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Ein Leben mit der Angst in allen Facetten
Ein Leben mit der Angst in allen Facetten
Ein Leben mit der Angst in allen Facetten
Ebook71 pages38 minutes

Ein Leben mit der Angst in allen Facetten

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About this ebook

Der Autor Franz Felder, 1956 geboren, durchlebt seit seinem zwölften Lebensjahr Zwangsstörung, Sozialphobien, Panikattacken und generalisierter Angst. Sein Ziel ist, durch die Schilderung des Krankheitsverlaufes viele Facetten der Angststörung erkennbar zu machen. Jede Facette bzw. Etappe wird zuerst als kurzer Erlebnisbericht beschrieben um dann den Fragen, was geholfen hat, was geholfen hätte und was falsch gelaufen ist, nachzugehen. Dies soll Betroffenen helfen, mit der Krankheit besser umzugehen und Außenstehenden etwas mehr Verständnis ermöglichen. Am Ende des Buches setzt sich der Autor noch mit den Problemen und Ansatzpunkte aus Sicht des Partners/der Partnerin auseinander, reflektiert kurz die Säulen, die ihn durch den schweren Weg getragen haben und gibt einige Literaturtipps.
LanguageDeutsch
Release dateJul 5, 2018
ISBN9783752889734
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    Ein Leben mit der Angst in allen Facetten - Franz Felder

    sind.

    1 Eine glückliche Kindheit?

    Der Rückblick in die Kindheit ist äußerst widersprüchlich. Lasse ich mich von den globalen Emotionen treiben, spüre ich eine unbeschwerte, glückliche Zeit, mit Freiheiten, die in der heutigen, sicherheitsfixierten Zeit nicht mehr vorstellbar sind. Ab dem fünften Lebensjahr ging ich ohne Begleitung in den Kindergarten und dann in die Schule. Ich konnte ganze Nachmittage die nahe gelegene Au durchstreifen, ohne dass mich jemand be- oder überwachte. Das war auch deshalb möglich, weil Lernen kein Problem darstellte – ich war ein »Vorzeigekind«.

    Das ist der Punkt, an dem es in der Erinnerung widersprüchlich wird. Denke ich an konkrete Situationen, so tauchen viele Schatten auf. Als Sohn einer öffentlichen Person in einer Kleinstadt stand ich immer unter »Beobachtung« und war zugleich der überbordenden Erwartungshaltung der Eltern, im Besonderen des Vaters, ausgesetzt. Ich war der Sohn, der alles kann. Wenn es etwas zu erledigen gab: Franz kann das. Franz war der Stolz des Vaters und wurde in der Öffentlichkeit vorgezeigt. Franz sollte aber auch vieles nicht tun, weil es sich für einen Sohn einer öffentlichen Person nicht gehört. Alles stand unter dem Generalthema: »Was werden die Leute sagen?« Kleine – aber von mir extrem ungerecht empfundene – Episode: Ich gewann einen Dartwettbewerb für Kinder. Mein Vater bestand darauf, dass ich auf den Sieg verzichtete, damit niemand Schiebung unterstellen könne.

    Trotz aller Freiheiten, die ich hatte, wurde großer Wert auf korrektes Benehmen und auf Leistung gelegt und gröbere »Verstöße« wurden mit Prügel mit einem Weidenstock betraft.

    Wenngleich es für meine Eltern den Anschein erweckt haben mag, die diversen Aufgaben (Einkäufe, Reklamationen, Erledigungen im Haus, Repräsentation bei öffentlichen Veranstaltungen, Vorführung vor Unbekannten) gingen mir locker von der Hand, verlangte mir manches sehr viel Selbstüberwindung und Disziplin ab. Die bereits in früher Kindheit erworbene Maske der Unerschrockenheit (Franz kann alles) korrespondierte zuweilen nicht mit den wahren Emotionen. Wieder ein Detail aus der Volksschulzeit: Wir wohnten in einem Altstadthaus, in dem am Ende des Kellers seitlich ein Gang in ein unterirdisches Fluchtsystem führte. Dieser Gang war nach einem kurzen Stück zugemauert und so Teil des unbeleuchteten Kellers. Es war stockfinster, und immer, wenn ich etwas aus dem Keller holen musste, fürchtete ich mich sehr. Aber es war schon damals klar, dass ich das nie zugeben würde. Franz kann ja alles.

    In den vielen psychotherapeutischen Sitzungen, die viel später folgen sollten, wurde immer wieder versucht, hier die Wurzeln meiner Krankheit zu finden. Letztlich habe ich irgendwann die Entscheidung getroffen, dass mir eine »Ursachenforschung« zu langwierig und ohne Aussicht auf einen konkreten Nutzen ist.

    2 Erste Phase der Krankheit

    2.1 Ein Erlebnisbericht

    Gehe ich zurück in die Übersichtsperspektive, sehe ich wieder das entspannte Bild. Völlig unbegreiflich war daher das plötzliche Auftreten von Zwangshandlungen im Alter von elf Jahren. (Ich habe den Verdacht, aber ich kann mich nicht mehr genau erinnern, dass es mit dem Übertritt von der Volksschule ins Gymnasium zusammenfiel.) Ich hatte mein eigenes Schlafzimmer, ein schmaler Raum zwischen Elternschlafzimmer und Bad. Quasi aus dem Nichts entstand der Zwang, nach dem Niederlegen noch einmal aufzustehen und nachzusehen, ob in den beiden angrenzenden Räumen das Licht abgedreht war. Das steigerte sich so,

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