Sie dürfen nicht zulassen, dass Ihr Urteil in diesem kritischen Moment von Ihrer persönlichen Sorge um Admiral Janeway getrübt wird.«

    Die Vorsteherin straffte die Schultern. Hinter ihr versteiften sich ihre Tentakel und blieben weiterhin gestrafft, als sie fragte: »General Mattings, haben Sie das Kommando über die Dritte Calvert übernommen?«

    »Ja, Vorsteherin

    »Warten Sie«, befahl Cin. Ihre hellgrünen Augen fixierten die schwarzen Steine unterhalb von Dreegs Stirnwulst. »Ich weiß Ihre Einwände zu schätzen, Premierkonsul. So wie immer werde ich sie in Erwägung ziehen, bevor ich meine endgültige Entscheidung bezüglich der Kinara treffe. Im Moment benötige ich nichts weiter von Ihnen.«

    »Vorsteherin.«

    »Lant«, erwiderte Cin scharf, woraufhin er zusammenzuckte. »Bevor meine Mission, Verhandlungen mit der Kinara zu beginnen, überhaupt ihren Anfang genommen hat, haben Sie bereits hinter meinem Rücken eine Vereinbarung getroffen, die dem Wirtschaftskonsortium zugutekommt, aber mit Bedingungen, von denen Sie wussten, dass Ihre Vorsteherin sie nicht akzeptieren würde. Das haben Sie getan, weil Sie mir nicht zutrauen, im Interesse meines Volks zu handeln. Sie haben mich hintergangen. Sie haben Admiral Janeway hintergangen. Sie haben Ihre Befugnisse maßlos überschritten. Das hört hier und jetzt auf. Ihr Rat ist zur Kenntnis genommen. Verlassen Sie mich und behelligen Sie mich nicht wieder, bis ich nach Ihnen schicken lasse.«

    »Das Volk der Konföderation …«, setzte Dreeg an.

    »Hat mich zu seinem Staatsoberhaupt gewählt«, beendete Cin seinen Satz. »Und das werde ich so lange sein, bis man einen Ersatz für mich wählt.«

    Unbeirrt entgegnete Dreeg: »Sie sind sich selbstverständlich dessen bewusst, dass das Konsortium ein Misstrauensvotum gegen Sie einleiten könnte?«

    »Das bin ich. Sie sollten die noch vorherrschende Waffenruhe nutzen, um sicher zur Ersten Welt zurückzukehren und dort die notwendigen Stimmen zu sammeln. In der Zwischenzeit werde ich mein Möglichstes tun, um den von Ihnen angerichteten Schaden einzudämmen.«

    Dreeg nickte behutsam und ging. Während Chakotay ihm hinterhersah, empfand er neuen Respekt für Vorsteherin Cin. Bis eben hatte er sich gefragt, was Kathryn dazu getrieben haben könnte, so viel für die Konföderation zu riskieren. Endlich fing er an zu verstehen.

    »Vorsteherin«, sagte er leise, »wollen Sie der IFK befehlen, Admiral Janeway zu retten, oder geht es nur darum, dem Einfluss der Kinara in diesem Teil des Weltraums ein Ende zu setzen?«

    »Das muss ich noch entscheiden. Die Kinara haben angedeutet, dass sie den Admiral wegen seiner früheren Verbrechen gegen sie vor Gericht stellen wollen, und Janeway hat bereitwillig zugestimmt, an dieser Verhandlung teilzunehmen.«

    »Nur weil sie befürchtet hat, eine Weigerung würde zur Zerstörung jedes einzelnen IFK-Schiffs in diesem Gebiet führen«, gab Chakotay zu bedenken. »Glauben Sie ernsthaft, man wird ihr einen fairen Prozess bieten?«

    »Das bleibt zu sehen.«

    »Vorsteherin Cin, wir empfangen eine Übertragung von der Manticle«, meldete die Stimme des Kommunikationsoffiziers.

    »Stellen Sie sie in mein Quartier durch«, befahl Cin.

    Chakotay drehte sich zu dem großen Bildschirm gegenüber dem Schreibtisch der Vorsteherin. Es kostete ihn jedes bisschen Selbstbeherrschung, dort zu bleiben, wo er war, anstatt auf die Voyager zurückzukehren. Oder, noch besser, mich mit zwei Phasergewehren zu bewaffnen und direkt auf die Manticle zu beamen.

    Das hier war der einzige Ort, an dem er sich jederzeit ein Bild von den Reaktionen der Konföderation machen konnte. Nach Beginn der Verhandlung würden ihre Antworten von größter Wichtigkeit sein. Seine Erfahrungen mit General Mattings hatten jegliches Vertrauen in ihm zerstört, er könnte die Entscheidungen der Konföderation vorhersehen. Er hoffte, dass Kathryns Einschätzung der Vorsteherin besser gewesen war.

    Ihr Leben hing davon ab.

    U.S.S. VOYAGER

    Die Türen zum Maschinenraum standen sperrangelweit offen, als sich Lieutenant Harry Kim ihnen näherte und sich mit etwas Mühe durch den konstanten Strom von Leuten schlängelte. Offiziere und Mannschaftsmitglieder hetzten mit frisch replizierten Ersatzteilen und Werkzeugen rein und raus. Niemand nahm sich die Zeit für eine kurze Unterhaltung. Befehle, Anfragen und Berichte wurden über den stetigen Lärm und Aufruhr hinweggebrüllt. Trotz des augenscheinlichen Chaos hatten sie nur ein Ziel: die Voyager so schnell wie möglich wieder einsatzbereit zu machen.

    Im Auge dieses Sturms stand Flottenchefingenieurin B’Elanna Torres. Ihr Gesicht und ihre Uniform waren mit Fett beschmiert, ihre Hände flogen über die Konsole, die sich direkt unter dem kombinierten Warp-/Slipstream-Kern befand, der das Herz der Voyager bildete. Die Chefingenieurin des Schiffs, Lieutenant Nancy Conlon, stand auf dem Laufsteg, der den Raum auf der zweiten Ebene umrundete, vor der Tür zu ihrem Büro. Sie unterhielt sich gerade angeregt mit zweien ihrer Untergebenen, die schlau genug waren, einfach nur zu nicken, während sie ihre knappen Anweisungen erteilte.

    Sie bemerkte Kim, während er sich auf die zentrale Konsole zubewegte, ließ sich aber nicht von ihren Pflichten ablenken. Ein dermaßen knappes Lächeln, dass er sich nicht sicher war, ob er es sich nicht nur eingebildet hatte, trat kurz auf ihre Lippen. Kim spürte, wie auch er ein wenig freundlicher dreinschaute, und nickte zur Antwort, ohne dabei langsamer zu werden.

    An jedem anderen Tag hätten die Geschwindigkeit, die Konzentration und die Hingabe, die Kim hier erlebte, sein Vertrauen in dieses Schiff gestärkt.

    Heute belegten sie lediglich die Unsicherheit der gegenwärtigen Situation der Voyager und erinnerten ihn daran, wie knapp sie der Zerstörung entgangen waren.

    »B’Elanna«, sagte er leise, überzeugt, dass sie ihn bereits bemerkt hatte.

    »Was gibt es, Harry?« Sie sah nicht einmal von ihrer Konsole auf.

    »Es ist so weit.«

    Ruckartig drehte sie sich zu ihm um.

    »Die Manticle hat gerade einen offenen Kanal eingerichtet. Sie fangen in ein paar Minuten an.«

    »Haben wir unser Signal abgeschickt?«

    Kim nickte. »Die Vesta kümmert sich darum. Ihr Kommunikationssystem ist voll betriebsbereit.«

    Torres’ Miene verfinsterte sich. Kim fragte sich, warum sie sich noch nicht auf den Weg in den Besprechungsraum machten. Was könnte sie sonst tun wollen?

    Im Moment hängen wir umstellt von feindlichen Schiffen bewegungslos im Raum. Solange ich unsere Schilde nicht wieder hochbekomme, sind wir zu verwundbar, als dass ich meinen Posten verlassen könnte, konnte Kim ihren Widerspruch förmlich hören.

    Stattdessen sagte sie: »Ich kann mir das nicht ansehen, Harry.«

    Ihre Worte drehten ihm den Magen um. Kim straffte die Schultern. »Du hast Chakotay gehört. Dem Admiral wird nichts passieren.«

    »Kann sein«, stimmte Torres zu. »Aber wenn nicht …« Bei diesen Worten wurde sie leiser.

    »He.« Kim legte ihr eine Hand auf die Schulter.

    »Meine oberste Pflicht gilt der Flotte, diesem Schiff. Ich werde hier gebraucht.«

    »In Ordnung.« Auf dem Weg zurück nach Deck eins fühlten sich seine Füße merklich schwerer an.

    Als Kim ankam, war Counselor Cambridge der einzige Führungsoffizier, der bereits im Besprechungsraum wartete. Er hatte sich nicht gesetzt, sondern stand mit vor der Brust verschränkten Armen gegen das Schott gelehnt da und starrte den in die Wand eingelassenen Bildschirm an.

    Auf einer erhobenen Plattform stand ein langer Tisch, hinter dem fünf Personen saßen. Kim erkannte drei von ihnen: die Voth-Regentin Odala, Inspektor Kashyk von den Devore und den Commander der Skeen, Rigger Meeml. Die anderen waren Offiziere der Turei und der Vaadwaur, die ihm bekannt vorkamen, aber Kim konnte den Gesichtern keine Namen zuordnen.

    Als man Admiral Janeway in den Raum führte, spannte Cambridge sich an. Kim wurde schon wieder schlecht, als er den Counselor leise sagen hörte: »Ich habe versucht, sie zu warnen.«

    2

    MEDIZINISCHE ABTEILUNG DER STERNENFLOTTE, ZUGANGSBESCHRÄNKTER BEREICH

    »Hallo, Seven of Nine.«

    Seven wagte eine wohlbegründete Vermutung. »Commander.«

    Der tief unter dem Hauptquartier der Medizinischen Abteilung der Sternenflotte gelegene Raum enthielt fast fünfzig Stasiskammern und war fast völlig dunkel. Seven stand nur ein paar Meter von dem Mann entfernt, der dafür verantwortlich war, dass sie gefangen genommen und ohne ihre Zustimmung in eine dieser Kapseln verfrachtet worden war. Schlimmer noch, er hatte die Catome, die er ihr nach ihrer Ankunft hatte entnehmen lassen, wochenlang dazu benutzt, rücksichtslose, schmerzhafte und tödliche Experimente an Individuen durchzuführen, die, soweit Seven wusste, keine Opfer der catomischen Seuche gewesen waren. Als man sie gebeten hatte, in den Alpha-Quadranten zurückzukehren, hatte man ihr weisgemacht, dass ihre Hilfe für den medizinischen Stab hier von größter Wichtigkeit wäre. Man hatte sie glauben lassen, dass ihre wissenschaftlichen Fähigkeiten und ihre einzigartigen Einblicke als ehemalige Borg-Drohne entscheidend sein könnten, um dieser zerstörerischen Seuche Einhalt zu gebieten. Ihre persönliche Sorge für das Wohlergehen einer anderen ehemaligen Drohne, Axum, den man in der Nähe einer Sternenbasis im Beta-Quadranten entdeckt hatte, hatte man gegen sie genutzt. Sie war überzeugt gewesen, dass er in diesem Labor medizinischen Tests unterzogen wurde, die man ohne Weiteres als Folter bezeichnen konnte.

    Alles, was man sie hatte glauben lassen, war gelogen. Da war sie sicher nicht bereit, sich dem Verantwortlichen in einem dunklen Raum zu stellen.

    »Computer, erhöhe die Umgebungsbeleuchtung«, befahl Seven.

    Der Computer piepte nicht einmal zur Antwort auf ihre Forderung.

    »Entschuldigen Sie, Seven of Nine«, sagte der Commander. »Unser Zentralprozessor akzeptiert nur Stimmenbefehle von autorisierten Offizieren dieser Abteilung. Sie gehören nicht dazu.«

    »Halten Sie Ihre gegenwärtige Position«, forderte Seven. Sie versuchte, sich die Angst, die ihr Herz rasen ließ, nicht anmerken zu lassen. »Befehlen Sie dem Computer, das Licht einzuschalten.«

    Das folgende Schweigen dauerte lange genug, dass Seven damit anfing, ihre wenigen taktischen Vorteile durchzugehen. Sie war stark, aber nicht unbedingt stärker als manche Spezies innerhalb der Föderation, und sie wusste nicht, von welchem Planeten der Commander stammte. Außerdem war sie schnell und konnte die Stasiskapseln als Deckung nutzen.

    Aber sie hatte ihre Muskeln seit Wochen nicht mehr benutzt. Eine intensive Physiotherapie würde sie innerhalb von Tagen wiederherstellen, aber sie bezweifelte, dass ihr der Commander diese Zeit geben würde.

    Plötzlich hörte sie eine Stimme so deutlich, dass sie einen Moment benötigte, um zu erkennen, dass sie nur in ihrem Kopf existierte. »Verstärke deine sensorischen Prozessoren«, schlug die Stimme vor.

    Axum. Selbst hier, in der realen Welt, bestand ihre catomische Verbindung weiter. Er konnte nur durch sie zusehen, aber das machte seine Beobachtungen nicht weniger wertvoll. In der Gestalt – die durch ihre Catome erschaffen worden war, während sie beide in Stase gelegen hatten – hatten sie gemeinsam auf eine virtuelle Realität zugegriffen. Da sie nun bei Bewusstsein war, würden ihre Catome ohne Zweifel eine Weile brauchen, um sich anzupassen. Aber irgendwann könnte es sein, dass sie nach freien Stücken in diese Gestalt zurückkehren konnte.

    Nützliche Informationen, aber nicht so hilfreich wie Axums einfacher Vorschlag.

    Seven vertraute ihren Catomen nicht so bedingungslos, wie Axum es tat. Sie hätte es bevorzugt, an einem ruhigen, sicheren Ort mehr über ihre Möglichkeiten herauszufinden. Aber nun war nicht der richtige Zeitpunkt zum Zweifeln.

    Seven schloss kurz die Augen, befahl ihren Catomen, ihr das zu zeigen, was sie nicht sehen konnte. Als sie die Augen wieder öffnete, spielte es keine Rolle mehr, dass die einzige Beleuchtung des Raums von den schwach glimmenden Kontrolltafeln der Stasiskammern stammte. Genauso gut hätte es helllichter Tag sein können. Zusätzlich hörte sie die leisen Schritte des Commanders, der sich ihr näherte, wie Donnerschläge. Das Klicken des Hyposprays in seiner Hand war ein deutliches Knacken.

    Augenblicklich hob sie den linken Arm, um die Hand des Commanders beiseitezuschlagen. Sie warf sich mit dem ganzen Gewicht in die entgegengesetzte Richtung und drückte den überraschten Mann mit der linken Hand zu Boden. Um ihn festzuhalten, stieg sie rittlings auf ihn, legte im beide Hände an die Kehle und schränkte seine Luftzufuhr ein, ohne sie allerdings ganz zu unterbrechen. Das Hypospray war unterdessen irgendwo auf den Boden gefallen.

    Jetzt, da sie ihn sehen konnte, fragte sich Seven, wie sie einen derart kleinen Mann jemals hatte fürchten können. Er war menschlich. Schweiß lief ihm in Strömen über den glatt rasierten Kopf. Seine kleinen, dunklen Augen traten aus den Höhlen hervor. Die Knollennase und die dünnen Lippen waren das Auffälligste in seinem Gesicht. Einen Moment lang schlug er hilflos nach Seven, bevor er es aufgab und stattdessen versuchte, ihre Hände von seinem Hals zu lösen.

    »Widerstand ist zwecklos.« Früher waren diese Worte die herkömmliche Begrüßung der Borg gewesen, heutzutage dachte sie nur noch selten an sie, aber unter den gegebenen