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Erfolg ist kein Zufall: Eine Partitur für die Sportausbildung
Erfolg ist kein Zufall: Eine Partitur für die Sportausbildung
Erfolg ist kein Zufall: Eine Partitur für die Sportausbildung
Ebook219 pages2 hours

Erfolg ist kein Zufall: Eine Partitur für die Sportausbildung

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About this ebook

Der Autor beschreibt den Weg zum internationalen Sport vom Kind bis zum Erwachsenen. An Hand von Beispielen aus dem Leben des Autors werden Zusammenhänge hergestellt, die es möglich machen, Fehlentwicklungen im System besser zu erkennen und zu verstehen. Das Buch ist auch für Eltern eine hilfreiche Unterstützung zur Entscheidungsfindung, besonders für Mütter.
So will der Autor aufzeigen, wie es möglich ist, im Sportland Österreich eine qualitativ hochwertige Ausbildung von der Basis bis zur Spitze aufzubauen. Die positive Veränderung wird darin bestehen, dass die bisherige Verhinderungsstrategie sich in ein Begabtenförderungssystem wandelt.
LanguageDeutsch
PublisherINNSALZ
Release dateMay 21, 2018
ISBN9783903154780
Erfolg ist kein Zufall: Eine Partitur für die Sportausbildung
Author

Manfred Dengg

Manfred Dengg landete im Alter von neun Jahre nicht am Auslauf einer Sprungschanze, sondern ungeplant auf Langlaufschiern. Nach Absolvierung der Schi-Hauptschule und Schi-Handelsschule bezeichnet er sich gerne als „gelernten Nordischen“. Durch viele große nationale und internationale Erfolge zählte er über zehn Jahre zu den besten Langläufern Österreichs und war jahrelang Kaderangehöriger des Österreichischen Schiverbandes. 1986 startete er bei der damaligen Gendarmerie als Spitzensportler seine berufliche Laufbahn. Derzeit versieht Bezirksinspektor Manfred Dengg Dienst auf der mittleren Führungsebene am Bezirkspolizeikommando Murau. Die Funktionärslaufbahn begann er als Nachwuchstrainer für Langlauf und Biathlon im Wintersportverein Murau, dem einige Jahre als Skiclubpräsident folgten. Seit 2005 ist er als Referent des Bundesministeriums für Inneres für die Polizeinationalmannschaft Nordisch zuständig. Befähigungen im Sport: Diplom des BM für Unterricht, Kunst und Kultur zum staatlich geprüften Trainer, sportwissenschaftlicher Berater, staatlich geprüfter Lehrwart Biathlon, Fitsport und Schilanglauf, Ernährungsberater, Schießinstruktor für Pistole, geprüfter Kampfrichter nach FIS Norm, ÖSTA Prüfer, Konzession für Diplom Langlauf Schischule.

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    Book preview

    Erfolg ist kein Zufall - Manfred Dengg

    km.

    April 2017. Über den Dächern von Marrakesch

    Jetzt ist es so weit, es folgt eine kurze Auszeit. Gemeinsam mit meiner Frau fliegen wir in das warme Marokko. Abspannen, Seele baumeln lassen, die Zweisamkeit genießen, den Körper spüren, das Wohlbefinden stärken, das Sein hervorkehren. So genussvoll ist das Leben, wenn man sich Raum und Zeit gibt.

    Im Landeanflug bekommen wir den ersten Blick auf die im Südwesten des Landes gelegene ehemalige Hauptstadt Marrakesch. Jetzt wird auch schnell klar, warum sie als die »Rote Stadt« oder »Perle des Südens« bezeichnet wird. Kurze Zeit später sitzen wir im Shuttlebus des Hotels. Auf der ungefähr eine Stunde dauernden Fahrt zum Hotel bekommen wir Einblicke in die Welt der Gegensätze. Einerseits die Moderne des Westens, andererseits die Einfachheit der Dritten Welt.

    Inmitten der Altstadt von Marrakesch, unweit des bekannten Platzes Djemaa el Fna, haben wir unser Domizil gefunden. Die engen Gassen sind zu schmal, um mit dem Auto vor die Haustüre fahren zu können. Die letzten 150 Meter legen wir zu Fuß zurück. Wir spüren das besondere orientalische Flair. Aus den offenen Küchen erreichen unsere Nasen besondere Düfte. Wir freuen uns schon jetzt auf unsere erste »Tajine«, das Nationalgericht des Landes. Fleisch wird samt Beilagen in Tongefäßen am offenen Feuer gegart und serviert.

    Bekömmlich dazu der traditionelle Pfefferminztee mit Zucker »Ende nie«. So süß, dass sprichwörtlich der Löffel im Tee stecken bleibt.

    Zahlreiche Pferdekutschengespanne für Stadtrundfahrten standen ebenso bereit wie Kamele für einen Ausritt. Wir waren vom ersten Bodenkontakt an fasziniert und froh zugleich, dass uns unsere Wahl hierhergeführt hatte. Die hohen Mauern der Gebäude spendeten uns in den engen Gassen nicht nur wohltuenden Schatten, es zog auch ein leichter Wind durch. Die Temperaturen um die 30° Grad empfanden wir als sehr angenehm. Noch einmal ums Eck, und in einer tunnelartigen Unterführung standen wir plötzlich vor der dunkelbraunen massiven Holztür des wunderschönen Hotels RIAD LES OLIVIERS in der Rue de la Bahia 47/48.

    Auf der Dachterrasse des zweistöckigen Hauses konnten wir uns im lieblich angelegten Schwimmbad abkühlen und in der schattigen Laube entspannen. Hier begann unser Tag. Wir durften das typische Frühstück genießen und schmiedeten die Pläne für unsere Aktivitäten. Das war sehr wesentlich für eine Auszeit. Keine lange vorausgeplanten Termine. Das macht den Kopf frei. Das ist entspannend. Nicht wirklich zu wissen, was am nächsten Tag passiert. Unsere Spontanität lässt ohnehin zu, flexibel zu entscheiden und das zu machen, was im Moment die größte Freude bereitet.

    Der Weitblick über mehrere hundert Kilometer bis in das Atlasgebirge im Norden, die unendliche Weite Richtung Westen zum Atlantik und in das etwas näher gelegene, noch mit Schnee bedeckte Gebirge im Süden der Stadt überträgt sich. Sofort fällt mir ein, was ich vor Jahren einmal gehört habe: »Mein Gott, hot die Wöt a Weit’n ...«

    Ich spüre, wie sich mein Horizont erweitert, wie mein Herz aufgeht. Meine Gedanken fühlen sich in der Weite dieses Blickes viel freier an. Automatisch beginne ich ganz tief zu atmen. Ich strecke meine Arme weit aus, schließe meine Augen und lasse meinen Kopf in den Nacken zurückfallen. Das Umfeld hat mich in die Entspannungseinheit gebracht, für die so oft viel zu wenig Zeit bleibt. Ich bin angekommen.

    Das sind dann die Momente, wo der Körper die Bereitschaft signalisiert, etwas Neues zu beginnen. Das Alte loszulassen. Eine Tür tatsächlich mit der Überzeugung zu schließen, dass eine neue aufgeht. Das bringt Ruhe. So muss es sich anfühlen, wenn vom inneren Frieden die Rede ist. Alles ist gut!

    Nach wenigen Tagen öffnet sich tatsächlich die neue Tür. Da ist etwas in mir, das wie ein unwiderstehlicher Drang nach außen will. Irgendwie bin ich irritiert. Ich bin mir noch nicht ganz sicher, warum mich das gerade hier einholt. Aber sofort bin ich in meiner analytischen Welt des Trainers und stelle mir selbst die Frage: »Warum nicht hier?« Der Zeitpunkt passt ohnehin nie. Es kommt doch nur darauf an, ob man bereit ist, sich einer Herausforderung zu stellen.

    Das schneebedeckte Gebirge betrachtend lasse ich meine Gedanken kreisen. So weit weg von zu Hause. Sie sind plötzlich beim österreichischen Sport. Warum sind die Möglichkeiten für unsere Athletinnen und Athleten so außergewöhnlich begrenzt? Das konnte man sowohl bei den Olympischen Sommerspielen in London 2012 als auch beim viel strapazierten Olympiaprogramm für 2016 in Rio de Janeiro sehen. Warum werden österreichische Athletinnen und Athleten weit unter ihrem Wert geschlagen? Warum stimmt die Erwartungshaltung an den Medaillenspiegel nicht mit dem tatsächlichen Ergebnis überein? Warum ist das in vielen Ländern anders? Was ist faul im System?

    Von nun an ging alles wie von selbst. Die Zeit war gekommen. Nichts war geplant. Es fühlte sich gut an. Mein gesamtes Leben bündelte sich in diesem Moment. Es wurde zur autobiografischen Grundlage für ein Konzept, das authentisch ist. Ich schrieb vorerst ein Manuskript. Es wird später die Säule, auf der ich dieses Buch aufbaue. Eine Säule mit sehr kritischen Betrachtungen zum Sport. Emotionen kommen hoch. Aber wie soll ich das schreiben, ohne mir dabei selber zu schaden? Wie soll ich mit diesen negativ erlebten Situationen umgehen, ohne dabei die Menschen anzugreifen, die involviert waren?

    Das beabsichtige ich nicht, das möchte ich vermeiden. Es geht mir um die Botschaft. Ich verspürte in keiner Phase des Schreibens den Drang, Personen nahezutreten. Schon gar nicht, Schuldige zu finden. Das ist nicht mein Weg. Ich wünsche mir, dass die angeführten Beispiele ausschließlich dazu beitragen, die Fehlentwicklungen besser zu verstehen.

    Das beschäftigte mich auch noch, als ich bereits aus Marokko zurück war. Und deswegen lagen die Seiten immer noch vor mir. Dann ein erster Schritt. Ich hinterlegte das Manuskript bei einem Notar. Ich war von meiner Idee so überzeugt, dass ich das Urtümliche – das, was ich als Säule bezeichnete – sicher verwahrt wissen wollte.

    Jetzt kam Bewegung hinein. Ein Telefonat mit meinem Verlag. Besprechung mit dem Lektor. Er bestärkte mich. Er las in meinem Manuskript die Botschaft zwischen den Zeilen. Er verstand mich. Das half mir. Jetzt war ich bereit.

    Mittlerweile sind wir im Herbst dieses Jahres. Das Land ist im Umbruch. Eine politische Veränderung zeichnet sich ab. Ist die Zeit auch reif für eine Veränderung im Sport?

    Ich freue mich natürlich darüber, wenn ich mit meinem Konzept, mit meiner Idee jenen Platz in der politischen Neugestaltung finde, den Österreich für die Veränderung braucht.

    Dieses Buch wird alle, die erfolgreich sein möchten, auf einem friedvollen Weg siegreich ans Ziel ihrer Träume führen. Das gilt nicht nur für den Sport.

    Ich wünsche mir nämlich noch etwas. Ich wünsche mir, dass ich mit meinem Buch Teil der Veränderung für ein erfolgreiches Leben werde. Unser Leben. Im Sport, im Beruf, in der Familie.

    Koasalauf 1993

    21. Jänner 1993: Schilanglauf. Der 21. Koasalauf – einer der bedeutendsten Volkslangläufe im mitteleuropäischen Raum – musste um 1 ½ Stunden verschoben werden, weil Neuschneemengen die Organisatoren bis an den Rand ihrer Möglichkeiten brachten. Die Loipe musste erst neu gespurt werden. Es war ähnlich dem 1. »Koasa« Anfang der 70er-Jahre des vorigen Jahrhunderts, erinnerten sich die alten Haudegen der Szene. Alles andere als Winterspaß pur. Die ohnehin brutale Plagerei findet an diesem Tag im Schneefall ihre Krönung. Ist es das, was dieses Rennen zum »Kaiser« macht? Es scheint wohl so zu sein. Das mächtige Massiv des Kaisergebirges im Tiroler Unterland. Allein und eingebettet in eine der schönsten Gegenden Österreichs steht es tatsächlich majestätisch, also kaiserlich da.

    Elf Uhr: Tiroler Schützen feuern mit ihrer Kanone den Startschuss ab. Dichter Schneefall, minus zwei Grad, wegen des Windes gefühlt jedoch wie minus 15 Grad. »Mein Gott, was mach’ i denn da? Unglaublich, aber 1300 Verwegene stellen sich der 42 Kilometer langen Herausforderung. Gibt es an diesem Tag wirklich nichts anderes, als sich dieser Tortur auszusetzen?« Für die Antwort ist es nun wohl zu spät. Eine überaus erfolgreiche Saison liegt hinter mir, sie sollte beim »Koasa« ihre Fortsetzung finden. Ist ja nicht gerade bescheiden, aber das bislang erarbeitete Selbstvertrauen lässt diesen Gedanken auch bei einem so bedeutenden Rennen zu. Sprichwörtlich ein Scheißwetter, und da will ich langlaufen? Bereits nach wenigen Kilometern wartet mit der berüchtigten Huberhöhe das erste Kriterium. Als wären an diesem Tag die Bedingungen nicht ohnehin schwer genug. Wir verlassen die Au des Kohlenbachs in einer langgezogenen Wiesenschleife nach links, laufen kurzzeitig wieder zurück in Richtung Start und biegen dann nach rechts ein. Die Sicht ermöglicht an diesem Tag einen »Weitblick« von gerade einmal 50 Metern. Bis hierher konnten wir uns im Windschatten des Vordermannes abwechseln und den Südwind, der in dieser Richtung Rückenwind ist, nutzen.

    Immer noch heftiger Schneefall. Es ist so schwer zu laufen! Schuhtiefer Neuschnee bedeutet wirklich viel Schnee. Wir haben stiefelartige Spezialschuhe an, die nach vorne die Beweglichkeit des Sprunggelenkes ermöglichen, aber seitlich sehr stabil sind. Dieses Rennen ist etwas Besonderes. Das schlägt sich auch im starken Starterfeld nieder. Viele ausgezeichnete Athleten stellen sich diesem Klassiker. Ich will bei der Spitze dabeibleiben!

    Nur nicht abreißen lassen!

    Sprichwörtlich »a grauslige Bockleit’n« bergwärts entlang eines schmalen Weges, der diese steile Bergwiese in Serpentinen für die landwirtschaftliche Nutzung im Sommer erschließt. Kaum breit genug, um in der Skatingtechnik stilgerecht laufen zu können. Im Gänsemarsch geht’s hinauf. Die Position ist zu diesem Zeitpunkt sehr wichtig. Schließlich geht es darum, auch »oben« noch in der Spitzengruppe zu sein, die zu Beginn des Anstieges aus 15 bis 20 Läufern besteht.

    Spätestens jetzt versteht jeder, dass sich auf der »Huabahöh’« die Spreu vom Weizen trennt. Es ist so schwer, die Steigung fühlt sich an, als würde man eine Großschanze in die Gegenrichtung des Schispringers bewältigen. Aber nun doch positive Signale. Ich fühle mich gut! Kraft in Armen und Beinen. Der Schi passt. Ich hatte großes Glück an diesem Tag. Ein guter Bekannter von mir konnte aufgrund einer Verkühlung nicht starten. Großzügig hat er mir seinen besten Schi für dieses Rennen geliehen. Beim Wachstest vor dem Rennen war er um einiges besser als meine erste Wahl. Das ist etwas ganz Besonderes, das man nicht hoch genug schätzen kann. Erstmals auch das Gefühl: Ich schaffe das! Wird es vielleicht gar mein Tag? Stopp! Nur nicht so weit nach vorne blicken, wir sind immerhin erst im ersten Drittel. Noch ist nichts erreicht, aber schon wirklich gar nichts.

    Ich bin in meinem Element, diese Bedingungen kenne und liebe ich. Ich weiß, dass ich hier meine Fähigkeiten, mein ganzes Potenzial ausspielen kann. Bei diesen Schneeverhältnissen bin ich immer gern trainieren gegangen. Ich spiele mich beim Anstieg, ich bin super drauf und auf der sehr guten zehnten Position. Es geht nur darum, dabeizubleiben. Zirka eineinhalb Kilometer ist der Anstieg lang. Bis ich dann oben am Ende der Huabahöh’ in Schwendt das zur Kenntnis nehme, was ich ohnehin seit dem Start weiß: Jetzt erst beginnt das eigentliche Rennen. Der Fokus ist oben. Dort muss ich vorne dabei sein. Die Lunge brennt. Alles tut weh. Aber es gibt nur ein Ziel: am Ende des Anstiegs dabei zu sein. Aber das Ende sehe ich noch nicht. Mein Puls ist auf

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